DIE W E L T K U N S T
Jahrg. IX, Nr. 48 vom 1. Dezember 1935
von Greuze, ein Boucher, ein Metsu, ein Ter-
borch u. a. Aber auch dieser Art Kunst-
politik sollten nicht alle Blütenträume reifen.
Der vorzeitige unerwartete Tod des vor-
Ausstellungen
in Berlin:
Unter den vier Kollektionen, die die Ga-
lerie Gurlitt diesmal zeigt, behaupten
Aquarelle und Zeichnungen von Rolf von
Hoerschelmann den Vorrang. Dieser
Münchener verfügt über eine eigene künst-
lerische Handschrift, während es sich bei
den Bildern der Mannheimerin Cläre
Biermann und der Berlinerin Elisa-
beth Listner mehr um Talentproben
handelt, die noch mancherlei Ungleichheiten
aufweisen. Bei der ersteren spielt das far-
bige Element eine größere Rolle. Eine Reihe
von Goldschmiedearbeiten stellt Bodo
Kampmann aus. Zk.
in Mliinchen:
Staatlich Graphische
Sammlung in München
Die Ausstellungsräume der Sammlung im
Erdgeschoß der Neuen Pinakothek waren
auch diesen Sommer über von der Großen
Münchener Kunstausstellung in Anspruch ge-
nommen. Nunmehr sind sie wieder freigege-
ben. Der Beginn bringt eine Schau aus
der Blütezeit des deutschen Holzschnittes,
in der hervorragend schöne Originaldrucke
unserer besten altdeutschen Meister — Dürer,
Baldung, Cranach, Altdorfer, Burgkmair,
Holbein u. a. m. — zusammengestellt sind.
Gleichzeitig wird in einer zweiten Abteilung
die Uebersicht über die Neuerwerbungen in
den letzten 20 Jahren fortgesetzt. Es werden
Edouard Goerg : Das ist der Laul der Welt. Ausstellung im Herbstsalon , Paris 1935
(Photo Vaux)
nehmen Politikers ließ auch seine berühmte
Kunstsammlung wieder im Dunkel der Ver-
gessenheit versinken . . .
und Künstlerinnen fordert der Kunstverein
auf, das Bildnis eines anderen bildenden
Künstlers oder einer Künstlerin zu malen,
zu zeichnen oder zu formen. Auch die Ein-
lieferung von Gruppenbildern oder Darstel-
lungen des Künstlers bei der Arbeit sind er-
wünscht, soweit sie künstlerisch gelöst wer-
den. Wie bei der Ausstellung der Selbst-
bildnisse ist auch diesmal in Aussicht genom-
men, später 5 oder 6 Arbeiten zu prämiieren.
— Als Einlieferungstermin hat die Leitung
des Kunstvereins den 30. November 1986 fest-
gesetzt, um allen denen hinreichend Zeit zu
geben, die sich an der Lösung der vom
Kunstverein gestellten Aufgabe beteiligen
wollen. Ueber die näheren Bedingungen gibt
die Geschäftsstelle des Kunstvereins, Düssel-
dorf, Hindenburgwall 42, Auskunft.
in 3>aris:
Der Herbstsalon
Der diesjährige Herbstsalon steht im
Zeichen der Trauer. Sein Begründer Frantz
Jourdain ist im Alter von 88 Jahren gestor-
ben. Sein ganzes Leben Jang hat dieser Ar-
chitekt und Schriftsteller tapfer und uner-
müdlich sich für alle jungen Künstler ein-
gesetzt; er gehörte zu den wenigen Fran-
zosen, die zur rechten Zeit die Talente in
den eigenen Reihen erkannt und verteidigt
haben. Ihm ist es hauptsächlich zu ver-
danken, daß Paris um die Jahrhundertwende
zum Forum aller ästhetischen Probleme und
zum Mittelpunkt der europäischen Kunst
werden konnte.
Lieselotte S.ch r a m m - H e c k m a n.n aus der Ausstellung:
„Künstler sehen Dich an", die Anfang des Jahres vom Kuns*,
verein für Rheinlande und Westfalen veranstaltet war
(Photo Kunstverein)
Werke von verstorbenen Münchener Künst-
lern aus der Generation um die Wende des
Jahrhunderts gezeigt. F.
in Düsseldorf:
Künstlerbildnisse
Der Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen stellt der Künstlerschaft eine neue
Aufgabe. Ausschreibung
Anfang dieses Jahres stellte der Kunst-
verein für die Rheinlande u. Westfalen den
Düsseldorfer Künstlern die Aufgabe, ihr
Selbstbildnis zu malen, zu zeichnen oder zu
formen. Wie die Aufgabe von den Einzelnen
gelöst oder zu lösen versucht wurde, zeigte
die während der letzten Wochen im Kunst-
verein veranstaltete Ausstellung „Künstler
sehen Dich an“ (s. Abb.), die durch ihre
reiche und vielseitige Beteiligung verriet,
wie dankbar die Künstlerschaft es empfindet,
wenn ihr Aufgaben gestellt werden. — Aber
auch das Interesse der Kunstfreunde war un-
gemein lebendig, und als ein sehr erfreu-
licher Erfolg darf vermerkt werden, daß
durch die Vermittlung der Ausstellungslei-
tung mehrere Bildnisaufträge zur Vergebung
kamen. Das alles gibt der Leitung des
Kunstvereins Veranlassung, nun die Künst-
lerschaft vor eine neue Aufgabe zu stellen,
bei welcher der Kreis der Beteiligten erheb-
lich weiter gezogen werden soll. — Alle in
der Rheinprovinz oder in der Provinz West-
falen geborenen oder ansässigen Künstler
S. SELIGSBERGER Wwe.
WÜRZBURG
Am Johanniterplatz
•
SPEZIALHAUS
für gute alte Original-Möbel und Antike Klein-
kunst aller Stilarten. Plastik
Reproduktionen nach Angabe * Besuchen Sie mein reich-
haltiges Lager oder verlangen Sie Angebot. Fotos aufWunsch
Um Frantz Jourdain, den großen Kämp-
fer, zu ehren, wurden im Eingangssaal um
sein Bildnis einige Werke der großen Mei-
ster vereinigt, denen er die erste Anerken-
nung verschafft und deren Weltruf er be-
gründet hat: Bonnard, Carriere, Cezanne,
Gauguin, Redon, Renoir und Vuillard. Alle
waren sie verkannt und mißachtet, bis . sie
in ihrem Alter oder manche erst nach ihrem
Tode die Beachtung fanden, die ihrem Schaf-
fen gebührt.
Der Kritiker, der bedenkt, daß diese
großen und überragenden Meister von ihren
Zeitgenossen übersehen oder gar unter-
drückt wurden, geht heute beschämt und
schüchtern durch die lange Reihe der Säle,
die mehr als 2000 Werke der Malerei und
Plastik, der Graphik und des Kunstgewer-
bes, der Plakat- und Bühnenkunst vor ihm
aufzeigen. In langen Stunden prüft er alle
Einsendungen, spürt neuen Tendenzen nach
und vergleicht die letzten Werke mit dem
früheren Schaffen der Künstler. Dabei wird
eine große Wandlung deutlich, gewisser-
maßen eine Beruhigung in der Kunst. Die
extremen Elemente sind völlig verschwun-
den: sogar die abstrakten Maler kehren zur
realen Form zurück. Die Farben werden im
allgemeinen gedämpfter und vornehmer im
Zusammenklang. Es weht
ein „klassischer“ Hauch
durch den Herbstsalon.
Vor den Werken
Souverbies, der schon
früher klassizistische
Tendenzen zeigte, jetzt
aber noch strenger,
ganz dekorativ und be-
herrscht ist, wird dem
Beobachter klar: es ist
der Einfluß der großen
italienischen Kunstaus-
stellung, die in diesem
Frühjahr ganz Paris er-
griffen hatte. Zwar
greifen die Künstler
keineswegs auf die alten
Formen und Farben zu-
rück, aber diese treten
unserer heutigen Künst¬
lergeneration neu ins
Bewußtsein. Die Maler
bereichern ihre Erfah¬
rung und Technik an
den großen Vorbildern,
die ihnen zwei Monate
lang zum größten Er¬
lebnis geworden war.
Die Modelle gewinnen
eine klassischere Hal¬
tung, die Materie wird
veredelt und oft sind
die Kompositionen nicht
mehr so zufällig, wie
auf früheren Bildern.
Die Künstler zeigen
eine innere Einkehr, ein
stärkeres Verantwor¬
tungsgefühl für alle
farbigen, kompositionel¬
len und inhaltlichen
Werte.
Auch Bosch und
Breughel zeigen ihren
Widerschein im Herbstsalon, als oib auch die
große Brüsseler Ausstellung einen Einfluß
auf das heutige Kunstschaffen ausgeübt
hätte. Edouard Goerg beschwört in einem
großen Bild die ganze Phantastik des nor-
dischen Mittelalters herauf (s. Abb.). Und der
Wiener Kleophas Bogailei schildert in der
Art der Breughelschen Sprüchwortbillder eine
„Sintflut“ mit vielen originellen Details.
Die Plastik ist gegenüber dem Ideenreich-
tum in der Malerei dieses Jahr recht ärm-
lich vertreten. Der Grund hierfür ist, daß
die Bildhauer stärker unter der Krise zu
leiden haben, als alle anderen Künstler, und
daß die Herstellung und der Transport pla-
stischer Werke verhältnismäßig sehr teuer
ist. Dr. F. N.
Das Museum in Detroit
erwirbt einen Christian Rohlfs
Die Leitung des Museums in Detroit plant
eine Ausstellung moderner deutscher Kunst,
die am 1. Februar 1936 eröffnet wird. Der
Direktor des Museums, Professor Dr. Välen-
tiner, ein Deutscher, hat während seines
Aufenthaltes in Deutschland im Sommer die-
ses Jahres, eine große Auswahl an Leihgaben
von Bildern getroffen.
Eine besonders große Schau wird von den
Werken des Nestors der deutschen Maler,
dem 86jährigen Christian Rohlfs, vorbereitet.
Professor Valentiner hat über 20 Werke des
Künstlers aus den letzten Jahren ausgesucht,
darunter eine „Mond¬
nacht“, die in ihren
samtenen Tönen eine
eigenartige Stimmung
auslöst, und eine Reihe
von jenen traumhaften
Blumenbildern, die der
Meister diesen Sommer
in seinem Häuschen am
Lago Maggiore geschaf-
fen hat.
Ein Bild „Berg am
Abend“ in seinen eigen-
tümlich grau-lila Farb-
tönen hat Prof. Valen-
tiner für das Museum in
Detroit gekauft.
Auktions-Vorschau
Berlin, d. 6.-7. Dez. 35
R u d. L e p k e’s Kunst-
Auctions - Haus, Berlin
W 35, veranstaltet eine
Versteigerung von An-
tiquitäten, Möbeln, Teppichen, dekorati-
ven Gegenständen etc. aus der Einrichtung
des Professors L„ die das Produkt jahre-
langen Sammelns von hauptsächlich dekora¬
tiver italienischer Plastik, verbunden mit
einer größeren Anzahl gotischer deutscher
Skulpturen ist. In der deutschen Holz-
plastik sind die fränkischen, die Ulmer, die
Donau- und die bayrische Schule mit charak-
teristischen Arbeiten vertreten (s. Abb. Nr. 47
S. 2), sie zeichnen sich teilweise durch alte
Fassung aus. Ergänzend finden wir geschnitzte
Danziger Möbel, persische Teppiche und
einige Oelgemälde, z. B. von Netscher, In-
teressantes von Eduard von Gebhardt, von
Verspronck, von Hans Thoma u. a. m.
Ferner sei noch ein flämischer Gobelin
mit dem Triumphzug eines Feldherrn er-
wähnt.
Da mehrere Haushaltungen aufgelöst
worden sind, gelangen auch eine ganze Reihe
von Gebrauchsgegenständen, wie Porzellane.
Gläser, Silbergerät u. a. zur Versteigerung.
Der illustrierte Katalog 2096 ist durch
Rud. Lepke zu beziehen.
London, den 5. und 9.—11. Dezember 1935
Die Firma Sotheby & Co, 34 & 35.
New Bond Street, London, versteigert am
5. Dezember ausgezeichnetes altenglisches
Silber. Der reichlich mit Abbildungen ver-
sehene Katalog enthält sogar die große sil-
bervergoldete Punschschale von William
dem V. Graf von Coventry 1722, sowie zwei
sehr schöne silbervergoldete Vasen um 1675.
Sämtliche Stücke stammen zum großen Teil
aus dem 17. Jahrhundert.
Am 9. und 11. Dezember kommen alte
Bücher, Manuskripte, Autographen etc. zur
Versteigerung, unter denen sich eine Kopie
sehr seltene und wertvolle Ausgaben befin-
den. Französische Bücher aus dem 18. Jahr-
hundert mit Originaleinbänden sind zahlreich
vertreten. Der Katalog, der farbige Repro-
duktionen enthält, ist durch die oben er-
wähnte Firma zu beziehen.
(Fortsetzung Seite 4)
DAS GUTE HOTEL
Kurliotel Monte Verita
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Das Hotel der Kunstfreunde
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Museums in Detroit.. Aquarell. 76X58 cm (Photo Rohlfs)
von Laffrerie’s Atlas um 1567 sowie andere
Jahrg. IX, Nr. 48 vom 1. Dezember 1935
von Greuze, ein Boucher, ein Metsu, ein Ter-
borch u. a. Aber auch dieser Art Kunst-
politik sollten nicht alle Blütenträume reifen.
Der vorzeitige unerwartete Tod des vor-
Ausstellungen
in Berlin:
Unter den vier Kollektionen, die die Ga-
lerie Gurlitt diesmal zeigt, behaupten
Aquarelle und Zeichnungen von Rolf von
Hoerschelmann den Vorrang. Dieser
Münchener verfügt über eine eigene künst-
lerische Handschrift, während es sich bei
den Bildern der Mannheimerin Cläre
Biermann und der Berlinerin Elisa-
beth Listner mehr um Talentproben
handelt, die noch mancherlei Ungleichheiten
aufweisen. Bei der ersteren spielt das far-
bige Element eine größere Rolle. Eine Reihe
von Goldschmiedearbeiten stellt Bodo
Kampmann aus. Zk.
in Mliinchen:
Staatlich Graphische
Sammlung in München
Die Ausstellungsräume der Sammlung im
Erdgeschoß der Neuen Pinakothek waren
auch diesen Sommer über von der Großen
Münchener Kunstausstellung in Anspruch ge-
nommen. Nunmehr sind sie wieder freigege-
ben. Der Beginn bringt eine Schau aus
der Blütezeit des deutschen Holzschnittes,
in der hervorragend schöne Originaldrucke
unserer besten altdeutschen Meister — Dürer,
Baldung, Cranach, Altdorfer, Burgkmair,
Holbein u. a. m. — zusammengestellt sind.
Gleichzeitig wird in einer zweiten Abteilung
die Uebersicht über die Neuerwerbungen in
den letzten 20 Jahren fortgesetzt. Es werden
Edouard Goerg : Das ist der Laul der Welt. Ausstellung im Herbstsalon , Paris 1935
(Photo Vaux)
nehmen Politikers ließ auch seine berühmte
Kunstsammlung wieder im Dunkel der Ver-
gessenheit versinken . . .
und Künstlerinnen fordert der Kunstverein
auf, das Bildnis eines anderen bildenden
Künstlers oder einer Künstlerin zu malen,
zu zeichnen oder zu formen. Auch die Ein-
lieferung von Gruppenbildern oder Darstel-
lungen des Künstlers bei der Arbeit sind er-
wünscht, soweit sie künstlerisch gelöst wer-
den. Wie bei der Ausstellung der Selbst-
bildnisse ist auch diesmal in Aussicht genom-
men, später 5 oder 6 Arbeiten zu prämiieren.
— Als Einlieferungstermin hat die Leitung
des Kunstvereins den 30. November 1986 fest-
gesetzt, um allen denen hinreichend Zeit zu
geben, die sich an der Lösung der vom
Kunstverein gestellten Aufgabe beteiligen
wollen. Ueber die näheren Bedingungen gibt
die Geschäftsstelle des Kunstvereins, Düssel-
dorf, Hindenburgwall 42, Auskunft.
in 3>aris:
Der Herbstsalon
Der diesjährige Herbstsalon steht im
Zeichen der Trauer. Sein Begründer Frantz
Jourdain ist im Alter von 88 Jahren gestor-
ben. Sein ganzes Leben Jang hat dieser Ar-
chitekt und Schriftsteller tapfer und uner-
müdlich sich für alle jungen Künstler ein-
gesetzt; er gehörte zu den wenigen Fran-
zosen, die zur rechten Zeit die Talente in
den eigenen Reihen erkannt und verteidigt
haben. Ihm ist es hauptsächlich zu ver-
danken, daß Paris um die Jahrhundertwende
zum Forum aller ästhetischen Probleme und
zum Mittelpunkt der europäischen Kunst
werden konnte.
Lieselotte S.ch r a m m - H e c k m a n.n aus der Ausstellung:
„Künstler sehen Dich an", die Anfang des Jahres vom Kuns*,
verein für Rheinlande und Westfalen veranstaltet war
(Photo Kunstverein)
Werke von verstorbenen Münchener Künst-
lern aus der Generation um die Wende des
Jahrhunderts gezeigt. F.
in Düsseldorf:
Künstlerbildnisse
Der Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen stellt der Künstlerschaft eine neue
Aufgabe. Ausschreibung
Anfang dieses Jahres stellte der Kunst-
verein für die Rheinlande u. Westfalen den
Düsseldorfer Künstlern die Aufgabe, ihr
Selbstbildnis zu malen, zu zeichnen oder zu
formen. Wie die Aufgabe von den Einzelnen
gelöst oder zu lösen versucht wurde, zeigte
die während der letzten Wochen im Kunst-
verein veranstaltete Ausstellung „Künstler
sehen Dich an“ (s. Abb.), die durch ihre
reiche und vielseitige Beteiligung verriet,
wie dankbar die Künstlerschaft es empfindet,
wenn ihr Aufgaben gestellt werden. — Aber
auch das Interesse der Kunstfreunde war un-
gemein lebendig, und als ein sehr erfreu-
licher Erfolg darf vermerkt werden, daß
durch die Vermittlung der Ausstellungslei-
tung mehrere Bildnisaufträge zur Vergebung
kamen. Das alles gibt der Leitung des
Kunstvereins Veranlassung, nun die Künst-
lerschaft vor eine neue Aufgabe zu stellen,
bei welcher der Kreis der Beteiligten erheb-
lich weiter gezogen werden soll. — Alle in
der Rheinprovinz oder in der Provinz West-
falen geborenen oder ansässigen Künstler
S. SELIGSBERGER Wwe.
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fer, zu ehren, wurden im Eingangssaal um
sein Bildnis einige Werke der großen Mei-
ster vereinigt, denen er die erste Anerken-
nung verschafft und deren Weltruf er be-
gründet hat: Bonnard, Carriere, Cezanne,
Gauguin, Redon, Renoir und Vuillard. Alle
waren sie verkannt und mißachtet, bis . sie
in ihrem Alter oder manche erst nach ihrem
Tode die Beachtung fanden, die ihrem Schaf-
fen gebührt.
Der Kritiker, der bedenkt, daß diese
großen und überragenden Meister von ihren
Zeitgenossen übersehen oder gar unter-
drückt wurden, geht heute beschämt und
schüchtern durch die lange Reihe der Säle,
die mehr als 2000 Werke der Malerei und
Plastik, der Graphik und des Kunstgewer-
bes, der Plakat- und Bühnenkunst vor ihm
aufzeigen. In langen Stunden prüft er alle
Einsendungen, spürt neuen Tendenzen nach
und vergleicht die letzten Werke mit dem
früheren Schaffen der Künstler. Dabei wird
eine große Wandlung deutlich, gewisser-
maßen eine Beruhigung in der Kunst. Die
extremen Elemente sind völlig verschwun-
den: sogar die abstrakten Maler kehren zur
realen Form zurück. Die Farben werden im
allgemeinen gedämpfter und vornehmer im
Zusammenklang. Es weht
ein „klassischer“ Hauch
durch den Herbstsalon.
Vor den Werken
Souverbies, der schon
früher klassizistische
Tendenzen zeigte, jetzt
aber noch strenger,
ganz dekorativ und be-
herrscht ist, wird dem
Beobachter klar: es ist
der Einfluß der großen
italienischen Kunstaus-
stellung, die in diesem
Frühjahr ganz Paris er-
griffen hatte. Zwar
greifen die Künstler
keineswegs auf die alten
Formen und Farben zu-
rück, aber diese treten
unserer heutigen Künst¬
lergeneration neu ins
Bewußtsein. Die Maler
bereichern ihre Erfah¬
rung und Technik an
den großen Vorbildern,
die ihnen zwei Monate
lang zum größten Er¬
lebnis geworden war.
Die Modelle gewinnen
eine klassischere Hal¬
tung, die Materie wird
veredelt und oft sind
die Kompositionen nicht
mehr so zufällig, wie
auf früheren Bildern.
Die Künstler zeigen
eine innere Einkehr, ein
stärkeres Verantwor¬
tungsgefühl für alle
farbigen, kompositionel¬
len und inhaltlichen
Werte.
Auch Bosch und
Breughel zeigen ihren
Widerschein im Herbstsalon, als oib auch die
große Brüsseler Ausstellung einen Einfluß
auf das heutige Kunstschaffen ausgeübt
hätte. Edouard Goerg beschwört in einem
großen Bild die ganze Phantastik des nor-
dischen Mittelalters herauf (s. Abb.). Und der
Wiener Kleophas Bogailei schildert in der
Art der Breughelschen Sprüchwortbillder eine
„Sintflut“ mit vielen originellen Details.
Die Plastik ist gegenüber dem Ideenreich-
tum in der Malerei dieses Jahr recht ärm-
lich vertreten. Der Grund hierfür ist, daß
die Bildhauer stärker unter der Krise zu
leiden haben, als alle anderen Künstler, und
daß die Herstellung und der Transport pla-
stischer Werke verhältnismäßig sehr teuer
ist. Dr. F. N.
Das Museum in Detroit
erwirbt einen Christian Rohlfs
Die Leitung des Museums in Detroit plant
eine Ausstellung moderner deutscher Kunst,
die am 1. Februar 1936 eröffnet wird. Der
Direktor des Museums, Professor Dr. Välen-
tiner, ein Deutscher, hat während seines
Aufenthaltes in Deutschland im Sommer die-
ses Jahres, eine große Auswahl an Leihgaben
von Bildern getroffen.
Eine besonders große Schau wird von den
Werken des Nestors der deutschen Maler,
dem 86jährigen Christian Rohlfs, vorbereitet.
Professor Valentiner hat über 20 Werke des
Künstlers aus den letzten Jahren ausgesucht,
darunter eine „Mond¬
nacht“, die in ihren
samtenen Tönen eine
eigenartige Stimmung
auslöst, und eine Reihe
von jenen traumhaften
Blumenbildern, die der
Meister diesen Sommer
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Lago Maggiore geschaf-
fen hat.
Ein Bild „Berg am
Abend“ in seinen eigen-
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tönen hat Prof. Valen-
tiner für das Museum in
Detroit gekauft.
Auktions-Vorschau
Berlin, d. 6.-7. Dez. 35
R u d. L e p k e’s Kunst-
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W 35, veranstaltet eine
Versteigerung von An-
tiquitäten, Möbeln, Teppichen, dekorati-
ven Gegenständen etc. aus der Einrichtung
des Professors L„ die das Produkt jahre-
langen Sammelns von hauptsächlich dekora¬
tiver italienischer Plastik, verbunden mit
einer größeren Anzahl gotischer deutscher
Skulpturen ist. In der deutschen Holz-
plastik sind die fränkischen, die Ulmer, die
Donau- und die bayrische Schule mit charak-
teristischen Arbeiten vertreten (s. Abb. Nr. 47
S. 2), sie zeichnen sich teilweise durch alte
Fassung aus. Ergänzend finden wir geschnitzte
Danziger Möbel, persische Teppiche und
einige Oelgemälde, z. B. von Netscher, In-
teressantes von Eduard von Gebhardt, von
Verspronck, von Hans Thoma u. a. m.
Ferner sei noch ein flämischer Gobelin
mit dem Triumphzug eines Feldherrn er-
wähnt.
Da mehrere Haushaltungen aufgelöst
worden sind, gelangen auch eine ganze Reihe
von Gebrauchsgegenständen, wie Porzellane.
Gläser, Silbergerät u. a. zur Versteigerung.
Der illustrierte Katalog 2096 ist durch
Rud. Lepke zu beziehen.
London, den 5. und 9.—11. Dezember 1935
Die Firma Sotheby & Co, 34 & 35.
New Bond Street, London, versteigert am
5. Dezember ausgezeichnetes altenglisches
Silber. Der reichlich mit Abbildungen ver-
sehene Katalog enthält sogar die große sil-
bervergoldete Punschschale von William
dem V. Graf von Coventry 1722, sowie zwei
sehr schöne silbervergoldete Vasen um 1675.
Sämtliche Stücke stammen zum großen Teil
aus dem 17. Jahrhundert.
Am 9. und 11. Dezember kommen alte
Bücher, Manuskripte, Autographen etc. zur
Versteigerung, unter denen sich eine Kopie
sehr seltene und wertvolle Ausgaben befin-
den. Französische Bücher aus dem 18. Jahr-
hundert mit Originaleinbänden sind zahlreich
vertreten. Der Katalog, der farbige Repro-
duktionen enthält, ist durch die oben er-
wähnte Firma zu beziehen.
(Fortsetzung Seite 4)
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MATH. LEMI’ERTZ, ANTIQUARIAT
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Christian Rohlfs, 1935. Berg am Abend. Neuerwerbung des
Museums in Detroit.. Aquarell. 76X58 cm (Photo Rohlfs)
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