DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 41 vom 13. Oktober 1935
Nachrichten
von Überall
Gemälde
erster Meister
Julius Schlesinger
Berlin W 35, Viktoriastr. 28
Tel. Kurfürst 0513
Londoner Antiquitätenmesse
In Grosvenor House in London
wurde soeben die „Second Antique Dealers
Fair“ eröffnet, eine im Vorjahr erfolgreich
erprobte und daher zu einer ständigen Ein-
richtung erhobene Gelegenheit für den Lon-
doner Kunsthandel, das außergewöhnliche Ni-
veau dieses Handelszweiges in England unter
Beweis zu stellen. Diese Gemeinschaftsaus-
stellung der verschiedensten Firmen gibt dem
Sammler und Kunstliebhaber eine einzig-
artige Möglichkeit, vergleichend und abwä-
gend seine Wünsche zu befriedigen und neue
Anregungen zu gewinnen. Es ist hier nicht
möglich, auf Einzelnes dieser umfangreichen
Schau, die mit sicherem dekorativen Ge-
schmack aufgebaut ist, einzugehen. Es sei nur
erwähnt, daß neben den höchsten und kost-
barsten Meisterwerken europäischer und
orientalischer Kunst an Gemälden, Skulp-
turen, Kunstgewerbe, Möbeln, Teppichen
auch das dem Durchschnittssammler zugäng-
liche. weniger kostspielige Kunstwerk eine
breite Vertretung gefunden hat, so daß das
Interesse für diese Veranstaltung wirklich
weiteste Kreise zu erfassen imstande ist. Wir
bilden hier ein besonders wertvolles eng-
lisches Möbel der Elisabethanischen Epoche
ab.
Der französische Kunstetat
Der Etat für Kunst im französischen
Haushaltsplan für 1936 ist von ca. 124 Millio-
nen auf ca. 93 Millionen Francs, also um
31 Millionen herabgesetzt worden. In der
französischen Presse wird insbesondere die
starke Verminderung der Ausgaben für den
künstlerischen Nachwuchs stark angegriffen.
10 000 Jahre
bayerische Kultur
Die Praehistorische Staats-
sammlung in München erwuchs aus
der Lehrsammlung des berühmten Anthro-
pologen Prof. Dr. Johannes Ranke, der sie
im Jahre 1885 dem Staate schenkte. Die vier
Räume in der Alten Akademie (Wilhelmi-
num), in der sie untergebracht war, wurden
im Laufe der Zeit derart überfüllt, daß sie
der Oeffentlichkeit nicht mehr zugänglich
gemacht werden konnten. Vermehrt durch
die frühgeschichtliche Sammlung des B.
Nationalmuseums bei gleichzeitiger wesent-
licher Vermehrung der Räume wird sie dem-
nächst, also in ihrem 50. Gründungsjahre,
wieder eröffnet werden. Dies Jubiläum gibt
Anlaß zu einer Sonderausstellung „10 000
Jahre bayerische Kultur“, auf die wir zur
gegebenen Zeit zurückkommen werden. F.
Oesterreichischer
Staatspreis 1935
Die Ausstellung für den großen österrei-
chischen Staatspreis für Architektur und
Graphik im Wiener Künstlerhaus
ist gesiebter, als es die Preisausstellung des
Frühjahres war. Dafür wirkt sie in ihrer
Gesamtheit farblos und unpersönlich. Hinter
der Uniformität besseren Durchschnittes tritt
das wenige zurück, dem größeres Interesse
zukommt: die Blätter aus der Tondruckserie
der „Matthäuspassion“ von Bartholomäus
Stefferl, das schmerzdurchwühlte Haupt der
„Mater Dolorosa“ von Pepi Weixlgärtner, die
hauchzarten Zeichnungen von Wiegele. Auch
unter den Architekten fallen nur wenige
aus dem Rahmen der Mittelmäßigkeit her-
aus. Unter ihnen wie unter den Graphi-
kern vermißt man viele der Besten. Es
scheint, daß sich die Mehrzahl der Schau
fern gehalten hat, aus Mißtrauen gegen die
Art der Preisverteilung. St. P.-N.
Entdeckung von Fresken im
Palazzo Vecchio in Florenz
Seit Ende vorigen Jahres ist man beschäf-
tigt, die Mauern des ersten Hofes des Palazzo
Vecchio in Florenz zu reinigen, um die An-
sichten österreichischer Städte ans Licht zu
ziehen, die hier in Freskomalerei sich an den
Wänden befinden. Anläßlich der Vermählung
des Francesco de Medici mit Johanna von
Oesterreich wurden diese Fresken ange-
bracht. Zu Ehren des feierlichen Einzuges
der jungen Oesterreicherin in Florenz waren
sie von Cosimo I. bestellt worden. Unter der
Leitung des Malers Vasari war der Hof des
alten Palastes vollkommen umgestaltet wor-
den. Nach der eigenen Beschreibung des
S'rans Trindschmitt
Berlin SW61 Fernsprecher
Tempelbofer Ufer 19 F 5 7242
Künstlers wurde eine künstliche Architektur
auf die Wände gemalt; in den Räumen zwi-
schen den Säulen wurden zu Ehren der
österreichischen Vermählung Ansichten der
Hauptstädte von Oesterreich, von Ungarn,
von Bayern und von Tirol in Freskenmalerei
gegeben. Aus den Aufzeichnungen Vasaris
sind die Namen der mitarbeitenden Künstler
bekannt. Leider ist von diesen interessan-
ten Malereien wenig übrig geblieben, doch
hofft man aus den wenigen Ueberresten
trotzdem einiges restaurieren zu können.
Man hat die Arbeit besonders erfahrenen
Spezialisten auf dem Gebiete der Fresken-
malerei übertragen. Zwei der hauptsäch-
lag vorwiegend in den Händen des General-
direktors der Eremitage, Prof. Orbeli,
und des Generalsekretärs der 1931 in Lon-
don gelegentlich der Ausstellung persischer
Kunst gegründeten „Internationalen Gesell-
schaft für Iranische Kunst und Archäologie“,
Prof. Arthur Upham P o p e - Amerika. Das
Präsidium führte der Vorsitzende dieser Ge-
sellschaft, der um die Erforschung iranischer
Kunst besonders verdiente deutsche Ge-
lehrte, Prof. Friedrich S a r r e - Berlin.
Unter den ca. 40 Vorträgen, die in acht
Sitzungen gehalten wurden, sind drei deut-
sche Vorträge zu nennen: Der . Wiener Ge-
lehrte Prof. Josef Strzygowski sprach
Elisabethanisches Buffet
Ausstellung der „Antique Dealers’ Fair", London, Grosvenor House
(Photo Antique Dealers Fair)
lichsten Städtebilder sind wieder hergestellt
worden. Es sind sehr malerische Ansichten
von Venedig, ferner eine Donaulandschaft
und die Hauptkirche in Neustadt, deren Bau
einen ausgesprochenen österreichischen Stil
zeigt. Die Arbeiten werden nach diesen Er-
folgen weiter geführt werden.
Berliner Staatliche Porzellan-
manufaktur in Zürich
In Zürich wurde eine Ausstellung der
Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin er-
öffnet. Die Einladung ging von der Firma
G. Kiefer A.G. in Zürich aus, die der Ber-
liner Manufaktur zwei Stockwerke für eine
umfassende Ausstellung ihrer Neuschöpfun-
gen eingeräumt hat. Alfred A 11 her r , der
Direktor des Kunstgewerbemuseums und der
Gewerbeschulen der Stadt Zürich, sprach bei
der Eröffnung herzliche Worte der Be-
grüßung; an drei aufeinanderfolgenden
Abenden hielt der Direktor der Staatlichen
Porzellan-Manufaktur Berlin, Prof. Dr. von
Pech man n, Vorträge über „Geschichte
und Schaffen der Berliner Manufaktur“, er-
gänzt durch Filmvorführungen und Licht-
bilder.
Internationaler Kongreß für
iranische Kunst u. Archäologie
Der drifte „Internationale Kongreß für
Iranische Kunst und Archäologie“, der vor
kurzem in Leningrad und Moskau tagte,
hatte Sammler und Forscher der ganzen
Welt zusammengeführt. Seine Organisation
über „Die Kunst der Iranischen Gebiete in
Beziehung zu der nordischen Frühzeit“,
Prof. Sarre über „die Tradition in der ira-
nischen Kunst“, Prof. Ernst Kühnel, Di-
rektor der Islamischen Kunstabteilung der
Staatlichen Museen in Berlin, über den ira-
nischen Miniaturmaler Behzad. Ueber die
zu gleicher Zeit stattgehabte Ausstellung
iranischer Kunst hatten wir bereits in
Nr. 39/40 berichtet.
China-Institut in Frankfurt
Die Villa Grunelius in Frankfurt a. M.
ist für ein eigenes Haus des China-Institutes
in Aussicht genommen. Das Haus umfaßt
24 Räume, die sich auf 3 Stockwerke ver-
teilen. Das Erdgeschoß soll die Plastiken aus
Stein und Bronze aufnehmen. Hier werden
60 Leihgaben aus der Sammlung des Barons
Eduard von der Heydt aufgestellt werden.
Als Vortragssaal für etwa 150 Personen soll
im Erdgeschoß ein Saal eingerichtet werden.
Der erste Stock des Hauses dient zur Auf-
nahme der kulturgeschichtlichen Sammlung
des heutigen China-Institutes. Eine wertvolle
Bereicherung dieser Bestände sind die Samm-
lungsgegenstände, die Dr. T‘ing, der Stell-
vertreter des Direktors des China-Institutes
llouselle, im Auftrage des Institutes in China
erworben hat.
Bayerische Heimatmuseen
Das auf Anregung des bekannten Kunst-
historikers Prof. Dr. Leitschuh, eines ge-
bürtigen Würzburgers, vor 12 Jahren gegrün-
dete Heimatmuseum in Münnerstadt in
ACHTERBERG & CO
G M B H
GROSSBETRIEB FÜR BUCH- UND OFFSETDRUCK
S)as leistungsfähige Maus
für Werbe- und %eilschriflendruek
Berlin SW 61, Belle-Alliance-Stralle 92 • Fernruf F 6 Baerwald Sa.-Nr. 9541
der Rhön erhielt nunmehr im Erdgeschoß des
Rathauses eine Unterkunft, die die Samm-
lungen aufs beste zur Geltung kommen läßt.
Wertvoll ist die Urkundensammlung, darun-
ter der Vertrag mit Tilmann Riemenschnei-
der über Errichtung eines Hochaltars und
über eine Kilianstafel mit Veit Stoss, der
auch mit dem Original eines Salvator mundi
vertreten ist. Ferner die Stadtsiegel- und
-wappen-Sammlung von 1335 ab, Kera-
mik, Waffen, Handwerks- und 'Hausgerät-
schaften.
Auch das schöne alte Inn-Städtchen
Kraiburg besitzt ein Heimatmuseum, das
kürzlich in einem im Jahre 1617 errichteten
Hause unweit des schönen Marktes eröffnet
wurde. Neben den Erzeugnissen der ein-
heimischen Gewerke wird ein interessantes
Kümmernisbild aus dem 17. Jahrhundert ge-
zeigt. F.
Aschaffenburger Diebstahl
Bekanntlich wurden in der Nacht zum
22. Juni 1932, wie s. Zt. auch die „Weltkunst“
berichtete, aus dem Kupfetstichkabinett der
Aschaffenburger Gemäldegalerie 83 Rem-
brandt-Radierungen und 237 Handzeichnun-
gen gestohlen. Unter dem Verdacht der
Täterschaft war der mehrmals vorbestrafte
Paul Falk, als Hehler, in dessen Besitz auch
noch 65 der Rembrandt-Radierungen wieder-
gefunden wurden, ein gewisser Franke fest-
genommen worden. In einem mehrtägigen-
äußerst komplizierten Gerichtsverfahren, in
dem im ganzen dreißig Zeugen vernommen
wurden, mußte Paul Falk mangels hin-
reichender Beweise von der Anklage des
schweren Diebstahls im Rückfall freigespro-
chen werden, der Angeklagte Franke da-
gegen wurde wegen fortgesetzten Ver-
brechens der Hehlerei zu einer Zuchthaus-
strafe von acht Jahren, fünf Jahre Ehrverlust
und Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Personalien
Prof. Hubert Netzer, der bekannte Bildhauer, Ehren-
mitglied der Akademie der Künste in München, feierte
in Pasing, wohin er sich nach einer fruchtbaren Tätig'
keit in München und an der Kunstgewerbeschule in
Düsseldorf zurückgezogen hatte, seinen 70. Geburtstag-
B. Maggs, der Begründer der weltbekannten Anti-
quariatsfirma Maggs Brothers in London, ist in London
im Alter von 73 Jahren gestorben.
Kleine Ausstellungsnotizen
Berlin. Am 10. Oktober eröffnete der A u s s t e I '
lungsraum Karl Buchholz unter dem Tite»
,,Geist der Antike in der neueren Kunst" eine inter-
essante Schau, in der Skulpturen, Handzeichnungen un^
Graphik gezeigt werden.
Dortmund. Die große Westfälische Kunstausstellung
1935 wurde im Festsaal des Rathauses eröffnet.
Hannover. Die Kestner-Gesellschaft ver-
anstaltet gegenwärtig eine Ausstellung von Gemälde'1
und Aquarellen Erich Heckels aus dem Besitz des Künsf'
lers und der Berliner Nationalgalerie.
Köln. Im Wallraf Richartz-Museum in Köln wurd^'
das einzige, in Privatbesitz befindliche Gemälde von
Grünewald, die frühe kleine Kreuzigung in holländischen1
Privatbesitz, als Leihgabe ausgestellt und damit erstmal5
einer weiteren Oeffentlichkeit zugänglich gemacht.
Paris. Am 16. Oktober wird in der Galerie d &
Paris die dritte Ausstellung zeitgenössischer Bildnisse,
die etwa 80 Maler und Bildhauer umfaßt, eröffnet.
Künstler-Selbstbildnisse
im Kunstverein zu Düsseldorf
Im Frühjahr wandte sich der Kunstverein für dl&
Rheinlande und Westfalen an alle in Düsseldorf an'
sässigen und in Düsseldorf geborenen Künstler un^
Künstlerinnen mit der Aufforderung, ihr Selbstbildnis zU
malen, zu zeichnen oder zu formen. Zahlreiche
Schriften und Anfragen, die in den letzten Wochen beifl1
Kunstverein eingingen, legen Zeugnis ab vom reger>
Interesse für diese vom Kunstverein gestellte Aufgabe.'"'
Die Geschäftsleitung bittet uns, nochmals darauf hi'r
zuweisen, daß die Einsendung der Selbstbildnisse b'&
zum 15. Oktober erfolgen muß, und daß die Selbst
bildnis-Ausstellung in den Räumen des Kunstvere ,lS
wahrscheinlich Anfang November stattfindet.
Neue Lagerkataloge
„Der Bücherwurm", Berlin: Kat. Nr. 166: Bibliothek
Buchkünstlers Prof. E. R. Weiß und Teile der Bibi'0
J.
thek des Prof. Dr. G. Fritz f (1040 Nrn.).
Frank’s Antiquariat, Würzburg: Anz. Nr. 195: G^#
und preiswerte Bücher aus Literatur und Wissenscha'
(1138 Nrn.).
Karl W. Hiersemann, Leipzig: Kat. C 37: Klassische Ph'
lologie und Altertumskunde (3072 Nrn.). — Kat.
Neuerwerbungen. Bücher und Handschriften aus aHe
Wissensgebieten (1770 Nrn.).
Ludwigsgalerie (O. H. Nathan), München: Liste: Ha11
Zeichnungen vornehmlich des 19. Jahrhunderts (96 N’’’1
Hanns Wolff, München: Liste 7: Neuerwerbungen,
derne Bibliophilie, Erstausgaben, Widmungsexempl0
(264 Nrn.).
KUNSTHAUS MALMED^
Jntigui'räfen • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
Direktion: D r. A. Breuer. Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München ;Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92 / Köln: K. H. Boden-
siek, Köln-Holweide, Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London/Frankreich : Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
P a r i s i e n : Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur: Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
lien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posillipo, Neapel / Oesterreich: Dr«. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien / Rußland: Paul Ettinger, 10—92, Nowo-Basmannaja, Moskau (66). Erscheint im
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — D.A. II. Qu. 2523. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag-
Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: C. A. Breuer. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für
unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Ma-
nuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
Jahrg. IX, Nr. 41 vom 13. Oktober 1935
Nachrichten
von Überall
Gemälde
erster Meister
Julius Schlesinger
Berlin W 35, Viktoriastr. 28
Tel. Kurfürst 0513
Londoner Antiquitätenmesse
In Grosvenor House in London
wurde soeben die „Second Antique Dealers
Fair“ eröffnet, eine im Vorjahr erfolgreich
erprobte und daher zu einer ständigen Ein-
richtung erhobene Gelegenheit für den Lon-
doner Kunsthandel, das außergewöhnliche Ni-
veau dieses Handelszweiges in England unter
Beweis zu stellen. Diese Gemeinschaftsaus-
stellung der verschiedensten Firmen gibt dem
Sammler und Kunstliebhaber eine einzig-
artige Möglichkeit, vergleichend und abwä-
gend seine Wünsche zu befriedigen und neue
Anregungen zu gewinnen. Es ist hier nicht
möglich, auf Einzelnes dieser umfangreichen
Schau, die mit sicherem dekorativen Ge-
schmack aufgebaut ist, einzugehen. Es sei nur
erwähnt, daß neben den höchsten und kost-
barsten Meisterwerken europäischer und
orientalischer Kunst an Gemälden, Skulp-
turen, Kunstgewerbe, Möbeln, Teppichen
auch das dem Durchschnittssammler zugäng-
liche. weniger kostspielige Kunstwerk eine
breite Vertretung gefunden hat, so daß das
Interesse für diese Veranstaltung wirklich
weiteste Kreise zu erfassen imstande ist. Wir
bilden hier ein besonders wertvolles eng-
lisches Möbel der Elisabethanischen Epoche
ab.
Der französische Kunstetat
Der Etat für Kunst im französischen
Haushaltsplan für 1936 ist von ca. 124 Millio-
nen auf ca. 93 Millionen Francs, also um
31 Millionen herabgesetzt worden. In der
französischen Presse wird insbesondere die
starke Verminderung der Ausgaben für den
künstlerischen Nachwuchs stark angegriffen.
10 000 Jahre
bayerische Kultur
Die Praehistorische Staats-
sammlung in München erwuchs aus
der Lehrsammlung des berühmten Anthro-
pologen Prof. Dr. Johannes Ranke, der sie
im Jahre 1885 dem Staate schenkte. Die vier
Räume in der Alten Akademie (Wilhelmi-
num), in der sie untergebracht war, wurden
im Laufe der Zeit derart überfüllt, daß sie
der Oeffentlichkeit nicht mehr zugänglich
gemacht werden konnten. Vermehrt durch
die frühgeschichtliche Sammlung des B.
Nationalmuseums bei gleichzeitiger wesent-
licher Vermehrung der Räume wird sie dem-
nächst, also in ihrem 50. Gründungsjahre,
wieder eröffnet werden. Dies Jubiläum gibt
Anlaß zu einer Sonderausstellung „10 000
Jahre bayerische Kultur“, auf die wir zur
gegebenen Zeit zurückkommen werden. F.
Oesterreichischer
Staatspreis 1935
Die Ausstellung für den großen österrei-
chischen Staatspreis für Architektur und
Graphik im Wiener Künstlerhaus
ist gesiebter, als es die Preisausstellung des
Frühjahres war. Dafür wirkt sie in ihrer
Gesamtheit farblos und unpersönlich. Hinter
der Uniformität besseren Durchschnittes tritt
das wenige zurück, dem größeres Interesse
zukommt: die Blätter aus der Tondruckserie
der „Matthäuspassion“ von Bartholomäus
Stefferl, das schmerzdurchwühlte Haupt der
„Mater Dolorosa“ von Pepi Weixlgärtner, die
hauchzarten Zeichnungen von Wiegele. Auch
unter den Architekten fallen nur wenige
aus dem Rahmen der Mittelmäßigkeit her-
aus. Unter ihnen wie unter den Graphi-
kern vermißt man viele der Besten. Es
scheint, daß sich die Mehrzahl der Schau
fern gehalten hat, aus Mißtrauen gegen die
Art der Preisverteilung. St. P.-N.
Entdeckung von Fresken im
Palazzo Vecchio in Florenz
Seit Ende vorigen Jahres ist man beschäf-
tigt, die Mauern des ersten Hofes des Palazzo
Vecchio in Florenz zu reinigen, um die An-
sichten österreichischer Städte ans Licht zu
ziehen, die hier in Freskomalerei sich an den
Wänden befinden. Anläßlich der Vermählung
des Francesco de Medici mit Johanna von
Oesterreich wurden diese Fresken ange-
bracht. Zu Ehren des feierlichen Einzuges
der jungen Oesterreicherin in Florenz waren
sie von Cosimo I. bestellt worden. Unter der
Leitung des Malers Vasari war der Hof des
alten Palastes vollkommen umgestaltet wor-
den. Nach der eigenen Beschreibung des
S'rans Trindschmitt
Berlin SW61 Fernsprecher
Tempelbofer Ufer 19 F 5 7242
Künstlers wurde eine künstliche Architektur
auf die Wände gemalt; in den Räumen zwi-
schen den Säulen wurden zu Ehren der
österreichischen Vermählung Ansichten der
Hauptstädte von Oesterreich, von Ungarn,
von Bayern und von Tirol in Freskenmalerei
gegeben. Aus den Aufzeichnungen Vasaris
sind die Namen der mitarbeitenden Künstler
bekannt. Leider ist von diesen interessan-
ten Malereien wenig übrig geblieben, doch
hofft man aus den wenigen Ueberresten
trotzdem einiges restaurieren zu können.
Man hat die Arbeit besonders erfahrenen
Spezialisten auf dem Gebiete der Fresken-
malerei übertragen. Zwei der hauptsäch-
lag vorwiegend in den Händen des General-
direktors der Eremitage, Prof. Orbeli,
und des Generalsekretärs der 1931 in Lon-
don gelegentlich der Ausstellung persischer
Kunst gegründeten „Internationalen Gesell-
schaft für Iranische Kunst und Archäologie“,
Prof. Arthur Upham P o p e - Amerika. Das
Präsidium führte der Vorsitzende dieser Ge-
sellschaft, der um die Erforschung iranischer
Kunst besonders verdiente deutsche Ge-
lehrte, Prof. Friedrich S a r r e - Berlin.
Unter den ca. 40 Vorträgen, die in acht
Sitzungen gehalten wurden, sind drei deut-
sche Vorträge zu nennen: Der . Wiener Ge-
lehrte Prof. Josef Strzygowski sprach
Elisabethanisches Buffet
Ausstellung der „Antique Dealers’ Fair", London, Grosvenor House
(Photo Antique Dealers Fair)
lichsten Städtebilder sind wieder hergestellt
worden. Es sind sehr malerische Ansichten
von Venedig, ferner eine Donaulandschaft
und die Hauptkirche in Neustadt, deren Bau
einen ausgesprochenen österreichischen Stil
zeigt. Die Arbeiten werden nach diesen Er-
folgen weiter geführt werden.
Berliner Staatliche Porzellan-
manufaktur in Zürich
In Zürich wurde eine Ausstellung der
Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin er-
öffnet. Die Einladung ging von der Firma
G. Kiefer A.G. in Zürich aus, die der Ber-
liner Manufaktur zwei Stockwerke für eine
umfassende Ausstellung ihrer Neuschöpfun-
gen eingeräumt hat. Alfred A 11 her r , der
Direktor des Kunstgewerbemuseums und der
Gewerbeschulen der Stadt Zürich, sprach bei
der Eröffnung herzliche Worte der Be-
grüßung; an drei aufeinanderfolgenden
Abenden hielt der Direktor der Staatlichen
Porzellan-Manufaktur Berlin, Prof. Dr. von
Pech man n, Vorträge über „Geschichte
und Schaffen der Berliner Manufaktur“, er-
gänzt durch Filmvorführungen und Licht-
bilder.
Internationaler Kongreß für
iranische Kunst u. Archäologie
Der drifte „Internationale Kongreß für
Iranische Kunst und Archäologie“, der vor
kurzem in Leningrad und Moskau tagte,
hatte Sammler und Forscher der ganzen
Welt zusammengeführt. Seine Organisation
über „Die Kunst der Iranischen Gebiete in
Beziehung zu der nordischen Frühzeit“,
Prof. Sarre über „die Tradition in der ira-
nischen Kunst“, Prof. Ernst Kühnel, Di-
rektor der Islamischen Kunstabteilung der
Staatlichen Museen in Berlin, über den ira-
nischen Miniaturmaler Behzad. Ueber die
zu gleicher Zeit stattgehabte Ausstellung
iranischer Kunst hatten wir bereits in
Nr. 39/40 berichtet.
China-Institut in Frankfurt
Die Villa Grunelius in Frankfurt a. M.
ist für ein eigenes Haus des China-Institutes
in Aussicht genommen. Das Haus umfaßt
24 Räume, die sich auf 3 Stockwerke ver-
teilen. Das Erdgeschoß soll die Plastiken aus
Stein und Bronze aufnehmen. Hier werden
60 Leihgaben aus der Sammlung des Barons
Eduard von der Heydt aufgestellt werden.
Als Vortragssaal für etwa 150 Personen soll
im Erdgeschoß ein Saal eingerichtet werden.
Der erste Stock des Hauses dient zur Auf-
nahme der kulturgeschichtlichen Sammlung
des heutigen China-Institutes. Eine wertvolle
Bereicherung dieser Bestände sind die Samm-
lungsgegenstände, die Dr. T‘ing, der Stell-
vertreter des Direktors des China-Institutes
llouselle, im Auftrage des Institutes in China
erworben hat.
Bayerische Heimatmuseen
Das auf Anregung des bekannten Kunst-
historikers Prof. Dr. Leitschuh, eines ge-
bürtigen Würzburgers, vor 12 Jahren gegrün-
dete Heimatmuseum in Münnerstadt in
ACHTERBERG & CO
G M B H
GROSSBETRIEB FÜR BUCH- UND OFFSETDRUCK
S)as leistungsfähige Maus
für Werbe- und %eilschriflendruek
Berlin SW 61, Belle-Alliance-Stralle 92 • Fernruf F 6 Baerwald Sa.-Nr. 9541
der Rhön erhielt nunmehr im Erdgeschoß des
Rathauses eine Unterkunft, die die Samm-
lungen aufs beste zur Geltung kommen läßt.
Wertvoll ist die Urkundensammlung, darun-
ter der Vertrag mit Tilmann Riemenschnei-
der über Errichtung eines Hochaltars und
über eine Kilianstafel mit Veit Stoss, der
auch mit dem Original eines Salvator mundi
vertreten ist. Ferner die Stadtsiegel- und
-wappen-Sammlung von 1335 ab, Kera-
mik, Waffen, Handwerks- und 'Hausgerät-
schaften.
Auch das schöne alte Inn-Städtchen
Kraiburg besitzt ein Heimatmuseum, das
kürzlich in einem im Jahre 1617 errichteten
Hause unweit des schönen Marktes eröffnet
wurde. Neben den Erzeugnissen der ein-
heimischen Gewerke wird ein interessantes
Kümmernisbild aus dem 17. Jahrhundert ge-
zeigt. F.
Aschaffenburger Diebstahl
Bekanntlich wurden in der Nacht zum
22. Juni 1932, wie s. Zt. auch die „Weltkunst“
berichtete, aus dem Kupfetstichkabinett der
Aschaffenburger Gemäldegalerie 83 Rem-
brandt-Radierungen und 237 Handzeichnun-
gen gestohlen. Unter dem Verdacht der
Täterschaft war der mehrmals vorbestrafte
Paul Falk, als Hehler, in dessen Besitz auch
noch 65 der Rembrandt-Radierungen wieder-
gefunden wurden, ein gewisser Franke fest-
genommen worden. In einem mehrtägigen-
äußerst komplizierten Gerichtsverfahren, in
dem im ganzen dreißig Zeugen vernommen
wurden, mußte Paul Falk mangels hin-
reichender Beweise von der Anklage des
schweren Diebstahls im Rückfall freigespro-
chen werden, der Angeklagte Franke da-
gegen wurde wegen fortgesetzten Ver-
brechens der Hehlerei zu einer Zuchthaus-
strafe von acht Jahren, fünf Jahre Ehrverlust
und Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Personalien
Prof. Hubert Netzer, der bekannte Bildhauer, Ehren-
mitglied der Akademie der Künste in München, feierte
in Pasing, wohin er sich nach einer fruchtbaren Tätig'
keit in München und an der Kunstgewerbeschule in
Düsseldorf zurückgezogen hatte, seinen 70. Geburtstag-
B. Maggs, der Begründer der weltbekannten Anti-
quariatsfirma Maggs Brothers in London, ist in London
im Alter von 73 Jahren gestorben.
Kleine Ausstellungsnotizen
Berlin. Am 10. Oktober eröffnete der A u s s t e I '
lungsraum Karl Buchholz unter dem Tite»
,,Geist der Antike in der neueren Kunst" eine inter-
essante Schau, in der Skulpturen, Handzeichnungen un^
Graphik gezeigt werden.
Dortmund. Die große Westfälische Kunstausstellung
1935 wurde im Festsaal des Rathauses eröffnet.
Hannover. Die Kestner-Gesellschaft ver-
anstaltet gegenwärtig eine Ausstellung von Gemälde'1
und Aquarellen Erich Heckels aus dem Besitz des Künsf'
lers und der Berliner Nationalgalerie.
Köln. Im Wallraf Richartz-Museum in Köln wurd^'
das einzige, in Privatbesitz befindliche Gemälde von
Grünewald, die frühe kleine Kreuzigung in holländischen1
Privatbesitz, als Leihgabe ausgestellt und damit erstmal5
einer weiteren Oeffentlichkeit zugänglich gemacht.
Paris. Am 16. Oktober wird in der Galerie d &
Paris die dritte Ausstellung zeitgenössischer Bildnisse,
die etwa 80 Maler und Bildhauer umfaßt, eröffnet.
Künstler-Selbstbildnisse
im Kunstverein zu Düsseldorf
Im Frühjahr wandte sich der Kunstverein für dl&
Rheinlande und Westfalen an alle in Düsseldorf an'
sässigen und in Düsseldorf geborenen Künstler un^
Künstlerinnen mit der Aufforderung, ihr Selbstbildnis zU
malen, zu zeichnen oder zu formen. Zahlreiche
Schriften und Anfragen, die in den letzten Wochen beifl1
Kunstverein eingingen, legen Zeugnis ab vom reger>
Interesse für diese vom Kunstverein gestellte Aufgabe.'"'
Die Geschäftsleitung bittet uns, nochmals darauf hi'r
zuweisen, daß die Einsendung der Selbstbildnisse b'&
zum 15. Oktober erfolgen muß, und daß die Selbst
bildnis-Ausstellung in den Räumen des Kunstvere ,lS
wahrscheinlich Anfang November stattfindet.
Neue Lagerkataloge
„Der Bücherwurm", Berlin: Kat. Nr. 166: Bibliothek
Buchkünstlers Prof. E. R. Weiß und Teile der Bibi'0
J.
thek des Prof. Dr. G. Fritz f (1040 Nrn.).
Frank’s Antiquariat, Würzburg: Anz. Nr. 195: G^#
und preiswerte Bücher aus Literatur und Wissenscha'
(1138 Nrn.).
Karl W. Hiersemann, Leipzig: Kat. C 37: Klassische Ph'
lologie und Altertumskunde (3072 Nrn.). — Kat.
Neuerwerbungen. Bücher und Handschriften aus aHe
Wissensgebieten (1770 Nrn.).
Ludwigsgalerie (O. H. Nathan), München: Liste: Ha11
Zeichnungen vornehmlich des 19. Jahrhunderts (96 N’’’1
Hanns Wolff, München: Liste 7: Neuerwerbungen,
derne Bibliophilie, Erstausgaben, Widmungsexempl0
(264 Nrn.).
KUNSTHAUS MALMED^
Jntigui'räfen • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
Direktion: D r. A. Breuer. Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München ;Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92 / Köln: K. H. Boden-
siek, Köln-Holweide, Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London/Frankreich : Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
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