Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

DIE WELTKUNST

Jahrg. IX, Nr. 55/36 vom 8. September 1935

bester Schrotdrucke sowie einige Selten-
heiten. die besonders auch in technischer
Hinsicht interessant sind, wie frühe Origi-
nal-Holzstöcke, frühe Zeug- und Teigdrucke
usw. Der folgende kleinere Raum ist dem
italienischen Kupferstich des 15. Jahrhun-
derts gewidmet: deutlich heben sich die bei-
den Zentren Toskana und Oberitalien (ins-

des Domenico Veneziano, ein Unikum des
Berliner Kabinetts (Abb. S. 1). Daneben treten
Pollajuolo, die „Gürtelspende Mariae“ in der
Art des Baldovinetti, Mantegna, Rosex und
Nicoletto da Modena hervor. Gegenüber den
deutschen Stichen fällt, abgesehen von der
klareren kompositionellen Gestaltung, die
einförmigere Durchführung in Parallel-
schraffuren und eine we¬


niger kunstvolle Auswer-
tung des Druckvorgangs
auf. Diese gleichzeitigen
deutschen Kupferstiche,
eine wirkliche „erste
Blüte der Graphik“,
sind im letzten Saal
in einer Druckqua-
lität zu bewundern,
der keine andere
Sammlung der Welt
Gleichwertiges an die
Seite stellen kann:
so gehört die Reihe
brillanter Abdrucke der
Stiche Schongauers zum
Schönsten, was sich
an früher Graphik
überhaupt erhalten hat.
Von den frühesten
existierenden Proben
des Kupferstichs, der
zweifellos im Norden,
wahrscheinlich im nie-
derdeutschen Sprach-
gebiet entstanden ist,
findet man den ,Hie-
ronymus“ des Meisters
des Kalvarienbergs, den
„Großen Liebesgarten“
und Arbeiten des
Spielkarten - Meisters.
Es folgen der Meister
E. S„ Hausbuchmeister,
Israhel von Mecke-
nem und die klei-
neren Anonymen bis
zu Schongauer. der
die Verbindung zu

besondere Mantua, Modena) heraus. Zu den
Glanzstücken zählt hier das köstliche Profil-

Goya, General Nicolas Guye
Ausstellung spanischer Malerei: H a m b u r g , Kunstverein
(Photo Knoedler, London)

Dürer schlügt und
damit zu dem ersten
Zyklus der Ausstel¬
lungsreihe, die die ver-
dienstvolle Erschließung des Berliner Kupfer-
stichkabinetts durch Prof. Dr. Friedrich

bildnis eines jungen Mädchens in der Art

Winkler einleitete.

Kunstsammeln als Kapitalanlage?
Fortsetzung von der 1. Seite

oder kann, so riskiert man in der Regel sehr
wenig Geld für Bilder, die vielleicht in zwan-
zig oder dreißig Jahren mit Gold aufgewogen
werden, aber man muß immer befürchten,
daß der weiter produzierende Künstler erst
nach Jahren seine besten und reifsten Werke
herausbringen wird; man hat erlebt, daß
Jugendwerke auch großer Meister oftmals
auf dem Kunstmarkt niedrig notieren. Das
Sammeln von Werken verstorbener Künstler
bietet mehr Sicherheit, denn eine Entwertung
durch das Angebot weiterer Werke ist aus-
geschlossen. Die hohen Preise, die man für
alte Stiche zahlt, beweisen, daß sogar mecha-
nisch vervielfältigte Kunstwerke der Ver-
gangenheit zu hoch bezahlten Seltenheits-
werten werden können, erst recht gilt dies

Suche su kaufen
B11111i111H111111111111111111111111111111111111111111111111111111IIII1111111!111111111111111111
Gemälde alter Meister:
Amberger, Hans Baldung-Grien, Breughel,
Brouwer, B. de Bruyn, Cranach, Cuyp,
Van Dyck, Van Goyen, Frans & Dirk Hals,
Hobbema, Quentin Matsys, Meister d.
weibl. Halbfiguren, Memling, Ostade,
Potter, Rembrandt, Rubens, Ruisdael, Te-
niers, Van de Velde und andere.
Gemälde neuerer Meister:
Achenbach, Alt, Baisch, Bendrat, Blechen,
Böcklin, Boudoin, Braith, Brandt, Bürkel,
Carus, Cezanne, Courbet, Dahl, Defreg-
ger, Degas, Deiker, Eysen, Fagerlin, Feuer-
bach, C. D. Friedrich, Fries, Gärtner,
Gebier, Graf, Grützner, Gude, Hackert,
Haider, Hasenclever, Hosemann, Juchano-
witz, Kauffmann, Klein, Kobell, Koch, Kör-
ner, Kowalski, Kuhnert, Krüger, Leibi, Len-
bach, Lier, Liljefors, Lugo, Mali, Manet,
Marees, Mateyko, Menzel, Meyerheim,
Monet, Morizot, Nordengreen, Olivier,
Rayski, Renoir, Rentzell, Richter, Rottmann,
Runge, Schinkel, Schirmer, Schleich, Schnorr
v. Carolsfeld, Schönleber, Schuch, Joh. Carl
Schulz, Schwind, Sisley, Sperl, Spitzweg,
Stevens, Stryowski, Tischbein, Thoma,
Trübner, Uhde, Voltz, Waldmüller, Winter-
halter, Ziem, Zügel und andere.
Angebote erbittet:
KUNSTHAUS
PERI-MING
Inh.: Paul Theodor Geyer
Berlin W 9, Lennestraße 4

natürlich von Bildern und Plastiken verstor-
bener Meister. Beim verstorbenen Künstler
besteht natürlich immer die Gefahr der Fäl-
schung, denn die Toten schweigen, sie können
sich nicht wehren, wenn man ihnen Werke
stümperhafter oder routinierter Zeitgenossen
(gegen andere Fälschungen kann man sich
mit den Mitteln der modernen Chemie und
Bestrahlung bequem zur Wehr setzen, wenn
man es mit gewissenhaften Kunsthändlern zu
tun hat; wer natürlich meint, er könne auf
einer Reise in Italien oder Spanien „dumme“
Eingeborene hineinlegen, der verdient, selbst
hineingelegt zu werden) unterschiebt. Ist ein
Künstler der Vergangenheit endgültig als
historische Größe klassiert, so muß man
schon Morgan heißen, um Werke zu erstehen,
die in die von der Wissenschaft anerkannten
Kataloge aufgenommen sind. Auch da kann
man natürlich sein Vermögen konservieren,
kann es aber auch teilweise einbüßen; falls
andere kulturgeschichtliche Strömungen
obenauf kommen. Wer selbst einen sicheren
Geschmack hat, wer nicht nur eine Kapital-
anlage, sondern auch den Genußwert für
sein Heim sucht, der wird unter Umständen
am besten fahren, wenn er Kunstwerke an-
erkannter, aber noch nicht überschätzter
Zeitgenossen erwirbt. Jedoch die Sicherheit
des Geschmacks ist eher noch seltener als
die Sicherheit des Urteils bei sich rentieren-
den Kapitalanlagen. Wie oft verwechselt man
die durchaus zeitbedingte und aus sehr per-
sönlichen Erlebnissen geborene Freude am
Sujet (Landschaft oder Person) mit der
Freude an der Technik. Dauerwert hat aber
gewöhnlich nur die Methode...“
„Schatz- und
Wunderkammern“
Ausstellung im Städtischen
Kunstmuseum Düsseldorf
Mit Recht kann der Direktor der Städt.
Kunstsammlung Düsseldorf, Dr. Hupp,
diese Ausstellung als eine Schau aus alten
„Schatz- und Wunderkammern“ nennen,
denn, daß ein Museum ein Gebiet, worüber
so wenig gezeigt und geschrieben worden
ist, zur öffentlichen Schau bringt, ist um so
begrüßenswerter, als Ausstellungen in dieser
Hinsicht in Deutschland noch nicht gezeigt
worden sind. Der bekannte Konservator
und Kenner der Keramik. Heinz Ritzer-
feld, stellt sein großes Können und Wissen
wieder neu unter Beweis. Es ist alles in
allem eine hervorragende, wohlgelungene
Leistung und Ausstellung.
Keramik in Edelmetallen aus
den verschiedenen Zeiten von der Lausitzer
Buckel-Urne mit Zinnfassung von 1560 bis
zu Arbeiten vom Ausgang des 18. Jahrhun-

derts bildet den Inhalt dieser Schau. Be-
teiligt sind an der Ausstellung namhafte
Museen und Sammler. Das Frankfurter
Kunstgewerbe-Museum, Berliner Schloß-
Museum, Hohenzollern-Museum, Landes-
museum Kassel, Grüne Gewölbe, Hessische
Landesmuseum Darmstadt, sowie Privat-
sammler aus dem Rheinland und Berlin,
Oldenburg usw. haben sich nicht gescheut,
ihre Schätze zur Verfügung zu stellen.
Noch nie ist der Reichtum in den stein-
zeugmontierten Gefäßen so eindringlich ge-
zeigt worden, wie das der Konservator
Ritzerfeld. unterstützt von Konservator
Garny, in dieser Ausstellung getan hat. Der
Drillung aus dem Hetjens-Museum, der
Sammlung der Stadt Düsseldorf, der hier ge-
zeigt wird und der bereits in dem Buch von
Geheimrat Otto v. Falke publiziert ist,
dürfte wohl das reichste und edelste gefaßte
Steinzeug-Gefäß sein (s. Abb.).
Aber auch Fayencen aus der Sammlung
des Generalstaatsanwaltes O. Riesebieter,
Kreusener Steinzeug in prachtvoller Montie-
rung aus der Sammlung des Dr. F. Stock-
hausen bieten Eindrücke von ungeahntem
Ausmaß. Auch unter den Porzellanen findet
man in manchmal keramisch einfachen
Formen edelmontierte Prunkgefäße. Gläser
von Kunckel, sowie Email-Gläser mit Metall-
fassung sind besonders schön in dieser Aus-
stellung vertreten. Auch China- und per-
sische Keramiken in Montierungen gehören
mit zu den Glanzstücken der Ausstellung. F.

Spanische Malerei
im Hamburger Kunst verein
Mit der Eröfnung der Ausstellung „Alte
und neue spanische Kunst“ begann die Reihe
der Feiern zum Gedächtnis des 300. Todes-
tags Lope de Vegas, an denen sich der Ham-
burger Kunstverein, das Ibero-Amerikanische
Institut, Hamburg, die Hamburgische Staats-
und Universitätsbibliothek und das Staat-
liche Schauspielhaus beteiligen. Die Verbin-
dung der Gedenkstunde, in welcher Dr. Fritz
M u t h m a n n . Direktor des Kunstvereins,
und Prof. Dr. Rudolf Grossmann, Direk-
tor des Ibero - Amerikanischen Instituts,
durch Ansprache und Festrede Lope de Vega
feierten, mit der Ausstellung alter spanischer
Malerei erschien um so berechtigter, als
zwischen den spanischen Dichtern und Ma-
lern des 16. und 17. Jahrhunderts eine tiefe
künstlerische Wesensverwandtschaft besteht.
Unter den 27 alten Bildern sieht man
einen Ecce Homo von Morales in sehr schö-
nen, blaugrünen Tönen (Amsterdam, P. de
Boer), Grecos Verkündigung aus dem Buda-
pester Museum, einen Hl. Franziscus von
Greco, Halbfigur mit Totenkopf, barhäuptig
aufblickend (Amsterdam, P. de Boer), einen
Hlg. Benedikt von Zuribaran (s. Abb.)s Velas-
quez’ jugendliche Heilige Esteban und Lo-
renzo aus der Sammlung Deiker, Braunfels
(als Leihgabe in der Staatlichen Gemälde-
galerie, Kassel), ferner Murillos Bildnis
seines Sohnes in Ordenstracht aus der Samin-


Steinzeug-Drilling in Fassung. 18. Jahrhundert
Ausstellung: Düsseldorf, Städt. Kunstmuseum
(Photo Hetjens-Museum)
lunig • des Herzogs von Alba in Madrid, Mu-
rillos Tempelgang Mariä (Jul. Böhler, Mün-
chen), eine Maria mit Kind von Murillo aus
dem Umkreis der Madonna de la Servilleta
(Flamburg. Willy Streit), ferner Goyas kleine
Studie zum Bildnis des Herzogs von Ossuna

(Bremen, Kunsthalle), das große Porträt des
Generals Nicolas Guye (London, Knoedler,
s. Abb.) und schließlich Lucas d. Ae. Stier-
gefecht (Berlin, Nationalgalerie).
Von den 20 modernen spanischen Bildern
sind bemerkenswert Solanas Flagellanten
und Straßenmädchen, in düsteren gelbbrau-
nen Farben, Picassos Absinthtrinkerin
(Hamburg, Kunsthalle) und sein Stilleben
mit Mandoline (Berlin Nationalgalerie), Zu-
loagas trinkende Bauern, Vasquez Diaz
weiße Mönche und Porträtstudien. Mehrere
sehr gute hispano-arabische und altspanische
Teppiche des 15. Jahrhunderts, sowie eine
Auswahl der schönen, im Besitz des Kupfer-
stichkabinetts der Hamburger Kunsthalle be-
findlichen alten spanischen Handzeich-
nungen vervollständigen das Gesamtbild der
Ausstellung.


Francesco Zurbaran, Hlg. Benedikt
Ausstellung spanischer Malerei:
Hamburg, Kunstverein
(Photo J. Böhler)

Gertrud Sauermann
In den Bildern dieser, wie die Slavona
aus Lübeck stammenden Künstlerin, die eine
größere Kollektion in der Berliner Ga-
lerie Gurlitt ausgestellt hat, ist manch-
mal mehr Hauch wie Materie. Mit einer
seltsamen, fast scheuen Zartheit löst sich in
Blumenstücken farbiges Schimmern aus toni-
gem Schatten. Und das luftige Gewebe heller
Tönungen und Farben in einigen Interieurs,
dem Blick auf Fassäden und die Silhouette
einer alten norddeutschen Stadt hat leise,
zärtlich schwebende Reize. Gertrud Sauer-
mann malt die Stimmungen mit, in denen
die Dinge ihr eigenes Leben führen. Man
sieht Dächer von Paris, Häuser in Las Pal-
mas, die Aussicht auf einen Balkon, einige
Möbel im menschenleeren Raum und immer
wieder Pflanzen und Blumen. Motive, die
zunächst zufällig und fast ausschnittmäßig
wirken mögen, technisch mit leichter Anmut
behandelt worden sind und eine unaufdring-
liche innere Bildform empfangen haben. I»1
Gefühlsausdruck dieser Stücke schwingen oft
leise Molltöne mit. Matte, gedämpfte Far-
benklänge werden bevorzugt und zuweilen
nur angedeutet. Denn diese Malerin besitzt
die seltene Begabung, sich leicht und doch
ganz auszusprechen.
Reichlich summarische Landschaften de1'
Düsseldorferin Hedwig B o n h o e f f e r
haben daneben einen schweren Stand, wäh-
rend der fünfzigjährige Münchener Kai'
M. Schultheiss stärker in eindrucksvol-
ler Graphik, als in seinen von etwas trülu’1'
Farbengebung bestimmten Aquarellen inter-
essiert. Zk.

aulh’t
und
unter

Ged ächtnisausstellung
Leopold Robert
Zur Erinnerung an den vor 100 Jahren d"
folgten Tod des Malers Leopold Robert vei-
anstaltete seine Vaterstadt Chaux-de-Fonds
(Schweiz) eine Ausstellung von Werken di*
ses Künstlers. In drei Sälen werden
zahlreichen Zeichnungen, Andenken
Autographen 120 Gemälde gezeigt.

■ — - — -
denen sich auch zwei Leihgaben des Lou*
befinden: und zwar „Les Moissonneurs“ 1111
„La Fete de la Madone“. Leopold Robe’^
wurde am 15. Mai 1794 geboren und
Schüler von Girardet, Gros und David, d
den stärksten Einfluß auf ihn ausübte. |S
ging er nach Italien und malte im klassiz-15
sehen Stil seines Lehrers Bilder aus d‘
Leben des italienischen Volkes. Er en‘
am 18. März 1855 durch Selbstmord.
 
Annotationen