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DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 25 vom 25.
Kunstwerke verlangen aus innerstem Ge-
setz heraus Ruhe, Unveränderlichkeit, Un-
verrückbarkeit. Mit Recht ist man in
Deutschland ähnlichen Versuchen, wie sie
seit Jahren im Auslande gemacht wurden,
skeptisch gegenübergestanden, und ein-
zelne befürwortende Stimmen übereifriger
Museumsleute in den letzten Jahren sind
rasch verstummt. Der Wege, Kulturpropa-
Italienische Malerei des
ganda im Ausland zu treiben, gibt es u. E
genügend andere als die, unersetzliche
Kunstwerke aus Kirchen und Museen auf
Reisen zu schicken. Wird dieser Weg weiter
beschritten, so gelangen wir zu einer Ma-
terialisierung des künstlerischen Genießens,
die bald jede wirklich künstlerische Kultur
abwürgen wird. D.
17. und 18. Jahrhunderts
Im Nassauischen Landesmuseum, Wiesbaden
Paes ler-Luschko wko
Ch. J. G. Giese
hinterläßt neben
Zeilen
') Vgl. ,,Weltkunst", Nr. 21.
(Glaspalast-Ausstellung)
DAS GUTE HOTEL
die hohe künstle-
farbensprühenden
Sammlung O-
Kling (StoJ
die am 28. J”,g
Christi e
den Porträts zu
die nicht glänzen, aber dem
wenn manchmal
Große Münchener
Kunstausstellung 1935
Christ. Jo h. Gottlieb Giese:
Ausstellung: Galerie Abels,
wir auszugsweise nachstehende
Antwerpener Meister um 1530, Anbetung der Könige. Holz, 46 : 44,5 cm
Ausstellung: Galerie Stern, Düsseldorf (Kl. Gal. Stern)”
,,Verschneit". 103 : 77 cm
Köln (Photo Abels)
II.*)
Harmonisch und selbstverständlich voll-
zieht sich vor dem Besucher der Wiesbade-
ner Ausstellung der Uebergang vom 17. zum
18. Jahrhundert. Den Auftakt seiner beweg-
lichen und leichtbeschwingten Malerei bildet
ein Raum, der Allessandro Mag’nasco gewid-
met ist. Weich, schmiegsam, pastellartig zart
im Ton erscheint dagegen die Kunst Vene-
digs, die nunmehr glänzend in den Vorder-
grund tritt. Die Namen Amigoni, Sebastiano
Ricci, Pellegrini, Rotari, Belucci und des
Lombarden Carlo Carlone erinnern zugleich
daran, wie eng in jener Epoche Italien und
Deutschland in ihren künstlerischen Inter-
essen miteinander verbunden sind, denn
jeder der genannten Künstler arbeitete län-
gere Zeit in Deutschland und hinterließ dort
zahlreiche Proben seiner Kunst. Amigoni ist
neben zwei großen Bildern der Darmstädter
Galerie mit einem wunderbar zarten Ge-
mälde „Adonis vor Venus gebracht“ (Schleiß-
heim) vertreten. Sein Selbstportrait (Darm-
stadt) zeigt ihn als den gepflegten, freundlich
ruhigen Mann, sehr im Gegensatz zu der
pomphaft-pathetischen Art, in der der tem-
peramentvolle Sebastiano Ricci sich der
Nachwelt im Selbstbildnis präsentiert (Kas-
In der Galerie Raus on in Paris, die
vor kurzem den Werken des Deutschen Fer-
dinand Springer (vgl, Weltkunst Nr. 15) gast-
liche Aufnahme bot. sieht man jetzt wie-
derum deutsche Kunst vertreten. Wie eine
Neue Pinakothek 9-18 Uhr
Halle III, Ausstellungspark 10-18 Uhr
iiiiiiiitiiiiiimmHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiifiiiiiiiiti/iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
Gemeinsame Eintrittskarte 50 Pfennig
werk steht die köstliche „Anbetung der Kö-
nige“ (Köln), während der „Wettstreit zwi-
schen Apoll und Marsyas“ (Privatbesitz,
Köln) ihn mit der warmen Glut und Leucht-
kraft der Farben auf der Höhe seines Schaf-
fens zeigt. Eine kleine Grisaille, wohl ein
Entwurf für die Ausmalung der Residenz in
Würzburg, ist besonders beachtenswert. Den
reinen und vollen Ausklang der Ausstellung
bildet ein letzter Saal, der ganz der Vedute
gewidmet ist und Canaletto, Beilotto, Guardi
und Pannini gut vertritt.
Das vielgestaltige und reiche Bild der
beiden Jahrhunderte und ihrer künstlerischen
Ausdrucksform, der so viele und mannigfal-
tige Talente das Gepräge geben, wird noch
eindringlich bereichert durch eine Auswahl
von etwa 100 sorgfältig gewählten Handzeich-
nungen. Ein wissenschaftlich durchgearbei-
teter Katalog, durch hervorragend gute Ab-
bildungen unterstützt, erleichtert die Ein-
fühlung. Dr. J. H.
dem
entnehmen:
Christian Johann Gottlieb Giese wurde
1787 als Sohn eines Goldschmieds in Greifs-
wald geboren. Er erfuhr seine erste Ausbil-
dung bei dem dortigen Architekten, Maler
und Universitätszeichenlehrer Johann Gott-
fried Quistorp (1755—1835). Höhere Kennt-
nisse und Gesichtspunkte in der Malerei hat
Giese sich wohl erst auf der Berliner Aka-
demie aneignen können. In deren Ausstel-
Die Galerie Abels in Köln hat z. Zt. ein
Gemälde ausgestellt, welches als eins der drei
lange für verschollen bezeichneten Gemälde
des Dresdener Romantikers Gottlieb Giese
besondere Beachtung verdient (Thieme-
Becker, Band XVI. fol. 5). Im „Kunstwande-
rer“ 1925—1926 veröffentlichte B. H. Röttger
einen längeren Aufsatz über „Zwei wieder-
gefunden Landschaften von Gottlieb Giese“.
Charlotte Henschel
in Paris
sei). Seine übrigen Gemälde zeigen ihn als
hochbegabten Künstler. Eine „Diana im
Bade“ (Privatbesitz, London) und die ganz
auf den Zusammenklang von Gold und Blau
abgestimmte „Büßende Magdalena“ (Pom-
mersfelden) sind besonders bemerkenswert.
Piazetta und der interessante Kreis seiner
Schüler schließen sich an mit einer Reihe
sorgfältig gewählter Beispiele. Dazwischen
steht ein lichter Raum, der in dreizehn Bei-
spielen Carlo Carlone und
rische Qualität seiner
Plafondskizzen zeigt.
Besonderen Eindruck
ihm der Bolognese G. M. Crespi, der Ver-
ehrer von Rembrandts Kunst des Hell-Dun-
kels. Seine „Anbetung des Kindes“ (Privat-
besitz, Berlin) ist erfüllt von einer zarten
Innigkeit des Gefühls, sein „Briefträger“
(Schloßgalerie, Mannheim) und der „Schlaf
der Amoretten ' (Leipzig) zeugen von seinem
freundlichen Humor. Kokett blicken die
reizenden, köstlich gemalten Dresdnerinnen
aus den Bildern Rotaris (s. Abb. S. 1), schlank
und vornehm bewegen sich die Figuren der
biblischen Szenen Grassis; von schwebender
Leichtigkeit und blütenhafter Zartheit der
Farbe ist die „Cäcilie“ Pellegrinis.
Sie alle überragt an souveräner Sicher-
heit und blühender Farbigkeit der genialste
und durch die Leichtigkeit seines künstle-
rischen Schaffens beglückendste Meister des
italienischen 18. Jahrhunderts, G. B. Tiepolo.
Neben einem skizzenhaften kleinen Früh-
lungsverzeichnissen von 1810 und 1812 wif
er unter den Zöglingen aufgeführt, währe11'
er in jenen von 1814 und 1819 unter den „eilV
heimischen und auswärtigen Künstlern“ 1
finden ist. Giese hat also um 1813, und 9'
mit etwa 28jährig, die Berliner Akade®1'
verlassen. In seiner Geburtsstadt war Gies«
dann als Architekt beschäftigt.
Mit dem hier veröffentlichten Bilde rück
Giese in die Geschichte der romantische(J
Malerei ein, zunächst weniger deshalb, Wel
es eine an sich gute Arbeit eines geschmack'
vollen und strebsamen Künstlers ist, sonder11
vor allem wegen der Beziehung des Bildes 211
einem ganz großen Meister jener Zeit, na®'
lieh zu Kaspar David Friedrich.
Es ist ein eigenartiger Zufall, daß dies«
wiedergefundene Bild Gieses gerade zu jene11
drei bisher als verschollen bezeichneten W®[
ken dieses Künstlers gehört, die Theodor Pf
in der Festschrift für H. Lemcke, Stettin lß^'
S. 200, ausführlich beschrieben hat.
Vorburg des Deutschtums, inmitten des kos-
mopolitischen Pariser Kunstbetriebes wirkt
diese Stätte auserlesensten Geschmacks.
Charlotte Henschel stammt aus Bres-
lau und hat ihre Studienjahre an der Ber-
liner Kunstakademie verbracht. Doch mehr
als ihren Lehrern verdankt sie ihren eigenen
Bemühungen um Form und Farbe. Sie ist
eine eigenwillige, selbständige und in sich
abgeschlossene Künstlernatur. Diese Ver-
schlossenheit ist auch der Ausdruck ihrer
Persönlichkeit: denn hinter ihrer Scheu und
Bescheidenheit steckt ein Mensch, der hart-
näckig und unerbittlich um Probleme ringt,
deren glückliche Lösungen ihr immer größere
Klarheit verschaffen. Charlotte Henschel
abstrahiert sehr stark in ihrer Kunst. Für
sie ist die Malerei gleichsam Musik, bei der
die Farben das Orchester bilden und die
Linie sich wie eine Melodie aus dem Ganzen
herauslöst. Es sind klangvolle, manchmal
verträumte Kompositionen, die, trotz man-
cher Anklänge an Braque und Picasso, doch
in einer ganz anderen, eben deutschen Ton-
art empfunden sind. F. N.
Ansichten aus dem Süden, aus franzö-
sischen und polnischen Gegenden, vom Ho-
hentwiel, aus Ber-
lin und dem alten
Stralsund, die K.
K. Paesler-Lusch-
kowko auf seinen
Wanderfahrten
zeichnete, werden
in der Galerie
G u r 1 i t t in
Berlin ge-
zeigt. Einige Blät-
ter lieh die Natio-
nalgalerie her.
Dennoch kommt
der Eindruck eines
Zuviels gegenüber
dieser Fülle nicht
auf. In all diesen
Landschaften, Stä-
dtebildern, Erin-
nerungen aus den
Kriegsjahren
herrscht eine un-
verkennbareForm.
die von linearen
und tonigen Ele-
menten zusam-
mengehalten wird
und den Reiz der
flüchtigen Ein-
drücke auf einen
sehr belebten,
vergeistigten Aus-
druck bringt. Sub-
til durchgebildet
und durchgefühlt,
veranschaulichen diese Blätter eine künstleri-
rische Umsetzung, die mit Gegenklängen arbei-
tet und in einer glücklich schwingenden Ord-
nung auch Einzelheiten ihr Recht läßt. Diese be-
tont er mit sichtlicher Vorliebe für das Be-
wegte, Strebende durch eine das Naturvor-
bild umdeutende Art. Seine reizvollen Stu-
fungen vom Hellen zum Dunklen können des
Farbigen völlig entraten. -— Die malerische
Haltung der Stuttgarterin Lotte Schnei-
der strebt besonders in
einer Form,
Wesenhaften mit feinen,
auch noch etwas spröden Mitteln nahezu-
kommen sucht. Auch die kleinen Plastiken
von Hilde Plate-Schröder in ihren
verhaltenen Wirkungen erweisen das Wollen
eines Talentes, das die Grenze von Kunst
und Künstlichem zu respektieren vermag.
Schöne Stickereien und Webereien, deren
Farbenklang eigen und sympathisch berührt,
zeigt die Dortmunderin Irma G o e c k e.
Hugo Lange, ein junger Dresdener, stellt
Aquarelle und Zeichnungen aus. Zk.
R. Coswav, *'
Drouais, Eng'1
Plimer, Shell1';,
A. Hal'
Jan Brueghel, Blumenstilleben. Holz, 34,5 : 43 cm — Ausstellung: Galerie Stern, Düsseldorf t
(Kl. Gal. Stern)
der Aufnah®
Materials
Augsburger
eine Prozession von
ein Männerbildnis von Frans Hals und ?
Niederländer des 17. Jahrhunderts.' lfl
Am selben Tage wird aus verschieden^^,
Besitz Kunstgewerbe versteigert, darunter ,
deutende Limoges-Arbeiten, italienische ,
joliken, französisches und englisches 1
biliar sowie Tapisserien.
Kurhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ob Frs. 12- p k,„ ouf Anfr<®e ,
Zimmer ab Frs. 4. —
Alulilions Torschau
London, 24.—27. Juni-
Wie bereits berichtet, findet vom 24. h1
27. Juni bei Christie’s in London die Aufl1’
sung der weltberühmten Miniaturen-Sain®
lunig Morgan statt. Dieser Besitz verdau1',
seinen Ruhm ebensosehr der Vollständigk®1
wie der außergewöhnlichen Qualität des d9
rin vereinigten Materials von über achthn”
dert Werken. Um das Hauptstück, d®
„Armada-Jewel“ mit dem Bildnis der Kd1’1
gin Elisabeth gruppieren sich mehrere A1
beiten von Hans Holbein d. J. und die NaH®
sämtlicher berührn®
Miniaturen-Maler En?
lands und des Koni’
nents wie Nicholas H1
liard, Samuel Coop«'
John Haskins, J. und (
Oliver,
Smart,
heart,
Fragonard. P.
Isabey, Isabey u. a.
Man sieht mit groß1’1,
Spannung
dieses
gegen.
Die
b o r n
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durch
versteigert wird, end®’
eine Reihe
essanter Gemälde. ’5
ein Narren-Bildnis
Meisters des Angerer-PortrJ
Pieter Brueghel d. _
DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 25 vom 25.
Kunstwerke verlangen aus innerstem Ge-
setz heraus Ruhe, Unveränderlichkeit, Un-
verrückbarkeit. Mit Recht ist man in
Deutschland ähnlichen Versuchen, wie sie
seit Jahren im Auslande gemacht wurden,
skeptisch gegenübergestanden, und ein-
zelne befürwortende Stimmen übereifriger
Museumsleute in den letzten Jahren sind
rasch verstummt. Der Wege, Kulturpropa-
Italienische Malerei des
ganda im Ausland zu treiben, gibt es u. E
genügend andere als die, unersetzliche
Kunstwerke aus Kirchen und Museen auf
Reisen zu schicken. Wird dieser Weg weiter
beschritten, so gelangen wir zu einer Ma-
terialisierung des künstlerischen Genießens,
die bald jede wirklich künstlerische Kultur
abwürgen wird. D.
17. und 18. Jahrhunderts
Im Nassauischen Landesmuseum, Wiesbaden
Paes ler-Luschko wko
Ch. J. G. Giese
hinterläßt neben
Zeilen
') Vgl. ,,Weltkunst", Nr. 21.
(Glaspalast-Ausstellung)
DAS GUTE HOTEL
die hohe künstle-
farbensprühenden
Sammlung O-
Kling (StoJ
die am 28. J”,g
Christi e
den Porträts zu
die nicht glänzen, aber dem
wenn manchmal
Große Münchener
Kunstausstellung 1935
Christ. Jo h. Gottlieb Giese:
Ausstellung: Galerie Abels,
wir auszugsweise nachstehende
Antwerpener Meister um 1530, Anbetung der Könige. Holz, 46 : 44,5 cm
Ausstellung: Galerie Stern, Düsseldorf (Kl. Gal. Stern)”
,,Verschneit". 103 : 77 cm
Köln (Photo Abels)
II.*)
Harmonisch und selbstverständlich voll-
zieht sich vor dem Besucher der Wiesbade-
ner Ausstellung der Uebergang vom 17. zum
18. Jahrhundert. Den Auftakt seiner beweg-
lichen und leichtbeschwingten Malerei bildet
ein Raum, der Allessandro Mag’nasco gewid-
met ist. Weich, schmiegsam, pastellartig zart
im Ton erscheint dagegen die Kunst Vene-
digs, die nunmehr glänzend in den Vorder-
grund tritt. Die Namen Amigoni, Sebastiano
Ricci, Pellegrini, Rotari, Belucci und des
Lombarden Carlo Carlone erinnern zugleich
daran, wie eng in jener Epoche Italien und
Deutschland in ihren künstlerischen Inter-
essen miteinander verbunden sind, denn
jeder der genannten Künstler arbeitete län-
gere Zeit in Deutschland und hinterließ dort
zahlreiche Proben seiner Kunst. Amigoni ist
neben zwei großen Bildern der Darmstädter
Galerie mit einem wunderbar zarten Ge-
mälde „Adonis vor Venus gebracht“ (Schleiß-
heim) vertreten. Sein Selbstportrait (Darm-
stadt) zeigt ihn als den gepflegten, freundlich
ruhigen Mann, sehr im Gegensatz zu der
pomphaft-pathetischen Art, in der der tem-
peramentvolle Sebastiano Ricci sich der
Nachwelt im Selbstbildnis präsentiert (Kas-
In der Galerie Raus on in Paris, die
vor kurzem den Werken des Deutschen Fer-
dinand Springer (vgl, Weltkunst Nr. 15) gast-
liche Aufnahme bot. sieht man jetzt wie-
derum deutsche Kunst vertreten. Wie eine
Neue Pinakothek 9-18 Uhr
Halle III, Ausstellungspark 10-18 Uhr
iiiiiiiitiiiiiimmHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiifiiiiiiiiti/iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
Gemeinsame Eintrittskarte 50 Pfennig
werk steht die köstliche „Anbetung der Kö-
nige“ (Köln), während der „Wettstreit zwi-
schen Apoll und Marsyas“ (Privatbesitz,
Köln) ihn mit der warmen Glut und Leucht-
kraft der Farben auf der Höhe seines Schaf-
fens zeigt. Eine kleine Grisaille, wohl ein
Entwurf für die Ausmalung der Residenz in
Würzburg, ist besonders beachtenswert. Den
reinen und vollen Ausklang der Ausstellung
bildet ein letzter Saal, der ganz der Vedute
gewidmet ist und Canaletto, Beilotto, Guardi
und Pannini gut vertritt.
Das vielgestaltige und reiche Bild der
beiden Jahrhunderte und ihrer künstlerischen
Ausdrucksform, der so viele und mannigfal-
tige Talente das Gepräge geben, wird noch
eindringlich bereichert durch eine Auswahl
von etwa 100 sorgfältig gewählten Handzeich-
nungen. Ein wissenschaftlich durchgearbei-
teter Katalog, durch hervorragend gute Ab-
bildungen unterstützt, erleichtert die Ein-
fühlung. Dr. J. H.
dem
entnehmen:
Christian Johann Gottlieb Giese wurde
1787 als Sohn eines Goldschmieds in Greifs-
wald geboren. Er erfuhr seine erste Ausbil-
dung bei dem dortigen Architekten, Maler
und Universitätszeichenlehrer Johann Gott-
fried Quistorp (1755—1835). Höhere Kennt-
nisse und Gesichtspunkte in der Malerei hat
Giese sich wohl erst auf der Berliner Aka-
demie aneignen können. In deren Ausstel-
Die Galerie Abels in Köln hat z. Zt. ein
Gemälde ausgestellt, welches als eins der drei
lange für verschollen bezeichneten Gemälde
des Dresdener Romantikers Gottlieb Giese
besondere Beachtung verdient (Thieme-
Becker, Band XVI. fol. 5). Im „Kunstwande-
rer“ 1925—1926 veröffentlichte B. H. Röttger
einen längeren Aufsatz über „Zwei wieder-
gefunden Landschaften von Gottlieb Giese“.
Charlotte Henschel
in Paris
sei). Seine übrigen Gemälde zeigen ihn als
hochbegabten Künstler. Eine „Diana im
Bade“ (Privatbesitz, London) und die ganz
auf den Zusammenklang von Gold und Blau
abgestimmte „Büßende Magdalena“ (Pom-
mersfelden) sind besonders bemerkenswert.
Piazetta und der interessante Kreis seiner
Schüler schließen sich an mit einer Reihe
sorgfältig gewählter Beispiele. Dazwischen
steht ein lichter Raum, der in dreizehn Bei-
spielen Carlo Carlone und
rische Qualität seiner
Plafondskizzen zeigt.
Besonderen Eindruck
ihm der Bolognese G. M. Crespi, der Ver-
ehrer von Rembrandts Kunst des Hell-Dun-
kels. Seine „Anbetung des Kindes“ (Privat-
besitz, Berlin) ist erfüllt von einer zarten
Innigkeit des Gefühls, sein „Briefträger“
(Schloßgalerie, Mannheim) und der „Schlaf
der Amoretten ' (Leipzig) zeugen von seinem
freundlichen Humor. Kokett blicken die
reizenden, köstlich gemalten Dresdnerinnen
aus den Bildern Rotaris (s. Abb. S. 1), schlank
und vornehm bewegen sich die Figuren der
biblischen Szenen Grassis; von schwebender
Leichtigkeit und blütenhafter Zartheit der
Farbe ist die „Cäcilie“ Pellegrinis.
Sie alle überragt an souveräner Sicher-
heit und blühender Farbigkeit der genialste
und durch die Leichtigkeit seines künstle-
rischen Schaffens beglückendste Meister des
italienischen 18. Jahrhunderts, G. B. Tiepolo.
Neben einem skizzenhaften kleinen Früh-
lungsverzeichnissen von 1810 und 1812 wif
er unter den Zöglingen aufgeführt, währe11'
er in jenen von 1814 und 1819 unter den „eilV
heimischen und auswärtigen Künstlern“ 1
finden ist. Giese hat also um 1813, und 9'
mit etwa 28jährig, die Berliner Akade®1'
verlassen. In seiner Geburtsstadt war Gies«
dann als Architekt beschäftigt.
Mit dem hier veröffentlichten Bilde rück
Giese in die Geschichte der romantische(J
Malerei ein, zunächst weniger deshalb, Wel
es eine an sich gute Arbeit eines geschmack'
vollen und strebsamen Künstlers ist, sonder11
vor allem wegen der Beziehung des Bildes 211
einem ganz großen Meister jener Zeit, na®'
lieh zu Kaspar David Friedrich.
Es ist ein eigenartiger Zufall, daß dies«
wiedergefundene Bild Gieses gerade zu jene11
drei bisher als verschollen bezeichneten W®[
ken dieses Künstlers gehört, die Theodor Pf
in der Festschrift für H. Lemcke, Stettin lß^'
S. 200, ausführlich beschrieben hat.
Vorburg des Deutschtums, inmitten des kos-
mopolitischen Pariser Kunstbetriebes wirkt
diese Stätte auserlesensten Geschmacks.
Charlotte Henschel stammt aus Bres-
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liner Kunstakademie verbracht. Doch mehr
als ihren Lehrern verdankt sie ihren eigenen
Bemühungen um Form und Farbe. Sie ist
eine eigenwillige, selbständige und in sich
abgeschlossene Künstlernatur. Diese Ver-
schlossenheit ist auch der Ausdruck ihrer
Persönlichkeit: denn hinter ihrer Scheu und
Bescheidenheit steckt ein Mensch, der hart-
näckig und unerbittlich um Probleme ringt,
deren glückliche Lösungen ihr immer größere
Klarheit verschaffen. Charlotte Henschel
abstrahiert sehr stark in ihrer Kunst. Für
sie ist die Malerei gleichsam Musik, bei der
die Farben das Orchester bilden und die
Linie sich wie eine Melodie aus dem Ganzen
herauslöst. Es sind klangvolle, manchmal
verträumte Kompositionen, die, trotz man-
cher Anklänge an Braque und Picasso, doch
in einer ganz anderen, eben deutschen Ton-
art empfunden sind. F. N.
Ansichten aus dem Süden, aus franzö-
sischen und polnischen Gegenden, vom Ho-
hentwiel, aus Ber-
lin und dem alten
Stralsund, die K.
K. Paesler-Lusch-
kowko auf seinen
Wanderfahrten
zeichnete, werden
in der Galerie
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Berlin ge-
zeigt. Einige Blät-
ter lieh die Natio-
nalgalerie her.
Dennoch kommt
der Eindruck eines
Zuviels gegenüber
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Landschaften, Stä-
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Kriegsjahren
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mengehalten wird
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flüchtigen Ein-
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sehr belebten,
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veranschaulichen diese Blätter eine künstleri-
rische Umsetzung, die mit Gegenklängen arbei-
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wegte, Strebende durch eine das Naturvor-
bild umdeutende Art. Seine reizvollen Stu-
fungen vom Hellen zum Dunklen können des
Farbigen völlig entraten. -— Die malerische
Haltung der Stuttgarterin Lotte Schnei-
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Wesenhaften mit feinen,
auch noch etwas spröden Mitteln nahezu-
kommen sucht. Auch die kleinen Plastiken
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verhaltenen Wirkungen erweisen das Wollen
eines Talentes, das die Grenze von Kunst
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Schöne Stickereien und Webereien, deren
Farbenklang eigen und sympathisch berührt,
zeigt die Dortmunderin Irma G o e c k e.
Hugo Lange, ein junger Dresdener, stellt
Aquarelle und Zeichnungen aus. Zk.
R. Coswav, *'
Drouais, Eng'1
Plimer, Shell1';,
A. Hal'
Jan Brueghel, Blumenstilleben. Holz, 34,5 : 43 cm — Ausstellung: Galerie Stern, Düsseldorf t
(Kl. Gal. Stern)
der Aufnah®
Materials
Augsburger
eine Prozession von
ein Männerbildnis von Frans Hals und ?
Niederländer des 17. Jahrhunderts.' lfl
Am selben Tage wird aus verschieden^^,
Besitz Kunstgewerbe versteigert, darunter ,
deutende Limoges-Arbeiten, italienische ,
joliken, französisches und englisches 1
biliar sowie Tapisserien.
Kurhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ob Frs. 12- p k,„ ouf Anfr<®e ,
Zimmer ab Frs. 4. —
Alulilions Torschau
London, 24.—27. Juni-
Wie bereits berichtet, findet vom 24. h1
27. Juni bei Christie’s in London die Aufl1’
sung der weltberühmten Miniaturen-Sain®
lunig Morgan statt. Dieser Besitz verdau1',
seinen Ruhm ebensosehr der Vollständigk®1
wie der außergewöhnlichen Qualität des d9
rin vereinigten Materials von über achthn”
dert Werken. Um das Hauptstück, d®
„Armada-Jewel“ mit dem Bildnis der Kd1’1
gin Elisabeth gruppieren sich mehrere A1
beiten von Hans Holbein d. J. und die NaH®
sämtlicher berührn®
Miniaturen-Maler En?
lands und des Koni’
nents wie Nicholas H1
liard, Samuel Coop«'
John Haskins, J. und (
Oliver,
Smart,
heart,
Fragonard. P.
Isabey, Isabey u. a.
Man sieht mit groß1’1,
Spannung
dieses
gegen.
Die
b o r n
holm),
durch
versteigert wird, end®’
eine Reihe
essanter Gemälde. ’5
ein Narren-Bildnis
Meisters des Angerer-PortrJ
Pieter Brueghel d. _