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DIE WELT KUN ST


Jahrg. IX, Nr. 24 vom 16. Juni 1935

Nachrichten

von Überall

Gemälde
erster Meister
Julins Schlesinger
Berlin W 35. Viktoriastr. 28
Tel. Kurfürst 0513


Neuerwerbungen im Museum
für Völkerkunde, München
In der lichten Vorhalle des Museums sind
z. Zt. eine Anzahl interessanter Erwerbungen
aus China und der Südsee ausgestellt. Eine
überlebensgroße, holzgeschnitzte Kuan-yin
aus der Sungzeit (960—1279) erinnert in Hal-
tung, Behandlung von Haaren, Kopfputz und
Schnitztechnik merkwürdig an süddeutsche
Barockplastik. Wundervoll ist die teilweise
noch erhaltene farbige und Goldfassung auf
Kreidegrund. Eine zweite, schlichtere war
auf der Londoner Ausstellung zu sehen und
ist von Siren publiziert. Bemerkenswert ist
auch ein Weihegefäß aus Bronze mit Tier-
masken und einer Widmung im inneren Bo-
den aus der Tschungzeit, ferner ein Bronze-
beschlag derselben Zeit von einem Grab-
gebäude, bronzene Gürtelschließen mit Sil-
ber- und Goldtauschierung, die mit den euro-
päischen der Völkerwanderungszeit manches
gemein haben, Jade-Arbeiten und Keramiken,
darunter eine große grünglasierte Han-Vase
mit Ringattachen und mit Reliefstempeln ge-
zierte Grabplatten aus gebranntem Ton. Be-
deutsam ist die Aehnlichkeit eines neolithi-
schen Tongefäßes mit Geflecht- und Lorbeer-
dekor aus der Provinz Kansu mit europäi-
schen Stücken dieser frühen Zeit (1300
v. Chr.). — Die bereits vor hundert Jahren
und neuerdings wieder vermutete Verwandt-
schaft der Südsee-Insulaner mit der indisch-
arischen Rasse erscheint nicht unwahrschein-
lich, wenn man die Haltung ihrer Kultur mit
der der Melanesier vergleicht. Aus einer
solch mächtigen, aus einem Stammstück ge-
formten, elegant geschweiften Schale mit
herrlicher hell-dunkelbrauner Maserung, wie
sie hier zu sehen ist, spricht Freude am Ma-
terial und seiner Veredelung gleichwie bei
den Ahnenfiguren und anderen Arbeiten mit
dem stets wiederkehrenden Spiralornament.
L. F. F.
Funde in Ostia
Das italienische Erziehungsministerium
teilt mit, daß bei den Ausgrabungen, die
z. Zt. in Ostia unternommen werden, und
zwar an der Peripherie der antiken Stadt,
in den letzten Tagen ein interessanter Fund
gemacht worden ist. Es handelt sich um eine
Gruppe von Begräbnisstätten, von denen die
ältesten in die Epoche des Augustus zurück-
zureichen scheinen. Die Grabkapellen tra-
gen sämtlich die Namen der Verstorbenen.
Sie sind fast durchweg mit Travertin ver-


An na Selbdritt. Deutsch, um 1500. H. 93 cm
Versteigerung: Mensing & Sohn, Amsterdam,
3. Juli 1935
(Photo Mensing)

kleidet. Einige von ihnen, und zwar die
jüngeren, haben Teile ihrer Ausmalungen
bewahrt. Unter den Malereien ist ein Bildnis
von Bedeutung, das bei einer Größe von zwei
zu drei Metern einen Löwen zeigt, der ein
Büffelhaupt frißt. Unter dieser Zentralszene
befindet sich eine Wasserlandschaft, in der
ein Krokodil, eine Barke und Wassergeflügel
sichtbar werden.
Ganz offensichtlich
handelt es sich um
eines der Nilmotive,
die dem zweiten Jahr-
hundert des römi-
schen Imperium teuer
waren. Was an dem
Bilde überrascht, ist
die außerordentliche
Kraft und der starke
Realismus in der Dar¬
stellung des Löwen,
durchaus verschieden
von sonstigen klassi-
schen Löwenbildern.
Die jetzt entdeckten
Grabdenkmäler lie-
gen in einer Zone, die
bereits früher Unter¬
suchungen und Aus-
grabungen ausgesetzt
war. Doch waren bei
den, die späteren Da¬
bungen Grabdenk¬
mäler bloßgelegt wor-
den die späteren Da-
tums über den jetzt
geöffneten gebaut
worden waren.
Das Stadt¬
museum
in Rothenburg
o. d. T.
Die Stadt Rothen-
burg hat vom Staat
das ehemalige Domi¬
nikanerinnenkloster,
einen gotischen Bau
mit Kreuzgang an
der Stadtmauer mit
dem Blick ins Tau¬
bertal erworben. Es soll künftig das städtische
Museum aufnehmen, das bis jetzt nur unzu-
länglich im Rathaus untergebracht war. F.
Neues Museum in Toledo
In Toledo ist jetzt das ehemalige Hospital
von Santa Cruz zu einem Museum umgebaut
worden, das die Kunstschätze der Stadt um-
faßt. Die Einrichtung wurde von einem
jungen Madrider Architekten nach ganz mo-
dernen musealen Gesichtspunkten vorgenom-
men. In den unteren Räumen befinden sich
römische und frühchristliche Werke, die in
Toledo gefunden wurden, von denen das
kostbarste Stück ein gut erhaltenes Mosaik
mit Fischfangszenen ist. Im ersten Stock
eine Sammlung spanischer Gemälde des 16.
und 17. Jahrhunderts. Ferner einige flä-
mische Tafeln sowie ein kürzlich restaurier-
tes Diptychon von Hugo van der Goes, das
der Belgier Georges Hulin de Loo identifi-
zierte.
Es ist geplant, die noch vorhandenen
Räume des Hospitals zu einer „Residencia"
für Professoren und Studenten und zu einem
großen Vortragssaal umzubauen.
Nachrichten aus Italien
In Venedig hat der Herzog von Genua
die Jubiläumsausstellung der Biennale er-
öffnet. Die Biennale besteht vierzig Jahre
und ihr Generalsekretär Maraini hat eine
Ausstellung in dem Pausenjahr organisiert,
die einen Ueberblick über die Leistung die-
ser internationalen Kunstausstellung geben
soll. Das Ausland ist durch die von der
Stadt Venedig erworbenen und durch die in
italienischem Staatsbesitz befindlichen Bil-
der vertreten, die bei früheren Ausstellungen
gekauft worden waren. Die italienische Ab¬

teilung berücksichtigt vornehmlich die zeitge-
nössische venezianische Malerei, die unter dem
Einfluß der Ausstellungen erwachsen ist.
Die Mailänder Brera hat soeben ein
fürstliches Geschenk in Gestalt einer Gruppe
von Bildern erhalten. Sie stammen aus der
Sammlung der Grafen de Majno-Vassali und
sind von der eben verstorbenen Gräfin dieses

Hauses testamentarisch der Pinakothek über-
eignet worden. Unter den Bildern befindet
sich als das Hauptwerk die Heilige Familie
mit Johannes des Simone Contarini. G. R.
Pariser Auktions-Erfolge
In einer kurzen Versteigerung in der
Galerie Charpentier in Paris wur-
den am 7. Juni für die modernen Gemälde
der Sammlung Georges Bernheim
insgesamt 1 880 000 ffr. ohne Aufgeld erreicht
(Me Bellier, M. M. Hessel und
Schoell er). Hauptpreise waren 201 500 ffr.
für Cezannes „Entree du Jas de Bouffan“ und
130 000 ffr. für Manets „Blumenmädchen“.
Die besten der 12 Corots wurden mit 75—
76 000 ffr. bewertet, Ingres* „Tod Leonardos“
mit 40 000 ffr., eine Landschaft von Renoir
mit 50 000 ffr. und ein Mädchenbild von
Courbet mit 42 100 ffr.
Noch größer war der vorausgesagte Er-
folg der Versteigerung A r n o 1 d Selig-
m a n n durch Me Ader und B a u d o i n ,
die unter einem geradezu beängstigenden
Andrang an derselben Stelle stattfand. Das
Gesamtergebnis von über 3 Millionen befrie-
digte die Erwartungen. Besonders gut gin-
gen die alten Gemälde, unter denen die frü-
hen „Sängerknaben“ von Franz Hals 630 000
ffr. erbrachten, gegenüber 167 000 ffr. auf der
Versteigerung Yerkes in New York im Jahre
1904. Zwei kleine Guardis erreichten 118 000
ffr., zwei Louis XVI - Lacksekretäre 100 000
ffr., zwei kleine flämische Tapisserien um
1500 101000 ffr.
Ausführliche Preisberichte lassen wir
folgen.


Gustave Courbet, Bildnis Mme Oliviers
Neuerwerbung der Sammlung Josef Stransky, N e w York
(Photo Weltkunst-Archiv)

Bekanntmachung

Warnung

Personalien

Nach
Berlin

Elberfeld. In seiner
„Gesellschaft der Kunstfreunde"
Eduard von der Heydt veranlaßt, daß aus dem Besl
dieser Gesellschaft sechs Gemälde
dauernde Leihgabe dem Museum
überwiesen wurden.
Schaftsmalereien
Alfred Partikel, Max Kaus, Clemens Wieschebrink ur1
Xaver Fuhr. Die als Leihgabe gegebene Plastik ist ei'10
der bekannten Selbstbildnisse der Berliner
Renee Sintenis.
Wien. Am Pfingstsonntag ist in einer
wiederhergestellten Kapuzinerkirche Hans
überlebensgroßes Bronzedenkmal des in <-
kriegen Kaiser Leopolds I. zu Namen gekommenen ?re
digers Marco da Aviano zur Aufstellung gelangt.
Düsseldorf. Aus der Ausstellung der Galerie A^
Vö m e I in Düsseldorf erwarb das Museum in W i 11
das Gemälde „Blumenstrauß" von Carl Hofer und C*1
Plastik „Liegende Kuh" von Ewald Matare.
Bourges. Am 2. Juni wurde in Bourges eine Au^
Stellung volkstümlicher Keramik aus dem 17. Jahrhunde
eröffnet, aus einer der frühesten französischen Ma*1^
fakturen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts 1
Betrieb war. Diese Keramik ist außerordentlich seit®11'
weder die Pariser Museen, noch Sevres besitzen wel^0'
einige Stücke sind in Provinz-Museen ausgestellt.

und eine diuiuo ,
der Stadt Elberfe|d
_ Die Gemälde sind alle sechs La^
, und zwar von Julius Hess, Artur Degn0rj
->iri05
Bildhauer^

in
steht, bei Kunsthändlern, __
lern, gegen geringe Anzahlungen wertvolle Gemälde
die Hand zu bekommen, mit denen er dann in das AuS
land verschwindet und sie dort zu Geld macht. Ver
Betrüger heißt Alexander Graf von Lüdinghausen'
genannt Wolff, jedoch hat er sich auch die Narnen
Nicolas Constantino und Nicolas G a I i t z i n 0
zugelegt. Er weist sich aus mit einem angeblich
Estländischen Konsul in Gibraltar ausgestellten brieff°r
migen Reisepaß (sogen. Diplomatenpaß). Der Tätef
wird wie folgt beschrieben:
1,65 m — 1,68 m groß, Backenzähne fehlen, auffallen
bleiches, mageres, längliches, glattrasiertes Gesic^'
braune lange Haare mit Seitenscheitel, Scheiteiglatxe'
die Haare über die Glatze gekämmt.
Im Betreffsfalle wird um Veranlassung der Festnah^6
gebeten. Bearbeitende Dienststelle Polizeipräsidium1
Berlin, Anruf Berolina — El — 0023, Hausapparat 59*'

vor einem internationalen Betrüger
Auf Ersuchen des Berliner Polize‘
Präsidenten veröffentlichen wir '°
gende Bekanntmachung: {
glaubhaften Mitteilungen aus dem Ausland 1
zurzeit ein Betrüger an der Arbeit, der es vef
insbesondere bei Bilderhän

Die Sammlung Stransky
Der Gemäldebesitz des bekannten New Yorker D’ri
genten und Kunstsammlers Josef Stransky wird !
einem schön gedruckten Katalog, der als erweitert
Sonderdruck der „Art News" erschien, in vorbildlich^
Weise veröffentlicht. Die Etappen der französisch^11
Malerei von Delacroix bis Picasso sind durch markant
Werke in dieser Sammlung abgesteckt; sämtliche Bild0r
sind in dem Hefte, zum Teil in ganzseitigen farbig00
Tafeln, abgebildet. Unter den Neuerwerbungen de(
Sammlung ragen insbesondere eine Afrika-Szene
Delacroix, ein Blumenstilleben von Fantin-Latour und
herrliche Bildnis der Mme Oliviers von Courbet hervor'
das wir hier wiedergeben.

Kurze Notizen
Eigenschaft als Vorsitzender de(
in Berlin hat BcR00
• r* -$it^
Bronze alj

Prof. Dr. Friedrich Sarre, Direktor i. R. an den Sta0'
liehen Museen in Berlin, begeht am 22. Juni sei^0^
70. Geburtstag. Berliner von Geburt, wurde Sarre
zum unbeamteten Leiter der Islamischen Kunstabteil11
an den Staatlichen Museen in Berlin ernannt und " $
zum Direktor dieser Museumsabteilung befördert. Sör
wurde 1934 zum Honorarprofessor der Universität Ber
ernannt. Er ist ordentl. Mitglied des Archäologisch z
Instituts des Deutschen Reiches in Berlin, korrespond'
rendes Mitglied des Oesterreichischen Archäologisch0^
Instituts in Wien, Mitglied des Vorstandes der Berlik
Kunstgeschichtlichen Gesellschaft, der Deutschen On®n
Gesellschaft und des Deutschen Orient-Vereines.
Der Präsident der Reichskammer für bildende
hat Prof. Ferdinand Liebermann und Dr. Hubert
zu Mitgliedern des Aufnahme-Ausschusses der Re|C
kunstkammer ernannt.


Vorträge
Die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung
Wissenschaften veranstaltet am Mittwoch, den 19-
pünktlich 8 Uhr abends, im Harnack-Haus in Ber
Dahlem, Ihnestraße 16—20, einen Vortragsabend.
spricht Prof. Dr. F. H e r m a n i n , Direktor des Mus®ü^x
im Palazzo Venezia zu Rom, über Giorgione (mit
bildern). Im Anschluß daran findet ein Gesellsch0
abend statt.

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