Jahrg. IX, Nr. 49 vom 8. Dezember 1935
DIE W E L T K U N S T
5
Karl Trumpf
Karl Trumpf, Mädchenkopf, Terrakotta 1931
(Photo: Trumpf)
gleicher Weise altdeutsche und niederlän-
dische Bilder, in geringerem Maße Italiener,
Franzosen und Spanier vertreten. Ausneh-
mend reich ist der Bestand an vlämischen
und holländischen Bildern des 17. Jahrhun-
derts. Auch unter den italienischen Bildern
finden sich einige ganz erlesene Stücke. Im
Wiener Kunsthandel befinden sich augen-
blicklich auch einige interessante Werke
französischer Meister des späten 17. und 18.
Jahrhunderts. Im allgemeinen aber gehören
Bilder wie die letzteren zu den Ausnahmen
am Wiener Kumstmarkt, auf dem seit jeher
die Holländer und Vlamen des 17. Jahrhun-
derts bevorzugt wurden. In zweiter Linie
kommen die Bilder altdeutscher Meister (und
hier vornehmlich Bildnisse) und die Schöp-
fungen österreichischer Gotik in Frage, für
die man sich in den letzten fünfzehn Jahren
sehr stark eingesetzt hat. An dritter Stelle
erst stehen die Werke italienischer Kunst,
während die spanische und englische Malerei
(in der Regel auch die französische) im Wie-
ner Kunsthandel keine Rolle spielt. Lieber
den hier vermerkten Bestand der guten Bil-
der der einzelnen Schulen im Wiener Kunst-
handel werden wir in einer unserer nächsten
Nummern ausführlich berichten. Die Preise
für gute Kunstwerke haben sich in den letz-
ten Jahren kaum geändert und neigen eher
dazu, sich zu festigen. St. P.-N.
Neuerwerbung der
National-Galerie, Berlin
Aus dem Besitz der Galerie Carl Nicolai,
Berlin, erwarb die National-Galerie die auf
Seite 2 abgebildete Landschaft von Ferd. von
Rayski. Das Bild stellt Schloß Bieberstein
in der Morgenbeleuchtung dar und ist
zwischen 1847—1848 gemalt. Früher befand
es sich im Besitz der Familie von Schroeter.
Rayskis Wirkungskreis war verhältnis-
mäßig klein. Er hat hauptsächlich Mitglieder
des sächsischen Adels porträtiert und an sich
wenig Landschaften gemalt. Rayski stammt
aus einem Geschlecht, das seit mehr als zwei-
hundert Jahren im norddeutschen Kolonial-
gebiet und in Kursachsen nachweisbar ist.
Die Schreibart seines Namens wechselt in
frühen Jahren zwischen Reusky, Reissky.
Raisky und Rayski. Am 23. Oktober 1806
wurde er in Pegau geboren. Sein Vater war
Kommandeur eines Dragonerregiments und
Indische Miniaturen
(Photo: Trumpf)
Karl Trumpf, Liegendes Mädchen. Bronze 1919.
geliehenen, im Auftrage des Kaisers
gemalten Hamzeh-Illustrationen aus
2. Hälfte des 16. Jahrhunderts und den
der Sammlung Berg stammenden Blättern
dem für den Djahangir zusammengestell-
Album, dessen Hauptteile in'den Besitz
Staatsbibliothek Berlin gelangt sind, die
so-
1645—1650 in Betracht kommen, kaum
jedem einzelnen Bild die eigenhändige
teiligung des Meisters von der seiner
ihm inspirierten Schüler auseinander zu
ten ist.
liehe,
„Christus am Brunnen“ der Petersburger
Eremitage („Klassiker der Kunst“, II. Baud.
S. 333, Stuttgart 1906) wird bei der weiteren
Debatte eine Rolle spielen. Zk.
Indische Miniatur. (Kl. Kestner - Ges.)
Ausstellung in der Kestner - Gesellschaft, Hannover
Wer wie Trumpf in entbehrungsreicher
Jugendzeit als Steinbildhauer tätig gewesen
ist und auf Bauten und Steinmetzplätzen bei
harter Arbeit vor dem Block Ton und Mo-
dellierholz kaum vom Hörensagen gekannt
hat, wird den Besonderheiten des Materials
gegenüber wohl immer eine andere Stellung
einnehmen müssen, wie jene, die vom knet-
baren Stoff aus zur Gestaltung vordringen.
Er wird den äußerlichen Reizen der Ober-
flächen und ihren Auflockerungen möglichst
aus dein Wege zu gehen trachten, damit der
Beschauer, der in Ausstellungen vor Werken
der Bildhauerkunst noch immer viel zu stark
auf die bloßen Augen Wirkungen des Illusio-
nistischen und Malerischen eingestellt ist.
Plastik als tastbare Wirklichkeit empfindet.
Sein Verhältnis zum Urstoff wird von einer
bei
Be-
von
hal-
Auch die in der Komposition ähn-
1659 datierte Rembrandtdarstellung
am Brunnen“
lerei, die
ten Monaten im
ner Kunsthandel
getaucht sind,
sein Talent in künstlerische Bahnen gelenkt
wunde, hat den Süden und die Antike erst
in verhältnismäßig spä¬
tem Alter kennen ge¬
lernt. Merkwürdig, wie
wenig er im Grunde da¬
von berührt worden ist!
Er hat aber auch seine
Kunst von genrehaften
Einschlägen und von je¬
der barock-gefälligen
Pathetik freigellalten. Er
ist auf dem Gebiete der
Denkmalplastik tätig ge¬
wesen. Seine Geburts¬
stadt Berlin hat ihm
mehrfach Aufträge über¬
wiesen. H. Z.
Auf einer Berliner Sezes-
sionsausstellung vom Jahre
1920 erregte die lebensgroße
Bronzegestalt eines liegenden
Mädchens ungewöhnliches
Aufsehen. Sie stammte von
einem damals noch nicht drei-
ßigjährigen Bildhauer, der bis-
her fast ausschließlich in Stein
gearbeitet hatte und Gehilfe
von Metzner gewesen war.
Der leise stilisierte Kopf und
die spannungsvolle Durchbil-
dung der Teile zu geschlosse-
ner Einheit erwiesen eine pla-
stische Begabung, die das
energisch aufgefaßte Bewe-
gung’smotiv auf eine ganz ru-
hige Form zu bringen ver-
mochte. Diese dann von der
Stadt Berlin für die Vorhalle
ihres Gesundheitsamtes ange-
kaufte Figur fand viele Nach-
folgerinnen, doch kaum bei
ihrem Urheber, der seine
Formsprache weiter entwik-
kelte und sein Ziel, die Zufäl-
ligkeit der Erscheinungen zu
möglichst vereinfachtem, gül-
tigen Ausdruck zu steigern,
unablässig vor Augen gehal-
ten hat. Trumpf ist in langen
Jahren ein Einspänner geblie-
ben, der nicht viel von sich
reden machte. Das Schaffen
seiner Generation, welche die
expressionistische war, be-
rührte seinen künstlerischen
Trieb kaum. Und vor Experimenten bewahrte
ihn seine Herkunft vom Handwerklichen.
Die Kestner-Gesellschaft, die schon in den
vergangenen Jahren mit ihren Ausstellungen
japanischer und chinesischer Malerei das
Gebiet Ostasiatischer Kunst erschlossen
hatte, gibt mit ihrer Ausstellung „Indische
Miniaturmalerei“, die über 200 Werke um-
faßt, einen Ueberblick über die gesamte Ent-
wicklung der indischen Malerei. Die Aus-
stellung setzt ein mit den aus der Sammlung
Sarre
Akbar
der
aus
aus
ten
der
ihrerseits mit einigen Einzel-Miniaturen,
wie 2 Alben, darunter dem vom Großen Kur-
fürsten 1676 in Amsterdam erworbenen Al-
bum vertreten ist. Den Hauptbestand, der
die gesamte Entwicklung der am Kaiserhof
mitwirkenden Werkstätten der Moghul-
Schule in ausgezeichneten Proben umfaßt,
entstammt der Islamischen Kunstabteilung
der Staatlichen Museen Berlin. Die Schulen
des Himalajagebiets sind durch reiz-
volle Miniaturen des Münchener Völker-
kunde-Museums vertreten, und auch die
Schulen von Kabul und Sikh sind durch
eine Anzahl Blätter der Sammlungen Sohn-
Rethel und Berg dokumentiert. Die Ausstel-
lung, deren Zustandekommen die Kestner-
Gesellschaft Herrn Professor Dr. Ernst Küh-
nel verdankt, der die Auswahl der Bestände,
sowie die Bearbeitung des Kataloges über-
nommen hat, beweist, daß Deutschland einen
qualitativ hervorragenden Bestand indischer
Miniaturen besitzt, aus dem einzelne Stücke
den schönsten Werken abendländischer Kunst
gleichkommen. Vor allem zu der Empfin-
dungswelt der deutschen und niederlän-
dischen Meister des 15. Jahrhunderts ergeben
sich viele Berührungspunkte.
Gesinnung sein, die sich noch nach Voll-
endung von Gestalt oder Büste spürbar
macht, indem die Herkunft aus dem beson-
deren Gestein oder Holz nicht verleugnet
erscheint. Selbst wenn er in Bronze arbeitet,
wird er plastische Realität und körperhafte
Statik allen andern Ausdrucksmöglichkeiten
vorziehen.
Dieses Bestreben geht bei Trumpf so weit,
daß er bei seinem letzten größeren Werk,
dem Holzaltar für die Berliner Klosterkirche,
eine Behandlungsart gewählt hat, die nicht
glättet, sondern die vielfältigen Spuren der
Arbeit des Schnitzmessers stehen läßt. Was
hier als vereinfachte, verdichtete Form über
den Naturalismus von Einzelheiten heraus-
drängt, ist auch in seinen Bildnisbüsten wirk-
sam. Er hat deren eine ganze Reihe geschaf-
fen, wobei es ihm weniger auf psychologische
Durchdringung, sondern mehr auf eine leben-
dige Auffassung ankam, die große, das
Wesensmäßige betonende Züge mit einer
schönen Geschlossenheit im Umrißhaften zu
vereinen strebt. Es sind auch weibliche
Köpfe und Halbfiguren dabei, in denen der
Ablauf der Formen schon mehr auf die
großen Figuren hinweist. Diese sind von
den Ausstellungen der Akademie bekannt
und vön denen des Vereins Berliner Künst-
ler, dessen Mitglied Trumpf seit Jahren ist.
Auf große Linien und Flächen angelegt und
aus einer klaren Formvorstellung hervor-
gegangpn, befriedigen sie das Gefühl für
Würde der Erscheinung und ebenmäßiges
Gleichgewicht in hohem Maße.
Trumpf, der früher als Steinbildhauer in
manchen Städten Deutschlands gearbeitet hat
und in seiner Werdezeit viel auf Wander-
schaft war, bis auf der Münchener Akademie
durch Erwin Kurz und später durch Metzner
Fortsetzung von Seite 2
Die Lage des europäischen
Kunsthandels
Aus dem Wiener
Kunsfhandel
Unter den vielen
Meisterwerken alter Ma-
in den letz-
Wie-
auf-
sind in
Fortsetzung von Seite 2
Rembrandt oder Barent Fabritius.
dete Komposition unter Aufsicht des Meisters
allein oder auch nur unter dessen Mithilfe
zum größten Teil herzustellen vermochte,
wird nach dem hier zusammengestellten
Werk dieses Werkstattgehilfen Rembrandts,
soweit es sich bis jetzt erfassen läßt, zum
mindesten fraglich erscheinen. Denn Barent
Fabritius, den der Ruhm des älteren Bruders
Carei in Schatten stellte, hat später, zunächst
unter dem Einfluß von Jan Steen, seine nie-
mals sonderlich ausgeprägte Eigenart zu
einem Stil entwickelt, dessen letzte Resultate
nach Einsicht Valentiners kaum verlohnen
würden, sich überhaupt eingehend mit ihm
zu befassen. Man darf wohl sagen, daß das
strittige Bild ohne Rembrandt niemals ge-
malt worden wäre, muß sich dabei aber
immer vor Augen halten, daß nach dem heu-
tigen Stande unserer Kenntnis vom Wesen
und der Arbeitsteilung in der Werkstätte
Rembrandts, wenigstens soweit die Jahre
Karl Trumpf.
Altar in der Klosterkirche Berlin, Mittelteil, 1935
(Photo: Kellner)
Galerie Ferdinand Möller
Galerie v. d.Heyde
Schöneberger Ufer 39
Schöneberger Ufer 41
„der
NORDEN"
GEMÄLDE
AQUARELLE
GRAPHIK
Qualitative
Ölgemälde
vornehmlich 19. Jahrhundert
Kauf — Verkauf
FRITZ JUNG
Berlin W 35, Friedrich
Wilhelmstraße 20
Tel.-. Barbarossa OSOS
DIE W E L T K U N S T
5
Karl Trumpf
Karl Trumpf, Mädchenkopf, Terrakotta 1931
(Photo: Trumpf)
gleicher Weise altdeutsche und niederlän-
dische Bilder, in geringerem Maße Italiener,
Franzosen und Spanier vertreten. Ausneh-
mend reich ist der Bestand an vlämischen
und holländischen Bildern des 17. Jahrhun-
derts. Auch unter den italienischen Bildern
finden sich einige ganz erlesene Stücke. Im
Wiener Kunsthandel befinden sich augen-
blicklich auch einige interessante Werke
französischer Meister des späten 17. und 18.
Jahrhunderts. Im allgemeinen aber gehören
Bilder wie die letzteren zu den Ausnahmen
am Wiener Kumstmarkt, auf dem seit jeher
die Holländer und Vlamen des 17. Jahrhun-
derts bevorzugt wurden. In zweiter Linie
kommen die Bilder altdeutscher Meister (und
hier vornehmlich Bildnisse) und die Schöp-
fungen österreichischer Gotik in Frage, für
die man sich in den letzten fünfzehn Jahren
sehr stark eingesetzt hat. An dritter Stelle
erst stehen die Werke italienischer Kunst,
während die spanische und englische Malerei
(in der Regel auch die französische) im Wie-
ner Kunsthandel keine Rolle spielt. Lieber
den hier vermerkten Bestand der guten Bil-
der der einzelnen Schulen im Wiener Kunst-
handel werden wir in einer unserer nächsten
Nummern ausführlich berichten. Die Preise
für gute Kunstwerke haben sich in den letz-
ten Jahren kaum geändert und neigen eher
dazu, sich zu festigen. St. P.-N.
Neuerwerbung der
National-Galerie, Berlin
Aus dem Besitz der Galerie Carl Nicolai,
Berlin, erwarb die National-Galerie die auf
Seite 2 abgebildete Landschaft von Ferd. von
Rayski. Das Bild stellt Schloß Bieberstein
in der Morgenbeleuchtung dar und ist
zwischen 1847—1848 gemalt. Früher befand
es sich im Besitz der Familie von Schroeter.
Rayskis Wirkungskreis war verhältnis-
mäßig klein. Er hat hauptsächlich Mitglieder
des sächsischen Adels porträtiert und an sich
wenig Landschaften gemalt. Rayski stammt
aus einem Geschlecht, das seit mehr als zwei-
hundert Jahren im norddeutschen Kolonial-
gebiet und in Kursachsen nachweisbar ist.
Die Schreibart seines Namens wechselt in
frühen Jahren zwischen Reusky, Reissky.
Raisky und Rayski. Am 23. Oktober 1806
wurde er in Pegau geboren. Sein Vater war
Kommandeur eines Dragonerregiments und
Indische Miniaturen
(Photo: Trumpf)
Karl Trumpf, Liegendes Mädchen. Bronze 1919.
geliehenen, im Auftrage des Kaisers
gemalten Hamzeh-Illustrationen aus
2. Hälfte des 16. Jahrhunderts und den
der Sammlung Berg stammenden Blättern
dem für den Djahangir zusammengestell-
Album, dessen Hauptteile in'den Besitz
Staatsbibliothek Berlin gelangt sind, die
so-
1645—1650 in Betracht kommen, kaum
jedem einzelnen Bild die eigenhändige
teiligung des Meisters von der seiner
ihm inspirierten Schüler auseinander zu
ten ist.
liehe,
„Christus am Brunnen“ der Petersburger
Eremitage („Klassiker der Kunst“, II. Baud.
S. 333, Stuttgart 1906) wird bei der weiteren
Debatte eine Rolle spielen. Zk.
Indische Miniatur. (Kl. Kestner - Ges.)
Ausstellung in der Kestner - Gesellschaft, Hannover
Wer wie Trumpf in entbehrungsreicher
Jugendzeit als Steinbildhauer tätig gewesen
ist und auf Bauten und Steinmetzplätzen bei
harter Arbeit vor dem Block Ton und Mo-
dellierholz kaum vom Hörensagen gekannt
hat, wird den Besonderheiten des Materials
gegenüber wohl immer eine andere Stellung
einnehmen müssen, wie jene, die vom knet-
baren Stoff aus zur Gestaltung vordringen.
Er wird den äußerlichen Reizen der Ober-
flächen und ihren Auflockerungen möglichst
aus dein Wege zu gehen trachten, damit der
Beschauer, der in Ausstellungen vor Werken
der Bildhauerkunst noch immer viel zu stark
auf die bloßen Augen Wirkungen des Illusio-
nistischen und Malerischen eingestellt ist.
Plastik als tastbare Wirklichkeit empfindet.
Sein Verhältnis zum Urstoff wird von einer
bei
Be-
von
hal-
Auch die in der Komposition ähn-
1659 datierte Rembrandtdarstellung
am Brunnen“
lerei, die
ten Monaten im
ner Kunsthandel
getaucht sind,
sein Talent in künstlerische Bahnen gelenkt
wunde, hat den Süden und die Antike erst
in verhältnismäßig spä¬
tem Alter kennen ge¬
lernt. Merkwürdig, wie
wenig er im Grunde da¬
von berührt worden ist!
Er hat aber auch seine
Kunst von genrehaften
Einschlägen und von je¬
der barock-gefälligen
Pathetik freigellalten. Er
ist auf dem Gebiete der
Denkmalplastik tätig ge¬
wesen. Seine Geburts¬
stadt Berlin hat ihm
mehrfach Aufträge über¬
wiesen. H. Z.
Auf einer Berliner Sezes-
sionsausstellung vom Jahre
1920 erregte die lebensgroße
Bronzegestalt eines liegenden
Mädchens ungewöhnliches
Aufsehen. Sie stammte von
einem damals noch nicht drei-
ßigjährigen Bildhauer, der bis-
her fast ausschließlich in Stein
gearbeitet hatte und Gehilfe
von Metzner gewesen war.
Der leise stilisierte Kopf und
die spannungsvolle Durchbil-
dung der Teile zu geschlosse-
ner Einheit erwiesen eine pla-
stische Begabung, die das
energisch aufgefaßte Bewe-
gung’smotiv auf eine ganz ru-
hige Form zu bringen ver-
mochte. Diese dann von der
Stadt Berlin für die Vorhalle
ihres Gesundheitsamtes ange-
kaufte Figur fand viele Nach-
folgerinnen, doch kaum bei
ihrem Urheber, der seine
Formsprache weiter entwik-
kelte und sein Ziel, die Zufäl-
ligkeit der Erscheinungen zu
möglichst vereinfachtem, gül-
tigen Ausdruck zu steigern,
unablässig vor Augen gehal-
ten hat. Trumpf ist in langen
Jahren ein Einspänner geblie-
ben, der nicht viel von sich
reden machte. Das Schaffen
seiner Generation, welche die
expressionistische war, be-
rührte seinen künstlerischen
Trieb kaum. Und vor Experimenten bewahrte
ihn seine Herkunft vom Handwerklichen.
Die Kestner-Gesellschaft, die schon in den
vergangenen Jahren mit ihren Ausstellungen
japanischer und chinesischer Malerei das
Gebiet Ostasiatischer Kunst erschlossen
hatte, gibt mit ihrer Ausstellung „Indische
Miniaturmalerei“, die über 200 Werke um-
faßt, einen Ueberblick über die gesamte Ent-
wicklung der indischen Malerei. Die Aus-
stellung setzt ein mit den aus der Sammlung
Sarre
Akbar
der
aus
aus
ten
der
ihrerseits mit einigen Einzel-Miniaturen,
wie 2 Alben, darunter dem vom Großen Kur-
fürsten 1676 in Amsterdam erworbenen Al-
bum vertreten ist. Den Hauptbestand, der
die gesamte Entwicklung der am Kaiserhof
mitwirkenden Werkstätten der Moghul-
Schule in ausgezeichneten Proben umfaßt,
entstammt der Islamischen Kunstabteilung
der Staatlichen Museen Berlin. Die Schulen
des Himalajagebiets sind durch reiz-
volle Miniaturen des Münchener Völker-
kunde-Museums vertreten, und auch die
Schulen von Kabul und Sikh sind durch
eine Anzahl Blätter der Sammlungen Sohn-
Rethel und Berg dokumentiert. Die Ausstel-
lung, deren Zustandekommen die Kestner-
Gesellschaft Herrn Professor Dr. Ernst Küh-
nel verdankt, der die Auswahl der Bestände,
sowie die Bearbeitung des Kataloges über-
nommen hat, beweist, daß Deutschland einen
qualitativ hervorragenden Bestand indischer
Miniaturen besitzt, aus dem einzelne Stücke
den schönsten Werken abendländischer Kunst
gleichkommen. Vor allem zu der Empfin-
dungswelt der deutschen und niederlän-
dischen Meister des 15. Jahrhunderts ergeben
sich viele Berührungspunkte.
Gesinnung sein, die sich noch nach Voll-
endung von Gestalt oder Büste spürbar
macht, indem die Herkunft aus dem beson-
deren Gestein oder Holz nicht verleugnet
erscheint. Selbst wenn er in Bronze arbeitet,
wird er plastische Realität und körperhafte
Statik allen andern Ausdrucksmöglichkeiten
vorziehen.
Dieses Bestreben geht bei Trumpf so weit,
daß er bei seinem letzten größeren Werk,
dem Holzaltar für die Berliner Klosterkirche,
eine Behandlungsart gewählt hat, die nicht
glättet, sondern die vielfältigen Spuren der
Arbeit des Schnitzmessers stehen läßt. Was
hier als vereinfachte, verdichtete Form über
den Naturalismus von Einzelheiten heraus-
drängt, ist auch in seinen Bildnisbüsten wirk-
sam. Er hat deren eine ganze Reihe geschaf-
fen, wobei es ihm weniger auf psychologische
Durchdringung, sondern mehr auf eine leben-
dige Auffassung ankam, die große, das
Wesensmäßige betonende Züge mit einer
schönen Geschlossenheit im Umrißhaften zu
vereinen strebt. Es sind auch weibliche
Köpfe und Halbfiguren dabei, in denen der
Ablauf der Formen schon mehr auf die
großen Figuren hinweist. Diese sind von
den Ausstellungen der Akademie bekannt
und vön denen des Vereins Berliner Künst-
ler, dessen Mitglied Trumpf seit Jahren ist.
Auf große Linien und Flächen angelegt und
aus einer klaren Formvorstellung hervor-
gegangpn, befriedigen sie das Gefühl für
Würde der Erscheinung und ebenmäßiges
Gleichgewicht in hohem Maße.
Trumpf, der früher als Steinbildhauer in
manchen Städten Deutschlands gearbeitet hat
und in seiner Werdezeit viel auf Wander-
schaft war, bis auf der Münchener Akademie
durch Erwin Kurz und später durch Metzner
Fortsetzung von Seite 2
Die Lage des europäischen
Kunsthandels
Aus dem Wiener
Kunsfhandel
Unter den vielen
Meisterwerken alter Ma-
in den letz-
Wie-
auf-
sind in
Fortsetzung von Seite 2
Rembrandt oder Barent Fabritius.
dete Komposition unter Aufsicht des Meisters
allein oder auch nur unter dessen Mithilfe
zum größten Teil herzustellen vermochte,
wird nach dem hier zusammengestellten
Werk dieses Werkstattgehilfen Rembrandts,
soweit es sich bis jetzt erfassen läßt, zum
mindesten fraglich erscheinen. Denn Barent
Fabritius, den der Ruhm des älteren Bruders
Carei in Schatten stellte, hat später, zunächst
unter dem Einfluß von Jan Steen, seine nie-
mals sonderlich ausgeprägte Eigenart zu
einem Stil entwickelt, dessen letzte Resultate
nach Einsicht Valentiners kaum verlohnen
würden, sich überhaupt eingehend mit ihm
zu befassen. Man darf wohl sagen, daß das
strittige Bild ohne Rembrandt niemals ge-
malt worden wäre, muß sich dabei aber
immer vor Augen halten, daß nach dem heu-
tigen Stande unserer Kenntnis vom Wesen
und der Arbeitsteilung in der Werkstätte
Rembrandts, wenigstens soweit die Jahre
Karl Trumpf.
Altar in der Klosterkirche Berlin, Mittelteil, 1935
(Photo: Kellner)
Galerie Ferdinand Möller
Galerie v. d.Heyde
Schöneberger Ufer 39
Schöneberger Ufer 41
„der
NORDEN"
GEMÄLDE
AQUARELLE
GRAPHIK
Qualitative
Ölgemälde
vornehmlich 19. Jahrhundert
Kauf — Verkauf
FRITZ JUNG
Berlin W 35, Friedrich
Wilhelmstraße 20
Tel.-. Barbarossa OSOS