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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0144

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247

1800.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 8.

248

schwarzem, rothem Sammet, Damast mit Namen
Jesu .und Maria, Geschenk des Bischofs Cromer
(— 1589), „ex veluto nigro cum nomine Jesus ei
Maria", „ex veluto leonaio cum nomine Jesu
auro contexto", aus schwarzem Sammet mit
den Wappen des Bischofs Lukas (-j- 1512) und
des Kapitels.

Ueber Form und Schnitt der Kasein findet
sich in den Inventarien keinerlei Angabe oder
auch nur Andeutung; mehr über die Verzierung.
Zunächst ist von Borten (fimbriae) die Rede,
auch von Fransen, welche ringsum das Mefs-
gewand einsäumten. Aeltere Ornate hatten so-
dann auf der Vorder- und Rückseite oder we-
nigstens auf der Rückseite das bekannte Gabel-
kreuz, welches später dem lateinischen Kreuze
weichen mufste oder dem einfachen Striche
(linea, hasta, später columna, zona). Beide
Arten der Verzierung kommen in mannigfachem
Wechsel vor: Kasein mit Dorsalkreuz oder
Dorsallinie, mit Brustkreuz und Dorsallinie,
mit Dorsalkreuz und Pektoralstreifen (linea
pectoralis). Diese Kreuze oder Striche waren
nun wieder bevorzugte Theile des Gewandes
und wurden darum reich geschmückt. Zu den
einfachsten haben wir wohl die aus andersfar-
bigen Seiden-, Brokat- oder Sammetstoffen auf-
genähten zu rechnen. Wir finden Mefsgewänder
aus schwarzem Sammet mit Dorsalkreuz und
Pektoralstreifen aus violettem Brokat, aus weifsem
„Schamlot" mit rothen oder auch violetten
Kreuzen bezw. Streifen, aus grünem Ormesin
mit Dorsalkreuz aus rothem Damast, Kasein aus
Sammet mit Dorsalkreuz aus Kemmich, aus
schwarzem Tuch mit Kreuz aus geblümtem
Seidenstoff, aus violettem Stoff mit Kreuz aus
rothem Atlas, aus schwarzem türkischen Macheier
(Macheser) mit rothem Kreuz, aus weifser Lein-
wand (iela) mit grünem Kreuz für die Fasten-
zeit und ähnliche Kompositionen. Dann folgen
die Kreuze bezw. Striche aus Goldstoff (iela
aurea oder auro texta), oder Goldstoff mit
eingewebten farbigen Blumen, Heiligenfiguren,
Krucifixus (Königsberg 1518: ein gülden Kreuz
mit Sternen. Wartenburg 1597: cum cruce slel-
laia). Den vollendetsten Grad der Dekoration
bezeichnen aber die Stickereien in Gold und
farbiger Seide, in Perlen und Edelsteinen, wobei
es jedoch manchmal zweifelhaft bleibt, ob Webe-
reien oder Stickereien gemeint sind, z. B. die
linea dorsalis mit Perlen und Edelsteinen „con-
iexta", oder ein Dorsalkretiz mit den „mysleria

B. Virg. ex auro et serico ornata", oder eine
aus Belgien gekaufte Sammetkasel mit Dorsal-
und Pektoralkreuz, darin „historiae S. Luciae et
aliarum Sanctarum eleganlissime expressae"
(Dom Frauenburg), oder „descendcnte zona cutn
imaginibus" (Braunsberg), oder „cum cruce effi-
giata tribus magis", oder „cum cruce aurophi-
lana", oder „cum cruce aurea sanctorum ima-
ginibus insignita" (Pfarrkirche Frauenburg), oder
„cum cruce, in qua nomen Jesu saepius itera-
tur" oder „mit Kreuz, darin ein Salvator steht"
(Königsberg). Als ganz zweifellose Stickereien
in Gold, Seide, Perlen sind uns begegnet: die
Wappen der ermländischen Bischöfe Nikolaus
von Tüngen (f 1489), Lukas Watzelrode (-j-1512),
Andreas Bathori (bis 1599), die heiligen drei
Könige, an einer Kasel mit dem Wappen des
Bischofs Lukas in Perlen ausgeführt, Verkün-
digung, Heimsuchung Marias, die Anbetung der
Magier, die Geifselung und Auferstehung Christi,
die Krönung Marias, die Kreuzigung mehrmals
in erhabener Arbeit (crux elevata), gestickte
Kreuze (casula ex viridi Kemmich cum cru-
cibus acu pictis), die Bilder der zwölf Apostel
in Gold und Seide, die Mysterien des Rosen-
kranzes, Kreuz zwischen Blumenornament, Kru-
cifixus „und andere Bilder". Oft sind die Dar-
stellungen gar nicht angegeben, und es heifst ein-
fach: „acu picli", „eleganter acu picti" u. dergl.

Von Stoffen, aus denen zu Ende des Mittel-
alters die kirchlichen Ornate, Mefsgewänder,
Stolen und Manipeln, Pluvialien gefertigt waren,
begegnet uns in den Inventarien eine grofse
Mannigfaltigkeit. Es sind Leinen-, Woll- und
Seidenstoffe unter den verschiedensten, heute
zum Theil ganz unbekannten Namen, deren
Bedeutung uns nicht immer klar geworden ist.
Wir lassen hier die Stoffe nach den Inven-
tarien folgen:
i. Einfacher Seidenstoff (holosericum, liolo-

sericum villosum), gestreifte (grün und roth)

Seide.

2. Seidenstoff mit eingewebten Adlern und Hun-
den (Frauenburger Dom), „mit hundigen und
vogelinn" (Königsberg), „mit blumichen und
hundichen" (ebendort), alter grüner Seiden-
stoff mit goldenen Blumen (ebendort), Seiden-
ornat mit vielen weifsen Blumen, alter weifser
Seidenstoff mit eingewebten goldenen Blumen
und „imagines turrium"; Seidenkasel mit
goldenen Flügeln (?), Elbing 1544.

3. Seiden-Tobin (Braunsberg).
 
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