Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe (4.1888)

112

SKobeme perftfdje fyatencen.

wieber unb fielet in Ijöljerem SJJafje al§ bei
feinen ©überarbeiten, äßenn wir aber „biefe
©rjengniffe be§ Kleingewerbes", wie e§ fein
niufj, „nicfjt mit bent SJcafjftabe ebterer ffunft-
jweige, fonbern nadj ben beften itjrer 2Irt be-
urteilen", bann Wirb jeber Unbefangene, aud)

ot)ne meine 2lu§eiuanberfetutngen, in ben un-
^weifelljaften ©djönljeiten, bie fie bieten, bie
©igenart be§ Sßarburger SReifterS el)er wieber-
erfennen, al§ bei manchen ifjm notorifd) juge-
porigen Serien.

2TIob<?me perfifcfye $aimcen.

Pon ©tto v. ^alfe.

Sm ©egenfa|$ ju ber mol)lberbienten 3Bert-
fdjäjjung, wetetje bie alten gaiencen be§ mu§-
limifdjen Orient? auf bent europäifdjen ®unft-
marft genießen, bringt man im allgemeinen ben
mobernen ©rjeugniffen ber perfifetjen Seramif
ein fetjr geringes ^ntereffe entgegen. 1Jtller-
bing§ tonnen biefetben einen Skrgteid) mit ben
alten arbeiten in feiner Sßeife augljalten; fie
berbienen aber bennodj 23ead)tung, nidjt nur al§
bie 2tu§läufer einer einft blütjenben unb t)odj-
fteljenben Sn^uftrie, fonbern and) wegen ber
fünftterifdjen (£igenfdjaften,biefie troljber jweifet-
lofen ^ennseidien eine§ tiefen S3erfalle§ fiel)
immer nodj bewaljrt l;aben. 3l)re grajißfen
gormen, bie leid)te unb oft fdjtoungboHe $tiä)-
nung unb bie faft aßen arbeiten be§ Drient§
gemeinfame tjarmonifdje ßufammenfteKung ber
garben fidjern Ujnen, wenn aud) nierjt t)öfjeren
fünftterifdjen SBert, fo bod) eine große belora-
titoe Sßtrfung. %f)xe Mängel liegen bor allem
in ber ted)nifd)en 2tu§füt)rüng; bie Sftaffe ift
nüuberWertig, bie ©lafur trots il)re§ ©langes
botlcr 3tiffe unb unrein; aud) bie g-arben ftefjen
uid)t auf ber §öt)e ber alten SSorbilber.

©in franjöfifcber gorfdjer, Suiten oe
9tod)ed)ouarb, tjat wätjrenb eine§ langjährigen
9lufentt)alte§ in 9ßerfien über bie Serantif be§
£anbe§ eingel)enbe ©tubien gemad)t unb in einem
in ®eutfd)(anb wenig befnnnt geworbenen SBerfe
(Souvenirs d'un voyage en Perse. Paris,
Challamel, 1867) neben Wertbollen Zeitteilungen
über ben Raubet unb einzelne 3nbuftrie5Weige
9ßcrften§ aud) über bie tjeutige gaieneeinbuftrie
neue unb au§füf)rlictje ®aten gegeben.

®a§ Urteil, ba§ 9tod)ed)ouarb über bie l)eu-
tigen ©rjeugniffe fällt, ift im allgemeinen ein uu-
günftigeS, wie e§ uid)t anber§ 511 erwarten ift,
jumat ba er in ber Sage war, bie Ijerrlidjen
©enfmäler auZ ber S3tütejeit be§ perfifdjen
Siunftgewerbe» mit ben mobernen Sßrobut'teu in

SSergleid) 51t gietjen; bod) t)at er itjre guten
©igenfd)aften, bor allem itjre unbeftreitbare
SBirfung at§ beforatibeCbj.efte feiue§Weg§ über-
feljen. SSir geben tjier in furjem bie 9Jcit-
teilungen 9todjed)ouarb§ über bie gabrifation?-
ftätten unb Slrten perfifdjer gaience wieber.

®ie ©entren ber Snbuftrie im tjeutigen
Sran finb Setjeran, ®afmin, §amaban, S?um,
Safd)au, Dcatinj, SJca'in unb 3Kefd)eb; bie brei
letzteren ©täbte liefern bie retatib beften arbeiten.

3n 9ca'in wirb rjauptfädjlicl) Weif3e§ ®e-
fd)irr mit fobattblauer Semalung gefertigt. ©§
ift bet'annt, bnfj balb nacl) ber Blütezeit be§
perfifd)en Sunftgewerbeg unter ©djalj 2lbba§,
bereits in ber äWeiten §älfte be§ 17. %a§x-
l)imbert§, ber d)inefifd)e ©efcl)mad in ber
Sauferei $erfien§ ber l)errfd)enbe würbe unb
bie polrjdjromen, fogeuaunten 9tf)obu§faiencen
Derbrängte. S« %laln Wirft biefer crjiuefifclje
(Sinflufs nod) ()eute in ber gaiencefabrifation
fort. 5)ie Saiencearbeiter bon 9cafn fopiren auf
ba§ ©enauefte d)iuefifd)e§ unb japanifd)e§ 93lau-
poräellau; Oor allem finb e§ lanbfd)aftlid)e
SDarftetlungen, bie fie mit Vorliebe iljren SSor-
bilbern entnehmen. Ef)nrafteriftifd) für itjre
arbeiten ift e§, bafä fie ber djiuefifd)en £anb-
fdjaft fpejififd) perfifcfje SMotibe, SEiere ober be-
ftimmteS ^flanjenornament f)injufügen unb fo
ifjrer 3eid)nung bod) ein originale§ ©epräge
oerleitjen. ®ie gabrifeu bon 9IaYn finb bie
einjigen, bie it)re ©r^euguiffe regelmäßig mit
einer beftimmten SJcarfe unb mit ©atirungen
berfef)en. Seiber t)at 9tod)cd)ouarb eine 9lbbil-
buug biefer TtaxU nid)t gegeben. SDie ©lafur
biefer g-aienceu ift fet)r bief unb äeict)net fid)
burd) leb()afteu ©lang au?.

SSeniger befannt finb bie gaiencen bon
Statins, ba bie Heine ©tabt jwifdjen S^'i^ott
unb Safd)an abfeit§ bon ber gewöhnlichen
Söerfet)r§route liegt. Sn ber ©efd)id)te ber