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DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 2 vom 13. Januar 1955
gemacht worden sind: es wurden römische
Gräber dort vorgefunden. Gleichzeitig ist in
diesem Museum eine sehr instruktive Aus-
stellung gemacht worden, ihr Thema heißt:
„Das antike Porträt in Aegypten, Kleinasien,
Griechenland und im römischen Reich.“ Es
handelt sich größtenteils um Kopien und
Nachbildungen, nur wenige authentische Por-
träts aus Fayum sind ausgestellt und ein
Dutzend klassischer Originalbüsten, ferner
Deutsche Bildhauer
der Gegenwart
Des öfteren wurde hier auf die lebhafte
Ausstellungstätigkeit der Galerie Vömel
in Düsseldorf hingewiesen, der in der
Heranziehung moderner Plastik schon des-
halb einige Bedeutung zukommt, weil in
Düsseldorf traditionsgemäß immer noch die
Malerei weitaus im Vordergründe steht. Für
die neueröffnete Ausstellung „Deutsche Bild-
hauer der Gegenwart“, die sich in ihrer Ge-
samthaltung nicht sonderlich von den bis-
herigen Veranstaltungen unterscheidet und
teilweise auch bereits vorher gezeigte Werke
beherbergt, wurde das kürzlich unter dem
gleichen Titel veröffentlichte Buch von
Alfred Hentzen zur Grundlage genommen.
Bezugnehmend auf die dort beigegebenen
Abbildungen wird in der Ausstellung die
Betrachtung vor allem auf folgende, zum
Teil recht bekannte Schöpfungen hingelenkt:
Rudolf Bellings Schmeling-Figur, Fritz Claus’
Bildnis seiner Frau, Ernesto de Fioris Por-
trät Hindenburgs, die anmutige, „Still allein“
bezeichnete Mädchengestalt von Gerhard
Mareks, die weiblichen Akte „Liegende“ von
Kurt Zimmermann, „Hockende“ von Joachim
Karsch, ferner auf Toni Stadlers „Mädchen“,
Milly Stegers „Mein Ball“ und den „Jaguar“
von Philipp Harth. Diesen seit 1928 entstan-
denen Plastiken stehen als höchstbedeutende
Leistungen der Vorkriegsepoche Ernst Bar-
lachs rundplastisch geschlossene und schlichte
Holzgruppe der „Drei singenden Frauen“
(1911) und Wilhelm Lehmbrucks Steinrelief
mit badenden Mädchen, seine „Sinnende“
(beide 1914 entstanden) gegenüber. Aus letz-
ter Vergangenheit findet man hier außerdem
zwei schöne Bronzen von Georg Kolbe und
das gut geprägte Bildnis Ludwig Klages
von Renee Sintenis. Neu hinzugekommen
sind schließlich noch einige naturalistisch
betonte Tierbronzen von August Gaul, wäh-
rend Gerhard Mareks’ „Schwimmerin“ (siehe
Abb.) hier schon vorher ausgestellt war. L.
Watteau und sein Kreis
Eine liebenswürdige und instruktive Aus-
stellung, mit der Frau Dr. Edith Hoff-
mann, die Leiterin der Graphischen Abtei-
lung des Museums der bildenden Künste,
auch das Budapester Museum an den Ver-
anstaltungen des Watteau-Gedächtnisjahres
eine kostbare Sammlung von antiken Mün-
zen. Die internationale Ausstellung von Kin-
derzeichnungen, die in diesem Museum ge-
zeigt wurde, soll jetzt in das „Zentralhaus
der künstlerischen Erziehung der Kinder“
überführt werden, wo sie die Basis bilden
wird für ein internatio-
nales Museum von Kin-
derzeichnungen, das zu
einer Dauereinrichtung
in Moskau werden soll.
In dem „Russischen
Museum“ in Leningrad
sind zurzeit moderne
russische Maler des
19. und 20. Jahrhunderts
ausgestellt. Gleichzeitig
wird in diesem Museum
eine Sammlung chine-
sischer Malereien ge-
zeigt, größtenteils mo-
dern, die von dem Uni-
versitätsprofessor in
Nanking, dem Maler
You Peon, nach Mos-
kau gebracht wurden,
von wo sie in das Mü-
der Eremitage
Leningrad über-
führt worden sind. Mit
ihnen wurde die Aus-
stellung des Alten Chi-
na, die zu den festen
Besitztümern des Mu-
seums zählt, ausgezeich-
net ergänzt.
Auch die Akademie
der Schönen Künste in
Leningrad hat eine Um-
ordnung ihrer musealen
Bestände, die sich aus
Architektur und Plastik
zusammensetzen, vor-
genommen. Die Innen-
architektur wurde unter
Leitung des Malers
Isaac I. Brodski auf
ihren früheren Stil zu-
rückgeführt. — Das Mu-
seum der modernen
europäischen Kunst
setzt sein Programm
fort, die Zeichnungen
der revolutionären Ten-
denzen in den verschiedenen Ländern auszu-
stellen. Gleichzeitig finden 3 graphische Aus-
stellungen, in denen auch Arbeiten auslän-
discher Künstler gezeigt werden, statt.
teilnehmen ließ. Den Mittelpunkt bildet die
köstliche Watteauzeichnung aus dem Besitz
des Museums, ein Studienblatt mit zwei weib-
lichen Figuren und einer hauchzarten, ele-
ganten Draperie in farbiger Kreide auf
dunklem Grund (publiziert von Meller und
Parker). Um dieses prachtvolle Stück grup-
pieren sich die Blätter aus dem Stichwerk
Julienne, Stiche nach Werken von Claude
Gillot, Pater, Lancret und Boucher. Damit
soll dem Publikum eine Vorstellung vermit-
telt werden von Watteaus Kunst, der seines
ersten Pariser Lehrers und seiner unmittel-
baren Nachfolger, also jener Epoche der
französischen Kunst, die im Zeichen dieses
eigenartigsten und vielleicht größten fran-
zösischen Künstlers stand. E. M. H.
Jluktions-Worschau
Die erste
van Diemen-Altkunst-Auktion
In den Räumen von Paul Graupe in
Berlin sind nunmehr die Bestände der
ersten, am 25. und 26. Januar stattfindenden
Auktion aus der Liquidation des Berliner
Kunsthandelskonzerns van Diemen-Altkunst-
Burchard zu einem eindrucksvollen En-
semble vereinigt. Etwa 650 Nummern, zu
denen noch einige Dutzend ergänzende
Kunstgegenstände aus verschiedenem deut-
schen Privatbesitz treten, lassen in ihrer
qualitativen Einheitlichkeit, die an eine ge-
pflegte Privatsammlung erinnert, erkennen,
mit welcher geschmacklichen und stilisti-
schen Sicherheit, mit welch hoher Kenner-
schaft Hier gesammelt wurde. Die meist sehr
erlauchte Provenienz der Objekte trägt ein
klebriges dazu bei, diese Versteigerung zu
einem wirklichen Ereignis des Berliner
Marktes zu stempeln.
In Ergänzung unseres allgemeinen Ueber-
blicks über die Auktion (Jg. VIII, Nr. 48)
seien hier einzelne Abteilungen eingehender
gewürdigt. Bei den deutschen Gemälden
darf neben zwei Bildnissen Barthel Bruyns
d. J. die dem Meister von Messkirch zuge-
schriebene Madonna (Abb. J. VIII, Nr. 48)
erhöhte Beachtung beanspruchen. Unter den
Italienern befinden sich eines der schönsten
Männerbildnisse von Bernardino dei Conti,
ein wichtiges Gelehrtenporträt von Luini
und charakteristische Madonnenbilder von
Cima da Conegliano (um 1500), Andrea di
Bartolo, B. Vivarini u. a. Die Kreuzigung
von Agnolo Gaddi darf zu den stärksten
Werken des Meisters gerechnet werden. Von
den frühen Niederländern ist neben Benson,
Herri met de Bles, dem Braunschweiger Mo-
nogrammisten und zwei herrlichen Flügelbil-
dern Gerard Davids die Gregorsmesse von
etwa 1480, ehemals in der Sammlung Oppler,
hervorzuheben. Eine Reihe der späteren
Niederländer stammen aus russischem
Staatsbesitz und weisen jenen hohen Rang
an Qualität auf, der diesen im 18. Jahrhun-
dert gesammelten Bildern eigen ist: die wun-
derbar lichte Allegorie von Rubens, Rem-
brandts Studienkopf aus der Slg. Semenov,
die Jagdbilder von Wouwerman und Hak-
kaert, der bezaubernde Ochtervelt und die
Landschaft von A. van de Velde. Zu nennen
wären noch eine frühe „Verkündigung“ von
Rubens, das Damenbildnis von Cornelis de
Vos, ein besonders guter Netscher, die große
Schneelandschaft von van der Neer, ein sig-
nierter Metsu und die lange Reihe der Klein-
meister mit charakteristischen Werken. Von
Franzosen: Tocques Frauenbildnis und zwei
Architekturstücke von Hubert Robert.
Plastik und Kunstgewerbe bilden den
ebenbürtigen Rahmen dieser Sammlung. Bei
der ersteren ist insbesondere auf die ent-
zückende böhmische Katherina um 1430 und
die Auvergnatische Muttergottes um 1170
hinzuweisen. Die Abteilung der Möbel
beherbergt als Hauptstücke einen Schreib-
sekretär und ein großes Bureau-plat von
David Roentgen, beide aus dem Residenz-
schloß der Herzöge von Sachsen-Altenburg
stammend. Beachtenswert auch die Sitz-
möbel mit alten Bezügen und kleinere fran-
zösische und englische Möbel. Unter dem
Silber finden wir Teile des schönsten der
im 18. Jahrhundert entstandenen Silberge-
schirre: des um 1750 für Maria Theresia an-
gefertigten. später in den Besitz der Herzöge
von Sachsen-Altenburg gelangten Services,
daneben weitere wichtige Stücke aus den
Silberkammern deutscher Fürstenhöfe. Das
Porzellan weist Gebrauchs- und Figu-
renporzellan der wichtigsten Manufakturen
mit großen Kostbarkeiten auf: wir bilden
das Paar montierter Kändlervögel hier ab.
Es folgen Bronzen, Arbeiten in Metall wie
Uhren, Appliken, Kandelaber, weiter Minia-
turen, etwa vierzig Goldemail- und Stein-
dosen, Stoffe, Teppiche und antikes Kunst-
gewerbe.
Die Tapisserien umfassen einige der
bedeutendsten Objekte. Der große Luther-
Wandteppich mit der Signatur des Leipziger
Wirkers Seeger Bombcck wurde um 1550 im
Auftrag der Stadt Leipzig angefertigt. Der
Wolfenbütteier Wappenteppich stammt aus
der Manufaktur des Brüsselers Boldwyn.
Paar große Mandelkrähen. Meißen, um 1739
Modell von Kändler — Bronzemontierung Louis XVI — Liquidation Altkunst G. m. b. H.
Versteigerung: Paul Graupe, Berlin, 25.—26. Januar 1935
Gerhard Mareks, Die Schwimmerin
Ausstellung: Deutsche Bildhauer der Gegenwart— Düsseldorf, Galerie Alex Vömel
S. Seligsberger ITwe. Würzburg, Johanniter platz 2
Antike Gebrauchsmöbel jeder Art • Plastik in Holz und Stein • Altes Kunstgewerbe • Fayencen • Porzellane
Dann sind hervorzuheben zwei frühe Brüs-
seler Tapisserien um 1520, die große Renais-
sance-Tapisserie, deren Gegenstück im Deut'
sehen Museum zu Berlin, der Bacchus-Gobe'
lin aus der Folge der sogenannten Götter-
portieren aus dem Anfang des 18. Jahr-
hunderts und die schöne Beauvais-Tapisse-
rie, die wir in Nr. 1 abgebildet haben.
Da ein solch bedeutsames Angebot di®
Berliner Auktionssaison in einem Augen-
blick regerer Kauflust und gestärkter Auf-
nahmefähigkeit einleitet, darf man mit Zu-
versicht und größtem Interesse diesem Er-
eignis entgegensehen.
Berlin, 19. Jan-
Das Internationale Kunst- und
Auktions-Haus kündigt für den 19. Ja-
nuar eine Versteigerung von Gemälden, Mo-
biliar und Perser-Teppichen an. Unter den
Gemälden alter Meister finden wir Werk6
von Peter Paul Rubens und Anton van Dyck,
deren Echtheit durch Gutachten von Fried-
länder und Glück bestätigt ist. Von Peter
Paul Rubens gelangt der „Kopf der Diana“
(Abb. Nr. 1) zur Versteigerung, der als Studie
zu dem bekannten Bild des Meisters in der
Dresdner Galerie „Dianas Heimkehr von der
Jaigd“ verwandt wurde. Von van Dyck
kommt ein „Christus-Kopf“ (Abb. Nr. 1) zuiö
Ausgebot, der eine Studie zu dem Gemälde
im Potsdamer Stadtschloß, das „Die wunder-
bare Speisung“ darstellt, ist. Ferner gelan-
gen ein großes Gemälde des Raffael-Schülers
Giulio Romano, sowie Gemälde aus der
Rubens-Werkstatt, von modernen Meistern
eine italienische Landschaft des Oswald
Achenbach, und neben anderen ein Frauen-
kopf des Franzosen Pascin, zur Versteige-
rung.
Baden-Baden, 24.—26. Jan-
Das Mannheimer Kunst- und Auktionshaus
G i n d e 1 e versteigert im Hotel Atlantic vom
24. bis 26. Januar eine Gemäldesammlung, die
vor allem niederländische Bilder umfaßt. Der
Josef Iven-Köln. Türfüllung, Philemon und Baucis
Katalog verzeichnet neben Kopien die größ-
ten Namen der Kunstgeschichte wie Rem-
brandt, Franz Hals, Leonardo u. a. mit Wer-
ken, deren genauere Bestimmung aus den
Angaben des Kataloges nicht möglich ist.
Ein Bildwerk
der Gastfreundschaft
Der Kölner Bildhauer Josef Iven schuf
eine köstliche Türfüllung aus Birnbaumholz
für das Landhaus eines gastfreundlichen
Mannes (s. Abb.). Mit urwüchsigem Humor,
in einer im besten Sinne volkstümlichen
Darstellungsweise, aber schlicht und zurück-
haltend in der Form, hat er eine eigenwillige,
kräftiger bodenständiger Kunst naheste-
hende, absolut deutsche Auffassung des
gastfreundlichen Paares Philemon und Bau-
cis, bei dem einst Merkur und Jupiter uner-
kannt zu Gast waren, in schöner Bildhaftig-
keit erstehen lassen. K. H. B.
Die Freilegung der
Barbarossaburg
Schon bei den Vorarbeiten zu der Aus-
grabung der 1152 erbauten, heute vollkom-
men verschütteten Burg trat allerhand Un-
erwartetes zutage. Bei der Untersuchung der
Fundamente der Schloßkapelle fanden sich
24 gebündelte Skelette aus früherer Zeit, ein
Steinsarg, in einem Felsengrab zwei Skelette,
dabei eine weißblaue Emailleperle mit zwei
Kreuzen, ein Felsenstollen, der bis auf
40 Meter geräumt wurde und Reste einer
hölzernen Wasserleitung barg, Münzen etc.
Von der Burg ist am besten erhalten der
„Casimirsaal“, in dem 1269 die prunkvolle
Hochzeit des Königs Richard von Cornwallm
mit Beatrix von Falkenstein, der „schönen
Pfälzerin“, stattfand. Von hier aus führt eine
steile Treppe zu unterirdischen Gewölben-
Der Kaisersaal ist 26 m lang und 4,20 m hoch-
Zur Fortsetzung der Grabungen, die unter
der Leitung von Oberbaurat Dr. Bremer
stehen, ist die Entfernung einiger alter
Häuser notwendig. ®'
DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 2 vom 13. Januar 1955
gemacht worden sind: es wurden römische
Gräber dort vorgefunden. Gleichzeitig ist in
diesem Museum eine sehr instruktive Aus-
stellung gemacht worden, ihr Thema heißt:
„Das antike Porträt in Aegypten, Kleinasien,
Griechenland und im römischen Reich.“ Es
handelt sich größtenteils um Kopien und
Nachbildungen, nur wenige authentische Por-
träts aus Fayum sind ausgestellt und ein
Dutzend klassischer Originalbüsten, ferner
Deutsche Bildhauer
der Gegenwart
Des öfteren wurde hier auf die lebhafte
Ausstellungstätigkeit der Galerie Vömel
in Düsseldorf hingewiesen, der in der
Heranziehung moderner Plastik schon des-
halb einige Bedeutung zukommt, weil in
Düsseldorf traditionsgemäß immer noch die
Malerei weitaus im Vordergründe steht. Für
die neueröffnete Ausstellung „Deutsche Bild-
hauer der Gegenwart“, die sich in ihrer Ge-
samthaltung nicht sonderlich von den bis-
herigen Veranstaltungen unterscheidet und
teilweise auch bereits vorher gezeigte Werke
beherbergt, wurde das kürzlich unter dem
gleichen Titel veröffentlichte Buch von
Alfred Hentzen zur Grundlage genommen.
Bezugnehmend auf die dort beigegebenen
Abbildungen wird in der Ausstellung die
Betrachtung vor allem auf folgende, zum
Teil recht bekannte Schöpfungen hingelenkt:
Rudolf Bellings Schmeling-Figur, Fritz Claus’
Bildnis seiner Frau, Ernesto de Fioris Por-
trät Hindenburgs, die anmutige, „Still allein“
bezeichnete Mädchengestalt von Gerhard
Mareks, die weiblichen Akte „Liegende“ von
Kurt Zimmermann, „Hockende“ von Joachim
Karsch, ferner auf Toni Stadlers „Mädchen“,
Milly Stegers „Mein Ball“ und den „Jaguar“
von Philipp Harth. Diesen seit 1928 entstan-
denen Plastiken stehen als höchstbedeutende
Leistungen der Vorkriegsepoche Ernst Bar-
lachs rundplastisch geschlossene und schlichte
Holzgruppe der „Drei singenden Frauen“
(1911) und Wilhelm Lehmbrucks Steinrelief
mit badenden Mädchen, seine „Sinnende“
(beide 1914 entstanden) gegenüber. Aus letz-
ter Vergangenheit findet man hier außerdem
zwei schöne Bronzen von Georg Kolbe und
das gut geprägte Bildnis Ludwig Klages
von Renee Sintenis. Neu hinzugekommen
sind schließlich noch einige naturalistisch
betonte Tierbronzen von August Gaul, wäh-
rend Gerhard Mareks’ „Schwimmerin“ (siehe
Abb.) hier schon vorher ausgestellt war. L.
Watteau und sein Kreis
Eine liebenswürdige und instruktive Aus-
stellung, mit der Frau Dr. Edith Hoff-
mann, die Leiterin der Graphischen Abtei-
lung des Museums der bildenden Künste,
auch das Budapester Museum an den Ver-
anstaltungen des Watteau-Gedächtnisjahres
eine kostbare Sammlung von antiken Mün-
zen. Die internationale Ausstellung von Kin-
derzeichnungen, die in diesem Museum ge-
zeigt wurde, soll jetzt in das „Zentralhaus
der künstlerischen Erziehung der Kinder“
überführt werden, wo sie die Basis bilden
wird für ein internatio-
nales Museum von Kin-
derzeichnungen, das zu
einer Dauereinrichtung
in Moskau werden soll.
In dem „Russischen
Museum“ in Leningrad
sind zurzeit moderne
russische Maler des
19. und 20. Jahrhunderts
ausgestellt. Gleichzeitig
wird in diesem Museum
eine Sammlung chine-
sischer Malereien ge-
zeigt, größtenteils mo-
dern, die von dem Uni-
versitätsprofessor in
Nanking, dem Maler
You Peon, nach Mos-
kau gebracht wurden,
von wo sie in das Mü-
der Eremitage
Leningrad über-
führt worden sind. Mit
ihnen wurde die Aus-
stellung des Alten Chi-
na, die zu den festen
Besitztümern des Mu-
seums zählt, ausgezeich-
net ergänzt.
Auch die Akademie
der Schönen Künste in
Leningrad hat eine Um-
ordnung ihrer musealen
Bestände, die sich aus
Architektur und Plastik
zusammensetzen, vor-
genommen. Die Innen-
architektur wurde unter
Leitung des Malers
Isaac I. Brodski auf
ihren früheren Stil zu-
rückgeführt. — Das Mu-
seum der modernen
europäischen Kunst
setzt sein Programm
fort, die Zeichnungen
der revolutionären Ten-
denzen in den verschiedenen Ländern auszu-
stellen. Gleichzeitig finden 3 graphische Aus-
stellungen, in denen auch Arbeiten auslän-
discher Künstler gezeigt werden, statt.
teilnehmen ließ. Den Mittelpunkt bildet die
köstliche Watteauzeichnung aus dem Besitz
des Museums, ein Studienblatt mit zwei weib-
lichen Figuren und einer hauchzarten, ele-
ganten Draperie in farbiger Kreide auf
dunklem Grund (publiziert von Meller und
Parker). Um dieses prachtvolle Stück grup-
pieren sich die Blätter aus dem Stichwerk
Julienne, Stiche nach Werken von Claude
Gillot, Pater, Lancret und Boucher. Damit
soll dem Publikum eine Vorstellung vermit-
telt werden von Watteaus Kunst, der seines
ersten Pariser Lehrers und seiner unmittel-
baren Nachfolger, also jener Epoche der
französischen Kunst, die im Zeichen dieses
eigenartigsten und vielleicht größten fran-
zösischen Künstlers stand. E. M. H.
Jluktions-Worschau
Die erste
van Diemen-Altkunst-Auktion
In den Räumen von Paul Graupe in
Berlin sind nunmehr die Bestände der
ersten, am 25. und 26. Januar stattfindenden
Auktion aus der Liquidation des Berliner
Kunsthandelskonzerns van Diemen-Altkunst-
Burchard zu einem eindrucksvollen En-
semble vereinigt. Etwa 650 Nummern, zu
denen noch einige Dutzend ergänzende
Kunstgegenstände aus verschiedenem deut-
schen Privatbesitz treten, lassen in ihrer
qualitativen Einheitlichkeit, die an eine ge-
pflegte Privatsammlung erinnert, erkennen,
mit welcher geschmacklichen und stilisti-
schen Sicherheit, mit welch hoher Kenner-
schaft Hier gesammelt wurde. Die meist sehr
erlauchte Provenienz der Objekte trägt ein
klebriges dazu bei, diese Versteigerung zu
einem wirklichen Ereignis des Berliner
Marktes zu stempeln.
In Ergänzung unseres allgemeinen Ueber-
blicks über die Auktion (Jg. VIII, Nr. 48)
seien hier einzelne Abteilungen eingehender
gewürdigt. Bei den deutschen Gemälden
darf neben zwei Bildnissen Barthel Bruyns
d. J. die dem Meister von Messkirch zuge-
schriebene Madonna (Abb. J. VIII, Nr. 48)
erhöhte Beachtung beanspruchen. Unter den
Italienern befinden sich eines der schönsten
Männerbildnisse von Bernardino dei Conti,
ein wichtiges Gelehrtenporträt von Luini
und charakteristische Madonnenbilder von
Cima da Conegliano (um 1500), Andrea di
Bartolo, B. Vivarini u. a. Die Kreuzigung
von Agnolo Gaddi darf zu den stärksten
Werken des Meisters gerechnet werden. Von
den frühen Niederländern ist neben Benson,
Herri met de Bles, dem Braunschweiger Mo-
nogrammisten und zwei herrlichen Flügelbil-
dern Gerard Davids die Gregorsmesse von
etwa 1480, ehemals in der Sammlung Oppler,
hervorzuheben. Eine Reihe der späteren
Niederländer stammen aus russischem
Staatsbesitz und weisen jenen hohen Rang
an Qualität auf, der diesen im 18. Jahrhun-
dert gesammelten Bildern eigen ist: die wun-
derbar lichte Allegorie von Rubens, Rem-
brandts Studienkopf aus der Slg. Semenov,
die Jagdbilder von Wouwerman und Hak-
kaert, der bezaubernde Ochtervelt und die
Landschaft von A. van de Velde. Zu nennen
wären noch eine frühe „Verkündigung“ von
Rubens, das Damenbildnis von Cornelis de
Vos, ein besonders guter Netscher, die große
Schneelandschaft von van der Neer, ein sig-
nierter Metsu und die lange Reihe der Klein-
meister mit charakteristischen Werken. Von
Franzosen: Tocques Frauenbildnis und zwei
Architekturstücke von Hubert Robert.
Plastik und Kunstgewerbe bilden den
ebenbürtigen Rahmen dieser Sammlung. Bei
der ersteren ist insbesondere auf die ent-
zückende böhmische Katherina um 1430 und
die Auvergnatische Muttergottes um 1170
hinzuweisen. Die Abteilung der Möbel
beherbergt als Hauptstücke einen Schreib-
sekretär und ein großes Bureau-plat von
David Roentgen, beide aus dem Residenz-
schloß der Herzöge von Sachsen-Altenburg
stammend. Beachtenswert auch die Sitz-
möbel mit alten Bezügen und kleinere fran-
zösische und englische Möbel. Unter dem
Silber finden wir Teile des schönsten der
im 18. Jahrhundert entstandenen Silberge-
schirre: des um 1750 für Maria Theresia an-
gefertigten. später in den Besitz der Herzöge
von Sachsen-Altenburg gelangten Services,
daneben weitere wichtige Stücke aus den
Silberkammern deutscher Fürstenhöfe. Das
Porzellan weist Gebrauchs- und Figu-
renporzellan der wichtigsten Manufakturen
mit großen Kostbarkeiten auf: wir bilden
das Paar montierter Kändlervögel hier ab.
Es folgen Bronzen, Arbeiten in Metall wie
Uhren, Appliken, Kandelaber, weiter Minia-
turen, etwa vierzig Goldemail- und Stein-
dosen, Stoffe, Teppiche und antikes Kunst-
gewerbe.
Die Tapisserien umfassen einige der
bedeutendsten Objekte. Der große Luther-
Wandteppich mit der Signatur des Leipziger
Wirkers Seeger Bombcck wurde um 1550 im
Auftrag der Stadt Leipzig angefertigt. Der
Wolfenbütteier Wappenteppich stammt aus
der Manufaktur des Brüsselers Boldwyn.
Paar große Mandelkrähen. Meißen, um 1739
Modell von Kändler — Bronzemontierung Louis XVI — Liquidation Altkunst G. m. b. H.
Versteigerung: Paul Graupe, Berlin, 25.—26. Januar 1935
Gerhard Mareks, Die Schwimmerin
Ausstellung: Deutsche Bildhauer der Gegenwart— Düsseldorf, Galerie Alex Vömel
S. Seligsberger ITwe. Würzburg, Johanniter platz 2
Antike Gebrauchsmöbel jeder Art • Plastik in Holz und Stein • Altes Kunstgewerbe • Fayencen • Porzellane
Dann sind hervorzuheben zwei frühe Brüs-
seler Tapisserien um 1520, die große Renais-
sance-Tapisserie, deren Gegenstück im Deut'
sehen Museum zu Berlin, der Bacchus-Gobe'
lin aus der Folge der sogenannten Götter-
portieren aus dem Anfang des 18. Jahr-
hunderts und die schöne Beauvais-Tapisse-
rie, die wir in Nr. 1 abgebildet haben.
Da ein solch bedeutsames Angebot di®
Berliner Auktionssaison in einem Augen-
blick regerer Kauflust und gestärkter Auf-
nahmefähigkeit einleitet, darf man mit Zu-
versicht und größtem Interesse diesem Er-
eignis entgegensehen.
Berlin, 19. Jan-
Das Internationale Kunst- und
Auktions-Haus kündigt für den 19. Ja-
nuar eine Versteigerung von Gemälden, Mo-
biliar und Perser-Teppichen an. Unter den
Gemälden alter Meister finden wir Werk6
von Peter Paul Rubens und Anton van Dyck,
deren Echtheit durch Gutachten von Fried-
länder und Glück bestätigt ist. Von Peter
Paul Rubens gelangt der „Kopf der Diana“
(Abb. Nr. 1) zur Versteigerung, der als Studie
zu dem bekannten Bild des Meisters in der
Dresdner Galerie „Dianas Heimkehr von der
Jaigd“ verwandt wurde. Von van Dyck
kommt ein „Christus-Kopf“ (Abb. Nr. 1) zuiö
Ausgebot, der eine Studie zu dem Gemälde
im Potsdamer Stadtschloß, das „Die wunder-
bare Speisung“ darstellt, ist. Ferner gelan-
gen ein großes Gemälde des Raffael-Schülers
Giulio Romano, sowie Gemälde aus der
Rubens-Werkstatt, von modernen Meistern
eine italienische Landschaft des Oswald
Achenbach, und neben anderen ein Frauen-
kopf des Franzosen Pascin, zur Versteige-
rung.
Baden-Baden, 24.—26. Jan-
Das Mannheimer Kunst- und Auktionshaus
G i n d e 1 e versteigert im Hotel Atlantic vom
24. bis 26. Januar eine Gemäldesammlung, die
vor allem niederländische Bilder umfaßt. Der
Josef Iven-Köln. Türfüllung, Philemon und Baucis
Katalog verzeichnet neben Kopien die größ-
ten Namen der Kunstgeschichte wie Rem-
brandt, Franz Hals, Leonardo u. a. mit Wer-
ken, deren genauere Bestimmung aus den
Angaben des Kataloges nicht möglich ist.
Ein Bildwerk
der Gastfreundschaft
Der Kölner Bildhauer Josef Iven schuf
eine köstliche Türfüllung aus Birnbaumholz
für das Landhaus eines gastfreundlichen
Mannes (s. Abb.). Mit urwüchsigem Humor,
in einer im besten Sinne volkstümlichen
Darstellungsweise, aber schlicht und zurück-
haltend in der Form, hat er eine eigenwillige,
kräftiger bodenständiger Kunst naheste-
hende, absolut deutsche Auffassung des
gastfreundlichen Paares Philemon und Bau-
cis, bei dem einst Merkur und Jupiter uner-
kannt zu Gast waren, in schöner Bildhaftig-
keit erstehen lassen. K. H. B.
Die Freilegung der
Barbarossaburg
Schon bei den Vorarbeiten zu der Aus-
grabung der 1152 erbauten, heute vollkom-
men verschütteten Burg trat allerhand Un-
erwartetes zutage. Bei der Untersuchung der
Fundamente der Schloßkapelle fanden sich
24 gebündelte Skelette aus früherer Zeit, ein
Steinsarg, in einem Felsengrab zwei Skelette,
dabei eine weißblaue Emailleperle mit zwei
Kreuzen, ein Felsenstollen, der bis auf
40 Meter geräumt wurde und Reste einer
hölzernen Wasserleitung barg, Münzen etc.
Von der Burg ist am besten erhalten der
„Casimirsaal“, in dem 1269 die prunkvolle
Hochzeit des Königs Richard von Cornwallm
mit Beatrix von Falkenstein, der „schönen
Pfälzerin“, stattfand. Von hier aus führt eine
steile Treppe zu unterirdischen Gewölben-
Der Kaisersaal ist 26 m lang und 4,20 m hoch-
Zur Fortsetzung der Grabungen, die unter
der Leitung von Oberbaurat Dr. Bremer
stehen, ist die Entfernung einiger alter
Häuser notwendig. ®'