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D 1 E


8- SEPTEMBER 1935

ART»///,»WORLD

IX. JAHRGANG, Nr. 55/36
NST
Lf MONDE,/,»AKTS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
offizielles organ der Reichskammer der bildenden künste/Fachgruppe: kunst- und Antiquitätenhandel

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76 77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
’n den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
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Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung:
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Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee® 1.50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4 50

Kunstsammeln als Kapitalanlage ?

D. — Es hat zu allen Zeiten Spekulanten
der Kunst gegeben, die im Kunstwerk das Ob-
jekt ihrer materiellen Begierde erblickten
11 nd es demgemäß auszunutzen versuchten.
Vielleicht birgt überhaupt die Besitzfreude
auch des idealistischsten Sammlers bereits
'm Keim die Freude am meßbaren Wert. Zu
einem rein kapitalistischen Objekt ist das
Kunstwerk aber erst im Laufe der letzten
Jahrzehnte geworden. Dem Glauben an die
'Ulmer größer werdende Objektivität der
Wissenschaft folgte der Glaube an den fest-
stehenden Wert des Sammlerobjekts in je-
nem kapitalistischen Sinne, dem alle mate-
riellen Dinge unterworfen sind. Man glaubte,
ohne das innere Bedürfnis, ohne sachliche
Kenntnisse, ohne die sammlerische Leiden-
schaft, die das Kunstwerk verlangt und die

ihm überhaupt erst die Höhe seines ..Preises“
vorschreibt, Kapitalanlage ebenso in Kunst
wie in Diamanten, Aktien, Grundstücken
oder Häusern tätigen zu können. Erst diese
Einstellung hat, wie hier schon öfter betont
wurde, jene Mißstände auf dem internatio-
nalen Kunstmarkt gezeitigt, die im Fälscher-
und Expertisenwesen ihren sichtbarsten Nie-
derschlag gefunden haben. Wir bestreiten
nicht, daß in Zeiten eines reinen Kapitalis-
mus das Verhältnis von Angebot und Nach-
frage gerade auf dem irrealen Gebiet der
Kunst die Preisgestaltung regelt; aber wir
betonen ebenso bestimmt, daß es ein abso-
lutes Rezept für Kapitalanlage auf dem
Kunstgebiete nicht gibt. Gerade diejenigen
Sammler, die ohne eigene Kenntnisse sich
nur dem schwankenden Boden der begutach-
teten Zuschreibung an-
vertrauen, sind am öfte-
sten das Opfer eines
Trugbildes geworden.
Das heißt: die vor-
sätzliche Zweck-
absicht der Kapitals-
anlage in Werken der
bildenden Kunst ist un-
erfüllbar, weil dasKunst-
werk dadurch seines
eigentlichsten Wesens
entkleidet wird und als
rein materielles Objekt
auf das Niveau der den
Marktschwankungen un-
terworfenen Aktie her-
abgedrückt wird. Kunst-
sammeln kann aber auch
im materiellen Sinne
schöpferisch sein, wenn
das Endergebnis, die
Sammlung, aus dem
w ichtigen nachschöpfen-
den Instinkte der Lei-
denschaft und Sach-
kenntnis heraus sich
selbst bestätigt. Wer aus
dem inneren Drange auf-
bauend sammelt, wird,
das haben Generationen
von Sammlern bewiesen,
auch im materiellen
Sinne niemals zu Scha-
den gelangen.
Diese Vorbemerkun-
gen scheinen uns ange-
sichts eines Aufsatzes
der Schweizer „F i -
n a n z - R e v u e“ vom
7. August 1935, der in
seinem Gedankengang
wohl das Höchstmai?
nacktesten Materialis-
mus’ darstellt, notwen-
dig. Der schaffende
Künstler und das Kunst-
werk sind für den Ver-


Heiliger Christophorus. Holzschnitt, altkoloriert
Süddeutsch, um 1450
Ausstellung« Berlin, Kupferstichkabinett

(Photo Kupferstichkab.)

fasser dieses Aufsatzes
Objekte, gut genug, ein
Rezept für das „Kunst-
sammeln als Kapitalsan-
lage“ zu würzen. Wir
lassen ohne weiteren
Kommentar die betref-
fenden Ausführungen
dieser Zeitung ungekürzt
hier folgen. —
„... Anders ist es mit
Werken anerkannter
Künstler. Solange ein
Künstler noch lebt, kann
er natürlich noch mehr
Werke produzieren und
den Wert seiner eigenen
Hand vermindern. Aber
derjenige, der Kunstwer-
ke als Mittel der Vermö-
gensicherung für seine
N ach k o mm en sammelt,
darf im allgemeinen er-
warten, daß der heute
lebende Künstler eben-
falls tot sein wird, wenn
seine Familie das von
ihm erworbene Kunst-
werk als letzte Reserve
angreifen muß. Immer-
hin ist es mit lebenden
Künstlern so eine Sache:
Ist derKiinstler durch die
Kritik, durch allgemeine
Tagesströmungen zur Be-
rühmtheit geworden, so
besteht die große Gefahr,
daß er in den Kunst-
geschichten der Zukunft
mit zwei Zeilen abgetan
sein wird, — dann hat
man dessen Werke
überzahlt und eine sehr
schlechte Kapitalanlage
gemacht. Handelt es
sich um einen jun-
gen, vielversprechenden
Künstler, der sich erst
noch durchsetzen wird
(Fortsetz. auf S. 2)


Profilbildnis eines Mädchens. Kupferstich
Florentiner Meister um 1450 in der Art des Domenico Veneziano
Ausstellung: Berlin, Kupferstichkabinett
(Photo Kupferstichkab.)

Ursprung und
Ausstellung

erste Blüte der Graphik
a
m Kupferstichkab! nett Berlin

Diese wunderbare Schau, die sich dem
Zyklus nordischer Graphik anschließt und in
ihrer Verbindung von deutscher und italieni-
scher Kunst gleichzeitig das Bindeglied bildet
zu einer zweiten Ausstellungsreihe, die dem
graphischen Schaffen der romanischen Län-
der gewidmet ist, mag vielleicht dem breiten
Publikum, soweit es noch nicht durch die
vorangegangenen Ausstellungen geschult ist,
nicht so leicht zugänglich sein, bietet aber
dem Kunstliebhaber und Kenner ein Mate-
rial von seltener Geschlossenheit und Schön-
heit dar. Der deutsche Einblattholzschnitt

des 15. Jh. (s. Abb.), der im ersten Saal in
einer Reihe herrlicher kolorierter Exemplare
vorgeführt wird, bildet in dieser Zahl einen
einzigartigen Schatz des Berliner Kabinetts.
Er stellt aber auch eine der bewußtesten
und stärksten Aeufierungen des spätmittel-
alterlichen deutschen Kunstwillens dar und
zeichnet analog der Plastik und Malerei eine
fortschreitende Entwicklungslinie bis zu den
Meistern der Dürerzeit, deren Anfänge hier
in den dem jungen Dürer zugeschriebenen
Illustrationen des Basler Terenz gestreift
werden. Daneben sieht man eine Anzahl

Antike Rahmen

PAUL TIECKE
Restaurierungen aller Art

Rahmen-Kopien


W62. LUlzowplaiz 11

Tel.: Kurfürst Bl 1762


Neueröffnung Mitte September
Hans Hartig Antiquitäten
Berlin W 35, Schöneberger Ufer 39
(Nahe Bendlerbrücke) • Fernruf: B 1 Kurfürst 3011

ANTIQUITÄTEN:

MÖBEL / KUNSTGEWERBE / KAMINE / OFEN
TAPISSERIEN / TEPPICHE / STOFFE / STICKEREIEN
OSTASIATISCHE KUNST / VERTÄFELUNGEN etc.

L. BERNHEIMER
MÜNCHEN LENBACHPL. 3
 
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