Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JANUAR 1955

IX. JAHRGANG, Nr. 4

D I E


ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76 77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»-
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
^aag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
fc-■-

frühe?:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurlürstenstr.76-77 • Tel. B5 Barbarossa7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1.50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4.50



Istanbul, Hagia Sophia, Narthex: Mosaik im Tympanon der Porta Basilica
Der segnende Christus und Kaiser Leo VI. (Photo Byzantine Institut)

eben Reproduktionen zugänglich gemacht
wurden, wird manche Hypothese Strzygow-

Tizian -Ausstellung
Venedig ehrt seinen größten Meister. In
den Kalender der nationalen Veranstaltungen
des Ausstellungswesens hat Mussolini für
Venedig eine Ausstellung der Werke Tizians
eingesetzt. Man hofft, vor einer einzigartigen
Gelegenheit zu stehen, die Werke des größ-
ten Malers Venedigs vereinigt zu sehen.
Denn eimal wird der gesamte und auch sehr
stark zerstreute italienische Besitz in der
Lagunenstadt zusammenkommen. Zum an-
deren aber hat man die Gewißheit, daß zum
mindesten ein Großteil der sich im Auslande
befindlichen Bilder den Weg in die Heimat
antreten kann. Die Ausstellung wird durch
die Stadt Venedig organisiert; Dr. Nino
Barbarntini als Organisator der vene-
zianischen Museen und der Ferraresischen
Ausstellung hochverdient, wird auch die
Tizianausstellung leiten. Sie wird in dem
Palast der Pesaro, einem Werk Longhenas.
untergebracht werden und auch die Wahl
dieses Palastes muß als bezeichnend betrach-
tet werden. Denn für die Familie der Pesaro
malte Tizian die berühmte Pala des Altars
der Fran-Kirche. Von dem ungeheueren
Werk Tizians verbleiben gegenwärtig etwas
weniger als 300 Bilder. Ungefähr ein Sechstel
der Werke befinden sich in Spanien, ein
Zehntel in Venedig. Aber in Venedig blie-
ben mit Ausnahme der Venus der Ca’ d’Oro
und des Sultans aus dem Besitz Brass aus-
schließlich religiöse Werke.
Die wahren Edelsteine des Oeuvres muß
man außerhalb der Lagunenstadt suchen. Sie
finden sich in Rom, in Neapel, in Florenz,
Mailand und in anderen italienischen Städteirf
dann aber in London, Paris, Dresden, Wien
und München. Man hat nicht allzu über-

1) The Mosaics of St. Sophia at Istanbul. — Pre-
liminary Report on the First Year’s Work, 1931—32. The
Mosaics of the Narthex by Thomas Whittemore. Oxford/
Paris 1933.

skis erschüttern und der Kunstgeschichte des
Abendlandes ein neues Gesicht geben.

in Venedig geplant
triebene Hoffnungen in Venedig, diesen Aus-
landsbesitz in seinem annähernd ganzen Um-
fang in der Ausstellung vereinen zu können.
Mit allen Mitteln der Diplomatie bemüht
man sich freilich um den für die Beurteilung
Tizians wichtigsten Bilderblock des Prado in
Madrid. Aber ob die ausländischen Galerien,
die zwar nur ein oder zwei Bilder des Mei-
sters, dafür aber die berühmtesten besitzen,
die Erlaubnis geben werden, diese Bilder für
einen Besuch in der Heimat freizugeben, ist
fraglich. Es wäre im Interesse der großen
Oeffentlichkeit zu wünschen.
Haben die ausländischen Galerien Sorge
um ihren kostbaren Besitz, so muß auf die
sorgfältige Wahl des Ausstellungspalastes
aufmerksam gemacht werden. Der Palazzo
Pesaro ist vollkommen aus Stein, und zwar
fast ganz aus Marmor gebaut. Er steht für
sich allein auf einer kleinen Insel, getrennt
vom übrigen Venedig durch den Canal
Grande und zwei kleine Kanäle: die Dogen
Pesaro haben ihm den geschlossenen Cha-
rakter einer Festung gegeben. Die Funda-
mente ruhen im Wasser. Gegenwärtig ist er
durch die Galerie der internationalen mo-
dernen Kunst besetzt, die für die Dauer der
Tizianausstellung in die Magazine wandert.
—th.
Ausstellungen
in Sierlin
Gerhard Mareks
Den Ausstellungsraum der Buchhandlung
Karl Buchholz in Berlin beherrschen
unter einer Beigabenfülle an Zeichnungen
und Graphik seiner Hand vierundzwanzig
plastische Werke von Gerhard Mareks. Der

l^reigelegte Mosaiken
in cler Hagia Sophia

mit
und

primi-
Dort
fron-
Heili-

der
in

im Hinter-
Kaiser zu
Vergleichen
! man
sein

leo VI. Detail des Mosaiks in der Hagia Sophia, Istanbul

den raven-
römischen
Bilder der
linkischer,
und
erscheinen,
strenge Symmetrie,
tale Darstellung der
gen und der kaiserlichen
Familie, hier dagegen ein
Mangel an kompositionel-
lem Gefühl und eine spar-
samere Verwendung
Mosaiksteinchen, die
breiten Streifen den Ze-
mentgrund in Erscheinung
treten lassen.
In den Friesen unterhalb
der Mosaiken finden wir
eine seltsame Mischung
hellenistischer und sassani-
discher Ornamente, ähnlich
den Motiven der M’schatta-
Fassade; ein Beweis für die
engen Beziehungen zwi-
schen den Hauptstädten
des Orients und des Okzi-
dents. Die Entdeckung die-
ser Ornamente, die in dem
Werk von Whittemore1),
dessen freundlichem Ent-
gegenkommen wir die Re-
produktion des Mosaiks
verdanken, in vortreffli-

Dank der aufgeklärt europäischen Politik
Kemal Paschas, wußte der Führer des türki-
schen Volkes seine Untertanen für eine
Nationale Kunst und Kultur zu begeistern
*'nd das Interesse für die im Lande befind-
Kchen Kunstwerke der Vergangenheit zu er-
wecken. Er überzeugte die fanatischen Mo-
■'amedaner von den unschätzbaren Werten
(ler Denkmäler aus byzantinischer Zeit, die
ünter der dicken Stuckdecke der Hagia
Kophia verborgen sind. So gelang es ihm,
'he Hauptkirche der Muselmanen zu einem
Museum umzugestalten und den Direktor des
byzantinischen Instituts in Boston, Professor
Whittemore, zur Freilegung der kost-
baren Mosaiken zu veranlassen.
In der mächtigen Vorhalle dieser größten
frühchristlichen Kuppelkirche wurde vor
einigen Jahren diese schwierige Arbeit be-
gonnen. Fahrbare Gerüste mit mehreren
Etagen wurden aufgestellt und millimeter-
weise schlug man den Stuck von der Decke,
ohne jedoch mit irgendwelchen Säuren die
dahinter schlummernden Mosaiken zu ge¬

fährden. Und jetzt, nach-
dem nach vierjähriger Ar-
beit die Gerüste aus dem
Narthex entfernt sind, steht
man geblendet von der
Pracht des Goldes in tief-
ster Bewunderung vor den
freigelegten Mosaiken.
Ueber dem mittleren der
fünf Portale, der „Porta
Basilica“, die nur die Kai-
ser durchschreiten durften,
erschien unter dem Kalk
ein großes Tympanon-
mosaik mit dem segnenden
C hristus, der Madonna
und dem Erzengel Gabriel
grunci und einem knieenden
Füßen Christi (s. Abb.). Nach
mit zeitgenössischen Münzen konnte
feststellen, daß dies Kaiser Leo VI.
muß (886—912) und man schloß daraus, daß
der justinianische Bau unter diesem Kaiser
eine Bereicherung der in-
neren Ausstattung erfuhr
(s. Abb.). Die Ikonoklasten.
die Bilderstürmer im ost-
römischen Reich, hatten
für lange Zeit den Bilder-
schmuck verboten und die
früheren Bilder zerstört. So
kommt es, daß bei einem
Vergleich
natischen
Mosaiken die
Hagia Sophia
ungeschickter
tiver

Antike Rahmen

PAUL TIECKE
Restaurierungen aller Art

Rahmen-Kopien

Berlin W62, LUtzowplalz 11

Tel.: KurfUrsl Bl 1762

EUGEN PEISSAK
Antiquitäten ’j Gemälde alter Meister / Alte Teppiche / Gobelins und Aubussons
Berlin W 62, LUtzowplalz 1 Tel. B 2 Liiizow 5036
Eingang Lützowstraße

L. BERNHEIMER
MÜNCHEN LENBACHPL. 3

ANTIQUITÄTEN:

MÖBEL / KUNSTGEWERBE / KAMINE / ÖFEN
TAPISSERIEN / TEPPICHE / STOFFE / STICKEREIEN
OSTASIATISCHE KUNST / VERTÄFELUNGEN etc.
 
Annotationen