DIE WELTKUNST
Nachrichten
Jahrg. IX, Nr. 6 vom 10. Februar J
von Überall
Gemälde 17. EE
erster Meist6
Julius Schlesinger
Berlin W 35, Viktoriastr ■
Tel.: Kurfürst 051?
Antikenerwerbung des Louvre
Die berühmte Statue der sogenannten
„Schutzflehenden“, die bisher im Palazzo
Barberini in Rom aufgestellt war, ist in den
Besitz der Antikensammlungen des Louvre
übergegangen. Die Figur, die zu den schön-
sten griechischen Originalen aus der Zeit des
Phidias gehört, stellt ein junges Mädchen dar,
das ermattet an einem Altar niedergesun-
ken ist.
Der Apoll von Sperlonga
Sperlonga liegt an der campanischen Küste
und schaut von einer steilen Höhe hinab auf
das Meer. Der Ort ist in vorrömischen und
römischen Zeiten bewohnt gewesen und wan-
delte sich von einem uralten Kulturzentrum
während des Imperium in einen Villenort um.
Auch die Kaiser der Claudierdynastie sollen
dort Besitzungen gehabt haben. In Sper-
longa sind bereits früher zufällige Funde von
Bedeutung gemacht worden. Der größte aber
ist jetzt vorgekommen. Bei einem Spazier-
gange haben zwei junge Leute eine wohler-
haltene Apollo-Statue entdeckt, die halb aus
der Erde herausschaute. Es handelt sich um
eine der typischen römischen Statuen aus
dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, in
denen ein Apollokopf hellenistischer Arbeit
auf einen Rumpf anderer Arbeit gesetzt wor-
den ist. Doch zeigt die Körpergestaltung be-
merkenswert feine Arbeit. Auf Grund dieses
Fundes hat Majuri das Gelände untersucht
und ist zu dem Schluß gekommen, daß Sper-
longa das größte Nymphäum besitzt, das
Italien überhaupt aufzuweisen hat. Hier sind
Nischen und Podien für Statuen bei der
ersten Untersuchung gefunden worden und
es ist angesichts der vollkommenen Erhal-
tung des Apollo zu erwarten, daß die Erde
weitere wertvolle Reste birgt. So hat Prof.
Majuri die vollkommene Ausgrabung die-
ses alten Villenortes in Campanien be-
schlossen.
Unbekannte
Menzelzeichnungen
Fünfzig bisher unbekannte Handzeich-
nungen Adolf v. Menzels aus dem Besitz von
Verwandten des Künstlers werden z. Zt. erst-
malig in der Galerie Walter West-
feld, Wuppertal-Elberfeld, der Oeffentlich-
keit zugänglich gemacht. Die Mehrzahl der
interessanten Blätter behandeln Darstel-
lungen des russischen Feldzuges (1812).
Ausstellungs-Programm
der Berliner Akademie
An die Menzel-Ausstellung schließt sich in
der Berliner Akademie im März und April
eine große Ausstellung Polnischer
Kunst an, die auf Veranlassung der Pol-
nischen Regierung zusammengestellt und
später auch in anderen deutschen Städten ge-
zeigt wird. Sie wird in Deutschland über die
künstlerischen Bestrebungen unseres Nach-
barlandes Aufschluß geben und eine Veran-
staltung von besonderer Bedeutung im Sinne
des kulturellen Austausches beider Nationen
sein.
Im April bis Juni d. J. wird im Rahmen
des Kunstaustausches der deutschen Länder
untereinander am Pariser Platz eine Ausstel-
lung Münchener Kunst zu sehen sein, die von
der Ausstellungsleitung der Münchener
Künstlerschaft zusammengestellt wird.
Die Akademie selbst veranstaltet in die-
sem Jahre nur eine eigene Ausstellung, die
aus Werken der Malerei, Plastik und Graphik
bestehen wird. Sie findet in den Monaten
Oktober und November statt.
Neuentdeckungen alter Kunst
In der alten Dorfkirche in Wistedt, im
Kreise Salzwedel, stieß man bei Erneuerungs-
arbeiten auf einen doppeltürigen Altarschrein
aus dem 15. Jahrhundert, der nach einer Fest-
stellung durch Provinzialkonservator Giesau
(Halle) mit größter Wahrscheinlichkeit Til-
man Riemenschneider zugesprochen werden
kann.
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46
Hochwertige Gemälde
des 19. Jahrhunderts
Ankauf Verkauf
FAYENCEN FRÜHES SILBER SELTENE MÖBEL
RASMUSSEN & BIELENBERG
BERLIN SW, WILHELMSTR. ioj A 2 FLORA 5178
Die tschechische Künstler-Revue „Zivot“
bringt die Nachricht, daß sich in einem Land-
schlößchen in der Slowakei ein neuer Dürer
gefunden habe. Der Entdecker, der Direktor
des ostslowakischen Museums, Dr. Pollak,
hält das Werk für ein Selbstbildnis des gro-
ßen deutschen Malers, und zwar für eine
Studie zu dem Selbstbildnis im „Rosenkranz-
fest“.
Ein neues Wiener Museum
Im Zusammenhang mit dem Umbau und
der Instandsetzung der Kapuzinerkirche wer-
den auch Anstalten zu der Einrichtung eines
seltsamsten und skrupellosesten Gescheh-
nissen zusammen. Die einzige positive Tat-
sache dabei ist, daß die Dummheit der Men-
schen nicht nur eine große Zukunft, sondern
auch eine allmächtige Gegenwart beherrscht.
Auch Frankreich hat jetzt seinen Fäl-
scherskandal, der mit der Verurteilung der
Angeklagten zu Gefängnisstrafen endete. Man
wird nun die Werke der Schule von Barbizon
mit größter Vorsicht prüfen, bevor man sie
in den Handel bringt. Das wird wohl der
einzige Erfolg sein, den dieser Prozeß, der so
viel Staub aufwirbelt, gezeitigt hat.
Dr. F. N.
Mittelrheinischer Meister u m 1 4 3 0 , Maria einer Vespergruppe
Sammlung Dr. Wilhelm Härle, Mühlheim/Ruhr / Als Leihgabe ausgestellt im Deutschen Museum, Berlin
Museums in den Klosterräumen getroffen. In
demselben sollen die Kostbarkeiten aus der
Schatzkammer, bereichert durch Kunst- und
Druckwerke, aus anderen Kapuzinerklöstern
der Wiener Ordensprovinz zur Aufstellung
gelangen. P.-N.
Fälscherprozeß in Frankreich
Eine Parallele zum Berliner Wacker-Van
Gogh-Prozeß wurde vor dem Gericht in Fon-
tainebleau verhandelt. Im Mittelpunkt dieses
Fälscherskandals steht der Enkel des großen
Millet, Jean-Charles Millet, selbst ein
Maler ohne jegliches Format, der mit Hilfe
eines gewissen Paul Cazot viele Jahre hin-
durch ganz systematisch falsche Millet-Bilder
fabrikmäßig hergestellt und vertrieben hat.
Er hat seine verwandschaftlichen Beziehungen
unter Zuhilfenahme gefälschter Expertisen
benutzt, um seine Bilder an die größten
Kunsthändler und ausländischen Museen zu
teuren Preisen zu verkaufen. Nur durch
einen Zufall kam man dieser Fälscherzentrale
auf die Spur.
Der Londoner Sammler Thomsen hat nicht
weniger als 60 Bilder bei den Fälschern er-
worben und sie mit 300 000 Franken bezahlt.
Bei einem Durchschnittspreis von 5000 Fran-
ken für einen „echten“ Millet ist es aber frag-
lich, ob dieser Sammler mit ganz über-
zeugtem Gewissen diese Bilder erworben hat.
Das Museum in Edinburgh zahlte sogar W2
Millionen Franken für ein gefälschtes Bild,
das noch heute dort im Museum hängt und
die Begeisterung aller Besucher erregt.
Ferner hat die Untersuchung festgestellt, daß
sämtliche Bilder des kleinen Millet-Museums
in Barbizon unecht sind.
Das Bild des Gerichtssaals in Fon-
tainebleau bot den Anblick aller internatio-
nalen Kunstfälscherprozesse — die Verhand-
lung wurde beherrscht von den Aussagen der
Experten, die sich auf die neusten wissen-
schaftlichen und technischen Methoden
stützen, von verzweifelten Kunsthändlern,
denen es plötzlich wie Schuppen von den
Augen fiel und von Richtern, die von der
Materie am wenigsten verstehen. Die Zeugen
defilieren und ketten ihre Aussagen zu den
Londoner Notizen
In die Tate-Gallery ist als bisher
öffentlich nie gezeigte Leihgabe ein großes
Familienbildnis von Gainsborough einge-
zogen. Das Bild, „The Byam Family“, gehört
stilistisch einer früheren Zeit an, als die be-
rühmten Porträtgruppen in der Rothschild
Collection und in Dulwich.
Am 21. Februar wird in der New Bur-
lington Gallery eine Ausstellung von
300 Gemälden moderner chinesischer Künst-
ler eröffnet. Es handelt sich um jene Aus-
stellung, die bereits früher in Berlin und
Paris gezeigt wurde.
Schenkung an die Biblioteca
Vaticana
Die letzte große Ueberweisung, die die
vaticanische Bibliothek erhalten hatte, be-
stand in dem Archiv der Fürsten Ruspoli.
So wichtig auch die Sammlung Ruspoli für
die Geschichte Roms und des Papsttums im
16. und 17. Jahrhundert sein mag, so konnten
sich doch die Ruspoli niemals an Bedeutung
mit den drei großen, uralten römischen
Häusern, mit den Colonna, den Orsini und
den Cajetani vergleichen. Das Archiv Or-
sini ist vor Jahren schon der Stadt Rom zur
Verfügung gestellt worden und wird auf dem
Kapitol im Palazzo Borromini aufbewahrt.
Es ist vollkommen erforscht und geordnet.
Die beiden gleichwichtigen Archive Colonna
und Cajetani waren noch im gehüteten Be-
sitz der Familien. Don Gelasio Cajetani, der
vor kurzem verstorbene Fürst dieses Hauses,
war Besitzer des größten Teiles; die klei-
neren Partien gehörten dem Fürsten Roff-
redo, dem Bruder Don Gelasios. Nunmehr
ist in testamentarischer Bestimmung die ge-
sammelte Bibliothek und das Archiv Cajetani
in dauernde Obhut der Biblioteca Vaticana
übergeben worden. Das Archiv Cajetani
hebt mit dem Jahre 954 an, um sich somit
über beinahe genau tausend Jahre mit etwas
mehr als 2500 Pergamenten bis in die Gegen-
wart fortzusetzen. Don Gelasio hatte sich
durch die „Annalen der Domus Cajetana“,
großen und wichtigen geschichtlichen Aus-
Amtliche
Bekanntmachung^
I
E.
Neuerv
An
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
„Ein
angesetz
KUNSTHAUS MALMED^
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
Vorträge
Prof. E. Preetorius, der bekannte Maler
Bühnenbildner, wird am 12. Februar, 20 Uhr, im Rohrt10,
der Vorträge der Gesellschaft für Ostasi
tische K u n st über den „Einfluß des japanisch0
Farbenholzschnittes auf die europäische Malerei des
Jahrhunderts" sprechen (im Roswitha-Saale des De11
sehen Lyceum-Clubs, Lützowplatz 15).
Neue Lagerkataloge
V. Degrange, Paris: Kat. 34: Autographes.
Der Bücherwurm, Berlin: Kat. 163: Neuerwerbungen
allen Gebieten (715 Nrn.).
Hirsch, München: Ornamentik, Vorlagen f.' KurtSf
gewerbe und Handwerk, Architekturwerke (163 Nrn-I
Leo S. Olschki, Florenz: Bulletin No. 105: Livres ancie’1
(617 Nrn.).
A. Späth, München: Liste 31: Interessante Bücher aLj5
fünf Jahrhunderten (165 Nrn.).
J. A. Stargardt, Berlin: Kat. 354: Autographen (299 Nrn-’-
gaben, berühmt gemacht. Wahrscheinl^,
werden diese Auswertungen des Archivs
Grafen von Cajetani weiter fortgesetzt
den. Nunmehr bleibt nur noch ein Arch1
das den Ueberblick über das frühmittelalte*
liehe, mittelalterliche und Renaissance-R°,(
allein runden könnte, im Privatbesitz. DJ
Fürsten Colonna werden auch weiterhin
Archiv im Palazzo Colonna in Rom hüt^
G. R.
Personalien
Ernst Fritzsche, der Inhaber der bekannt0,
Berliner Ostasien-Kunsthandlung, ist nach längerem
den gestorben. Er gehörte dem guten alten Stamm
Händler ostasiatischer Kunst an und zeichnete sich du1*0
seine vielseitige Kennerschaft aus. Die Weiterführu'1
der Kunsthandlung liegt in den Händen seines Sohn*
Walter Fritzsche.
sodöf
T«’
Sto^1
Teppiche, Gobelins, Wö11
tritt sofort in Kraft.
1935.
gez.: A. Weinmüll®r'
Anordnung des Vorsitzenden des Bundes Deutscher
und Antiquitätenhändler e. V. an sämtliche Mitgl,e
dieses Bundes.
Auf Grund des § 5, Ziff. 2 der Satzung des ßü|1
Deutscher Kunst- und Antiquitätenhändler e. V. *
folgendes angeordnet:
(1) Bei den im Warenverkehr des deutschen
und Antiquitätenhandels mit dem Auslande erfo^
liehen Genehmigungsanträgen ist gleichzeitig mit
Einreichung des Antrages an die Ueberwachungss'*
eine Abschrift des Antrages dem zuständigen Sad1'
ständigen des Bundes Deutscher Kunst- und Antiquität
händler e. V. einzureichen, damit dieser sich gut0
lieh der Ueberwachungsstelle gegenüber äußern ko1111 seh e j,
(2) Zu Sachverständigen für die Ueberwach^ ^erün
stellen sind im Einvernehmen mit dem Präsidenten Bankkonti
Reichskammer der bildenden Künste ernannt: Berlin
1. der Kunsthändler Adolf Weinmüller, München, He^
Max-Str. 4/11, g 1 4$
2. der Kunsthändler Dr. Hanns Sauermann, Münd ' ,
Herzog-Max-Str. 4/11,
und zwar unter folgender Abgrenzung der in Bet1-0
kommenden Warengattungen:
Herr W e i n m ü I I e r ist zuständig für:
Werke der Schrift-, Druck- und Bucheinbandk^
z. B. Luxus- und Erstausgaben, alte Drucke,
schritten, Autogramme und Bücher, sowie Buch6
bände, Zeichnungen, Kupferstiche;
Herr Dr. Sauermann bearbeitet:
Werke der Plastik, zu denen alle über das Fläd ^^fischi
mäßige hinausgehende Schöpfungen gehören, /• ] ^^rk, e
Reliefs, Plaketten, Münzen, Medaillen und Gem^1 ^TUud
und Siegel;
Werke der Malerei (Zeichnungen und Graphik)/
denen auch Miniaturwerke, Glasmalereien, Mo$ö
arbeiten zu rechnen sind;
Altertümer (Antiquitäten), das sind nicht in der
genwart oder in der jüngsten Vergangenheit h«r’
stellte Gebrauchs- oder Ausschmückungsgegenstäf1
die neben ihrem Sach- und Gebrauchswert e’11.
Sammlerwert haben, z. B. Möbel, Hausgeräte (0,
schließlich von Wagen, Schlitten, Krippen), M05'
instrumente und Uhren, Handwerkzeug und Gewet
abzeichen, kirchliche Gerätschaften, alte Waffen ü
Fahnen, Keramiken aller Art, Porzellan, Fayence,
jolika, Terrakotta, Steingut, Steinzeug, Hafnergesch1
Gläser, ferner Gegenstände aus Schmiedeeisen ’
Gußeisen, z. B. Ofenplatten, Messing, Kupfer, Z1
Bronze, Schmelzwerk, Emaille, Elfenbein, Berns!01
Bergkristall und Halbedelsteine, Waffen,
Lederarbeiten, Holzschnitzereien, Lackarbeiten,
tilien (Spitzen, Borten, Stickereien, Kostüme,
Liturgische Gewänder,
bespannungen u. ä.).
(3) Diese Anordnung
München, den 31. Januar
2°oo Ry
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Direktion: D r. A. Breuer. Schriftleitung: Dr. Werner Richard Deusch. — Vertretungen im Inland: München; Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92 / K ö I n : K. H. Bodensiek, Köln - Holweide, Siebenraben-
gasse 9. Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau Parisien : Dr. J. I. de Saxe, 13, rue
Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur: Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, P a r i s 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Italien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posillipo,
Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, W i e n / Rußland: Paul Ettinger,10—92, Nowo-Basmannaja, Moskau (66) — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. """
Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62.— Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseraten-
tarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jeg-
liehe Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. D. A. IV. V. 2591.
Druck: ^chterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
Nachrichten
Jahrg. IX, Nr. 6 vom 10. Februar J
von Überall
Gemälde 17. EE
erster Meist6
Julius Schlesinger
Berlin W 35, Viktoriastr ■
Tel.: Kurfürst 051?
Antikenerwerbung des Louvre
Die berühmte Statue der sogenannten
„Schutzflehenden“, die bisher im Palazzo
Barberini in Rom aufgestellt war, ist in den
Besitz der Antikensammlungen des Louvre
übergegangen. Die Figur, die zu den schön-
sten griechischen Originalen aus der Zeit des
Phidias gehört, stellt ein junges Mädchen dar,
das ermattet an einem Altar niedergesun-
ken ist.
Der Apoll von Sperlonga
Sperlonga liegt an der campanischen Küste
und schaut von einer steilen Höhe hinab auf
das Meer. Der Ort ist in vorrömischen und
römischen Zeiten bewohnt gewesen und wan-
delte sich von einem uralten Kulturzentrum
während des Imperium in einen Villenort um.
Auch die Kaiser der Claudierdynastie sollen
dort Besitzungen gehabt haben. In Sper-
longa sind bereits früher zufällige Funde von
Bedeutung gemacht worden. Der größte aber
ist jetzt vorgekommen. Bei einem Spazier-
gange haben zwei junge Leute eine wohler-
haltene Apollo-Statue entdeckt, die halb aus
der Erde herausschaute. Es handelt sich um
eine der typischen römischen Statuen aus
dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, in
denen ein Apollokopf hellenistischer Arbeit
auf einen Rumpf anderer Arbeit gesetzt wor-
den ist. Doch zeigt die Körpergestaltung be-
merkenswert feine Arbeit. Auf Grund dieses
Fundes hat Majuri das Gelände untersucht
und ist zu dem Schluß gekommen, daß Sper-
longa das größte Nymphäum besitzt, das
Italien überhaupt aufzuweisen hat. Hier sind
Nischen und Podien für Statuen bei der
ersten Untersuchung gefunden worden und
es ist angesichts der vollkommenen Erhal-
tung des Apollo zu erwarten, daß die Erde
weitere wertvolle Reste birgt. So hat Prof.
Majuri die vollkommene Ausgrabung die-
ses alten Villenortes in Campanien be-
schlossen.
Unbekannte
Menzelzeichnungen
Fünfzig bisher unbekannte Handzeich-
nungen Adolf v. Menzels aus dem Besitz von
Verwandten des Künstlers werden z. Zt. erst-
malig in der Galerie Walter West-
feld, Wuppertal-Elberfeld, der Oeffentlich-
keit zugänglich gemacht. Die Mehrzahl der
interessanten Blätter behandeln Darstel-
lungen des russischen Feldzuges (1812).
Ausstellungs-Programm
der Berliner Akademie
An die Menzel-Ausstellung schließt sich in
der Berliner Akademie im März und April
eine große Ausstellung Polnischer
Kunst an, die auf Veranlassung der Pol-
nischen Regierung zusammengestellt und
später auch in anderen deutschen Städten ge-
zeigt wird. Sie wird in Deutschland über die
künstlerischen Bestrebungen unseres Nach-
barlandes Aufschluß geben und eine Veran-
staltung von besonderer Bedeutung im Sinne
des kulturellen Austausches beider Nationen
sein.
Im April bis Juni d. J. wird im Rahmen
des Kunstaustausches der deutschen Länder
untereinander am Pariser Platz eine Ausstel-
lung Münchener Kunst zu sehen sein, die von
der Ausstellungsleitung der Münchener
Künstlerschaft zusammengestellt wird.
Die Akademie selbst veranstaltet in die-
sem Jahre nur eine eigene Ausstellung, die
aus Werken der Malerei, Plastik und Graphik
bestehen wird. Sie findet in den Monaten
Oktober und November statt.
Neuentdeckungen alter Kunst
In der alten Dorfkirche in Wistedt, im
Kreise Salzwedel, stieß man bei Erneuerungs-
arbeiten auf einen doppeltürigen Altarschrein
aus dem 15. Jahrhundert, der nach einer Fest-
stellung durch Provinzialkonservator Giesau
(Halle) mit größter Wahrscheinlichkeit Til-
man Riemenschneider zugesprochen werden
kann.
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46
Hochwertige Gemälde
des 19. Jahrhunderts
Ankauf Verkauf
FAYENCEN FRÜHES SILBER SELTENE MÖBEL
RASMUSSEN & BIELENBERG
BERLIN SW, WILHELMSTR. ioj A 2 FLORA 5178
Die tschechische Künstler-Revue „Zivot“
bringt die Nachricht, daß sich in einem Land-
schlößchen in der Slowakei ein neuer Dürer
gefunden habe. Der Entdecker, der Direktor
des ostslowakischen Museums, Dr. Pollak,
hält das Werk für ein Selbstbildnis des gro-
ßen deutschen Malers, und zwar für eine
Studie zu dem Selbstbildnis im „Rosenkranz-
fest“.
Ein neues Wiener Museum
Im Zusammenhang mit dem Umbau und
der Instandsetzung der Kapuzinerkirche wer-
den auch Anstalten zu der Einrichtung eines
seltsamsten und skrupellosesten Gescheh-
nissen zusammen. Die einzige positive Tat-
sache dabei ist, daß die Dummheit der Men-
schen nicht nur eine große Zukunft, sondern
auch eine allmächtige Gegenwart beherrscht.
Auch Frankreich hat jetzt seinen Fäl-
scherskandal, der mit der Verurteilung der
Angeklagten zu Gefängnisstrafen endete. Man
wird nun die Werke der Schule von Barbizon
mit größter Vorsicht prüfen, bevor man sie
in den Handel bringt. Das wird wohl der
einzige Erfolg sein, den dieser Prozeß, der so
viel Staub aufwirbelt, gezeitigt hat.
Dr. F. N.
Mittelrheinischer Meister u m 1 4 3 0 , Maria einer Vespergruppe
Sammlung Dr. Wilhelm Härle, Mühlheim/Ruhr / Als Leihgabe ausgestellt im Deutschen Museum, Berlin
Museums in den Klosterräumen getroffen. In
demselben sollen die Kostbarkeiten aus der
Schatzkammer, bereichert durch Kunst- und
Druckwerke, aus anderen Kapuzinerklöstern
der Wiener Ordensprovinz zur Aufstellung
gelangen. P.-N.
Fälscherprozeß in Frankreich
Eine Parallele zum Berliner Wacker-Van
Gogh-Prozeß wurde vor dem Gericht in Fon-
tainebleau verhandelt. Im Mittelpunkt dieses
Fälscherskandals steht der Enkel des großen
Millet, Jean-Charles Millet, selbst ein
Maler ohne jegliches Format, der mit Hilfe
eines gewissen Paul Cazot viele Jahre hin-
durch ganz systematisch falsche Millet-Bilder
fabrikmäßig hergestellt und vertrieben hat.
Er hat seine verwandschaftlichen Beziehungen
unter Zuhilfenahme gefälschter Expertisen
benutzt, um seine Bilder an die größten
Kunsthändler und ausländischen Museen zu
teuren Preisen zu verkaufen. Nur durch
einen Zufall kam man dieser Fälscherzentrale
auf die Spur.
Der Londoner Sammler Thomsen hat nicht
weniger als 60 Bilder bei den Fälschern er-
worben und sie mit 300 000 Franken bezahlt.
Bei einem Durchschnittspreis von 5000 Fran-
ken für einen „echten“ Millet ist es aber frag-
lich, ob dieser Sammler mit ganz über-
zeugtem Gewissen diese Bilder erworben hat.
Das Museum in Edinburgh zahlte sogar W2
Millionen Franken für ein gefälschtes Bild,
das noch heute dort im Museum hängt und
die Begeisterung aller Besucher erregt.
Ferner hat die Untersuchung festgestellt, daß
sämtliche Bilder des kleinen Millet-Museums
in Barbizon unecht sind.
Das Bild des Gerichtssaals in Fon-
tainebleau bot den Anblick aller internatio-
nalen Kunstfälscherprozesse — die Verhand-
lung wurde beherrscht von den Aussagen der
Experten, die sich auf die neusten wissen-
schaftlichen und technischen Methoden
stützen, von verzweifelten Kunsthändlern,
denen es plötzlich wie Schuppen von den
Augen fiel und von Richtern, die von der
Materie am wenigsten verstehen. Die Zeugen
defilieren und ketten ihre Aussagen zu den
Londoner Notizen
In die Tate-Gallery ist als bisher
öffentlich nie gezeigte Leihgabe ein großes
Familienbildnis von Gainsborough einge-
zogen. Das Bild, „The Byam Family“, gehört
stilistisch einer früheren Zeit an, als die be-
rühmten Porträtgruppen in der Rothschild
Collection und in Dulwich.
Am 21. Februar wird in der New Bur-
lington Gallery eine Ausstellung von
300 Gemälden moderner chinesischer Künst-
ler eröffnet. Es handelt sich um jene Aus-
stellung, die bereits früher in Berlin und
Paris gezeigt wurde.
Schenkung an die Biblioteca
Vaticana
Die letzte große Ueberweisung, die die
vaticanische Bibliothek erhalten hatte, be-
stand in dem Archiv der Fürsten Ruspoli.
So wichtig auch die Sammlung Ruspoli für
die Geschichte Roms und des Papsttums im
16. und 17. Jahrhundert sein mag, so konnten
sich doch die Ruspoli niemals an Bedeutung
mit den drei großen, uralten römischen
Häusern, mit den Colonna, den Orsini und
den Cajetani vergleichen. Das Archiv Or-
sini ist vor Jahren schon der Stadt Rom zur
Verfügung gestellt worden und wird auf dem
Kapitol im Palazzo Borromini aufbewahrt.
Es ist vollkommen erforscht und geordnet.
Die beiden gleichwichtigen Archive Colonna
und Cajetani waren noch im gehüteten Be-
sitz der Familien. Don Gelasio Cajetani, der
vor kurzem verstorbene Fürst dieses Hauses,
war Besitzer des größten Teiles; die klei-
neren Partien gehörten dem Fürsten Roff-
redo, dem Bruder Don Gelasios. Nunmehr
ist in testamentarischer Bestimmung die ge-
sammelte Bibliothek und das Archiv Cajetani
in dauernde Obhut der Biblioteca Vaticana
übergeben worden. Das Archiv Cajetani
hebt mit dem Jahre 954 an, um sich somit
über beinahe genau tausend Jahre mit etwas
mehr als 2500 Pergamenten bis in die Gegen-
wart fortzusetzen. Don Gelasio hatte sich
durch die „Annalen der Domus Cajetana“,
großen und wichtigen geschichtlichen Aus-
Amtliche
Bekanntmachung^
I
E.
Neuerv
An
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
„Ein
angesetz
KUNSTHAUS MALMED^
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
Vorträge
Prof. E. Preetorius, der bekannte Maler
Bühnenbildner, wird am 12. Februar, 20 Uhr, im Rohrt10,
der Vorträge der Gesellschaft für Ostasi
tische K u n st über den „Einfluß des japanisch0
Farbenholzschnittes auf die europäische Malerei des
Jahrhunderts" sprechen (im Roswitha-Saale des De11
sehen Lyceum-Clubs, Lützowplatz 15).
Neue Lagerkataloge
V. Degrange, Paris: Kat. 34: Autographes.
Der Bücherwurm, Berlin: Kat. 163: Neuerwerbungen
allen Gebieten (715 Nrn.).
Hirsch, München: Ornamentik, Vorlagen f.' KurtSf
gewerbe und Handwerk, Architekturwerke (163 Nrn-I
Leo S. Olschki, Florenz: Bulletin No. 105: Livres ancie’1
(617 Nrn.).
A. Späth, München: Liste 31: Interessante Bücher aLj5
fünf Jahrhunderten (165 Nrn.).
J. A. Stargardt, Berlin: Kat. 354: Autographen (299 Nrn-’-
gaben, berühmt gemacht. Wahrscheinl^,
werden diese Auswertungen des Archivs
Grafen von Cajetani weiter fortgesetzt
den. Nunmehr bleibt nur noch ein Arch1
das den Ueberblick über das frühmittelalte*
liehe, mittelalterliche und Renaissance-R°,(
allein runden könnte, im Privatbesitz. DJ
Fürsten Colonna werden auch weiterhin
Archiv im Palazzo Colonna in Rom hüt^
G. R.
Personalien
Ernst Fritzsche, der Inhaber der bekannt0,
Berliner Ostasien-Kunsthandlung, ist nach längerem
den gestorben. Er gehörte dem guten alten Stamm
Händler ostasiatischer Kunst an und zeichnete sich du1*0
seine vielseitige Kennerschaft aus. Die Weiterführu'1
der Kunsthandlung liegt in den Händen seines Sohn*
Walter Fritzsche.
sodöf
T«’
Sto^1
Teppiche, Gobelins, Wö11
tritt sofort in Kraft.
1935.
gez.: A. Weinmüll®r'
Anordnung des Vorsitzenden des Bundes Deutscher
und Antiquitätenhändler e. V. an sämtliche Mitgl,e
dieses Bundes.
Auf Grund des § 5, Ziff. 2 der Satzung des ßü|1
Deutscher Kunst- und Antiquitätenhändler e. V. *
folgendes angeordnet:
(1) Bei den im Warenverkehr des deutschen
und Antiquitätenhandels mit dem Auslande erfo^
liehen Genehmigungsanträgen ist gleichzeitig mit
Einreichung des Antrages an die Ueberwachungss'*
eine Abschrift des Antrages dem zuständigen Sad1'
ständigen des Bundes Deutscher Kunst- und Antiquität
händler e. V. einzureichen, damit dieser sich gut0
lieh der Ueberwachungsstelle gegenüber äußern ko1111 seh e j,
(2) Zu Sachverständigen für die Ueberwach^ ^erün
stellen sind im Einvernehmen mit dem Präsidenten Bankkonti
Reichskammer der bildenden Künste ernannt: Berlin
1. der Kunsthändler Adolf Weinmüller, München, He^
Max-Str. 4/11, g 1 4$
2. der Kunsthändler Dr. Hanns Sauermann, Münd ' ,
Herzog-Max-Str. 4/11,
und zwar unter folgender Abgrenzung der in Bet1-0
kommenden Warengattungen:
Herr W e i n m ü I I e r ist zuständig für:
Werke der Schrift-, Druck- und Bucheinbandk^
z. B. Luxus- und Erstausgaben, alte Drucke,
schritten, Autogramme und Bücher, sowie Buch6
bände, Zeichnungen, Kupferstiche;
Herr Dr. Sauermann bearbeitet:
Werke der Plastik, zu denen alle über das Fläd ^^fischi
mäßige hinausgehende Schöpfungen gehören, /• ] ^^rk, e
Reliefs, Plaketten, Münzen, Medaillen und Gem^1 ^TUud
und Siegel;
Werke der Malerei (Zeichnungen und Graphik)/
denen auch Miniaturwerke, Glasmalereien, Mo$ö
arbeiten zu rechnen sind;
Altertümer (Antiquitäten), das sind nicht in der
genwart oder in der jüngsten Vergangenheit h«r’
stellte Gebrauchs- oder Ausschmückungsgegenstäf1
die neben ihrem Sach- und Gebrauchswert e’11.
Sammlerwert haben, z. B. Möbel, Hausgeräte (0,
schließlich von Wagen, Schlitten, Krippen), M05'
instrumente und Uhren, Handwerkzeug und Gewet
abzeichen, kirchliche Gerätschaften, alte Waffen ü
Fahnen, Keramiken aller Art, Porzellan, Fayence,
jolika, Terrakotta, Steingut, Steinzeug, Hafnergesch1
Gläser, ferner Gegenstände aus Schmiedeeisen ’
Gußeisen, z. B. Ofenplatten, Messing, Kupfer, Z1
Bronze, Schmelzwerk, Emaille, Elfenbein, Berns!01
Bergkristall und Halbedelsteine, Waffen,
Lederarbeiten, Holzschnitzereien, Lackarbeiten,
tilien (Spitzen, Borten, Stickereien, Kostüme,
Liturgische Gewänder,
bespannungen u. ä.).
(3) Diese Anordnung
München, den 31. Januar
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