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DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 44 vom 3. November 1957
Berliner AusstellungscQronik
Die zweite, aus Einzelausstellungen großen
Umfangs bestehende Veranstaltung der von
der Reichskammer der bildenden Künste ein-
gesetzten Aiusstellungsleitung im „Haus der
Kunst“ am Königsplatz veranschaulicht das
Schaffen von fünf Süddeutschen, einem Dres-
dener und drei Berlinern. Da die Betonung
dieser Schau auf dem Darstellerischen. Fan-
tasievollen liegt, nehmen Radierungen und
Zeichnungen mehr Platz als gewöhnlich ein.
Das ist besonders bei Ferdinand Staeger der
Fall, der wie Edmund Steppes und Emil Ernst
Heinsidorff aus München kommt. Auf ihren
vom impressionistischen Wege abführenden
Entwicklungsgängen sind alle drei in irgend-
einer Art von Hans Thoma berührt worden.
Dabei hat sich der auch maltechnisch viel-
fach von Einfluß gewesene Steppes am stärk-
sten um ein unmittelbares Verhältnis zum
Fanbigen bemüht. Hans Adolf Bühler und
Siegfried Czerny, dieser reiner Porträtist,
jener mehr ein Darsteller mit dem Verlangen
nach Ausfüllung großer Bildformate und
Deutung symbolischer Gehalte, sind Karls-
ruher. Aus Dresden kommt Richard Müller,
der auch ein vorzüglicher Kopist ist. Sein
Können auf dem Gebiete dös Umrißhaften ist
bekannt. Hier gibt er aber auch Zeichnun-
gen von mehr toniger Haltung (6. Abb.). Von
den Berlinern hat sich Franz Christophe
durch seine an Rokoko und Biedermeier an-
klingenden Illustrationen einen Namen ge-
macht. Die Köpfe des Bildhauers Otto
Placzek tragen naturnahe Züge, während
seine Figuren bei weich geglätteten Formen
das grolle Vorbild Rodin durchschimmern
lassen. Rein malerisch kommt in diesem
Rahmen das Werk des jetzt fünfzigjährigen
Franz Eichhorst außerordentlich gut zur Gel-
tung. Einige Aquarelle von der Westfront,
schöne Frauenibildniase und der in diskreten
Farben hingestrichene „Bauplatz“ seien her-
vorgehoben. Das Handwerkliche in seinen
Bildern ist ohne Tadel, wobei die gepflegte
Art der Behandlung farbiger Flächen an die
besten Traditionen der älteren Münchener
Schule amknüpft.
folge zu „Daphnis und Chloe“ einen Anteil
der Antike weit minder deutlich. Mag er
in Einzelteilen aber auch noch so fraglich
sein, alles in allem genommen ist diese kleine
Schau wieder erneute Bestätigung dafür, daß
Der Vollständigkeit halber mußten die
Reihen hier und da ergänzt werden durch
Abbildungen und Modelle andere Herkunft.
Aber in der Hauptsache ist der ganze Werde-
gang von der Früh- bis einschließlich der
Eisenzeit den eigenen umfangreichen Be-
ständen entnommen. Durch die Arbeiten
bei der Reichsautobahn sind verschiedent-
Zu dem Thema „G eist der Antike
in der Kunst“ wenden im Ausstellungs-
raum Karl Buchholz in der Leipziger
Stnaße durch Proben von achtzehn Künstlern,
von denen die meisten Bildhauer sind, recht
interessante Belege gegeben. Die des be-
schränkten Raumes wegen naturgemäß mehr
andeutende und anregende Auswahl stellt für
die Art, in der sich das Vorbildliche der An-
tike, das als Freiheit und Natürlichkeit mit
starker Hinwendung zum Idealen genommen
werden muß, eine Reihe von Beispielen. Wo-
bei der Weg von zwei Blättern Hans von
Marees’ über Adolf von Hildebrand (ein
Terrakotta-Relief und zwei Studien), Aristide
Maillol (drei Bronzen, Lithos und Holzschnit-
ten) und Georg Kolbe zu den Jüngeren geht.
Diese werden hier durch die schönen Bron-
zen von Gerhard Mareks (s. Abb.) und Hein-
rich Kirchner und eine Mädchengruppe von
Richard Scheibe in Gips besonders gut ver-
treten. Vorzügliche Arbeiten von Karl Albi-
ker (s. Abb.), Hermann Haller, Herbert Garbe
und anderen schließen sich an. Und auch
Photos (von den Alten bis zu dem Berliner
Strübe) tragen zur Veranschaulichung des
Themas bei. Fiori zeigt in dem „Mädchen
mit Tuch“ in Steinguß eines seiner frühesten
und besten Werke, während der Zeichner
Seewald besser durch Proben aus seinen
Holzschnitten zur Geltung gekommen wäre.
Dagegen erweisen die Bronzestudie von
August Gaul, die kleine von Renee Sintenis
herrührende „Daphne“ und ihre Holzschnitt-
S.SELIGS BERGER Wwe.
WÜRZBURG
Am Johanniterplatz
•
SPEZIALHAUS
für gute alte Original-Möbel und Antike Klein-
kunst aller Stilarten. Plastik
Reproduktionen nach Angabe * Besuchen Sie mein reich-
haltiges Lager oder verlangen Sie Angebot. Fotos aufWunsch
Vor der Freilegung.
Siehe Bericht Konservieren statt
sich das Schaffen der jungen Bildhauergene-
ration von dem echt antikischen Zug für die
Würde des Gegenständlichen angezogen
fühlt. Unsere aufstrebenden Plastiker wollen
keineswegs altem Formgut huldigen und stre-
ben nicht zu einer klassizistischen Erneue-
rung. Aber sie halten sich immerhin noch
die Pforten zu einer Welt offen, deren Sehn-
süchte und Bestrebungen heute so frisch und
lebendig wie am ersten Tage erscheinen.
Zk.
Die Galerie G u r 1 i 11 gibt aus einigen
Tausenden von Zeichnungen und Aquarellen,
die Sven Hedin von seinen vielfachen
Reisen durch Zentralasien heimbrachte, eine
Auswahl von etwa hundert Blättern. Volks-
typen sind charakteristisch erfaßt. Land-
schaftliches und Bauten werden auf eine
anschauliche, künstlerisch befriedigende
Formel gebracht. Sie überzeugt nicht immer
dort, wo der große Forscher seine darstelle-
rischen Absichten auch mit farbigen Mitteln
unterstützen möchte.
Diese liegen ihm nicht
besonders, aber der Er-
lebniszug in seinen, von
keiner falschen Orient-
romantik berührten
Schilderungen ist alles
in allem genommen doch
von einer solchen Stärke,
daß er das Bildliche weit
über ein durchschnitt-
liches Niveau hält.
Schwarz weiß - Fantasien
des Berliners Werner
L u f t sowie eine Kol-
lektion von farbigen
Akten und amüsante,
die Buntheiten des Da-
seins ausschöpfende klei-
ne Gemälde des Wie-
ners Erhard Ama-
deus - D i e r bestreiten
diesmal das Rahmen-
programm in einer
durchweg recht kurz-
weiligen Art. Zk.
Vor- und frühgeschichfliche
Staatssammlung in München
Die wegen Platzmangels fast ein Jahr-
zehnt geschlossen gewesene Sammlung ist
nach Behebung der schlimmsten Raumkala-
mität anläßlich des 50. Jahres ihres Beste-
hens in feierlicher Weise mit Ansprachen
des Ministerpräsidenten Siebert und der Di-
rektoren Prof. Dr. Zeiss und Prof. Dr. Wag-
ner wieder eröffnet worden. Vorläufig noch
nicht in endgültiger Aufstellung — dazu be-
darf es noch längerer Vorarbeiten —, viel-
mehr mit einer Sonderschau „10 000 Jahre
bayerischer Kultur“. Damit soll zunächst
einmal ein Ueberblick geboten werden über
die Kultur der Völker, die seit der Steinzeit
im heutigen Lande Bayern gelebt haben.
St. Peter, Augsburg.
Nach der Freilegung.
(Photo landesmuseum für Denkmalpflege)
lieh Gräberfelder in Altbayern angeschnitten
worden (Unterhaching, Warngau usw.), die
besonders anschauliches Material auis der
Bronzezeit und der bajuwarischen Frühzeit
geliefert haben, das hier zum ersten Male
gezeigt wird. Dazu wird in Kürze ein Sax
(Kurzschwert) aus den bajuwarischen Reihen-
gräbern von Steindorf bei. Fürstenfeldbruck
kommen, ein äußerst seltenes Stück, das auf
der einen Seite germanische Rumen, auf der
anderen ein Flechtbandmuster trägt. F.
Mtions Torschau
Aachen, im Nov. 35
Bei Ant. Creutzer, vorn). M. Lempertz ge-
langt durch die Inhaber Kl. Hausmann und
Artur Kunz aus Aachener Adels- und aus
Privatbesitz eine Sammlung neuerer und
alter Gemälde, Antiquitäten, Kunstgegen-
stände, Perser Teppiche, Gebrauchssilber und
antiker Möbel zur Versteigerung. Der Ka-
talog weist unter den Gemälden unter an-
deren folgende Namen auf: Ed. Daliphard,
F. Duibreuit, William Etty, Th. Gudin, Heinr.
Hermanns, Carl Irmer, Eugen Kampf, Herrn,
ten Kate, Baron Hendrik, Leys,' Adolf Lier,
G. A. Rasmussen, Karl Raupp, Ed. Schleich
sen. Unter die alten Meister fällt eine Alter-
tafel -eines Oberdeutschen Meisters um 1520,
das Porträt von Lawrence und die Verspot-
tung Christi aus der Werkstatt van Dycks
auf. Ueber 300 Nummern Antiquitäten,
Kunstgegenstände, Gebrauchs-Silber, Perser
Teppich und antike Möbel beschließen den
Katalog’.
Berlin, 6. November 1935
Am 6. November versteigern Dr. Ernst
Mandelbaum und Peter Paul Kronthal Ge-
mälde neuer Meister, Stil-Möbel, Perser-
Teppiche,
Unter den Gemälden befindet sich ein
von Dr. Ludwig Burchard und Hofrat Glück
begutachtetes Männerbildnis des A. van
Dyck. Es stellt den Antwerpener Bildhauer
van Einem dar. Das kleine Bild, das jetzt
zum Ausgebot gelangt, ist von bester Erhal-
tung und dürfte nach den Gutachten um
1630 in Antwerpen entstanden sein.
Von Gemälden neuer Meister finden wir
eine Landschaft von Zügel, ferner Arbeiten
des Münchener Zumbusch, Hengeler, ein
gutes Bild von Keller, ein Seestück von. Hans
Giude und ein Famiilienbild von F. E. Meyer-
heim.
Unter den Stil-Möbeln befindet sich ein
Speisezimmer im Queen - Anne - Stil, ein
Schleiflackzimmer, eine reichhaltige Point-
Garnitur und einzelne Möbel.
Der Katalog erscheint in der kommenden
Woche.
Brüssel, 4.—5. Nov. 1935
Die Sammlung der Madame Fernand de
Theux die Montjardin kommt im Palais
des Beaux Arts unter Mithilfe des Ex-
perten Jef Dillen zur Versteigerung. In der
Richard Müller: Alte Auszüglerin. Bleistiftzeichnung 1935
Ausstellung: Haus der deutschen Kunst. Berlin
(Photo Dresdner Photowerkstätten)
Terrakotta Madonna 1420—1430.
Restaurieren
Sammlung befinden sich hauptsächlich sehr
schöne sächsische, Frankenthaler und Lud'
wigslburger Porzellane. Antikes Silber ist
zahlreich vertreten. Ebenfalls kommen Ge-
mälde, Mobiliar, Bücher und Tapisserien zum
Ausgebot.
Paris, den 8.—9. Nov. 1935
In der Galerie J. Charpentier, 76 Rue du
Fg. St-Honore, findet unter der Leitung des
Commissaire-Priseur -Henri Baudoin eine
Versteigerung von Antiquitäten, Möbeln des
18. Jahrhunderts, orientalischen Porzellanen
und antiken Tapisserien statt. Die Objekte
stammen aus der Liquidation Founes. Be-
sonders unter den antiken Möbeln befinden
sich qualitätsmäßig hochwertige Stücke. Der
Katalog ist durch den Commissaire-Priseur
I lenri Baudoin, 10, r. Grange-Bateliere, er-
hältlich.
Paris, 21. Nov. 1935
Im Hotel Drouot versteigert der Com-
missaire-Priseur Me. Henri Baudoin die
Sammlung Margossian, die hauptsächlich alte
Gemälde, Zeichnungen sowie chinesisches
und japanisches Porzellan enthält. Unter den
Bildern, die meistenteils von guter Qualität
sind, befinden sich Werke von bekannten
Meistern. Außerdem finden wir in der
Sammlung Tapisserien, Möbel, Bronzen, Anti-
quitäten usw., die ebenfalls ausgeboten
werden.
London, 13. u. 14. Nov. 1935
Die Firma Sot hieb y u. Co., 35—35, New
Bond Street, versteigert eine Sammlung von
zum Teil sehr seltenem Silberlöfifeln des 16.
und 17. Jahrhunderts. In dem mit zahlrei-
chen Abbildungen versehenen Katalog finden
wir erstklassige Stücke. Die meisten Exem-
plare besitzen ein Zeichen oder Siegel. Eine
derartige größere qualitätvolle Kollektion ist
seit mehreren Jahren nicht auf dem Markt
gewesen, und es ist anzunehmen, daß das
Interesse für diese Auktion sehr groß sein
wird, trotz der wenigen Sammler auf diesem
Gebiet.
LITERATUR
Wilhelm Uhde: Der Maler Helmut Kolle. Das Bildnis
eines Frühvollendeten (1899—1931). Atlantis Ver-
lag, Zürich-Berlin. 1935.
Dies Buch ist mehr als eine Künstlermonographie.
Es ist das hohe Lied einer edlen Freundschaft und einer
großen Liebe: einer Liebe zur Kunst und zur Dichtung
und zu allem, was schön und groß und stark ist. Ein
deutsches Schicksal erfüllt sich im Werk und im Leben
dieses Frühverstorbenen. Durch die Qualen und Schmer-
zen eines leidenden Menschen, dem hur wenige Jahre
unsteter Arbeit vergönnt waren, bricht ein Lebenswille
und eine Schaffensfreude, die ein großes und geschlos-
senes Werk hinterließen.
Helmut Kolle war ein Sohn des bekannten Frank-
furter Bakteriologen Prof. Dr. Wilhelm Kolle. Schon
früh lernte er den Kunstschriftsteller Wilhelm Uhde
Karl Albiker und Gerhard Mareks, Bronzen,
Ausstellung Ausstellungsraum Karl Buchholz, Berlin
(Klischee Buchholz)
kennen, der sein geistiger Führer werden und die zarte
Blüte dieser empfindsamen Seele zur Entfaltung bringen
sollte. Er behütete liebevoll das künstlerische Werk,
sammelte alle Zeichnungen, Guaches und Oelbilder und
wußte große Sammler und viele Museen für das Schaffen
Kolles zu interessieren.
Die 40 Lichtdrucktafeln, die dem Buche beigefügt
sind, zeigen Kolles Entwicklung zu einer eigenwilligen,
starken und persönlichen Kunst, fern von allen zeit-
gebundenen Richtungen. Sie zeigen seine Liebe zu «den
großen und starken Formen des menschlichen Körpers,
der ihm allein malenswert erschien. Aber leider zeigen
diese Tafeln nichts von der edlen und kostbaren Ma'
terie, der leuchtenden und orchestralen Fülle der
Farben, die sich zu tiefen, satten Klängen auf den
Bildern vereinen. Keine noch so gute farbige Repro-
duktion könnte den sinnlichen Reiz dieser Malere'
wiedergeben. Dr. F. N-
Kurhotel Honte Verila
Schweiz
Ascona
Das Hotel der Kunstfreunde
DAS GUTE HOTEL
Volle Pension ab Frs. 12.— _ , _ . ,
Zimmer ab Frs. 4. - Prospekte auf Anfrage
DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 44 vom 3. November 1957
Berliner AusstellungscQronik
Die zweite, aus Einzelausstellungen großen
Umfangs bestehende Veranstaltung der von
der Reichskammer der bildenden Künste ein-
gesetzten Aiusstellungsleitung im „Haus der
Kunst“ am Königsplatz veranschaulicht das
Schaffen von fünf Süddeutschen, einem Dres-
dener und drei Berlinern. Da die Betonung
dieser Schau auf dem Darstellerischen. Fan-
tasievollen liegt, nehmen Radierungen und
Zeichnungen mehr Platz als gewöhnlich ein.
Das ist besonders bei Ferdinand Staeger der
Fall, der wie Edmund Steppes und Emil Ernst
Heinsidorff aus München kommt. Auf ihren
vom impressionistischen Wege abführenden
Entwicklungsgängen sind alle drei in irgend-
einer Art von Hans Thoma berührt worden.
Dabei hat sich der auch maltechnisch viel-
fach von Einfluß gewesene Steppes am stärk-
sten um ein unmittelbares Verhältnis zum
Fanbigen bemüht. Hans Adolf Bühler und
Siegfried Czerny, dieser reiner Porträtist,
jener mehr ein Darsteller mit dem Verlangen
nach Ausfüllung großer Bildformate und
Deutung symbolischer Gehalte, sind Karls-
ruher. Aus Dresden kommt Richard Müller,
der auch ein vorzüglicher Kopist ist. Sein
Können auf dem Gebiete dös Umrißhaften ist
bekannt. Hier gibt er aber auch Zeichnun-
gen von mehr toniger Haltung (6. Abb.). Von
den Berlinern hat sich Franz Christophe
durch seine an Rokoko und Biedermeier an-
klingenden Illustrationen einen Namen ge-
macht. Die Köpfe des Bildhauers Otto
Placzek tragen naturnahe Züge, während
seine Figuren bei weich geglätteten Formen
das grolle Vorbild Rodin durchschimmern
lassen. Rein malerisch kommt in diesem
Rahmen das Werk des jetzt fünfzigjährigen
Franz Eichhorst außerordentlich gut zur Gel-
tung. Einige Aquarelle von der Westfront,
schöne Frauenibildniase und der in diskreten
Farben hingestrichene „Bauplatz“ seien her-
vorgehoben. Das Handwerkliche in seinen
Bildern ist ohne Tadel, wobei die gepflegte
Art der Behandlung farbiger Flächen an die
besten Traditionen der älteren Münchener
Schule amknüpft.
folge zu „Daphnis und Chloe“ einen Anteil
der Antike weit minder deutlich. Mag er
in Einzelteilen aber auch noch so fraglich
sein, alles in allem genommen ist diese kleine
Schau wieder erneute Bestätigung dafür, daß
Der Vollständigkeit halber mußten die
Reihen hier und da ergänzt werden durch
Abbildungen und Modelle andere Herkunft.
Aber in der Hauptsache ist der ganze Werde-
gang von der Früh- bis einschließlich der
Eisenzeit den eigenen umfangreichen Be-
ständen entnommen. Durch die Arbeiten
bei der Reichsautobahn sind verschiedent-
Zu dem Thema „G eist der Antike
in der Kunst“ wenden im Ausstellungs-
raum Karl Buchholz in der Leipziger
Stnaße durch Proben von achtzehn Künstlern,
von denen die meisten Bildhauer sind, recht
interessante Belege gegeben. Die des be-
schränkten Raumes wegen naturgemäß mehr
andeutende und anregende Auswahl stellt für
die Art, in der sich das Vorbildliche der An-
tike, das als Freiheit und Natürlichkeit mit
starker Hinwendung zum Idealen genommen
werden muß, eine Reihe von Beispielen. Wo-
bei der Weg von zwei Blättern Hans von
Marees’ über Adolf von Hildebrand (ein
Terrakotta-Relief und zwei Studien), Aristide
Maillol (drei Bronzen, Lithos und Holzschnit-
ten) und Georg Kolbe zu den Jüngeren geht.
Diese werden hier durch die schönen Bron-
zen von Gerhard Mareks (s. Abb.) und Hein-
rich Kirchner und eine Mädchengruppe von
Richard Scheibe in Gips besonders gut ver-
treten. Vorzügliche Arbeiten von Karl Albi-
ker (s. Abb.), Hermann Haller, Herbert Garbe
und anderen schließen sich an. Und auch
Photos (von den Alten bis zu dem Berliner
Strübe) tragen zur Veranschaulichung des
Themas bei. Fiori zeigt in dem „Mädchen
mit Tuch“ in Steinguß eines seiner frühesten
und besten Werke, während der Zeichner
Seewald besser durch Proben aus seinen
Holzschnitten zur Geltung gekommen wäre.
Dagegen erweisen die Bronzestudie von
August Gaul, die kleine von Renee Sintenis
herrührende „Daphne“ und ihre Holzschnitt-
S.SELIGS BERGER Wwe.
WÜRZBURG
Am Johanniterplatz
•
SPEZIALHAUS
für gute alte Original-Möbel und Antike Klein-
kunst aller Stilarten. Plastik
Reproduktionen nach Angabe * Besuchen Sie mein reich-
haltiges Lager oder verlangen Sie Angebot. Fotos aufWunsch
Vor der Freilegung.
Siehe Bericht Konservieren statt
sich das Schaffen der jungen Bildhauergene-
ration von dem echt antikischen Zug für die
Würde des Gegenständlichen angezogen
fühlt. Unsere aufstrebenden Plastiker wollen
keineswegs altem Formgut huldigen und stre-
ben nicht zu einer klassizistischen Erneue-
rung. Aber sie halten sich immerhin noch
die Pforten zu einer Welt offen, deren Sehn-
süchte und Bestrebungen heute so frisch und
lebendig wie am ersten Tage erscheinen.
Zk.
Die Galerie G u r 1 i 11 gibt aus einigen
Tausenden von Zeichnungen und Aquarellen,
die Sven Hedin von seinen vielfachen
Reisen durch Zentralasien heimbrachte, eine
Auswahl von etwa hundert Blättern. Volks-
typen sind charakteristisch erfaßt. Land-
schaftliches und Bauten werden auf eine
anschauliche, künstlerisch befriedigende
Formel gebracht. Sie überzeugt nicht immer
dort, wo der große Forscher seine darstelle-
rischen Absichten auch mit farbigen Mitteln
unterstützen möchte.
Diese liegen ihm nicht
besonders, aber der Er-
lebniszug in seinen, von
keiner falschen Orient-
romantik berührten
Schilderungen ist alles
in allem genommen doch
von einer solchen Stärke,
daß er das Bildliche weit
über ein durchschnitt-
liches Niveau hält.
Schwarz weiß - Fantasien
des Berliners Werner
L u f t sowie eine Kol-
lektion von farbigen
Akten und amüsante,
die Buntheiten des Da-
seins ausschöpfende klei-
ne Gemälde des Wie-
ners Erhard Ama-
deus - D i e r bestreiten
diesmal das Rahmen-
programm in einer
durchweg recht kurz-
weiligen Art. Zk.
Vor- und frühgeschichfliche
Staatssammlung in München
Die wegen Platzmangels fast ein Jahr-
zehnt geschlossen gewesene Sammlung ist
nach Behebung der schlimmsten Raumkala-
mität anläßlich des 50. Jahres ihres Beste-
hens in feierlicher Weise mit Ansprachen
des Ministerpräsidenten Siebert und der Di-
rektoren Prof. Dr. Zeiss und Prof. Dr. Wag-
ner wieder eröffnet worden. Vorläufig noch
nicht in endgültiger Aufstellung — dazu be-
darf es noch längerer Vorarbeiten —, viel-
mehr mit einer Sonderschau „10 000 Jahre
bayerischer Kultur“. Damit soll zunächst
einmal ein Ueberblick geboten werden über
die Kultur der Völker, die seit der Steinzeit
im heutigen Lande Bayern gelebt haben.
St. Peter, Augsburg.
Nach der Freilegung.
(Photo landesmuseum für Denkmalpflege)
lieh Gräberfelder in Altbayern angeschnitten
worden (Unterhaching, Warngau usw.), die
besonders anschauliches Material auis der
Bronzezeit und der bajuwarischen Frühzeit
geliefert haben, das hier zum ersten Male
gezeigt wird. Dazu wird in Kürze ein Sax
(Kurzschwert) aus den bajuwarischen Reihen-
gräbern von Steindorf bei. Fürstenfeldbruck
kommen, ein äußerst seltenes Stück, das auf
der einen Seite germanische Rumen, auf der
anderen ein Flechtbandmuster trägt. F.
Mtions Torschau
Aachen, im Nov. 35
Bei Ant. Creutzer, vorn). M. Lempertz ge-
langt durch die Inhaber Kl. Hausmann und
Artur Kunz aus Aachener Adels- und aus
Privatbesitz eine Sammlung neuerer und
alter Gemälde, Antiquitäten, Kunstgegen-
stände, Perser Teppiche, Gebrauchssilber und
antiker Möbel zur Versteigerung. Der Ka-
talog weist unter den Gemälden unter an-
deren folgende Namen auf: Ed. Daliphard,
F. Duibreuit, William Etty, Th. Gudin, Heinr.
Hermanns, Carl Irmer, Eugen Kampf, Herrn,
ten Kate, Baron Hendrik, Leys,' Adolf Lier,
G. A. Rasmussen, Karl Raupp, Ed. Schleich
sen. Unter die alten Meister fällt eine Alter-
tafel -eines Oberdeutschen Meisters um 1520,
das Porträt von Lawrence und die Verspot-
tung Christi aus der Werkstatt van Dycks
auf. Ueber 300 Nummern Antiquitäten,
Kunstgegenstände, Gebrauchs-Silber, Perser
Teppich und antike Möbel beschließen den
Katalog’.
Berlin, 6. November 1935
Am 6. November versteigern Dr. Ernst
Mandelbaum und Peter Paul Kronthal Ge-
mälde neuer Meister, Stil-Möbel, Perser-
Teppiche,
Unter den Gemälden befindet sich ein
von Dr. Ludwig Burchard und Hofrat Glück
begutachtetes Männerbildnis des A. van
Dyck. Es stellt den Antwerpener Bildhauer
van Einem dar. Das kleine Bild, das jetzt
zum Ausgebot gelangt, ist von bester Erhal-
tung und dürfte nach den Gutachten um
1630 in Antwerpen entstanden sein.
Von Gemälden neuer Meister finden wir
eine Landschaft von Zügel, ferner Arbeiten
des Münchener Zumbusch, Hengeler, ein
gutes Bild von Keller, ein Seestück von. Hans
Giude und ein Famiilienbild von F. E. Meyer-
heim.
Unter den Stil-Möbeln befindet sich ein
Speisezimmer im Queen - Anne - Stil, ein
Schleiflackzimmer, eine reichhaltige Point-
Garnitur und einzelne Möbel.
Der Katalog erscheint in der kommenden
Woche.
Brüssel, 4.—5. Nov. 1935
Die Sammlung der Madame Fernand de
Theux die Montjardin kommt im Palais
des Beaux Arts unter Mithilfe des Ex-
perten Jef Dillen zur Versteigerung. In der
Richard Müller: Alte Auszüglerin. Bleistiftzeichnung 1935
Ausstellung: Haus der deutschen Kunst. Berlin
(Photo Dresdner Photowerkstätten)
Terrakotta Madonna 1420—1430.
Restaurieren
Sammlung befinden sich hauptsächlich sehr
schöne sächsische, Frankenthaler und Lud'
wigslburger Porzellane. Antikes Silber ist
zahlreich vertreten. Ebenfalls kommen Ge-
mälde, Mobiliar, Bücher und Tapisserien zum
Ausgebot.
Paris, den 8.—9. Nov. 1935
In der Galerie J. Charpentier, 76 Rue du
Fg. St-Honore, findet unter der Leitung des
Commissaire-Priseur -Henri Baudoin eine
Versteigerung von Antiquitäten, Möbeln des
18. Jahrhunderts, orientalischen Porzellanen
und antiken Tapisserien statt. Die Objekte
stammen aus der Liquidation Founes. Be-
sonders unter den antiken Möbeln befinden
sich qualitätsmäßig hochwertige Stücke. Der
Katalog ist durch den Commissaire-Priseur
I lenri Baudoin, 10, r. Grange-Bateliere, er-
hältlich.
Paris, 21. Nov. 1935
Im Hotel Drouot versteigert der Com-
missaire-Priseur Me. Henri Baudoin die
Sammlung Margossian, die hauptsächlich alte
Gemälde, Zeichnungen sowie chinesisches
und japanisches Porzellan enthält. Unter den
Bildern, die meistenteils von guter Qualität
sind, befinden sich Werke von bekannten
Meistern. Außerdem finden wir in der
Sammlung Tapisserien, Möbel, Bronzen, Anti-
quitäten usw., die ebenfalls ausgeboten
werden.
London, 13. u. 14. Nov. 1935
Die Firma Sot hieb y u. Co., 35—35, New
Bond Street, versteigert eine Sammlung von
zum Teil sehr seltenem Silberlöfifeln des 16.
und 17. Jahrhunderts. In dem mit zahlrei-
chen Abbildungen versehenen Katalog finden
wir erstklassige Stücke. Die meisten Exem-
plare besitzen ein Zeichen oder Siegel. Eine
derartige größere qualitätvolle Kollektion ist
seit mehreren Jahren nicht auf dem Markt
gewesen, und es ist anzunehmen, daß das
Interesse für diese Auktion sehr groß sein
wird, trotz der wenigen Sammler auf diesem
Gebiet.
LITERATUR
Wilhelm Uhde: Der Maler Helmut Kolle. Das Bildnis
eines Frühvollendeten (1899—1931). Atlantis Ver-
lag, Zürich-Berlin. 1935.
Dies Buch ist mehr als eine Künstlermonographie.
Es ist das hohe Lied einer edlen Freundschaft und einer
großen Liebe: einer Liebe zur Kunst und zur Dichtung
und zu allem, was schön und groß und stark ist. Ein
deutsches Schicksal erfüllt sich im Werk und im Leben
dieses Frühverstorbenen. Durch die Qualen und Schmer-
zen eines leidenden Menschen, dem hur wenige Jahre
unsteter Arbeit vergönnt waren, bricht ein Lebenswille
und eine Schaffensfreude, die ein großes und geschlos-
senes Werk hinterließen.
Helmut Kolle war ein Sohn des bekannten Frank-
furter Bakteriologen Prof. Dr. Wilhelm Kolle. Schon
früh lernte er den Kunstschriftsteller Wilhelm Uhde
Karl Albiker und Gerhard Mareks, Bronzen,
Ausstellung Ausstellungsraum Karl Buchholz, Berlin
(Klischee Buchholz)
kennen, der sein geistiger Führer werden und die zarte
Blüte dieser empfindsamen Seele zur Entfaltung bringen
sollte. Er behütete liebevoll das künstlerische Werk,
sammelte alle Zeichnungen, Guaches und Oelbilder und
wußte große Sammler und viele Museen für das Schaffen
Kolles zu interessieren.
Die 40 Lichtdrucktafeln, die dem Buche beigefügt
sind, zeigen Kolles Entwicklung zu einer eigenwilligen,
starken und persönlichen Kunst, fern von allen zeit-
gebundenen Richtungen. Sie zeigen seine Liebe zu «den
großen und starken Formen des menschlichen Körpers,
der ihm allein malenswert erschien. Aber leider zeigen
diese Tafeln nichts von der edlen und kostbaren Ma'
terie, der leuchtenden und orchestralen Fülle der
Farben, die sich zu tiefen, satten Klängen auf den
Bildern vereinen. Keine noch so gute farbige Repro-
duktion könnte den sinnlichen Reiz dieser Malere'
wiedergeben. Dr. F. N-
Kurhotel Honte Verila
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