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DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 49 vom 8. Dezember 1935
starb am 16. Januar 1813 in russischer Ge-
fangenschaft. Die Familie Rayskis lebte
unter den schwierigsten Verhältnissen, und
deshalb wurde Rayski keine gründliche
schulmäßige Ausbildung zuteil.
Diese sehr schöne Landschaft mit dem
Schloß Bieberstein im Hintergründe ist ein
Pendant zu dem hier ebenfalls abgebildeten
Gemälde Rayskis, das das Schloß Reinsberg
in Abendbeleuchtung darstellt. Letzteres
konnte die Galerie Nicolai vor kurzem eben-
falls ausfindig machen. Aus beiden Land-
schaften, in denen das Naturmotiv dominiert,
geht die Fähigkeit eines großen Landschaf-
ters hervor.
Die internationale Aus-
stellung Chinesischer
Kunst
in der Royal Academy zu Lpndon öffnete ihre
Tore dem Publikum am f8. Nov. und bleibt
bis zum 7. März 1936 zugänglich. Es schien,
als wollte man die Ausstellung für sich selbst
sprechen lassen, denn es fehlten die sonst
übliche offizielle Feier und jede Rede. Schon
eine kurze Durchwanderung der Säle, ange-
füllt mit 3080 Kunstgegenständen aus 3%
Jahrtausenden chinesischer Kultur, zeigt, daß
die hohen Erwartungen, durch geheimnis-
volle Mitteilungen in der Presse wachgeru-
fen, in reichlichem Maße erfüllt sind.
Gleich am Eingang begrüßt uns eine Kolos-
salstatue des kommenden Buddha (Maitreya)
in Marmor aus dem Jahre 585 A. D., die trotz
ihrer Größe von ungefähr 6 m und ihres Ge-
wichtes von 20 Tonnen Hoheit und Grazie
ausstrahlt. Im Saal I finden wir die ehr-
würdigen Sakralbronzen der Chou-Dynastie
mit ihrem feinen, symbolischen Dekor und
wunderbarer Patina, die zum Teil erst vor
kurzem durch Grabungen gefunden wurden,
wie die 6 Gefäße Katalog-Nrn. 57—62 aus
Hsing-cheng in der Provinz Honan. Ihre
Datierung reicht zurück in die Zeit 722—480
vor Christus. Die darauffolgenden Perioden
der jetzt sogenannten „Warring states“ -
kriegführende Staaten 481—221, der Ch’in
221—206 und der frühen Han-Dynastie brin-
gen als Ueberraschung Bronzegefäße, Spie-
gel, Waffen, die in vollendeter Weise mit
Gold, Silber, Türkisen und auch Jade ein-
gelegt sind. Nr. 409 zeigt einen 25 cm langen
Buddha (Maitreya). Marmor, ca. 585 v. Chr.
Ausstellung Chinesischer Kunst, London
(Photo: Weltkunst-Archiv)
den wirklichen Liebhaber chinesischer Kul-
tur den wichtigsten Teil der ganzen Ausstel-
lung bildet. Auch ist es nicht möglich, die
verschiedenen Zierkünste in Porzellan, Lack,
Jade, Geweben an der Hand der aus-
gestellten Objekte näher zu beschreiben, ob-
wohl sie für die Masse des Publikums wohl
den größten Reiz haben. Die Lackkunst ist
in Menge und Qualität nur schwach vertre-
ten; nur die schönen, großen Wandschirme
aus sogenanntem Coromandel-Lack wirken
imposant. Von chinesischen Holzschnitten
(farbigen Drucken) hätte man auch gerne
mehr gesehen; aber die vorzügliche Samm-
lung im Britischen Museum bietet einen voll-
kommenen Ersatz, der jedem Liebhaber be-
reitwilligst gezeigt wird.
Dr. A. Breuer.
Cham-Plastik als Leih-
gabe im Kunstgewerbe-
Museum Zürich
Wir veröffentlichten in unserer Num-
mer 44 vom 3. November 1935 eine Cham-
Skulptur, die vom .Cleveland-Museum erwor-
ben worden ist. Erfreulicherweise können
wir hier diesmal ein Exemplar dieser äußerst
seltenen Plastiken, das als Leihgabe aus der
Sammlung des Baron von der Heydt im
Kunstgewerbe-Museum aufgestellt ist, abbil-
den. Es ist ebenfalls zu begrüßen, daß der-
artig schöne und hochwertige Cham-Skulp-
turen von einem Privatsammler als Leihgabe
den Museen zur Verfügung gestellt werden!
Hier handelt es sich um einen sitzenden Shiva
aus gelblichem Sandstein, der aller Voraus-
sicht nach im Bereiche des großen Tempels
von Dong-duong in der Provinz Quang-nam
(heutigem Annam) gefunden wurde. Als Ent-
Sammlung K. Nedzu, Tokyo.
London (Photo: Weltkunst-Archiv)
europäische Künst-
Er lebt selbst mit
Pflanzen und lie-
und die Werke sei-
Pinsels sind eben¬
falls voll von innerem
Leben, z. B. 970 „Eine
Wachtel im Schilf“ von
Li An-Chung, 13. Jahr-
hundert, und 1117 „Zwei
Sperlinge auf
Bambuszweig“, in
sehe gemalt von
Priester Seter-ch’i
Jahrhundert, beide
der
lang
Tokyo.
Tubus aus Bronze mit einer meisterhaft
gelegten Jagdszene in Gold und Silber
der Han-Dynastie,
große Zahl anderer
stammt aus japanischem Besitz.
Saal III bringt die Schätze der T’ang- und
folgenden Perioden. Hochinteressant — weil
auch kunsthistorisch gesichert — sind die
Funde Sir Aurel Stein’s aus Tun-huang in
Ost-Turkestan, die von den Museen in Lon-
don, Paris und von der indischen Regierung
geliehen wurden. Man bewundert die Frische
und Leuchtkraft der ursprünglichen Farben
in den Fresko-Malereien und auf den Seiden-
fahnen, die vorwiegend der Zeit 800—900 nach
Christus entstammen. Ein lebendiger Aus-
druck religiöser Begeisterung ist 641, ein
Heiligenschrein in vergoldeter Bronze. „Der
stehende Buddha“ in dem schlanken Stile der
Wei-Zeit, mit seinem flach, weit-ausladenden
Gewände, umgeben von einem Kranze flie-
gender Engel, geliehen von Mrs. John D.
Bockefeller jun., New York. Vollendet in
künstlerischer Form wie auch in Technik
sind die meisten Gold- und Silberarbeiten
dieser Zeit. Besonders ein silberner Trink-
becher mit einem Bogenschützen auf galop-
pierendem Pferde und Blumenranken in fei-
ner Gravierung.
In der Halle der Skulpturen kann man
das durch zahlreiche Veröffentlichungen be-
rühmt gewordene Steinrelief vom Grabe des
Kaiser T’ai Tsung 627—649 A. D. bewundern.
Es ist sein geliebtes Schlachtroß, genannt
„Der brausende Wind“, das er bei der Be-
lagerung von Lo-yang und in sieben anderen
Schlachten geritten, von einem Pfeile in der
Brust verwundet; ferner eines der größten
Stücke künstlerisch vollendeter Keramik, die
lebensgroße Statue eines sitzenden Lohan in
mattem Grün und Gelb mit einer creme-far-
benen Glasur, jetzt im Museum der Universi-
tät Pennsylvania.
Vase, Bronze. Chang oder Yin. Aus der
Ausstellung Chinesischer Kunst,
einem
Tü-
dern
13.
aus
berühmten Samm-
Kaichiro Nedzu in
Daß die Ming-
an-
aus
Dieses, sowie eine sehr
erstklassiger Stücke,
Die Ausstellung ist
verhältnismäßig reich an
guten Winterbildern;
darunter 1114 „Schnee-
bedeckte Berge von Hsü
Tao'ning“, Ende des 10.
Jahrhunderts, aus der
japanischen Sammlung
Fusajiro Abe, sowie 946
„Ein Fischer im Winter
zwischeh schneebedeck-
ten Bambu'sbüschen“, in
Farben auf Seide von
einem unbekannten
Sungmeister, geliehen
von der chinesischen
Regierung. Das so be-
liebte Thema „Blumen
und Vögel“ wird in zahl-
reichen guten Bildern
gezeigt, und auch mit
Recht, denn der chine-
sische Maler scheint die-
sen Schöpfungen der Na-
tur näher zu stehen als
der
lcr.
den
ren,
nes
Sammlungen stammen,
ferner solche aus japa-
nischem Besitze, die mit
ziemlicher Sicherheit als
Originale und Meister-
werke der Sung-Zeit an-
gesprochen werden kön-
nen. Die 10 Meter lange
Querrolle des Malers
Hsia-Knei — tätig zwi-
schen 1180 und 1230 —
„Tausend Meilen des
Jangtse-Flusses“, in Tu-
sche auf Seide gemalt,
ist meisterhaft in ihrer
Komposition und Zeich-
nung. In mächtigen Kas-
kaden und Stromschnel-
len bricht der Fluß aus
dem Gebirge hervor,
chinesische Boote kämp-
fen mit seinen Wirbeln,
mühsam wird in der
Mitte des Bildes ein
schwerbeladenes Schiff
von Kulis an einem Tau
stromauf gezogen, bis
dann weiter die Uferge-
birge weniger drohend
erscheinen und zum
Schluß den ruhig und
breit dahinfließenden
Strom als sanft ab-
schwellende Hügel zum
Meere begleiten. Voll
von innerer Seelenstim-
mung, in weich-zerflies-
senden Tuschflecken ge-
malt, ist das Hängebild
1091, Gebirge nach dem
Regen, von K’ao Ko’-
Kung, tätig 1275. Beide
sind Leihgaben der chi-
nesischen Regierung.
Die Säle IV, V und VI zeigen Keramik und
Malerei der Sung-Dynastie. Ueber die Erstere
ist bereits sehr viel geschrieben worden, auch
existieren viele erstklassige Stücke in unse-
ren deutschen Museen, so daß ich mir eine
nähere Beschreibung der märchenhaft schö-
nen Erzeugnisse dieser Töpferkunst ersparen
kann. Die Malerei dagegen, in China als die
höchste und einzige Kunstform gewürdigt,
von europäischen Sammlern bisher vernach-
lässigt, bedarf eingehenden Studiums. Wir
sehen hier zum ersten Male Bilder, geliehen
von der chinesischen Regierung, die zum
größten Teil noch aus den kaiserlichen
künstler auf diesem Ge-
biete auch noch Vollen-
detes leisten, zeigt das
Bild,, Wachteln im Hirse-
Cham-Statue, sitzender Shiva. Ausgestellt als Leihgabe im
in Zürich. Besitzer: Baron von der Heydt.
feld“ Nr. 115, im Katalog mit Recht bezeich-
net als ein Symbol der Harmonie und des
Friedens, sowie die „Herbstmelonen im
Gras“ in Farben auf Papier, Nr. 1137, von
Ch’ien Hsüan, welches man als Symbol des
Wohlergehens und der Zufriedenheit bezeich-
nen möchte. Es würde zu weit führen, dieses
höchst interessante und noch wenig er-
forschte Gebiet der chinesischen Malerei
noch weiter zu verfolgen, trotzdem es für
Kunstgewerbe-Museum
(Photo: von der Heydt!
stehungsjahr nimmt man das 9. Jahrhundert
nach Christi an. Diese Plastik befand sich
früher im Metropolitan-Museum, New York,
und darauf im Völkerkunde-Museum, Berlin-
als Leihgabe. Die Sammlung Baron von der
Heydt enthält weitere 4 Skulpturen und ist
somit eine der größten Sammlungen von
Cham-Plastiken. Derartige Figuren sind sei-
nerzeit vermutlich als Wachgottheiten vor
Tempeln oder Gräbern errichtet worden.
GUSTAV CRAMER
BERLINW9 Antiquitäten und Gemälde
LENNESTRASSE8
DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 49 vom 8. Dezember 1935
starb am 16. Januar 1813 in russischer Ge-
fangenschaft. Die Familie Rayskis lebte
unter den schwierigsten Verhältnissen, und
deshalb wurde Rayski keine gründliche
schulmäßige Ausbildung zuteil.
Diese sehr schöne Landschaft mit dem
Schloß Bieberstein im Hintergründe ist ein
Pendant zu dem hier ebenfalls abgebildeten
Gemälde Rayskis, das das Schloß Reinsberg
in Abendbeleuchtung darstellt. Letzteres
konnte die Galerie Nicolai vor kurzem eben-
falls ausfindig machen. Aus beiden Land-
schaften, in denen das Naturmotiv dominiert,
geht die Fähigkeit eines großen Landschaf-
ters hervor.
Die internationale Aus-
stellung Chinesischer
Kunst
in der Royal Academy zu Lpndon öffnete ihre
Tore dem Publikum am f8. Nov. und bleibt
bis zum 7. März 1936 zugänglich. Es schien,
als wollte man die Ausstellung für sich selbst
sprechen lassen, denn es fehlten die sonst
übliche offizielle Feier und jede Rede. Schon
eine kurze Durchwanderung der Säle, ange-
füllt mit 3080 Kunstgegenständen aus 3%
Jahrtausenden chinesischer Kultur, zeigt, daß
die hohen Erwartungen, durch geheimnis-
volle Mitteilungen in der Presse wachgeru-
fen, in reichlichem Maße erfüllt sind.
Gleich am Eingang begrüßt uns eine Kolos-
salstatue des kommenden Buddha (Maitreya)
in Marmor aus dem Jahre 585 A. D., die trotz
ihrer Größe von ungefähr 6 m und ihres Ge-
wichtes von 20 Tonnen Hoheit und Grazie
ausstrahlt. Im Saal I finden wir die ehr-
würdigen Sakralbronzen der Chou-Dynastie
mit ihrem feinen, symbolischen Dekor und
wunderbarer Patina, die zum Teil erst vor
kurzem durch Grabungen gefunden wurden,
wie die 6 Gefäße Katalog-Nrn. 57—62 aus
Hsing-cheng in der Provinz Honan. Ihre
Datierung reicht zurück in die Zeit 722—480
vor Christus. Die darauffolgenden Perioden
der jetzt sogenannten „Warring states“ -
kriegführende Staaten 481—221, der Ch’in
221—206 und der frühen Han-Dynastie brin-
gen als Ueberraschung Bronzegefäße, Spie-
gel, Waffen, die in vollendeter Weise mit
Gold, Silber, Türkisen und auch Jade ein-
gelegt sind. Nr. 409 zeigt einen 25 cm langen
Buddha (Maitreya). Marmor, ca. 585 v. Chr.
Ausstellung Chinesischer Kunst, London
(Photo: Weltkunst-Archiv)
den wirklichen Liebhaber chinesischer Kul-
tur den wichtigsten Teil der ganzen Ausstel-
lung bildet. Auch ist es nicht möglich, die
verschiedenen Zierkünste in Porzellan, Lack,
Jade, Geweben an der Hand der aus-
gestellten Objekte näher zu beschreiben, ob-
wohl sie für die Masse des Publikums wohl
den größten Reiz haben. Die Lackkunst ist
in Menge und Qualität nur schwach vertre-
ten; nur die schönen, großen Wandschirme
aus sogenanntem Coromandel-Lack wirken
imposant. Von chinesischen Holzschnitten
(farbigen Drucken) hätte man auch gerne
mehr gesehen; aber die vorzügliche Samm-
lung im Britischen Museum bietet einen voll-
kommenen Ersatz, der jedem Liebhaber be-
reitwilligst gezeigt wird.
Dr. A. Breuer.
Cham-Plastik als Leih-
gabe im Kunstgewerbe-
Museum Zürich
Wir veröffentlichten in unserer Num-
mer 44 vom 3. November 1935 eine Cham-
Skulptur, die vom .Cleveland-Museum erwor-
ben worden ist. Erfreulicherweise können
wir hier diesmal ein Exemplar dieser äußerst
seltenen Plastiken, das als Leihgabe aus der
Sammlung des Baron von der Heydt im
Kunstgewerbe-Museum aufgestellt ist, abbil-
den. Es ist ebenfalls zu begrüßen, daß der-
artig schöne und hochwertige Cham-Skulp-
turen von einem Privatsammler als Leihgabe
den Museen zur Verfügung gestellt werden!
Hier handelt es sich um einen sitzenden Shiva
aus gelblichem Sandstein, der aller Voraus-
sicht nach im Bereiche des großen Tempels
von Dong-duong in der Provinz Quang-nam
(heutigem Annam) gefunden wurde. Als Ent-
Sammlung K. Nedzu, Tokyo.
London (Photo: Weltkunst-Archiv)
europäische Künst-
Er lebt selbst mit
Pflanzen und lie-
und die Werke sei-
Pinsels sind eben¬
falls voll von innerem
Leben, z. B. 970 „Eine
Wachtel im Schilf“ von
Li An-Chung, 13. Jahr-
hundert, und 1117 „Zwei
Sperlinge auf
Bambuszweig“, in
sehe gemalt von
Priester Seter-ch’i
Jahrhundert, beide
der
lang
Tokyo.
Tubus aus Bronze mit einer meisterhaft
gelegten Jagdszene in Gold und Silber
der Han-Dynastie,
große Zahl anderer
stammt aus japanischem Besitz.
Saal III bringt die Schätze der T’ang- und
folgenden Perioden. Hochinteressant — weil
auch kunsthistorisch gesichert — sind die
Funde Sir Aurel Stein’s aus Tun-huang in
Ost-Turkestan, die von den Museen in Lon-
don, Paris und von der indischen Regierung
geliehen wurden. Man bewundert die Frische
und Leuchtkraft der ursprünglichen Farben
in den Fresko-Malereien und auf den Seiden-
fahnen, die vorwiegend der Zeit 800—900 nach
Christus entstammen. Ein lebendiger Aus-
druck religiöser Begeisterung ist 641, ein
Heiligenschrein in vergoldeter Bronze. „Der
stehende Buddha“ in dem schlanken Stile der
Wei-Zeit, mit seinem flach, weit-ausladenden
Gewände, umgeben von einem Kranze flie-
gender Engel, geliehen von Mrs. John D.
Bockefeller jun., New York. Vollendet in
künstlerischer Form wie auch in Technik
sind die meisten Gold- und Silberarbeiten
dieser Zeit. Besonders ein silberner Trink-
becher mit einem Bogenschützen auf galop-
pierendem Pferde und Blumenranken in fei-
ner Gravierung.
In der Halle der Skulpturen kann man
das durch zahlreiche Veröffentlichungen be-
rühmt gewordene Steinrelief vom Grabe des
Kaiser T’ai Tsung 627—649 A. D. bewundern.
Es ist sein geliebtes Schlachtroß, genannt
„Der brausende Wind“, das er bei der Be-
lagerung von Lo-yang und in sieben anderen
Schlachten geritten, von einem Pfeile in der
Brust verwundet; ferner eines der größten
Stücke künstlerisch vollendeter Keramik, die
lebensgroße Statue eines sitzenden Lohan in
mattem Grün und Gelb mit einer creme-far-
benen Glasur, jetzt im Museum der Universi-
tät Pennsylvania.
Vase, Bronze. Chang oder Yin. Aus der
Ausstellung Chinesischer Kunst,
einem
Tü-
dern
13.
aus
berühmten Samm-
Kaichiro Nedzu in
Daß die Ming-
an-
aus
Dieses, sowie eine sehr
erstklassiger Stücke,
Die Ausstellung ist
verhältnismäßig reich an
guten Winterbildern;
darunter 1114 „Schnee-
bedeckte Berge von Hsü
Tao'ning“, Ende des 10.
Jahrhunderts, aus der
japanischen Sammlung
Fusajiro Abe, sowie 946
„Ein Fischer im Winter
zwischeh schneebedeck-
ten Bambu'sbüschen“, in
Farben auf Seide von
einem unbekannten
Sungmeister, geliehen
von der chinesischen
Regierung. Das so be-
liebte Thema „Blumen
und Vögel“ wird in zahl-
reichen guten Bildern
gezeigt, und auch mit
Recht, denn der chine-
sische Maler scheint die-
sen Schöpfungen der Na-
tur näher zu stehen als
der
lcr.
den
ren,
nes
Sammlungen stammen,
ferner solche aus japa-
nischem Besitze, die mit
ziemlicher Sicherheit als
Originale und Meister-
werke der Sung-Zeit an-
gesprochen werden kön-
nen. Die 10 Meter lange
Querrolle des Malers
Hsia-Knei — tätig zwi-
schen 1180 und 1230 —
„Tausend Meilen des
Jangtse-Flusses“, in Tu-
sche auf Seide gemalt,
ist meisterhaft in ihrer
Komposition und Zeich-
nung. In mächtigen Kas-
kaden und Stromschnel-
len bricht der Fluß aus
dem Gebirge hervor,
chinesische Boote kämp-
fen mit seinen Wirbeln,
mühsam wird in der
Mitte des Bildes ein
schwerbeladenes Schiff
von Kulis an einem Tau
stromauf gezogen, bis
dann weiter die Uferge-
birge weniger drohend
erscheinen und zum
Schluß den ruhig und
breit dahinfließenden
Strom als sanft ab-
schwellende Hügel zum
Meere begleiten. Voll
von innerer Seelenstim-
mung, in weich-zerflies-
senden Tuschflecken ge-
malt, ist das Hängebild
1091, Gebirge nach dem
Regen, von K’ao Ko’-
Kung, tätig 1275. Beide
sind Leihgaben der chi-
nesischen Regierung.
Die Säle IV, V und VI zeigen Keramik und
Malerei der Sung-Dynastie. Ueber die Erstere
ist bereits sehr viel geschrieben worden, auch
existieren viele erstklassige Stücke in unse-
ren deutschen Museen, so daß ich mir eine
nähere Beschreibung der märchenhaft schö-
nen Erzeugnisse dieser Töpferkunst ersparen
kann. Die Malerei dagegen, in China als die
höchste und einzige Kunstform gewürdigt,
von europäischen Sammlern bisher vernach-
lässigt, bedarf eingehenden Studiums. Wir
sehen hier zum ersten Male Bilder, geliehen
von der chinesischen Regierung, die zum
größten Teil noch aus den kaiserlichen
künstler auf diesem Ge-
biete auch noch Vollen-
detes leisten, zeigt das
Bild,, Wachteln im Hirse-
Cham-Statue, sitzender Shiva. Ausgestellt als Leihgabe im
in Zürich. Besitzer: Baron von der Heydt.
feld“ Nr. 115, im Katalog mit Recht bezeich-
net als ein Symbol der Harmonie und des
Friedens, sowie die „Herbstmelonen im
Gras“ in Farben auf Papier, Nr. 1137, von
Ch’ien Hsüan, welches man als Symbol des
Wohlergehens und der Zufriedenheit bezeich-
nen möchte. Es würde zu weit führen, dieses
höchst interessante und noch wenig er-
forschte Gebiet der chinesischen Malerei
noch weiter zu verfolgen, trotzdem es für
Kunstgewerbe-Museum
(Photo: von der Heydt!
stehungsjahr nimmt man das 9. Jahrhundert
nach Christi an. Diese Plastik befand sich
früher im Metropolitan-Museum, New York,
und darauf im Völkerkunde-Museum, Berlin-
als Leihgabe. Die Sammlung Baron von der
Heydt enthält weitere 4 Skulpturen und ist
somit eine der größten Sammlungen von
Cham-Plastiken. Derartige Figuren sind sei-
nerzeit vermutlich als Wachgottheiten vor
Tempeln oder Gräbern errichtet worden.
GUSTAV CRAMER
BERLINW9 Antiquitäten und Gemälde
LENNESTRASSE8