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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0032

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3!)

1890.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

40

sind und die bei unsern rheinländischen Verhältnissen
beim bestem Willen nicht einzuhalten sein dürften. In-
dem wir hoffen, dafs das Werk auch bei allen rhei-
nischen Bauleuten freundliche Aufnahme finde und gute
Früchte trage, wollen wir nicht verfehlen, darauf auf-
merksam zu machen, dafs es sich bei Verwendung der
vielen schönen Vorbilder nicht um ein vollständiges
oder theihveises Kopiren handeln darf, dafs vielmehr
durch ihre Befestigung vor Allem die daraus zu schöp-
fenden guten Grundsätze in Fleisch und Blut des
Künstlers übergehen sollen, und dafs letztere unter An-
lehnung an die eigenthümlichen Formen der Gegend,
in welcher ein Bau zu errichten ist, zur Ausführung
zu bringen sind, wenn der spätere Bau nicht das Aus-
sehen eines Fremdlings im Lande in Gestaltung und
Farbe erhalten soll. Wenn auch heute die Eisenbahnen
Material wie Arbeiter ohne bedeutende Kosten in die
fernsten Gegenden hinbringen, so bleibt doch immer
der Charakter der Mehrzahl der Bauwerke einer Pro-
vinz von den Verhältnissen derselben in Bezug auf
F'ormengestaltung und Material abhängig. Wir könnten
eine Reihe von Villen beispielsweise anführen, welche
in den letzten zehn Jahren am Rheinstrome entstanden
sind und deren Ziegelfarbe und niederdeutsche Formen-
bildungen im Ganzen und Einzelnen im grellen Wider-
spruche zu der Umgebung und der ganzen Landschaft
stehen; dagegen dürften die kirchlichen Anlagen im
Sinne der Hannoverschen Schule auch am Niederrhein
sich gut in die dortige Umgebung einfügen lassen,
ohne fremdartig zu erscheinen. Wiethase.

Elemente d'Iconographie Chretienne. Types
symboliques. Bar L. C1 o q u e t, Secretaire de la
Revue de l'Art Chretien. Lille 1890, Desclee, de
Brouwer & Cie.
Diesen soeben ausgegebenen Grundrifs der christ-
lichen Ikonographie oder Symbolik, welcher aus 387
mit rothen Linien eingefafslen Seiten und überaus
zahlreichen und vortrefflichen, fast ausschliefslich in
den Text aufgenommenen Illustrationen besteht, be-
grüfsen wir mit aufrichtiger Freude als den ersten
nach langer Zeit wieder erschienenen, dazu durchaus
klaren und zuverlässigen Führer auf diesem für die
Geschichte und die Praxis der christlichen Kunst so
wichtigen und so schwierigen Gebiete. — Das I. Ka-
pitel enthält die Begriffsbestimmungen und Grundsätze,
das II. handelt von Gott im Allgemeinen, das III. von
Gott dem Vater, das IV. von Gott dem Sohne, das
V. von Gott dem hl. Geiste, das VI. von der heiligsten
Dreifaltigkeit, das VII. von der Jungfrau Maria und
ihrem Gemahl, das VIII. von den himmlischen Geistern,
das IX. von den Heiligen, das X. von den Propheten,
Patriarchen und Sybillen, das XI. von den Personifi-
kationen und Allegorien, das XII. von den rein
materiellen Geschöpfen, das XIII. von den wirklichen
Thieren, das XIV. von den F'abelthieren, das XV. von
den Pflanzen. — Der Bestimmtheit dieser Haupttheile
entspricht die scharfe Abgrenzung der einzelnen Unter-
Abtheilungen, die alle einschlägigen Fragen von Be-
deutung behandeln, und im IV. wie XI. Kapitel je
volle 70 Seiten umfassen. Dem gründlichen Texte, der

wie auf den zahlreichen Veröffentlichungen, vornehm-
lich der in dieser Hinsicht besonders produktiven fran-
zösischen Forscher, so auf eingehenden eigenen Studien
beruht, kommt überall das vorzügliche Abbildungsmaterial
zu Hülfe, dessen Beschaffung, zumal zu so beispiellos
wohlfeilem Preise, nur durch die langjährigen kunstge-
schichtlichen und liturgischen Veröffentlichungen des
überaus strebsamen und opferwilligen Verlags möglich
war. Abbildungen von alten Darstellungen wechseln mit
denen von neuen ab, letztere in der bekannten gothischen
Linienmanier. So gut diese auch durchweg gezeichnet
sind, in den zahlreichen Fällen, in denen sie durch alte
Vorbilder bezw. Belege zu ersetzen gewesen wären, wür-
den diese dem Zwecke des Buches wohl noch mehr ent-
sprochen haben. — Einstweilen dürfen wir nur die Er-
wartung aussprechen, dafs dieses ungemein lehrreiche
Buch in Deutschland recht viele Abnehmer finden werde.
Dem Wunsch aber müssen wir Ausdruck geben, dafs
ihm bald ein deutscher Bearbeiter erstehe, aber ein durch-
aus selbständiger, der das so umfassende und eigenartige
deutsche Material in viel erheblicherem Umfange auf-
nehme und verarbeite. h.

La broderie duXIsiecle jusqu'a nos jours
par Louis de Farcy, so lautet der Titel eines
Werkes, welches demnächst in 2 Bänden zum Preise
von 90 fr. im Verlage von M. Belhomme in Angers
erscheinen wird. Die bisherigen zahlreichen Veröffent-
lichungen des für die kirchliche Kunst in Frankreich
überaus thätigen hochgeborenen Verfassers lassen über
diesen wichtigen bislang noch so wenig behandelten
Gegenstand eine so gediegene wie gründliche Beleh-
rung mit aller Bestimmtheit erwarten. Die beiläufig
100 Lichtdrucktafeln in Grofsfolio werden aus den
einzelnen Epochen die besten Erzeugnisse der Nadel-
malerei vorführen, und zwar nicht nur solche, die sich
in Frankreich erhalten haben. Nur um die Technik
und um die Art der Musterung in den einzelnen Pe-
rioden vom XI. Jahrh. an bis in unsere Tage handelt
es sich, also gerade um die beiden Seiten, auf welche
es für die Ausführung vor Allem ankommt. Diese
hat in Deutschland einen neuen Aufschwung genom-
men und grofse Fortschritte namentlich auf dem Ge-
biete der Leinenstickerei gemacht. Die eigentliche
Nadelmalerei aber bedarf gerade in Bezug auf Technik
und Zeichnung noch sehr der Vervollkommnung im
Dienste der kirchlichen wie der weltlichen Kunst. Da
das neue Werk in dieser Hinsicht ein gutes Hülfsmittel
zu werden verspricht, so darf wohl im Sinne der Em-
pfehlung auf dasselbe hingewiesen werden. s.

„Die Madonna della Stella" und „der grüne
Trompeten-Engel" von Fra Angelico da Fiesole
sind im Anschlüsse an den früher bereits von uns
besprochenen „rothen Posaunen-Engel" als nicht min-
der gelungene Farbenholzschnitte bei Jul. Schmidt in
Florenz erschienen. Knöfler in Wien hat auch diese
für den Farbendruck bereitet und die liebreizenden
Originale so trefflich wiedergegeben, dafs diese Re-
produktionen besonders als Schmuck der Zimmerwand
bestens empfohlen zu werden verdienen. H.
 
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