10. NOVEMBER 1935
IX. JAHRGANG, Nr. 45
D I E
ART«/* WORLD
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DER REICHSKAMMER DER BILDENDEN KÜNSTE/FACHGRUPPE: KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDEL
NST
L«MONDE*ARTS
Erscheint jeden Sonntag im We 1 tkuns t-Ver 1 ag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
in den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
früher:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 3 5 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1.50; Sammelmappenpro Jahrgang Mk. 4 50
Das Problem des
Internationalen
Kunsthandels
Versuch einer Lösung durch den
internationalen Kunsthändler-
kongreß in Brüssel
Dr. F. N. Neugass
I.
Der Internationale Kunsthändlerkongreß,
der im Juli 1935 in Brüssel stattgefunden hat,
stand vor schwierigen und zum großen Teil
noch ungelösten Problemen. Die Kommissio-
nen der einzelnen Länder werden noch harte
Kämpfe mit ihren Regierungsvertretern aus-
zufechten haben, bis eine einheitliche Rege-
lung aller Schwierigkeiten erzielt sein wird.
Der internationale Kunsthandel, der durch
die allgemeine Krise besonders schwer
getroffen ist, wird in seiner Tätigkeit nicht
nur durch die harten Devisenbestimmungen
vieler Länder, sondern besonders durch die
komplizierten Zolltarife und die Ein- und
Ausfuhrbestimmungen gehemmt.
Selbst, wenn die Kunsthändler Gelegen-
heit hätten, durch Tausch von Kunstgegen-
ständen Devisenzahlungen ins Ausland zu
vermeiden, so sind sie trotzdem durch die
Zölle und Ausfuhrverbote ganz beträchtlich
in ihrem Handel behindert.
Der Kongreß hat deshalb ein großzügiges
Programm entworfen, um die Aufhebung-
aller Zölle und Kontingentierungen für alte
Kunstwerke zu erreichen.
Seit einem halben Jahrhundert hat sich
der Kunsthandel zu einem wesentlichen Fak-
tor der Weltwirtschaft ausgebildet. Durch
die verhältnismäßig kleine Anzahl großer
Sammler und durch die Vielseitigkeit seiner
Beziehungen ist dieser Handel im wesent-
lichen international eingestellt.
Alber ganz gleich, 01b es sich um aner-
kannte alte Kunstwerke handelt, wie italie-
nische, spanische, flämische oder holländische
Malerei, französische oder flandrische Tapis-
serien, chinesische, japanische oder deutsche
Keramik, französische und englische Möbel,
englische Goldschmiedekunst oder Farbstiche
oder einfach um Kunstwerke, die in der Ver-
(rnoto Graupe)
Rembrandt Harmensz van Rijn. Frauenbildnis, Maechtheld van Doorn, erzielte bei der Versteige-
rung der Sammlung L. van den Bergh fl. 62 000.— = ca. RM 103 400.—
Antike Rahmen
PAUL TIECKE
Restaurierungen aller Art
Rahmen-Kopien
Berlin W62, LUlzowpIalz 11
Tel.: Kurf Ursi Bl 1762
gangenheit durch geschickte Handwerker
hergestellt wurden, so ist dabei ein Faktor
ganz besonders zu berücksichtigen: Werke
der alten Kunst können niemals eine Kon-
kurrenz für die Erzeugnisse der modernen
Kunstindustrie bilden. In der Zollgesetz-
(Fortsetzung S. 2)
Ergebnisse der
Versteigerung Slg.
L. van den Bergh,
Amsterdam
Bei ungewöhnlich großem Interesse be-
gann der Verkauf der Sammlung L. van
den Bergh, deren wichtigsten Bestandteil
die Gemälde alter Meister bildeten. Die
Versteigerung brachte bei animierter Stim-
mung im Durchschnitt weit höhere
Preise als man sie in der letzten Zeit be-
obachten konnte, und wenn auch manches
zurückgenomimen werden mußte, so lag dies
wohl an den anscheinend in manchen Fällen
nicht niedrigen Limiten. Im allgemeinen
kann man aber sagen, daß das, was verkauft
wurde, auch gut verkauft wurde.
Das Hauptinteresse galt natürlich Rem-
brandts Frauenbildnis (Maechtheld van
Doorn), das mit fl. 45.000 ausgerufen, mit
fl. 62.000 einen Käufer (Amsterdamer Ama-
teur) fand. Dieser Preis ist absolut der Qua-
lität entsprechend, da es sich um ein von
früheren Ausstellungen und Publikationen
bekanntes Werk handelt. Diese Summe be-
weist wiederum, daß gute qualitätsvolle Kunst-
werke trotz einer Stille auf dem Kunstmarkt
ihren Wert erzielen. Die Waldlandschaft
von Hobbema wurde dagegen zu fl. 12.000
vergeblich ausgeboten (1928 mit Sammlung
Huldschinsky für RM. 65.000 verkauft), wäh-
rend Metsus junge Briefschreiberin den Preis
von fl. 14.000 erzielen konnte. Jan Steens,
aus der Sammlung Huldschinsky bekanntes
schönes Bild Samson und Dalila (1928:
RM. 47 000), mit fl. 10.000 eingesetzt, wurde
für fl. 17.000 verkauft. Von den drei Jacob
Ruysdaels wurde der „Wasserfall“ mit
l'l. 4100 bezahlt, die Waldlandschaft erzielte
ein Gebot von fl. 8200 und der Blick auf
Bergen op Zoom ein solches von fl. 1450. Die
in der Qualität nicht hervorragenden Salo-
mon van Ruysdaels (Nr. 26 und 27) wurden
mit fl. 1350 und 1400 verkauft, die eindrucks-
vollere Flußlandschaft (28) mit fl. 4000 an-
scheinend vergeblich angeboten. Von den
fünf van Goyens erzielte die große Eisland-
schaft, bekannt auch aus der Ausstellung
„Die holländische Winterlandschaft“ bei
Goudstikker, fl. 6100, während die kleinere,
hochwertige Winterlanidschaft (Nr. 5) mit
fl. 1750 anscheinend das Limit nicht er-
reichte. Der vorzügliche „Karren vor dem
Wirtshaus“ (früher Sammlung von Hollit-
scher) wurde mit fl. 2600 angemessen be-
zahlt, eine mäßige Dünenlandschaft (Nr. 7)
Caspar David Friedrich
C.G.BOERNEIl
Leipzig, Universitätsstr.26
veröffentlichte zwei
Auktionskataloge mit
KUPFERSTICHEN
ALTER MEISTER und
i
HANDZEICHNUNGEN
MEIST DEUTSCHER
MEISTER
aus der Sammlung
Geheimrat Ehlers, Göttingen
Die Kunstblätter aus beiden
Katalogen werden am Frei-
tag und Sonnabend, den 15.
und lö.November
in Berlin
im Hotel Bristol
Unterden Linden,ausgestellt.
Die Versteigerungen finden
am 26. und 27. November
in Leipzig statt.
Preis der illustr. Kataloge:
2 bezw. 3 Reichsmark
Joh. Esaias Nilson
IX. JAHRGANG, Nr. 45
D I E
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NST
L«MONDE*ARTS
Erscheint jeden Sonntag im We 1 tkuns t-Ver 1 ag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»;
in den Monaten Juli bis September jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
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Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 3 5 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
Mk. 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mk. 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5.50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3.25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1.50; Sammelmappenpro Jahrgang Mk. 4 50
Das Problem des
Internationalen
Kunsthandels
Versuch einer Lösung durch den
internationalen Kunsthändler-
kongreß in Brüssel
Dr. F. N. Neugass
I.
Der Internationale Kunsthändlerkongreß,
der im Juli 1935 in Brüssel stattgefunden hat,
stand vor schwierigen und zum großen Teil
noch ungelösten Problemen. Die Kommissio-
nen der einzelnen Länder werden noch harte
Kämpfe mit ihren Regierungsvertretern aus-
zufechten haben, bis eine einheitliche Rege-
lung aller Schwierigkeiten erzielt sein wird.
Der internationale Kunsthandel, der durch
die allgemeine Krise besonders schwer
getroffen ist, wird in seiner Tätigkeit nicht
nur durch die harten Devisenbestimmungen
vieler Länder, sondern besonders durch die
komplizierten Zolltarife und die Ein- und
Ausfuhrbestimmungen gehemmt.
Selbst, wenn die Kunsthändler Gelegen-
heit hätten, durch Tausch von Kunstgegen-
ständen Devisenzahlungen ins Ausland zu
vermeiden, so sind sie trotzdem durch die
Zölle und Ausfuhrverbote ganz beträchtlich
in ihrem Handel behindert.
Der Kongreß hat deshalb ein großzügiges
Programm entworfen, um die Aufhebung-
aller Zölle und Kontingentierungen für alte
Kunstwerke zu erreichen.
Seit einem halben Jahrhundert hat sich
der Kunsthandel zu einem wesentlichen Fak-
tor der Weltwirtschaft ausgebildet. Durch
die verhältnismäßig kleine Anzahl großer
Sammler und durch die Vielseitigkeit seiner
Beziehungen ist dieser Handel im wesent-
lichen international eingestellt.
Alber ganz gleich, 01b es sich um aner-
kannte alte Kunstwerke handelt, wie italie-
nische, spanische, flämische oder holländische
Malerei, französische oder flandrische Tapis-
serien, chinesische, japanische oder deutsche
Keramik, französische und englische Möbel,
englische Goldschmiedekunst oder Farbstiche
oder einfach um Kunstwerke, die in der Ver-
(rnoto Graupe)
Rembrandt Harmensz van Rijn. Frauenbildnis, Maechtheld van Doorn, erzielte bei der Versteige-
rung der Sammlung L. van den Bergh fl. 62 000.— = ca. RM 103 400.—
Antike Rahmen
PAUL TIECKE
Restaurierungen aller Art
Rahmen-Kopien
Berlin W62, LUlzowpIalz 11
Tel.: Kurf Ursi Bl 1762
gangenheit durch geschickte Handwerker
hergestellt wurden, so ist dabei ein Faktor
ganz besonders zu berücksichtigen: Werke
der alten Kunst können niemals eine Kon-
kurrenz für die Erzeugnisse der modernen
Kunstindustrie bilden. In der Zollgesetz-
(Fortsetzung S. 2)
Ergebnisse der
Versteigerung Slg.
L. van den Bergh,
Amsterdam
Bei ungewöhnlich großem Interesse be-
gann der Verkauf der Sammlung L. van
den Bergh, deren wichtigsten Bestandteil
die Gemälde alter Meister bildeten. Die
Versteigerung brachte bei animierter Stim-
mung im Durchschnitt weit höhere
Preise als man sie in der letzten Zeit be-
obachten konnte, und wenn auch manches
zurückgenomimen werden mußte, so lag dies
wohl an den anscheinend in manchen Fällen
nicht niedrigen Limiten. Im allgemeinen
kann man aber sagen, daß das, was verkauft
wurde, auch gut verkauft wurde.
Das Hauptinteresse galt natürlich Rem-
brandts Frauenbildnis (Maechtheld van
Doorn), das mit fl. 45.000 ausgerufen, mit
fl. 62.000 einen Käufer (Amsterdamer Ama-
teur) fand. Dieser Preis ist absolut der Qua-
lität entsprechend, da es sich um ein von
früheren Ausstellungen und Publikationen
bekanntes Werk handelt. Diese Summe be-
weist wiederum, daß gute qualitätsvolle Kunst-
werke trotz einer Stille auf dem Kunstmarkt
ihren Wert erzielen. Die Waldlandschaft
von Hobbema wurde dagegen zu fl. 12.000
vergeblich ausgeboten (1928 mit Sammlung
Huldschinsky für RM. 65.000 verkauft), wäh-
rend Metsus junge Briefschreiberin den Preis
von fl. 14.000 erzielen konnte. Jan Steens,
aus der Sammlung Huldschinsky bekanntes
schönes Bild Samson und Dalila (1928:
RM. 47 000), mit fl. 10.000 eingesetzt, wurde
für fl. 17.000 verkauft. Von den drei Jacob
Ruysdaels wurde der „Wasserfall“ mit
l'l. 4100 bezahlt, die Waldlandschaft erzielte
ein Gebot von fl. 8200 und der Blick auf
Bergen op Zoom ein solches von fl. 1450. Die
in der Qualität nicht hervorragenden Salo-
mon van Ruysdaels (Nr. 26 und 27) wurden
mit fl. 1350 und 1400 verkauft, die eindrucks-
vollere Flußlandschaft (28) mit fl. 4000 an-
scheinend vergeblich angeboten. Von den
fünf van Goyens erzielte die große Eisland-
schaft, bekannt auch aus der Ausstellung
„Die holländische Winterlandschaft“ bei
Goudstikker, fl. 6100, während die kleinere,
hochwertige Winterlanidschaft (Nr. 5) mit
fl. 1750 anscheinend das Limit nicht er-
reichte. Der vorzügliche „Karren vor dem
Wirtshaus“ (früher Sammlung von Hollit-
scher) wurde mit fl. 2600 angemessen be-
zahlt, eine mäßige Dünenlandschaft (Nr. 7)
Caspar David Friedrich
C.G.BOERNEIl
Leipzig, Universitätsstr.26
veröffentlichte zwei
Auktionskataloge mit
KUPFERSTICHEN
ALTER MEISTER und
i
HANDZEICHNUNGEN
MEIST DEUTSCHER
MEISTER
aus der Sammlung
Geheimrat Ehlers, Göttingen
Die Kunstblätter aus beiden
Katalogen werden am Frei-
tag und Sonnabend, den 15.
und lö.November
in Berlin
im Hotel Bristol
Unterden Linden,ausgestellt.
Die Versteigerungen finden
am 26. und 27. November
in Leipzig statt.
Preis der illustr. Kataloge:
2 bezw. 3 Reichsmark
Joh. Esaias Nilson