Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 4.1888

DOI Artikel:
Falke, Otto von: Moderne persischen Faiencen
DOI Artikel:
Hessische Bauernstühle
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4087#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
114

§ejftfd)e SBaueraftitfjIe.

leicht begünftigt burdj bie ©iufüfirung unb
Kadjatjmung ber @af djmirf fjawB, grofser ©in-
ftttfj eingeräumt würbe; e§ ift baljer nidtjt er-
ftaunticlj, bafj troj} ber fjcrrlidjen 83orbitber, bie bie
perfifdje Shtnft fetOft gerabe ber güefeninbuftrie
bieten fann, audj in ber ^eramif btefe 33or-
liebe für inbifdjeä Ornament gum StuSbrucE
fommt. 9rod)edjouarb erflärt biefe (Srfdjeinung
baburdj, bafj bie Ijeute fabrigtvteit gttefen ntctjt
meljr fo wie früher, wo fie jur 33effeibung bon
üöcofdjeefuppeln unb grofjer 9iäume bienteu, auf
eine SBirfung auf grofje Siftanäeu beregnet
feien, ba fie jur Sßerjierung bon portalen an
93äbern unb Sßribatgebäuben angebrad)t würben,
Wobei audj ber mefjr in§ SDetatl gefjenbe in-
bifdje Sefor jur ©eltung fommen tonne.

§eute werben gtiefeu jur SBanbbefleibung
in faft alten größeren ©labten $erfien§ gefer-
tigt; obenan fteljt bie Snbuftrie ber Jpauptftabt
Sefjeran, ba btefe, at§ ©it$ be§ Jpofe§ unb ber
SBürbenträger, audj ben größten Sebarf an
biefer SSerjierung arcfjttei'tonifcrjer ©djüpfungeu
I)at. S § P a fj o «/ tooljl beeinflußt burd; bie großen
Scnfntale au§ ©djalj 2tbba§' £eit, fabrijirt in
großen Waffen nod) gliefen im ©tife be§
16. SatjrlmnbertS; befonberS beborjugt werben
bie statten mit figürlichen Sarftettungen,
3>agbbitber unb SiebeSfsenen, Weniger bagegen

bie Sßftangenmufier in bem großen ©tue ber
SBIütegeit. @§ mag fjier erwähnt Werben, baß
in 3§pafjan aud) bie Töpferei in jüngfter Seit
wieber einen Stuffcljmung genommen §at unb
jur SSei'jierung itjrer ©efäße bon figürlichem
Ornament reiben ©ebraudj mad)t.

3um ©djtuffe berbienen nod) einige Strten
moberner perfifdjer ®eramif erwähnt ju werben,
bie fid) im Sanbe fetbft grofjer Sßetiebtrjeit er-
freuen. Sn Sunt Ijauptfäd)tid) Werben in grofjen
SOcengen Srinfgefäße bon I)ödjft gefdjmad'boöen
gormen au§ ganj poröfem Sljone erjeugt, bie
wie bie fpanifdjen SUfara^aS burd; bie SSer-
bunftung ba§ SBaffer füf)t unb frifdj erhalten.
Strabellen unb ftgürtictje Sarftettungen bieneu
jjüm ©cfjmucf. 93eim S3ranbe werben fie nid)t
btreft bem geucr au§gefej}t, fonbern mit einer
tf)önernen §üüe umgeben, fo bafs bie igi^e fang-
fam unb gemäßigt einwirft.

Sie ©tabt SebriS beteiligt fid) an ber
feramifdjen ignbuftrie be§ Sanbe§ burd; ©r-
5eugung bon ©efäßen au§ bunMrotem Sljou,
bie mit StrabeSt'en in SSergolbung ornamentirt
finb. Sie außerft feine ÜPJaffe wirb mit feiner
©lafttr überwogen,fonbern nur polirt; fie gleiten
alfo in iljrer §erftcttung ben bekannten roten
©efctßen au§ ©tut in Sgrjpten.

§n ber ^arbcnbnidtnfeL

F. L. S"t fiebenten §efte be§ 3. Saljr*
gnnge§ b. Q. beröffcntlid)ten Wir nacrj ben WliU
teilungen be§ §errn g-. Swnn jwei S8auern-
ftüfjle au§ einem Sorfe bei $ö§tin, beren orU
ginefte SSentatung augenfdjeiulid) auf alter
Srabition beruhte, llnfere farbige Safel ftettt
jum Sergleid) mit biefen jwei ©tü|le au§ ber
©egenb bon ßiegenljain, an ber ©renje bon
Dber= unb Slieberfjeffen, bar, bie, obgleid) beut
erften Sa^rjetjut biefer Saf;rfjunbert§ ent*
ftammenb, bict(eid;t in nod) l)öf)erem S)caf3e al§
jene pommerfd)en Seifpiele in itjrer gorm bie
Überlieferung mittelalterlicher ©eräte feftge-
galten Ijaben. Siefe bitrd)au§ polt)d)rom be-
l)anbelteu ©tü()le, bie nod) l)ettte in berfdjiebenen
Sbrferu im füblicfjen Seil be§ alten Surf)effen§
in ät)nlid)en gönnen angefertigt werben, finb
nid)t Slrbeiten be§ Sifd)(er§, fonbern bc§ SSJag*

ner§ ober „9cabemad)er§", ber ba§ §olj auf
ber ©djnitjbanf bearbeitet. Übrigen§ würben
biefe ©tüfjle uidjt bu|eubweife, fonbern immer
für beftimmte ^erfonen al§ ©!f)veiifijje ange-
fertigt, meift wob^l atö 21u§ftattung§ftücte für
bie junge ©l)efrau, bie in ein eigeneg §au§
eingießt, fobafs fid) faft jeber ©tul)l mit bem
Kamen ber SBefijserm unb ber SolreSjaf)! be-
jcicljuet finbet.

Sn weldjer Seit bie SSorbilber biefer ©tü^le
^u fudjeti finb, ift bei ber ©pärlidjfeit unb Ur-
fprünglicbleit be§ angewanbteu DruomcnteS
uicijt leid)t ju entfdjeiben. S8ei bem Iinf§ bar-
geftetften @tul)l bürfte e§ ftattf)aft erfdjeinen,
an ba§ frütje SJcittclalter 311 benfeit: bie fdjra-
gen ©tollen ber 9iüdeulel)ne mit it)ren fdjräg
auffteigenben, Wulftartigen 33änbern, ba§ au§
ft\-ei§fd)lägen gebilbete, bem Set'bfcfjnitt auf3
 
Annotationen