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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0134

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229

1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

230

Benutzbarkeit, namentlich auch zu Zwecken der Auf-
hellung der allgemeinen Geschichte unserer vaterlän-
dischen Kunst, findet sich dadurch wesentlich bedingt.
— Ein Ergänznngshefl bringt auf 7 Bildtafeln, wo-
runter 2 gröfseren Formates in Farbendruck, vorzugs-
weise bemerkenswerthe Gegenstände, darunter die spät-
gothische Bemalung des Inneren einer Kirche zu
Bürsen, welche Dekorationsmalern als Muster um so
mehr zu empfehlen ist, als es an derartigen Vorbildern
sehr fehlt.

Zum Schlufs sei noch der Bewunderung darüber
Ausdruck gegeben, dafs im Wesentlichen eine Einzel-
kraft, in der Person des Professors Haupt, dazu aus-
gereicht hat, binnen eines so kurzen Zeitraumes (1887
bis 1890) so schwierige Aufgaben, wie die vorstehend
bezeichneten Kunstdenkmäler-Slatistiken, so wie ge-
schehen, zu bewältigen. a. Reichensperger.

Heiligkreuz und Pfalzel. Beiträge zur Bauge-
schichte Triers von W. Effmann. (Sonderabdruck
aus dem Index lectionum quae in universitate Fri-
burgensi per menses hiemales [1890/91] habebuntur.
Fribourg [Suisse] 1890, impr. et libr. de l'oeuvre de
St. Paul.)
Die kaum ins Leben getretene Universität in Frei-
burg legt von ihrem eifrigen Streben und mächtigen
Aufblühen auch dadurch rühmliches Zeugnifs ab, dafs
sie ihre Lektionskataloge nicht als blofse Verzeichnisse
ausgibt, sondern mit wissenschaftlichen Arbeiten be-
gleitet. Und hochbedeutsam ist die den ersten Katalog
einführende Studie von Effmann, unserem getreuen
Mitarbeiter, der bekanntlich das Fach der Kunstge-
schichte an der neuen Universität vertritt. Dieselbe
behandelt zwei bislang fast ganz unbekannte Kirchen
des XI. Jahrh., welche unter Beigabe von 87 Text-
illustrationen gründlichst untersucht weiden.

Um eine Cenlralanlage in Kreuzform mit Gewölben
und Vierimgsthurm (wie sie in Ravenna und Padua
erhallen ist), handelt es sich bei der Heiligkreuz-
Kapelle in Trier, und zwar um das einzige noch
besiehende derartige Denkmal in Deutschland. Die
Anbauten und Umänderungen, die es im Laufe der
Zeit erfahren hat, lassen zwar die ursprüngliche Anlage
nur schwer erkennen; der Verfasser hat aber das grofse
Verdienst, sie in zuverlässigster Weise rekonstruirt und
eine der ältesten Kreuzbauten, Gewölbebauten, Vierungs-
thurmbauten in die deutsche Kunstgeschichte einge-
führt zu haben.

Viel schwieriger noch war die Rekonstruktion der
Stiftskirche von Pfalzel bei Trier, welche aus
einem römischen Bau zur fränkischen Zeit in ein
Gotteshaus verwandelt, im XI. Jahrh. wesentlich
umgestaltet, im XIII. mit Gewölben Uberfangen,
im XVII. mit allerlei Abänderungen versehen, im
Anfange unsers Jahrhunderts in Privatbesitz gelangt,
gegenwärtig noch als Scheune dient, obgleich sie in
Bezug auf Ursprung und Schicksal eine Art von Ab^
bild des Trierer Domes ist, also der Wiederherstellung
im höchsten Maafse würdig. Hoffentlich wird diese
mit Erfolg angeregt durch die eingehende Beschrei-
bung von Effmann, der keine Mühe gescheut hat, um
alle Spuren, auch die verborgensten, zu erforschen und
den einzelnen Bauperioden, von denen die romanische

die durchgreifendste gewesen ist, je ihren bezüglichen
Antheil zuzuweisen. Sehr lehrreich ist die Analyse,
die in rückläufiger Bewegung sich vollzieht und unter
den Augen des Lesers, den die Abbildungen schritt-
weise orientiren, in eine vollständige Aufhellung aller
Dunkelheiten ausläuft. — Die mancherlei Analogien mit
andern Anlagen, welche zum Theil sogar abbildlich
herangezogen werden, weisen diesen beiden interessanten
Bauwerken genau die Stellen an, welche sie fernerhin
in der Geschichte der deutschen Baukunst einzunehmen
haben. — Ein ebenfalls reich illustrirter Anhang be-
handelt die ,, Neben bauten der Stiftskirche von
Pfalzel", welche der spätgothischen Periode ange-
hören, s.

Motive. Sammlung von Einzelformen aller Techniken
des Kunstgewerbes als Vorbilder und Studienmaterial.
Herausgegeben von Max Heiden, Verwalter der
Stoffsammlung des Königl. Kunstgewerbemuseums
zu Berlin. Heft 1 und 2. Leipzig 1890, Verlag von
A. Seemann.
Dieses Doppelheft (dem weitere 29 ä 2 Mark fol-
gen sollen) enthält 10 Tafeln in Grofsfolio und jede
derselben eine gröfsere oder kleinere Anzahl von ver-
wandten Motiven, d. h. mustergültige Abbildungen aus
dem Bereiche der Flachmuster, welche den verschie-
densten Zeiten, Ländern, Techniken angehören. Mit
grofsem Verständnisse aus einer Ueberfülle von Ma-
terial mühsam zusammengesucht und in durchaus kor-
rekter und zuverlässiger Linienzeichnung wiederge-
geben, versprechen diese Tafeln gerade dasjenige zu
bieten, was unser heutiges Kunstgewerbe für Studium
und Nachahmung bedarf; was geeignet ist, die Nach-
forschung zu erleichtern, die Phantasie anzuregen. Die
praktische Verwendung dieser überaus mannigfaltigen
Motive, die in der Regel eine koloristische sein wird,
würde an Leichtigkeit und Sicherheit noch erheblich
gewinnen, wenn Andeutungen in Bezug auf die Farben-
zusammenstellung, etwa durch eingetragene Zeichen,
gegeben würden. Auch für den Archäologen, der aus
dem Werke sehr Vieles wird lernen können, wären
solche Notizen von grofsem Werlhe, wie überhaupt
eine etwas eingehendere Beschreibung der einzelnen
Tafeln höchst wünschenswerth wäre, die dem Verfasser
bei seiner aufsergewöhnlichen Vertrautheit mit dem
Gegenstande sicher eine leichte Aufgabe ist. Viel-
leicht hat er dieselbe aber auch in der ersten Liefe-
rung nur deshalb so knapp gehalten, um den Raum
für die „Ankündigung" zu verwerthen, welche als
Einleitung den Zweck des Werkes erörtert. b.

La broderie du XIe siecle jusqu'a nos jours

d'apres des spiScimens authentiques et les

anciens inventaires par M. Louis de F'arcy.

I fascicule. Angers 1890, Belhomme, libraire-editeur.

Dieses im laufenden Jahrgange unserer Zeilschrift

Sp. 40 bereits angekündigte Werk hat zu erscheinen

begonnen, und das erste Heft desselben in Grofsfolio

besteht aus 48 Seiten Text und GB durchweg recht

guten Lichtdrucktafeln, deren erste die Nummer 9,

deren letzte die Nummer 13G führt. Das I. Kapitel

behandelt Begriflsstimmung, Alter, Bedeutung, frühere

Bezeichnungen und gegenwärtigen Stand der Stickerei.
 
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