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20. OKTOBER 1935

IX. JAHRGANG, Nr.42


L(-MONDE</»ART5

ART^teWORLD

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DER REICHSKAMMER DER BILDENDEN KÜNSTE/FACHGRUPPE: KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDEL

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76 77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
in den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
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Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45 ; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 3 5; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee® 1.50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4 50

Von der sechsten Triennale

Mailand bereitet die sechste Triennale
vor; am neunten Mai 1936 wird sie im
Kunstpalast eröffnet werden. Mag in Afrika
geschehen was da will, in Mailand wird die
Werkkunst herrischen. Jetzt wird der Palast
überholt; die Sportausstellung wandert aus;
die großen Salons werden in ihrer ursprüng-
lichen Form wiederhergestellt. Im Park
wird bereits das Gebäude für die „Moderne
Wohnung“ gebaut, der wichtigsten Ausstel-
lungsabteilung der kommenden Triennale.
Der Präsident der Triennale Dr. Barella hat
den ungeheuren Einfluß, den die Verlegung
der Ausstellung von Monza nach der Groß-
stadt Mailand auf das italienische Leben
ausgeübt hat, mit einigen Zahlen belegen
können. Auf das praktische italienische
Leben nämlich war die Werkkunstausstel-
lung .ziemlich ohne Wiederspiegelung ge-
blieben, solange sie sich in Monza befunden
hatte. Nach der Verlegung der Triennale
nach Mailand sind in einem Jahr -202 und' im
Jahre darauf 214 Läden und Geschäftslokale
modernisiert und umgebaut worden. Dr. B-a-
rella gab an, daß man in dem Zeitraum
1930—34, namentlich aber 1933—34. den bei-
den Jahren während und nach der- letzten
Mailänder Triennale, den Umsatz an moder-
ner Werkkunst, sei es durch Erwerb von
Einzelgegenständen, sei es durch architekto-
nische Neugestaltung auf ungefähr 70 Mil-
lionen Lire ansetzen kann. Für Modernisie-
rungen sind allein in Mailand im Jahre 1934
14 Millionen Lire ausgegeben worden. Bis-

ben -sind. Daher hat man sich entschlossen,
auf der kommenden 6. Triennale die Sonder-
ausstellung der modernen Wohnung einzu-
richten, um auch auf diesem Gebiet der Be-
völkerung Anregungen zu geben. Die Aus-
stellung zerfällt in mehrere Teile, von denen
die der Materialien aus der Industrie und
dem Handwerk belehrend zur Seite stehen
soll. Von großem Interesse auch für die
nichtitalienische Architektur dürfte die Aus-
stellung des Mittelmeeirbaues sein, d. h. eine
Ausstellung der kleinen traditionell-antiken
Bauwerke aus dem südlichen Inselgebiet, vor
allem Landhäuser und Bauernhäuser, in
denen sich die verschiedensten, teils uralten
Bauelemente in ziemlicher Reinheit erhalten
haben. Sodann gibt es eine Abteilung, -die
die Entwicklung des modernen öffentlichen
Gebäudes, das große Volksmassen zu be-
herbergen hat, vor allem Theater, Stadt-
hallen und ähnliches, darstellen wird. Die
wichtigste Abteilung aber dürfte die der
eingerichteten und in ihrer Funktion wäh-
rend der verschiedenen Stunden des Tages
gezeigten modernen Wohnung sein. Die ver-
gangenen beiden Triennalen zeigten als
historische Ausstellungen eine Schau des an-
tiken Glases und eine Schau -alter Bronzen.
Die kommende Triennale wird eine Schau
der Goldschmiedekunst eingliedern. Man
glaubt damit aus dem reichen Besitz italie-
nischer Goldschmiedekunst einen Beitrag zur
Entwicklung der europäischen modernen
Goldschmiedekunst geben zu können. -th.


Percy Crosby, Lone Cowboy
Neuerwerbung des Musee Jeu de Paume, Paris
siehe Notiz S. 4 (Photo Archiv)
her haben sich aber die die Werkkunst
lad die Industriekunst beschäftigenden Mo-
dernisierungen fast ausschließlich auf Ge-
schäfts-lokale -bezogen, während die Privat-
Vohnungen noch ziemlich unberührt g-eblie-

Deutsche
Ausgrabungen
vor der Sophi enkirche
zu Konstantinopel

Ende 1934 wurde durch Erlaß der türki-
schen Regierung die berühmte Hagia Sophia-
Moschee dem islamischen Kult entzogen und
der Museumsverwaltung unterstellt. Damit
war erst eigentlich der Weg freigemacht zur
gründlichen Erforschung dieses einzigen
Zeugen vergangener byzantinischer Welt-
machtgröße, der als Bau noch im wesent-
lichen so erhalten ist, wie ihm Kaiser Justi-
nian nach -dem Erdbeben -des Jahres 558 die
letzte Gestalt gab. Er war von demselben
Bauherrn 532—37 an Stelle einer älteren
Basilika erbaut worden, über deren Aussehen
man bisher so. gut wie nichts wußte. Im Zu-
sammenhang mit der erwähnten Neuordnung
unternahm nun das Archäologische Institut
des Deutschen Reiches auf Antrag der Gene-
ralverwaltung der Istambuiler Museen im
Westhof Ausgrabungen, über die Dr. Alfons
M. Schneider im laufenden Jahrgang -der
„Forschungen und Fortschritte“ (Nr. 22,
S. 282 f.) berichtet. Es gelang, zunächst das
Aussehen des heute verschwundenen bzw.
verbauten, von 4 Säulenhallen umgebenen
Vorhofes justinianischer Zeit genau festzu-
legen. Weit interessanter und für die Ent-
wicklungsgeschichte der frühbyzantinischen
Kunst von größter Bedeutung sind jedoch

die Reste der älteren
Kirche, die unter dem
Hof zutage kamen. Es
handelt sich um die
Westfassade der alten
Basilika, die auf Grund
der Grabungsfunde nun
wieder rekonstruiert
werden kann. Der von
drei Eingängen durch-
brochenen Westwand
war eine 8,5 m hohe
Säulenhalle vorgelagert,
von der 6—7 Stufen zu
einer Straße führten.
Der Hauptei nganig war
durch eine besonders
schone, reich ornamen-
tierte Toranilage her-
vorgehoben. Ein mäch-
tiger, oben von einem
kreuzgeschmückten Gie-
bel abgeschlossener Tor-
bogen unterbrach den
ruhigen Fluß der
wagerecht abgedeck-
ten Säulenhalle und
führte unter einer kas-
settierten Tonnendecke
zum Eingangsportal aus
buntfarbigem Kalkstein.
Die zur Toranlage ge-
hörigen Architektur-
stücke, darunter zwei
über 5 m lange Fries-
balken mit Lämmer-
diarstellungen, stammen
aus der Zeit des Kai-
sers Theodosius II., der
die vom großen Kon-
stantin gegründete So-
phienkirche 404 bis 415
nach einem Brand wie-
derherstellen ließ.

Ludwig Kasper, Hockende (Kl. Akademie)
Herbstausstellung
der Preuß. Akademie der bildenden Künste, Berlin


Herbstausstellung der Berliner Akademie

Zur diesjährigen großen Herbstschau der
Preußischen Akademie, die am Pariser Platz
mit einer Sonderausstellung von Werken des
fünfundsiebzigjährigen Philipp Franck
eröffnet wurde, sind Begabungen aus dem
künstlerischen Nachwuchs etwas reichlicher
her-angezogen worden. Dem Gesamtbild
dieser, traditionelles Schaffen naturgemäß
stark -betonenden Veranstaltung hat dies
sichtlich -gut getan. Es wirkt frischer und
anziehender als in den beiden Vorjahren,
was aber zu einem nicht unerheblichen Teil
auch Verdienst einer ausgezeichneten Hänge-
arbeit ist, die das Sehen leicht und ange-
nehm gemacht hat.
Unter den plastischen Arbeiten
fällt ein beseelter Frauenkopf von Richard
Scheibe auf. Seine für -die I. G. Fiarbenwerke
geschaffene Bronzegestalt der „Saarbefrei¬

ung“ gibt mit Georg Kolbes kniender
„Pieta“, drei Bildnissen Leo von Königs,
zwei dekorativen Tafeln von Altherr und
dem „Nordseekutter“ von Ilans Stübner
dem großen Eingangssaal das Gesicht. Von
den figürlichen Beiträgen der Bildhauer ver-
dienen die Stukkos Ludwig Kaspers (s. Abb.),
Fehrles „Stehendes Mädchen“ in Bronze,
Milly St-e-gers „Sinnende“ und Georg Türkes
„Susanne“ Erwähnung. Besonders reich aber
ist die Ausstellung diesmal an guten plasti-
schen Porträts. Hervorgehoben -seien die
ausdrucksvollen Arbeiten von Gerhard
Mareks und Toni Stadlers, die naturnahe und
in der Form reizvolle Terrakotta einer ..Jun-
gen Schwäbin“, von H. W. Breiloch, Toni
Fiedlers lebendig verhaltene weibliche
Maske und Hans Stangls sparsam andeuten-
der Mädchenkopf in Stein. Douiglas-Hill

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MÖBEL / KUNSTGEWERBE / KAMINE / ÖFEN
TAPISSERIEN / TEPPICHE / STOFFE / STICKEREIEN
OSTASIATISCHE KUNST / VERTÄFELUNGEN etc.
 
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