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DIE WELTKUNST
Jahrff. IX. Nr. 48 ■%* L De^g^ember 1935
Nachrichten
von Überall
Gemälde
erster Meister
Julius Schlesinger
Berlin W 35, Viktoriastr. 28
Tel Kurfürst 0513
Freispruch
im Berliner Bilderprozeß
Die Berufungsverhandlung gegen die
Berliner Kunsthändler Konrad Reinemer und
Lambertus de Vries endete nach dreitägiger
Sitzungsdauer mit einem Freispruch, der bei-
den Angeklagten den guten Glauben zubil-
ligte und das Vorliegen einer strafbaren
Handlung bei dem Angebote des strittigen
Bildes verneinte. Damit schloß sich das frei-
sprechende Urteil den Folgerungen an, die
die beiden Verteidiger Dix und Ponfick aus
den Aussagen von Sachverständigen und Zeu-
gen gezogen hatten. Die wesentlich günsti-
gere Beweisaufnahme gegenüber der des
ersten Prozesses, der mit einer Verurteilung
zu je sechs Monaten Gefängnis wegen ver-
suchten Betruges abgeschlossen hatte, führte
zu einer Verwerfung der Berufung der
Staatsanwaltschaft. Indem das Gericht aus-
führlich auf alle händlerischen und kunst-
wissenschaftlichen Fragen einging, die dieses
Verfahren auf gerollt hat und beiden Ange-
klagten bescheinigte, daß sie objektiv nichts
Unwahres ausgesagt hätten, stellte es sich
auf den Standpunkt, der der Behauptung der
beiden Angeklagten, sie hätten eine Schädi-
gung des Reflektanten nicht beabsichtigt, bei-
trat. Besonders interessant in der Urteils-
begründung war die Folgerung aus der Fest-
stellung, daß das strittige und bei dem An-
gebot mit dem Namen Rembrandt betitelte
Bild nur als eine Neuentdeckung und nicht
als unbezweifeltes Werk von der Hand des
großen Meisters bezeichnet worden war. Die-
ser Begriff „Neuentdeckung“ stellte nach
Meinung des Gerichtes ohne weiteres einen
Tatbestand dar, bei dem das Gemälde, dessen
hohe Qualität übrigens in der ganzen Ver-
handlung nicht bestritten wurde, in bezug
auf die Autorschaft noch Zweifeln ausgesetzt
sein mußte. Zwar könne die Meinung von
kunsthändlerischer Seite über Benennung
von derartig qualitätvollen Stücken allein
niemals maßgebend sein und müßte immer
durch sachverständige Expertisen entspre-
chende Stützen finden. Da dies hier gesche-
hen wäre, könne nur noch in eine Prüfung
über die Frage eingetreten werden, inwie-
weit bei den Vor Verkaufsverhandlungen Ver-
stöße nachzuweisen seien, die wirklich be-
rechtigt erscheinen ließen, von einem Vor-
spiegeln falscher Tatsachen zu sprechen.
Nach reiflicher Prüfung und Bewertung
sämtlicher Aussagen von Sachverständigen,
Zeugen und Angeklagten kam das Gericht
schließlich zu der Ueberzeugung, daß der
Nachweis für ein Ueberschreiten der im
Kunsthandel rechtlich zulässigen Gebräuche
in diesem Falle keineswegs vor lag. Das
freisprechende Urteil legte dann auch die
Kosten des Verfahrens der Staatskasse auf.
Antike Statuen
bei Regensburg gefunden
Die Ausgrabungen der römischen Tempel-
anlage auf dem Ziegelsberg bei Regensburg,
die im vergangenen Herbst und im Frühjahr
1935 zur Aufdeckung eines Merkurheiligtums
geführt hatte, sind in den letzten Wochen
fortgesetzt worden. Es kam dabei ein neues
Bauwerk von bisher unbekanntem Grundriß
zutage. Unter den vorgefundenen Skulpturen
befinden sich einige von ungewöhnlicher
Feinheit der Arbeit, es sind 2 große Statuen
des Gottes Merkur und ein besonders 'schöner
Kopf der Göttin Maja.
Gräberfund in Burglengenfeld
Die Ausgrabungen, die das Bayerische
Landesamt für Denkmalspflege in dem ober-
pfälzischen Städtchen vornehmen ließ, haben
zur Aufdeckung von Gräbern der fränkischen
Zeit geführt. Es sind dabei mancherlei inter-
essante Funde gemacht worden: Perlen,
Keramik, Eisenschnallen und Schmuckstücke
aus Bronze und Gold. F.
Albrecht-Dürer-Stiftung
Zur Wiederkehr des Todestages Albrecht
Dürers am 6. April 1936 wird die zur Förde-
rung bildender Künstler von der Stadt Nürn-
berg errichtete Deutsche Albrecht-Dürer-
Stiftung zum achten Male ausgeschrieben.
Aus den Mitteln dieser Stiftung werden
Malern und Graphikern zur Förderung ihrer
künstlerischen Arbeiten wie zum Besuch von
Schulen, für Studienreisen und zur Beschaf-
Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46
fung von Werkstoffen und Arbeitsgeräten so-
wohl indirekt als auch direkt Stipendien ge-
währt. Die Stiftung kann ferner begabte
Künstler zur Ausführung bedeutender Werke
auf Grund der vorgelegten Entwürfe Zu-
schüsse leisten oder einzelne ausgezeichnete
Kunstwerke erwerben
oder aber sich an der
Ein großes Vorgeschichts-
museum in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Die umfangreichen vorge-
schichtlichen Sammlungen, die sich im Besitz
der Stadt Frankfurt befinden und die gegen-
Erwerbung beteiligen.
Bewerbungen um
Leistungen aus dieser
Stiftung sind bis zum
15. Januar 1936 bei dem
Vorsitzenden des Kura-
toriums, Oberbürger-
meister Willi Liebel,
Nürnberg-A., Norishalle,
am Marientorgraben.
einzureichen. Bei der
Bewerbung sind be-
stimmte Vorschriften zu
beachten. Sie sind in
einem Merkblatt ent-
halten, das kostenlos
von der Direktion der
Kunstsammlungen der
Stadt Nürnberg, Nürn-
berg-A., Königstraße 93,
zu beziehen ist.
Arbeitsgemein-
schaft in den
Staatlichen
Museen Berlin
Um allen Volksge-
nossen die deutsche
Kunst und ihre Technik
näher zu bringen, sol-
len in den Staatlichen
Museen Arbeitsgemein-
schaften gebildet wer-
den. Bei dieser Ge-
legenheit will man die
Teilnehmer in die Ar-
beitsweise der Künstler
einführen. Es wird auch
gezeigt, wie ein Bild zu
hängen, wie eine Statue
aufzustellen ist: die Ent-
stehung eines Druck-
stocks oder eines Buch-
Brüsseler Meister. Anfang des 16. Jahrhunderts. Thronende Maria
mit dem Kind. Kunstwerk des Monats Dezember. Berlin
Ausgestellt: in dem Deutschen Museum. (Photo Schwarz)
einbandes wird prak¬
tisch vorgeführt werden, und in jeder Hin-
sicht den Teilnehmern die Technik der ein-
zelnen Künste erklärt werden.
Arbeitsgemeinschaften sollen im Kupfer-
stichkabinett, in der Staatlichen Kunstbiblio-
thek. im Museum für deutsche Volkskunde
(Schloß Bellevue), im Museum für Vor- und
Frühgeschichte abgehalten werden. Die Teil-
nehmer treffen sich in der ersten Arbeits-
stunde, am Sonntag, den 19. Januar, 10.30 Uhr
vor dem betr. Museum; die Gebühren für
sechs Stunden betragen eine Mark.
Die Arbeitsgemeinschaften finden für drei
verschiedene Abteilungen statt: Kraft durch
Freude, NS-Kulturgemeinde, Oeffentlichkeit.
Im Deutschen Museum hat bereits eine
Arbeitsgemeinschaft begonnen.
Vorstands-Neuwahl des
Vereins Berliner Künstler e. V.
Prof. D r. Ludwig D e 11 m a n n ist in
der letzten Hauptversammlung des Vereins
Berliner Künstler zum Vorsitzenden gewählt
worden. Dieser jetzt siebzigjährige Maler,
dem kürzlich hier (s. Jahrg. IX Nr. 35/36 der
Weltkunst) ein Sonderartikel gewidmet wor-
den ist, hat sich bereits vielfach auf organi-
satorischem Gebiete bewährt, wobei Fragen
der Förderung des künstlerischen Nachwuch-
ses seine besondere Fürsorge in Anspruch
nahmen. Von Königsberg aus, als er dort
Direktor der Akademie war, sind viele spä-
ter durchgedrungene Talente von seiner
Schule ausgegangen.
wärtig der Hauptsache nach gemeinsam mit
späteren Denkmälern im Städtischen Histo-
rischen Museum aufbewahrt werden, sollen
zu einem großen Vorgeschichtsmuseum aus-
gestaltet werden. Ausersehen ist dafür das
ehemalige Dominikanerkloster, für dessen
Umbau die Stadt Mittel bereitgestellt hat.
Die Vorgeschichte Frankfurts wird hier in
ihrem ganzen Umfang von der Steinzeit bis
zur Völkerwanderung dargestellt werden.
Carnegie-Preis für Oesterreich
Bei der großen internationalen Ausstel-
lung für Malerei, die das Carnegie-Institut
in Amerika 1935 veranstaltete und bei der
einundzwanzig Länder vertreten waren,
wurde dem Gemälde „Oesterreichische Land-
schaft“ des Wiener Malers Sergius Pauser
„die vierte rühmliche Ehrung“, die mit einem
Preis verbunden ist, zuerkannt. Es kamen
insgesamt acht Auszeichnungen zur Vertei-
lung, von denen vier in Amerika blieben und
vier auf Europa aufgeteilt wurden, u. zw.
auf Frankreich (M. Vlaminck), Norwegen
(Per Deberitz), Belgien (Saverys) und Oester-
reich (S. Pauser). P.-N.
Das Wiener Heeresmuseum
Auf Grund eines Uebereinkommens zwi-
schen dem Unterrichtsministerium und dem
Kriegsministerium wird der erste Stock der
Neuen Hofburg vom Heeresmuseum be-
zogen werden. Ende September 1936 soll das
neue Heim fertiggestellt sein.
VERSTEIGERUNG
einer Luxus- Wohnungseinrichtung
Berlin-Charlottenburg • Bismarckstraße 108
Besichtigung: Montag, den 2.Dezember 1935
Versteigerung: Dienstag, 3.Dezember, ab lO'AUhr
Antike Einzel-Möbel, intarsierter Damenschreibtisch (Italien, 2. Hälfte des 18. Jahrh.
LouisXVl.Kommode u.Schreibtisch-Gemälde, H.Herrmann, H. Licht, K.Schuchj Stilleben),
Pablo Salinas, Aquarell von Passini • Antiquitäten, Potsdamer Krüge, Deltter Fayencen,
Alt-Meißener Tassen, Empire - Leuchter • Perserteppiche (u. a. prachtvolle Täbris-
Teppiche) Gobelin im Stil der Beauvais-Tapisserien . Berliner und Meißener Speiseseroices,
Silber, Bronzen, Kristall, Zierporzellane etc.
freiw. meistbict. gebr. bar, wegen Wohnungsaufgabe
GERHARD HARMS
Berlin-Wilmersdorf, Berliner Str. i $ • Fernspr.: Sammel-Nr. Hy, Wilmersdorf 4464^6 j
Mitteilung der Reichskammer
der bildenden Künste:
Landesleiter Pommern. Die neue An-
schrift lautet: Reichskammer der bildenden
Künste, Landesleiter Pommern, Stettin, Grei-
fen-Straße 5/1.
Landesleiter Koblenz-Trier. Die neue An-
schrift lautet: Reichskammer der bildenden
Künste. Landesleiter Koblenz-Trier, Koblenz.
Ka iser-Fried rictli-Straße 25a.
Personalien
Arduino Colasanti ist soeben in Rom ge'
storben. Geboren 1877, war dieser Kunsthistoriker Roms
bedeutendster Universitätslehrer und ausschlaggebend
für die ganze künstlerisch-museale Verwaltung der ita-
lienischen Kunstschätze.
Kleine Ausstellungsnotizen
Innerhalb seiner Herbstausstellung zeigt der Vei"
ein der Freunde der schönen Künste i*1
Krakau eine Gedächtnisschau für P i I s u d s k i ; sie
enthält Kunstwerke, deren Gegenstand der verstorben©
Marschall ist.
In Paris wurde eine Ausstellung „Alte franzö-
sische Tänze" eröffnet. Es ist ein Versuch, der
zum ersten Mal in Frankreich gemacht wird, trotzdem
wurde ein sehr reiches Material an Gemälden und
Graphik, an Figuren und Kostümen zusammengebracht.
Münchener Landschaftsmalerei i rt
der Neuen Pinakothek.
Die Ausstellungsleitung München e. V. plant zu B©'
ginn des neuen Jahres in der Neuen Pinakothek ein©
Ausstellung von Meisterwerken Münchener Landschafts-
malerei beginnend bei Lier und seinem Kreis. Besitzer
solcher Bilder werden aufgefordert, sie bei der Aus-
stellungsleitung anzumelden, wenn sie gewillt sind, das
Unternehmen zu fördern. Die Transportkosten und di©
Versicherung werden von der Ausstellungsleitung über-
nommen. . F.
Berichtigung
Bei der Unterschrift des Bildes auf Seite. 2 in unserer
Nummer 46 vom 17. November, das eine Kredenz aus
dem Besitz der Firma Böhler, München, darstellt, ist
versehentlich hinter dem Namen des Meisters ein Frage'
Zeichen gesetzt worden. Es handelt sich tatsächlich um
ein Werk des kurfürstlichen Hofbaurates Josef Effner,
was wir zu berichtigen bitten.
Fortsetzung der Auklions-Vorschau
von Seife 2
Berlin, den 6. Dez.
Die Fa. Gg. A. Siamter bringt am 6. Dez-
eine Luxus - Villeneinrichtung in Berlin-
Schöneberg, Hindenburgstraße 112, zur Ver-
steigerung. Neben guten Möbeln und einer
Anzahl Perserteppichen und Brücken, sowie
bekannten Gemälden, kommen Ausgrabun-
gen vor, unter denen hauptsächlich di©
Tanagrafiguren aus dem 3. Jahrh. v. Christi
und ein Memento-Sklavenring erwähnens-
wert sind. Ferner findet man zahlreiche
Porzellane, Bronzen, Kleinkunst.
PREISBERICHTE
zum Einträgen in den Katalog
Versteigerung 189 bei C. G. Boerner,
Leipzig
2 6. November 1935
Nr.
Taxe Zuschlag
24
Burgkmair
Holzschnitt
800
1100
35
Dürer
heilige Anna
1000
2000
36
Madonna B. 33
2000
3000
37
lf
Madonna B. 35
2500
3250«
40
Madonna B. 40
3500
4100
41
Hubertus
5000
5400
44
Großes Pferd
1200
1500
58
,,
Hieronymus. Holzschnitt
1200
2500
105
Rembrandt
Mardochares
2500
265°'
106
Tobias
1200'
2700
113
Oelberg
2500
3100'
115
Grabtragung
2000
3400
119
Löwenjagd
800
1000
136
Omeral
3000
4100
139
Greis
800
1400
141
Lutma
5000
6200'
142
Nytenbogaert
2500
3600
148
Rembrandts Mutter
2000
306°'
G. Boerner,
7uschlo0:
420°'
185°'
2100'
400»
390»
145°
1000
1800
Versteigerung Ehlers bei C.
Leipzig
2 7. Nove m b er 1935
Nr.
Taxe
80
C. D. Friedrich
1000
81
600
82
500
83
500
84
800
104
Graff. Selbstbildnis
1000
224
Ramboux. Bei Trier
800
442
Bruegel. Landschaft
1500
KUNSTHAUS MALMED^
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
Verantwortliche Schriftleiter: D r. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide,
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
P a r i s i e n : Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur: Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
lien : Gerhard Reinboth, 213, Via Posillipo, N e a p e I / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, W i e n / R u ß I a n d : Paul Ettinger, 10—92, Nowo-Basmannaia, Moskau (66). — Erscheint im
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — D.A. II. Qu. 2523. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag-
Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für
unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Ma-
nuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
DIE WELTKUNST
Jahrff. IX. Nr. 48 ■%* L De^g^ember 1935
Nachrichten
von Überall
Gemälde
erster Meister
Julius Schlesinger
Berlin W 35, Viktoriastr. 28
Tel Kurfürst 0513
Freispruch
im Berliner Bilderprozeß
Die Berufungsverhandlung gegen die
Berliner Kunsthändler Konrad Reinemer und
Lambertus de Vries endete nach dreitägiger
Sitzungsdauer mit einem Freispruch, der bei-
den Angeklagten den guten Glauben zubil-
ligte und das Vorliegen einer strafbaren
Handlung bei dem Angebote des strittigen
Bildes verneinte. Damit schloß sich das frei-
sprechende Urteil den Folgerungen an, die
die beiden Verteidiger Dix und Ponfick aus
den Aussagen von Sachverständigen und Zeu-
gen gezogen hatten. Die wesentlich günsti-
gere Beweisaufnahme gegenüber der des
ersten Prozesses, der mit einer Verurteilung
zu je sechs Monaten Gefängnis wegen ver-
suchten Betruges abgeschlossen hatte, führte
zu einer Verwerfung der Berufung der
Staatsanwaltschaft. Indem das Gericht aus-
führlich auf alle händlerischen und kunst-
wissenschaftlichen Fragen einging, die dieses
Verfahren auf gerollt hat und beiden Ange-
klagten bescheinigte, daß sie objektiv nichts
Unwahres ausgesagt hätten, stellte es sich
auf den Standpunkt, der der Behauptung der
beiden Angeklagten, sie hätten eine Schädi-
gung des Reflektanten nicht beabsichtigt, bei-
trat. Besonders interessant in der Urteils-
begründung war die Folgerung aus der Fest-
stellung, daß das strittige und bei dem An-
gebot mit dem Namen Rembrandt betitelte
Bild nur als eine Neuentdeckung und nicht
als unbezweifeltes Werk von der Hand des
großen Meisters bezeichnet worden war. Die-
ser Begriff „Neuentdeckung“ stellte nach
Meinung des Gerichtes ohne weiteres einen
Tatbestand dar, bei dem das Gemälde, dessen
hohe Qualität übrigens in der ganzen Ver-
handlung nicht bestritten wurde, in bezug
auf die Autorschaft noch Zweifeln ausgesetzt
sein mußte. Zwar könne die Meinung von
kunsthändlerischer Seite über Benennung
von derartig qualitätvollen Stücken allein
niemals maßgebend sein und müßte immer
durch sachverständige Expertisen entspre-
chende Stützen finden. Da dies hier gesche-
hen wäre, könne nur noch in eine Prüfung
über die Frage eingetreten werden, inwie-
weit bei den Vor Verkaufsverhandlungen Ver-
stöße nachzuweisen seien, die wirklich be-
rechtigt erscheinen ließen, von einem Vor-
spiegeln falscher Tatsachen zu sprechen.
Nach reiflicher Prüfung und Bewertung
sämtlicher Aussagen von Sachverständigen,
Zeugen und Angeklagten kam das Gericht
schließlich zu der Ueberzeugung, daß der
Nachweis für ein Ueberschreiten der im
Kunsthandel rechtlich zulässigen Gebräuche
in diesem Falle keineswegs vor lag. Das
freisprechende Urteil legte dann auch die
Kosten des Verfahrens der Staatskasse auf.
Antike Statuen
bei Regensburg gefunden
Die Ausgrabungen der römischen Tempel-
anlage auf dem Ziegelsberg bei Regensburg,
die im vergangenen Herbst und im Frühjahr
1935 zur Aufdeckung eines Merkurheiligtums
geführt hatte, sind in den letzten Wochen
fortgesetzt worden. Es kam dabei ein neues
Bauwerk von bisher unbekanntem Grundriß
zutage. Unter den vorgefundenen Skulpturen
befinden sich einige von ungewöhnlicher
Feinheit der Arbeit, es sind 2 große Statuen
des Gottes Merkur und ein besonders 'schöner
Kopf der Göttin Maja.
Gräberfund in Burglengenfeld
Die Ausgrabungen, die das Bayerische
Landesamt für Denkmalspflege in dem ober-
pfälzischen Städtchen vornehmen ließ, haben
zur Aufdeckung von Gräbern der fränkischen
Zeit geführt. Es sind dabei mancherlei inter-
essante Funde gemacht worden: Perlen,
Keramik, Eisenschnallen und Schmuckstücke
aus Bronze und Gold. F.
Albrecht-Dürer-Stiftung
Zur Wiederkehr des Todestages Albrecht
Dürers am 6. April 1936 wird die zur Förde-
rung bildender Künstler von der Stadt Nürn-
berg errichtete Deutsche Albrecht-Dürer-
Stiftung zum achten Male ausgeschrieben.
Aus den Mitteln dieser Stiftung werden
Malern und Graphikern zur Förderung ihrer
künstlerischen Arbeiten wie zum Besuch von
Schulen, für Studienreisen und zur Beschaf-
Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46
fung von Werkstoffen und Arbeitsgeräten so-
wohl indirekt als auch direkt Stipendien ge-
währt. Die Stiftung kann ferner begabte
Künstler zur Ausführung bedeutender Werke
auf Grund der vorgelegten Entwürfe Zu-
schüsse leisten oder einzelne ausgezeichnete
Kunstwerke erwerben
oder aber sich an der
Ein großes Vorgeschichts-
museum in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Die umfangreichen vorge-
schichtlichen Sammlungen, die sich im Besitz
der Stadt Frankfurt befinden und die gegen-
Erwerbung beteiligen.
Bewerbungen um
Leistungen aus dieser
Stiftung sind bis zum
15. Januar 1936 bei dem
Vorsitzenden des Kura-
toriums, Oberbürger-
meister Willi Liebel,
Nürnberg-A., Norishalle,
am Marientorgraben.
einzureichen. Bei der
Bewerbung sind be-
stimmte Vorschriften zu
beachten. Sie sind in
einem Merkblatt ent-
halten, das kostenlos
von der Direktion der
Kunstsammlungen der
Stadt Nürnberg, Nürn-
berg-A., Königstraße 93,
zu beziehen ist.
Arbeitsgemein-
schaft in den
Staatlichen
Museen Berlin
Um allen Volksge-
nossen die deutsche
Kunst und ihre Technik
näher zu bringen, sol-
len in den Staatlichen
Museen Arbeitsgemein-
schaften gebildet wer-
den. Bei dieser Ge-
legenheit will man die
Teilnehmer in die Ar-
beitsweise der Künstler
einführen. Es wird auch
gezeigt, wie ein Bild zu
hängen, wie eine Statue
aufzustellen ist: die Ent-
stehung eines Druck-
stocks oder eines Buch-
Brüsseler Meister. Anfang des 16. Jahrhunderts. Thronende Maria
mit dem Kind. Kunstwerk des Monats Dezember. Berlin
Ausgestellt: in dem Deutschen Museum. (Photo Schwarz)
einbandes wird prak¬
tisch vorgeführt werden, und in jeder Hin-
sicht den Teilnehmern die Technik der ein-
zelnen Künste erklärt werden.
Arbeitsgemeinschaften sollen im Kupfer-
stichkabinett, in der Staatlichen Kunstbiblio-
thek. im Museum für deutsche Volkskunde
(Schloß Bellevue), im Museum für Vor- und
Frühgeschichte abgehalten werden. Die Teil-
nehmer treffen sich in der ersten Arbeits-
stunde, am Sonntag, den 19. Januar, 10.30 Uhr
vor dem betr. Museum; die Gebühren für
sechs Stunden betragen eine Mark.
Die Arbeitsgemeinschaften finden für drei
verschiedene Abteilungen statt: Kraft durch
Freude, NS-Kulturgemeinde, Oeffentlichkeit.
Im Deutschen Museum hat bereits eine
Arbeitsgemeinschaft begonnen.
Vorstands-Neuwahl des
Vereins Berliner Künstler e. V.
Prof. D r. Ludwig D e 11 m a n n ist in
der letzten Hauptversammlung des Vereins
Berliner Künstler zum Vorsitzenden gewählt
worden. Dieser jetzt siebzigjährige Maler,
dem kürzlich hier (s. Jahrg. IX Nr. 35/36 der
Weltkunst) ein Sonderartikel gewidmet wor-
den ist, hat sich bereits vielfach auf organi-
satorischem Gebiete bewährt, wobei Fragen
der Förderung des künstlerischen Nachwuch-
ses seine besondere Fürsorge in Anspruch
nahmen. Von Königsberg aus, als er dort
Direktor der Akademie war, sind viele spä-
ter durchgedrungene Talente von seiner
Schule ausgegangen.
wärtig der Hauptsache nach gemeinsam mit
späteren Denkmälern im Städtischen Histo-
rischen Museum aufbewahrt werden, sollen
zu einem großen Vorgeschichtsmuseum aus-
gestaltet werden. Ausersehen ist dafür das
ehemalige Dominikanerkloster, für dessen
Umbau die Stadt Mittel bereitgestellt hat.
Die Vorgeschichte Frankfurts wird hier in
ihrem ganzen Umfang von der Steinzeit bis
zur Völkerwanderung dargestellt werden.
Carnegie-Preis für Oesterreich
Bei der großen internationalen Ausstel-
lung für Malerei, die das Carnegie-Institut
in Amerika 1935 veranstaltete und bei der
einundzwanzig Länder vertreten waren,
wurde dem Gemälde „Oesterreichische Land-
schaft“ des Wiener Malers Sergius Pauser
„die vierte rühmliche Ehrung“, die mit einem
Preis verbunden ist, zuerkannt. Es kamen
insgesamt acht Auszeichnungen zur Vertei-
lung, von denen vier in Amerika blieben und
vier auf Europa aufgeteilt wurden, u. zw.
auf Frankreich (M. Vlaminck), Norwegen
(Per Deberitz), Belgien (Saverys) und Oester-
reich (S. Pauser). P.-N.
Das Wiener Heeresmuseum
Auf Grund eines Uebereinkommens zwi-
schen dem Unterrichtsministerium und dem
Kriegsministerium wird der erste Stock der
Neuen Hofburg vom Heeresmuseum be-
zogen werden. Ende September 1936 soll das
neue Heim fertiggestellt sein.
VERSTEIGERUNG
einer Luxus- Wohnungseinrichtung
Berlin-Charlottenburg • Bismarckstraße 108
Besichtigung: Montag, den 2.Dezember 1935
Versteigerung: Dienstag, 3.Dezember, ab lO'AUhr
Antike Einzel-Möbel, intarsierter Damenschreibtisch (Italien, 2. Hälfte des 18. Jahrh.
LouisXVl.Kommode u.Schreibtisch-Gemälde, H.Herrmann, H. Licht, K.Schuchj Stilleben),
Pablo Salinas, Aquarell von Passini • Antiquitäten, Potsdamer Krüge, Deltter Fayencen,
Alt-Meißener Tassen, Empire - Leuchter • Perserteppiche (u. a. prachtvolle Täbris-
Teppiche) Gobelin im Stil der Beauvais-Tapisserien . Berliner und Meißener Speiseseroices,
Silber, Bronzen, Kristall, Zierporzellane etc.
freiw. meistbict. gebr. bar, wegen Wohnungsaufgabe
GERHARD HARMS
Berlin-Wilmersdorf, Berliner Str. i $ • Fernspr.: Sammel-Nr. Hy, Wilmersdorf 4464^6 j
Mitteilung der Reichskammer
der bildenden Künste:
Landesleiter Pommern. Die neue An-
schrift lautet: Reichskammer der bildenden
Künste, Landesleiter Pommern, Stettin, Grei-
fen-Straße 5/1.
Landesleiter Koblenz-Trier. Die neue An-
schrift lautet: Reichskammer der bildenden
Künste. Landesleiter Koblenz-Trier, Koblenz.
Ka iser-Fried rictli-Straße 25a.
Personalien
Arduino Colasanti ist soeben in Rom ge'
storben. Geboren 1877, war dieser Kunsthistoriker Roms
bedeutendster Universitätslehrer und ausschlaggebend
für die ganze künstlerisch-museale Verwaltung der ita-
lienischen Kunstschätze.
Kleine Ausstellungsnotizen
Innerhalb seiner Herbstausstellung zeigt der Vei"
ein der Freunde der schönen Künste i*1
Krakau eine Gedächtnisschau für P i I s u d s k i ; sie
enthält Kunstwerke, deren Gegenstand der verstorben©
Marschall ist.
In Paris wurde eine Ausstellung „Alte franzö-
sische Tänze" eröffnet. Es ist ein Versuch, der
zum ersten Mal in Frankreich gemacht wird, trotzdem
wurde ein sehr reiches Material an Gemälden und
Graphik, an Figuren und Kostümen zusammengebracht.
Münchener Landschaftsmalerei i rt
der Neuen Pinakothek.
Die Ausstellungsleitung München e. V. plant zu B©'
ginn des neuen Jahres in der Neuen Pinakothek ein©
Ausstellung von Meisterwerken Münchener Landschafts-
malerei beginnend bei Lier und seinem Kreis. Besitzer
solcher Bilder werden aufgefordert, sie bei der Aus-
stellungsleitung anzumelden, wenn sie gewillt sind, das
Unternehmen zu fördern. Die Transportkosten und di©
Versicherung werden von der Ausstellungsleitung über-
nommen. . F.
Berichtigung
Bei der Unterschrift des Bildes auf Seite. 2 in unserer
Nummer 46 vom 17. November, das eine Kredenz aus
dem Besitz der Firma Böhler, München, darstellt, ist
versehentlich hinter dem Namen des Meisters ein Frage'
Zeichen gesetzt worden. Es handelt sich tatsächlich um
ein Werk des kurfürstlichen Hofbaurates Josef Effner,
was wir zu berichtigen bitten.
Fortsetzung der Auklions-Vorschau
von Seife 2
Berlin, den 6. Dez.
Die Fa. Gg. A. Siamter bringt am 6. Dez-
eine Luxus - Villeneinrichtung in Berlin-
Schöneberg, Hindenburgstraße 112, zur Ver-
steigerung. Neben guten Möbeln und einer
Anzahl Perserteppichen und Brücken, sowie
bekannten Gemälden, kommen Ausgrabun-
gen vor, unter denen hauptsächlich di©
Tanagrafiguren aus dem 3. Jahrh. v. Christi
und ein Memento-Sklavenring erwähnens-
wert sind. Ferner findet man zahlreiche
Porzellane, Bronzen, Kleinkunst.
PREISBERICHTE
zum Einträgen in den Katalog
Versteigerung 189 bei C. G. Boerner,
Leipzig
2 6. November 1935
Nr.
Taxe Zuschlag
24
Burgkmair
Holzschnitt
800
1100
35
Dürer
heilige Anna
1000
2000
36
Madonna B. 33
2000
3000
37
lf
Madonna B. 35
2500
3250«
40
Madonna B. 40
3500
4100
41
Hubertus
5000
5400
44
Großes Pferd
1200
1500
58
,,
Hieronymus. Holzschnitt
1200
2500
105
Rembrandt
Mardochares
2500
265°'
106
Tobias
1200'
2700
113
Oelberg
2500
3100'
115
Grabtragung
2000
3400
119
Löwenjagd
800
1000
136
Omeral
3000
4100
139
Greis
800
1400
141
Lutma
5000
6200'
142
Nytenbogaert
2500
3600
148
Rembrandts Mutter
2000
306°'
G. Boerner,
7uschlo0:
420°'
185°'
2100'
400»
390»
145°
1000
1800
Versteigerung Ehlers bei C.
Leipzig
2 7. Nove m b er 1935
Nr.
Taxe
80
C. D. Friedrich
1000
81
600
82
500
83
500
84
800
104
Graff. Selbstbildnis
1000
224
Ramboux. Bei Trier
800
442
Bruegel. Landschaft
1500
KUNSTHAUS MALMED^
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
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