Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0141

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
241

1890.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

242

globulis de Perlenmutter Habens intus imaginem
S. Barbarac de Perlenmutter. — Tertium ro-
tundum deauratum absque pede Habens ex una
parte imaginem Nativitatis Domini, ex altera
Annuntiaiionis B. Virginis. — Quartum rotun-
dum deauratum absque pede minus cum gemmis
qualuor et globulis de Perlenmuiter quatuor
habens imaginem S. Barbarae de succino fulvo.
— Praeter prius expressa paeificalia sunt alia
quoque rolunda deaurata, ex quibus duo gem-
mas habentia et tria absque gemmis.

Aufserdem werden in den Inventarien als
Reliquienbehälter aufgeführt: Kästchen von
Holz, mit Eisen beschlagen, mit vergoldetem
Kupfer oder mit Seidenstoff überzogen, ver-
silberte oder vergoldete Arme aus Holz, Taber-
nakel von Silber oder Kupfer, Monstranzen,
z. B. Monstrantia parva argenlea cum columna
cristallina in medio con/inens reliquias. Die
Pfarrkirche zu Rössel (Ermland) hatte eine sil-
berne Monstranz, die zugleich als Reliquiar
dienen mufste, indem ein „trunculus cum reli-
quiis affixis" eingesetzt wurde.

Die Pfarrkirche von Heilsberg bewahrt heute
noch eine kupferne und vergoldete Büste der
heiligen Ida mit silberner Krone auf dem Haupte
und Korallenschnur um den Hals, darin Reli-
quien. Die Kirche von Rössel besafs ehemals
ein Bild der heiligen Katharina, deren Kopf und
Basis aus Silber, der Körper aus Bernstein.

Wenden wir uns nunmehr zu dem Reich-
thum an kirchlichen Gewändern, welche in den
Wandschränken der Sakristeien geborgen wur-
den: Pluvialien, Humeralien, Mefsge-
w an der.

Der Name „Chorkappe", welcher uns für
den jetzt gebräuchlicheren „Pluviale" in den In-
ventarien des XVI. Jahrh. noch begegnet, weist
hin auf die ursprüngliche Bestimmung dieser
Gewänder: sie waren das eigenthümliche Klei-
dungsstück der Chorsänger, bis sie dann auch
von den Chorherren angenommen wurden
und schliefslich in den allgemeinen kirchlichen
Gebrauch übergingen. Noch im Jahre 1598
zählt ein Inventar des Frauenburger Domes acht
gröfsere Pluvialien für die Choralisten, ja sogar
sechs kleinere, aus einem Wollstoffe gefertigte
für die Kerzenträger. Ueberhaupt kommt um
diese Zeit nicht selten für die Kleider der mini-
strirenden Knaben die Bezeichnung „Pluviale"
vor. Die gröfste Zahl der Chorkappen haben
wir naturgemäfs in den Dom- und Stiftskirchen

zu suchen (in Frauenburg etwa 30), während
die einfachen Landkirchen entweder gar keine,
oder nur höchst wenige und einfache besafsen.

Die Stoffe, aus welchen die Pluvialien ge-
fertigt wurden, waren Seidengewebe unter den
verschiedensten Namen (Kemmich, Harras, Da-
mast, Atlas), Gold- und Silberbrokate, einfacher
und gemusterter, auch goldbrochirter Sammet
— in Weifs, Roth (Röthlich, Karmoisin), Grün,
Blau, aber auch einfache Wolle (rasum, semi-
rasum) und noch minderwerthigere Stoffe, wie
Taffet, Macheier, Dirdumdey (?). Die Seiden-
zeuge waren in der Regel noch mit Figuren-
oder Blumenornamenten durchwebt, entweder
in Gold oder farbiger Seide. Bei den älteren
Gewändern werden auch eingewebte Thierge-
stalten erwähnt. So besafs die Domkirche in
Frauenburg 1598 vier ältere Pluvialien von
rothem Seidenstoff mit eingewebten Thierge-
stalten in Gold und farbiger Seide, die Schlofs-
kapelle in Königsberg eines „gülden gestreift
mit Löwen", Rössel eines aus grünem Kemmich
mit goldenen Löwen, ein anderes aus Damast
mit Hunden und Adlern in Gold (cum canibus
et aquilis aureisj, Alienstein ein solches aus
Kemmich mit goldenen Hirschen. Auch die
mit Einzelfiguren oder figürlichen Darstellungen
durchwebten Seidenstoffe waren in den Kirchen
des Ostens zahlreich vertreten. Ein Brauns-
berger Inventar von 1598 führt ein Pluviale
auf aus rother Seide mit eingewirkten Engeln
und Lilien, das Frauenburger eines aus Kar-
moisin-Sammet mit eingewebten Seraphim. Die
Braunsberger Pfarrkirche besafs einst ein kost-
bares Pluviale" aus Sammet mit geschnittenen
Dessins und Goldbrochirungen in einem grofsen
und besonders schönen Granatapfel-Muster (Ende
des XV. Jahrh.). Später ist es zu einer Kasel
verarbeitet worden und als solche noch im Ge-
brauche.

Die kostbarsten Stoffe wählte man für die
Ränder (limbi) der Pluvialien, sowie für das
Schildchen auf dem Rücken. Denn diese Theile
mufsten ja besonders ausgezeichnet werden. So
werden aufgeführt „limbi" aus violettem, gold-
durchwirktem Seidenstoff bei einer Kappe aus
rothem Sammet, oder mit in Seide eingeweb-
ten Heiligen (Apostel), oder ganzen biblischen
Szenen, z. B. aus der Passion, oder aus gold-
brochirtem (rothem) Sammet bei einem Pluviale
aus röthlichem Sammet, oder aus Goldstoff bei
einer Kappe aus grünem, geblümtem Sammet.
 
Annotationen