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DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 51/52 vom 22. Dezember 1935
der
Mittler zwischen
an
im
der
mit hl. Christophorus und
(Photo: Weltkunst-Archiv)
Ahnen und
Landschafts-
St. P.-N.
(mit
Moser,
anknüpfte,
dieser die
der hand-
Schulung
Kunstge-
das
Zeit ge-
Oesterreichischer Nachfolger, L. Cranach d. Ae. Gottes-
mutter mit Kind. Wiener Kunsthandel (Photo: Lavas)
Meister der Habsburger Altartafel
hl. Sebastian. Wiener Kunsthandel
Alters-
die Vereini-
Figur und
Mensch u nd
vollzogen.
Poussin hier als
und eines
und farben-
Werke der
römischen Zeit
„Der Triumph des
(Sammlung P. Ja-
noch vor
i nach Paris (1640)
vollendet, erinnert
Tizian nur mehr
Thematischen. In
bildmäßigen Auffassung
läßt dieses Gemälde an
antike Sarkophagreliefs
denken. Wie bereits in
der ihm zeitlich voran-
gehenden „Findung Mu-
sis“ im Louvre, die noch
einen leichten Abglanz
tizianesker Farbigkeit
zeigt, läßt sich auch
dort ein Streben nach
Einbeziehung des Land-
schaftlichen in die Figu-
renschicht wahrnehmen.
Im „Sommer“ (Louvre),
der einem um 1660 bis
1664 geschaffenen Jah-
reszeitenzyklus ange-
hört. einem der reifsten
seines
ist
von
Bacchanale herbeizu-
führen trachtet. So ent-
stehen Werke gleich
dem der Malerei in der
Harrach - Galerie zeit-
nahen „Bacchanal mit
der Lautenspielerin“
und der nur wenig jün-
geren, um 1636—1638
anzusetzenden „Inspira-
tion des Dichters“, die
sich gleich dem ande-
ren Bild im Louvre be-
findet und eines der
schönsten
reichsten
ersten
ist. ,
Pan“
mot),
Reise
Franzisco - Josephini-
sches Kunstgewerbe
im Österr. Museum für Kunst
und Industrie
Die durch Hofrat Direktor Dr. Ernst ver-
anstaltete Ausstellung franzisco-josephini-
zweiten Hälfte _ . —o
noch manches schöne, reich gefaßte und ge-
schnittene Glas, vor allem aber schöne • 1
beiten aus Edelmetall. Hat nun auch < 11
Streben des Jugendstiles nach neuen Form< 11
zu den mannigfachsten und groteskesten V<1
irrungen geführt, so wurde doch durch i n’
durch seinen Bruch mit den historischen
Werke
stiles,
gung
Raum, von
Landschaft
Wir sehen
Annibale Carracci und Claude Lorraine, des-
sen Vorläufer er auf dem Gebiete
der Landschaftsmalerei gewesen ist. Sein
Verwobensein mit der Natur zeigt sich nir-
gends deutlicher als in seinen Feder- und
Pinselzeichnungen (von denen der Louvre 16,
die Wiener Albertina 11) zur Verfügung ge-
stellt hat, die uns in dem Schöpfer des klassi-
zistischen Historienbildes den
Begründer der französischen
kunst erkennen lassen.
Bei Neumann & Salzer hat der in
München tätige Werner Freiherr v. Houwald
ausgestellt. Einzelne seiner Landschaften
und Stilleben zeigen ein beachtliches male-
risches Können, das sich in der Schule seiner
Lehrer A. Hölzel und C. Caspar, vor allem
aber unter dem Einfluß des Spätwerkes von
Lovis Corinth entwickelt hat. In Landschaft
und Stilleben, kaum im Bildnis, das jeglicher
Prägnanz entbehrt, liegt auch die Zukunft
des noch jungen Künstlers. P.
scheu Kunstgewerbes ergänzt die kürzlich ge-
schlossene Kaiser-Franz-Joseph-Ausstellung
in Schönbrunn und in der Sezession, in der
uns ein Bild der Kunst und Kultur der Re-
gierungszeit des Herrschers geboten wurde
(vgl. Weltkunst Jahrg. 1935, Nr. 26). Wie hier
sieht man auch in der Schau im Wiener
Kunstgewerbemuseum schon in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts beachtliche
künstlerische Begabungen gleich Th. Hansen,
J. v. Storck am Werk, die sich in ihren Mö-
belentwürfen für die Fabrikanten J. Lobmevr
und G. Benda und den Kronprinzen Rudolf,
durchaus dem Geschmack ihrer Zeit anpaß-
ten. Der Unterschied zwischen den histori-
sierenden Richtungen der Vergangenheit,
dem Antikisieren der Renaissance, dem Goti-
sieren und der Chinoiserie des Rokoko und
dem Historisieren des 19. Jahrhunderts tritt
hier deutlich zutage. Dort ein Anknüpfen
und Neuschöpfen im Zusammenhang mit der
Geistesrichtung des betreffenden Zeitalters;
hier nur ein an der Oberfläche haftendes Ab-
wandeln überkommener
Stilelemente. Mag man
auch zu den Varianten
des aus dem Bieder-
meier und Rokoko her-
aus gewachsenen zwei-
ten Rokoko eine Brücke
finden, gegenüber dem
Sammelsurium von Mo-
tiven der Renaissance
und des Barocks, wie es
in der Folgezeit zur
Herrschaft gelangte,
das, charakteristisch für
die Gründerzeit, sich in
der Ueberladenheit der
Schmuckformen auslebt,
vermögen wir bei aller
Anerkennung hand-
werklich solider Arbeit
nur eine ablehnende
Stellung einzunehmen.
England war es und
nach ihm Belgien, von
wo die Reform des
Kunstgewerbes ihren
Ausgang nahm, an die,
um die Jahrhundert-
wende, auch die „Wie-
ner Werkstätte“
Klimt, Kolo
J. Hoffmann)
Dabei kam
Gediegenheit
werklichen
des Wiener
werbes zustatten,
sich zu einer
schmacklichen Verfalls,
alte, halbvergessene
Techniken, wie die
Emailmalerei, den Glas-
schnitt und Lederschnitt
wieder zu eigen ge-
macht hatte. So fin-
det man auch in der
des vorigen Jahrhunderts
Farben. Das Barlachbildnis kann als beach-
tenswerte Porträtleistung gelten.
Im Ausstellungsraum der Buchhandlung
Karl Buchholz werden neuere Bronzen
von Renee Sintenis und Gemälde und Aqua-
relle von Alfred Partikel gezeigt. Die be-
zigjährigen Adolf Schlabitz. Bei der Eröff-
nung sprach der Bildhauer Günther Martin,
der sich um die Ateliergemeinschaft Kloster-
straße besondere Verdienste erworben hat
und auf der Ausstellung mit figürlicher Holz-
plastik vertreten ist. Zk.
Ph. Mercier, Szene aus Richardsons ,,Pamela".
wegungsvollen und anmutigen Tiere der
Künstlerin ziehen mehr durch das in ihnen
zutage kommende Nachfühlungsyermögen für
die in diesem Stoffbereich umschlossenen
Wirkungen der Grazie und leisen Komik an.
als durch eigentliche plastische Form. Die
Art, wie sich hier die Liebe zum Tierhaften
ausspricht, teilt sich dem Beschauer mit. Wo-
bei jedoch das abwechslungsreiche Ober-
flächenspiel auf diesen kleinen Gestalten
unter dem Zeichen des Umrißhaften und der
malerischen Ansicht steht. Partikel gibt in
stimmungserfüllten Aquarellen sein Bestes.
Sie haben eine tonige Melancholie, die selt-
sam von seiner seit langem vertrauten, far-
big delikat zugespitzten Art abweicht. Unter
den Gemälden ist nicht alles gleichwertig.
Zk.
im Kunsthisto-
rischen Museum
Dirick Vellert. Hl. Anna Selbdritt. Wiener Kunsthandel (Photo, Silbermannl
dem
zum
Nach
Ex-
Kubis-
Sach-
1 lauptwerken (deren
tor des Kunsthistorischen Museums, Hofrat
A. Stix, zurückgeht und deren wichtigste vom
Louvre beigestellt wurden) ein scharfumris-
senes Bild der künstlerischen Persönlichkeit
von Nicolas Poussin. Deutlich laufen in dem
römischen Frühwerk der „Eroberung Jeru-
salems durch Titus“ (Kunsthistorisches Mu-
seum) die Fäden zusammen, die den Meister
mit der (in Schlachtenschilderungen schwel-
genden) Schule Raffaels und den Bolognesen
verbinden und zu der Antike überleiten, in
derem Sinn der Raum gegen die Tiefe ab-
gegrenzt wird. In dem etliche Jahre später,
in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre ent-
standenen „Kampf mit dem Drachen“ nach
Tasso. Ger. Lib. C. XV, 49 (Galerie Harrach)
hat sich der Künstler das Zusammenfassen
der Figuren in einer Schicht in der Art des
antiken Reliefs bereits zu eigen gemacht. Es
ist die absolute Harmonie von Inhalt und
Form, die Poussin von allem Anfang an er-
strebt. die ihn Messungen und Proportions-
studien nach der Antike vornehmen läßt und
um derentwillen er eine Zeitlang eine Syn-
these der antiken Formenwelt mit der Licht-
malerei und satten Farbigkeit des Tizian, der
..Himmlischen und irdischen Liebe“ und der
Daß Poussins Schöp-
fungen heute von erhöh-
tem Interesse sind,
hängt damit zusammen,
daß wir uns nach einer
ähnlichen Wandlung in
den künstlerischen An-
schauungen, wie sie sich
gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts vollzieht, zu
derselben künstlerischen
Auffassung durchgerun-
gen haben, die in
Werk Poussins
Ausdruck kommt.
I mpressionismus,
pressionismus,
mus und Neuer
lichkeit sind wir wieder
zu einer Würdigung der
Formprinzipien der An-
tike gelangt, denen
Poussin in Anknüpfung
an die Ideenwelt Raffa-
els und der Carracci in
der Kunst der romani-
schen Länder zur Herr-
schaft verhülfen hat.
So klein auch die
Ausstellung ist — sie
zählt acht Gemälde, sie-
benundzwanzig Zeich-
nungen — gewährt sie
doch an Hand von
Auswahl auf den Direk-
Der Atelier g em einschaft in der
Klosterstraße stehen für Ausstellungs-
zwecke nur ein Saal und die Wände des
großen Treppenhauses zur Verfügung. Da in
den Werkstätten selbst vierzig Künstler tätig
sind, veranschaulicht die neue Jahresschau
mehr die vorbildliche und gute handwerk-
liche Ueberliefprung betonende Atmosphäre
der Gemeinschaft als besondere Leistungen
ihrer einzelnen Mitglieder. Die Bildhauer
kommen dabei räumlich am günstigsten zur
Geltung. Zwei große Figuren von Ludwig
Kasper und schöne Arbeiten von Hermann
Blumenthal prägen sich vor allem ein. Unter
den Porträtdarstellungen sind recht unter-
schiedliche Leistungen, aber verhältnismäßig
wenig plastische Lösungen. Von den in der
künstlerischen Qualität gleichwertigen Bil-
dern werden Aquarelle von Hermann Teuber
u. Wolf Röhricht, das farbenklingende Pferde-
bild von Adolf Dahle und ausdrucksvolle
Landschaftsstücke von Paul Bahr dem Be-
trachter am meisten Freude geben. Er wird
den Blättern aus dem Totentanz von Käthe
Kollwitz seine Aufmerksamkeit zuwenden,
den Holzschnitten von Herbert Tucholski und
auch einigen Proben von der Hand des Se-
niors dieser Gemeinschaft, dem über acht¬
ln 'münchen:
Münchener
Brücken
Die Brücke als Ar-
chitektur, als Belebung
der Landschaft und sym-
bolhaft als Verbindung
von Diesseits und Jen-
seits war für Maler und
Graphiker von jeher
ein beliebtes Motiv. Wie
oft ist der Rialto dar-
gestellt worden, wie-
viele Landschaften mit
Brücken oder Brück-
chen gibt es, und die
„Brücke des Lebens“
finden wir als Gemälde,
als Stich und als Dekor
auf Möbeln, Krügen und
Gläsern. Für sich be-
trachtet, ist auch die
Wiener Kunsihandel. BrUckc ein Kunstwerk
(Photo: Lucas) > m,
oder sollte es we-
nigstens sein: in alten
Zeiten mehr stilvoll - malerisch, in neue-
rer technisch - konstruktiv. Keine andere
Stadt in deutschen Landen hat mit ihren
Brücken einen härteren Kampf gegen die
Naturgewalten zu führen gehabt als Mün-
chen. Immer wieder fielen sie der wilden
Isar zum Opfer. Und immer wieder erstan-
den sie stärker und schöner von neuem. So
gibt die von Amtmann Schiessl im Münche-
ner Historischen Stadtmuseum zusammen-
gestellte Sonderschau „Münchener Brücken“
nicht nur ein lokales Entwicklungsbild, son-
dern darüber hinaus wertvolle künstlerische
Eindrücke in jeder der oben angedeuteten
Richtungen mit den neulich eröffneten groß-
artigen neuen l.iidwigsbrücken als Abschluß.
F.
in itien:
Poussin-
Ausstellung
DIE WELTKUNST
Jahrg. IX, Nr. 51/52 vom 22. Dezember 1935
der
Mittler zwischen
an
im
der
mit hl. Christophorus und
(Photo: Weltkunst-Archiv)
Ahnen und
Landschafts-
St. P.-N.
(mit
Moser,
anknüpfte,
dieser die
der hand-
Schulung
Kunstge-
das
Zeit ge-
Oesterreichischer Nachfolger, L. Cranach d. Ae. Gottes-
mutter mit Kind. Wiener Kunsthandel (Photo: Lavas)
Meister der Habsburger Altartafel
hl. Sebastian. Wiener Kunsthandel
Alters-
die Vereini-
Figur und
Mensch u nd
vollzogen.
Poussin hier als
und eines
und farben-
Werke der
römischen Zeit
„Der Triumph des
(Sammlung P. Ja-
noch vor
i nach Paris (1640)
vollendet, erinnert
Tizian nur mehr
Thematischen. In
bildmäßigen Auffassung
läßt dieses Gemälde an
antike Sarkophagreliefs
denken. Wie bereits in
der ihm zeitlich voran-
gehenden „Findung Mu-
sis“ im Louvre, die noch
einen leichten Abglanz
tizianesker Farbigkeit
zeigt, läßt sich auch
dort ein Streben nach
Einbeziehung des Land-
schaftlichen in die Figu-
renschicht wahrnehmen.
Im „Sommer“ (Louvre),
der einem um 1660 bis
1664 geschaffenen Jah-
reszeitenzyklus ange-
hört. einem der reifsten
seines
ist
von
Bacchanale herbeizu-
führen trachtet. So ent-
stehen Werke gleich
dem der Malerei in der
Harrach - Galerie zeit-
nahen „Bacchanal mit
der Lautenspielerin“
und der nur wenig jün-
geren, um 1636—1638
anzusetzenden „Inspira-
tion des Dichters“, die
sich gleich dem ande-
ren Bild im Louvre be-
findet und eines der
schönsten
reichsten
ersten
ist. ,
Pan“
mot),
Reise
Franzisco - Josephini-
sches Kunstgewerbe
im Österr. Museum für Kunst
und Industrie
Die durch Hofrat Direktor Dr. Ernst ver-
anstaltete Ausstellung franzisco-josephini-
zweiten Hälfte _ . —o
noch manches schöne, reich gefaßte und ge-
schnittene Glas, vor allem aber schöne • 1
beiten aus Edelmetall. Hat nun auch < 11
Streben des Jugendstiles nach neuen Form< 11
zu den mannigfachsten und groteskesten V<1
irrungen geführt, so wurde doch durch i n’
durch seinen Bruch mit den historischen
Werke
stiles,
gung
Raum, von
Landschaft
Wir sehen
Annibale Carracci und Claude Lorraine, des-
sen Vorläufer er auf dem Gebiete
der Landschaftsmalerei gewesen ist. Sein
Verwobensein mit der Natur zeigt sich nir-
gends deutlicher als in seinen Feder- und
Pinselzeichnungen (von denen der Louvre 16,
die Wiener Albertina 11) zur Verfügung ge-
stellt hat, die uns in dem Schöpfer des klassi-
zistischen Historienbildes den
Begründer der französischen
kunst erkennen lassen.
Bei Neumann & Salzer hat der in
München tätige Werner Freiherr v. Houwald
ausgestellt. Einzelne seiner Landschaften
und Stilleben zeigen ein beachtliches male-
risches Können, das sich in der Schule seiner
Lehrer A. Hölzel und C. Caspar, vor allem
aber unter dem Einfluß des Spätwerkes von
Lovis Corinth entwickelt hat. In Landschaft
und Stilleben, kaum im Bildnis, das jeglicher
Prägnanz entbehrt, liegt auch die Zukunft
des noch jungen Künstlers. P.
scheu Kunstgewerbes ergänzt die kürzlich ge-
schlossene Kaiser-Franz-Joseph-Ausstellung
in Schönbrunn und in der Sezession, in der
uns ein Bild der Kunst und Kultur der Re-
gierungszeit des Herrschers geboten wurde
(vgl. Weltkunst Jahrg. 1935, Nr. 26). Wie hier
sieht man auch in der Schau im Wiener
Kunstgewerbemuseum schon in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts beachtliche
künstlerische Begabungen gleich Th. Hansen,
J. v. Storck am Werk, die sich in ihren Mö-
belentwürfen für die Fabrikanten J. Lobmevr
und G. Benda und den Kronprinzen Rudolf,
durchaus dem Geschmack ihrer Zeit anpaß-
ten. Der Unterschied zwischen den histori-
sierenden Richtungen der Vergangenheit,
dem Antikisieren der Renaissance, dem Goti-
sieren und der Chinoiserie des Rokoko und
dem Historisieren des 19. Jahrhunderts tritt
hier deutlich zutage. Dort ein Anknüpfen
und Neuschöpfen im Zusammenhang mit der
Geistesrichtung des betreffenden Zeitalters;
hier nur ein an der Oberfläche haftendes Ab-
wandeln überkommener
Stilelemente. Mag man
auch zu den Varianten
des aus dem Bieder-
meier und Rokoko her-
aus gewachsenen zwei-
ten Rokoko eine Brücke
finden, gegenüber dem
Sammelsurium von Mo-
tiven der Renaissance
und des Barocks, wie es
in der Folgezeit zur
Herrschaft gelangte,
das, charakteristisch für
die Gründerzeit, sich in
der Ueberladenheit der
Schmuckformen auslebt,
vermögen wir bei aller
Anerkennung hand-
werklich solider Arbeit
nur eine ablehnende
Stellung einzunehmen.
England war es und
nach ihm Belgien, von
wo die Reform des
Kunstgewerbes ihren
Ausgang nahm, an die,
um die Jahrhundert-
wende, auch die „Wie-
ner Werkstätte“
Klimt, Kolo
J. Hoffmann)
Dabei kam
Gediegenheit
werklichen
des Wiener
werbes zustatten,
sich zu einer
schmacklichen Verfalls,
alte, halbvergessene
Techniken, wie die
Emailmalerei, den Glas-
schnitt und Lederschnitt
wieder zu eigen ge-
macht hatte. So fin-
det man auch in der
des vorigen Jahrhunderts
Farben. Das Barlachbildnis kann als beach-
tenswerte Porträtleistung gelten.
Im Ausstellungsraum der Buchhandlung
Karl Buchholz werden neuere Bronzen
von Renee Sintenis und Gemälde und Aqua-
relle von Alfred Partikel gezeigt. Die be-
zigjährigen Adolf Schlabitz. Bei der Eröff-
nung sprach der Bildhauer Günther Martin,
der sich um die Ateliergemeinschaft Kloster-
straße besondere Verdienste erworben hat
und auf der Ausstellung mit figürlicher Holz-
plastik vertreten ist. Zk.
Ph. Mercier, Szene aus Richardsons ,,Pamela".
wegungsvollen und anmutigen Tiere der
Künstlerin ziehen mehr durch das in ihnen
zutage kommende Nachfühlungsyermögen für
die in diesem Stoffbereich umschlossenen
Wirkungen der Grazie und leisen Komik an.
als durch eigentliche plastische Form. Die
Art, wie sich hier die Liebe zum Tierhaften
ausspricht, teilt sich dem Beschauer mit. Wo-
bei jedoch das abwechslungsreiche Ober-
flächenspiel auf diesen kleinen Gestalten
unter dem Zeichen des Umrißhaften und der
malerischen Ansicht steht. Partikel gibt in
stimmungserfüllten Aquarellen sein Bestes.
Sie haben eine tonige Melancholie, die selt-
sam von seiner seit langem vertrauten, far-
big delikat zugespitzten Art abweicht. Unter
den Gemälden ist nicht alles gleichwertig.
Zk.
im Kunsthisto-
rischen Museum
Dirick Vellert. Hl. Anna Selbdritt. Wiener Kunsthandel (Photo, Silbermannl
dem
zum
Nach
Ex-
Kubis-
Sach-
1 lauptwerken (deren
tor des Kunsthistorischen Museums, Hofrat
A. Stix, zurückgeht und deren wichtigste vom
Louvre beigestellt wurden) ein scharfumris-
senes Bild der künstlerischen Persönlichkeit
von Nicolas Poussin. Deutlich laufen in dem
römischen Frühwerk der „Eroberung Jeru-
salems durch Titus“ (Kunsthistorisches Mu-
seum) die Fäden zusammen, die den Meister
mit der (in Schlachtenschilderungen schwel-
genden) Schule Raffaels und den Bolognesen
verbinden und zu der Antike überleiten, in
derem Sinn der Raum gegen die Tiefe ab-
gegrenzt wird. In dem etliche Jahre später,
in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre ent-
standenen „Kampf mit dem Drachen“ nach
Tasso. Ger. Lib. C. XV, 49 (Galerie Harrach)
hat sich der Künstler das Zusammenfassen
der Figuren in einer Schicht in der Art des
antiken Reliefs bereits zu eigen gemacht. Es
ist die absolute Harmonie von Inhalt und
Form, die Poussin von allem Anfang an er-
strebt. die ihn Messungen und Proportions-
studien nach der Antike vornehmen läßt und
um derentwillen er eine Zeitlang eine Syn-
these der antiken Formenwelt mit der Licht-
malerei und satten Farbigkeit des Tizian, der
..Himmlischen und irdischen Liebe“ und der
Daß Poussins Schöp-
fungen heute von erhöh-
tem Interesse sind,
hängt damit zusammen,
daß wir uns nach einer
ähnlichen Wandlung in
den künstlerischen An-
schauungen, wie sie sich
gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts vollzieht, zu
derselben künstlerischen
Auffassung durchgerun-
gen haben, die in
Werk Poussins
Ausdruck kommt.
I mpressionismus,
pressionismus,
mus und Neuer
lichkeit sind wir wieder
zu einer Würdigung der
Formprinzipien der An-
tike gelangt, denen
Poussin in Anknüpfung
an die Ideenwelt Raffa-
els und der Carracci in
der Kunst der romani-
schen Länder zur Herr-
schaft verhülfen hat.
So klein auch die
Ausstellung ist — sie
zählt acht Gemälde, sie-
benundzwanzig Zeich-
nungen — gewährt sie
doch an Hand von
Auswahl auf den Direk-
Der Atelier g em einschaft in der
Klosterstraße stehen für Ausstellungs-
zwecke nur ein Saal und die Wände des
großen Treppenhauses zur Verfügung. Da in
den Werkstätten selbst vierzig Künstler tätig
sind, veranschaulicht die neue Jahresschau
mehr die vorbildliche und gute handwerk-
liche Ueberliefprung betonende Atmosphäre
der Gemeinschaft als besondere Leistungen
ihrer einzelnen Mitglieder. Die Bildhauer
kommen dabei räumlich am günstigsten zur
Geltung. Zwei große Figuren von Ludwig
Kasper und schöne Arbeiten von Hermann
Blumenthal prägen sich vor allem ein. Unter
den Porträtdarstellungen sind recht unter-
schiedliche Leistungen, aber verhältnismäßig
wenig plastische Lösungen. Von den in der
künstlerischen Qualität gleichwertigen Bil-
dern werden Aquarelle von Hermann Teuber
u. Wolf Röhricht, das farbenklingende Pferde-
bild von Adolf Dahle und ausdrucksvolle
Landschaftsstücke von Paul Bahr dem Be-
trachter am meisten Freude geben. Er wird
den Blättern aus dem Totentanz von Käthe
Kollwitz seine Aufmerksamkeit zuwenden,
den Holzschnitten von Herbert Tucholski und
auch einigen Proben von der Hand des Se-
niors dieser Gemeinschaft, dem über acht¬
ln 'münchen:
Münchener
Brücken
Die Brücke als Ar-
chitektur, als Belebung
der Landschaft und sym-
bolhaft als Verbindung
von Diesseits und Jen-
seits war für Maler und
Graphiker von jeher
ein beliebtes Motiv. Wie
oft ist der Rialto dar-
gestellt worden, wie-
viele Landschaften mit
Brücken oder Brück-
chen gibt es, und die
„Brücke des Lebens“
finden wir als Gemälde,
als Stich und als Dekor
auf Möbeln, Krügen und
Gläsern. Für sich be-
trachtet, ist auch die
Wiener Kunsihandel. BrUckc ein Kunstwerk
(Photo: Lucas) > m,
oder sollte es we-
nigstens sein: in alten
Zeiten mehr stilvoll - malerisch, in neue-
rer technisch - konstruktiv. Keine andere
Stadt in deutschen Landen hat mit ihren
Brücken einen härteren Kampf gegen die
Naturgewalten zu führen gehabt als Mün-
chen. Immer wieder fielen sie der wilden
Isar zum Opfer. Und immer wieder erstan-
den sie stärker und schöner von neuem. So
gibt die von Amtmann Schiessl im Münche-
ner Historischen Stadtmuseum zusammen-
gestellte Sonderschau „Münchener Brücken“
nicht nur ein lokales Entwicklungsbild, son-
dern darüber hinaus wertvolle künstlerische
Eindrücke in jeder der oben angedeuteten
Richtungen mit den neulich eröffneten groß-
artigen neuen l.iidwigsbrücken als Abschluß.
F.
in itien:
Poussin-
Ausstellung