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17. NOVEMBER 1955

IX. JAHRGANG, Nr.46

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LMONDE*ARTS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DER REICHSKAMMER DER BILDENDEN KÜNSTE / FACHGRUPPE: KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDEL

Erscheint jeden Sonntag im We 1 tkuns t-Ver 1 ag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
in den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
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reich und Belgien fr. Frs. 3 5; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1.50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4 so

Das Problem des Internationalen

Kunsthandels
Versuch einer Lösung durch den Internationalen Kunsthändler-
kongreß in Brüssel (Fortsetzung aus Nr. 45)

Man hat noch kein System gefunden,
um eine einheitliche Formulierung für
Zollgutachten zu schaffen. Es gibt noch keine
endgültigen Echtheitszeugnisse, die die Be-
hörden geigen Betrug oder auch nur gegen
Irrtum wider besseres Wissen sichern. Die
Regeln, die solche Zollgutachten bestimmen,
wechseln je nach den Ländern. Für alte
Kunstwerke kann nur ein einziges Kriterium
in Frage kommen: Ist das Objekt alt, vor
1830 entstanden oder nicht? Hat es einen
künstlerischen oder erzieherischen Charakter

Spanisch. Anfang des 16. Jahrhdt. Neuerwerbung der
National-Gallery, London (Photo: National-Gallery)
(s. Bericht S. 4)


oder nicht? Wenn in den Vereinigten
Staaten der Zollbeamte mit Hilfe seines
Experten eine Entscheidung getroffen hat,
kann dagegen kein Einspruch mehr erhoben

werden.. Es bleibt nur ein Appell an die
Zentralbehörde, die ein langwieriges und
kostspieliges Verfahren einleitet. Es ist da-
bei oft vorgekotmmen, daß wirklich echte
Kunstwerke vom Zollbeamten abgewiesen
und an den Absender zurückgeschickt wur-
den, nur weil der Käufer die langwierige
Untersuchung nicht in Kauf nehmen wollte.
Daraus ist oft ein erheblicher Schaden er-
wachsen, und das Kunstwerk kehrte mit
großen Kosten an seinen früheren Besitzer
zurück. In Frankreich ist das Zollsystem
loyaler festgelegt. In Zweifelsfällen kann der
Käufer einen der vereidigten Experten wäh-
len, die in einer Liste, nach Spezialitäten
geordnet, durch die Zollverwaltung und die
Handelskammer gemeinsam zusamimenigestellt
worden sind.
Die vom Kongreß geforderte Aufhebung
der Zölle für alte Kunstwerke wird den Aus-
tausch dieser Objekte wesentlich fördern,
den Handel beleben und zugleich ein wirk-
sames Mittel zur Kunsterziehung bilden. Die
Museen könnten dann wieder ihre .staat-
lichen Sammlungen bereichern und dazu bei-
tragen. den Geschmack und die Handfertig-
keit der Künstler zu fördern.
In. den Ländern, die heute noch Einfuhr-
zölle auf alte Kunstwerke erheben, sollte bis
zur Abschaffung dieser Maßnahmen ein Zah-
lungsaufschub gewährt werden, damit dem
Kunsthandel dadurch die Wiederausfuhr er-
leichtert werde.
Neben der freien Einfuhr sollte auch
eine entsprechende freie Ausfuhr gewähr-
leistet werden. Dies ist eines der heikelsten
Probleme des internationalen Kunsthandelis,
das allerdings mehr die Kunstverwaltung als
die Zollbehörden betrifft.
Besonders in Italien und Spanien bestehen
Gesetze, die die Ausfuhr von Kunstwerken
verbieten oder mit sehr hohen Ausfuhrtaxen
belasten. Dies behindert erheblich den freien
Handel. Das Pacca-Gesetz in Italien, das be-
stimmt ist, die nationalen Werte im Lande
zu halten, hat den italienischen Kunsthandel
völlig lahmgelegt. Wenn die Regierungen
jedoch weiter auf ihrem Ausfuhr verbot be-
stehen sollten, dann wären regelmäßig er-
scheinende Listen für alle verbotenen Stücke
aufzustellen, damit die Sammler und Händler
nicht in die Gefahr kommen, Dinge zu er-
werben, deren Ausfuhr später verhindert
wird.
Es bleibt noch viel zu tun, bis alle diese
Fragen entschieden sein werden. Aber der
Kongreß hat mit großer Energie sich für
alles eingesetzt, was dem Kunsthandel zum
Nutzen gereichen kann. F. N.

Jan van de Capelle, Meeresufer beim Mondschein. 46X63% cm, Holz. Im Besitz einer Amsterdamer
Kunsthandlung (Photo: Vaux)


Zwei Seltenheiten aus dem holländischen
Kunsthandel

Werke des kunstliebenden „carmosynver-
wer“ Jan van de Capelle, des — trotz einem
Willem van de Velde d. J. — wohl bedeu-
tendsten holländischen Marinemalers, ge-
hören zu den Seltenheiten des Museums-
besitzes und des Kunsthandels. Eine Amster-
damer Kunsthandlung besitzt nun ein
ganz eigenartiges und einzigartiges unan-
zweifelbares -Stück von der Hand des selte-
nen Meisters: ein Meeresufer beim
Mondschein (s. Abb.). So selten ein
derartiges Stück ist, so hervorragend ist die
Qualität dieses Bildes, von dem ein stiller
Zauber ausgeht, wie ihn der bekannteste Ma-
ler von Mondscheinlandschaften — fast der
einzige, der weder ins Süßliche noch ins
Schwächliche verfiel — Aert van der Neer,
kaum je erreichte. Ganiz licht und silbrig
leuchtet der Mond durch die Wolken und
über Meer und Ufer, alles umspielt sein per-
lenmatter Schimmer, und das Bild, eine der
wundervollsten Nachtdarstellungen, ist licht
und leuchtet fast von innen. Langsam
gleitet — im Gegensatz zu van der Neers
Bildern, die den Blick in die Tiefe lenken —
das Auge des Betrachters an der unmerk-
lich ineinander übergehenden, komponierten

Fläche von Vorder-, Mittel- und Hinter-
grund vorbei.
Für ein ziemlich frühes Werk des großen
J. D. de Heern (s. Abb. S. 2) halten Sach-
verständige die 1636 datierte „Vanitas“ im
Besitz einer Rotterdamer Kunsthandlung;
zwei Totenschädel, einige Bücher, Sand-
uhr, Silberschale, Geldstücke usw. ge-
mahnen an die Vergänglichkeit alles Ir-
dischen, und sowohl durch die beson-
dere Komposition — was für ein Fund
ist der auf dem alten Schmöker liegende, von
unten gesehene Schädel! — als auch durch
die kraftvolle Malerei wird der Betrachter
gefesselt. So eindrucksvoll spricht alles auch
zu den Kindern einer anderen Zeit, daß es
des „Memento mori“, mit dem der Meister
sein Werk versah, gar nicht bedurft hätte.
Nur ein holländischer Maler konnte alles so
realistisch und doch höchst persönlich abbil-
den, und nur ein Gemüt, das noch fast mittel-
alterlicher Frömmigkeit fähig, und dem das
Malen einer Vanitas nicht ausschließlich loh-
nender Tageserwerb war, konnte sich so ein-
dringlich in diese toten und doch so leben-
den Dinge versenken und dem Betrachter
noch nach Jahrhunderten in die Stimmung
jener Tage führen. Dr. W. M.

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