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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0194

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339

1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

340

wahrscheinlich, dafs die Filigranarbeit von einer
älteren Fassung desselben Gefäfses herrührt.

Die frühesten Nachrichten über dieses „Hed-
wigskrüglein" stammen vom Anfang des XVIII.
Jahrh. und finden sich bei Kundmann »Prom-
tuarium naturalium et artifialium Vratislaviense«,
Vratisl. 1736, p. 2223); desselben »Rariora
Naturae et Artis«, 1737, Sect. II Artic. 38 p. 661;
desselben »Silesii in nummis«, Breslau und
Leipzig 1738, S. 104; Stief »Schles. histor.
Labyrinth«, 1737, S. 648; Gomolcky »Merk-
würdigkeiten der Stadt Breslau«, 1735, II, S.20.24)
Es wurde am Anfang des XVIII. Jahrh. schon
seit Menschengedenken zugleich mit dem nächst-

Fufsrerf versehen und befindet sich in einer
silbernen, gothischen, etwa dem Anfang des
XV. Jahrh. angehörigen Randfassung, welche
auf drei geflügelten Engeln als Trägern ruht,
so dafs das Glas nicht den Boden berührt.
Nach den Gebrauchsspuren zu urtheilen, mufs
es also längere Zeit ohne die Fassung benutzt
worden sein. Oberer Durchmesser 12 cm,
unterer 8,1 cm, den Bodenreif mitgemessen
10 cm, Höhe 13 cm, Seitenlänge ohne Fufs-
rand 12,3 cm, Glasdicke durchschnittlich 7 mm.
Der ganze Körper des Gefäfses ist mit tief
eingeschnittenen Darstellungen überzogen und
zeigt zwei stilisirte Löwen (Löwinnen?), welche

Figur 2

Abwickelung des geschnittenen Hedwigsglases im Museum schtesischer
Alterthümer zu Breslau, ca. 1:2,5 natürl. Gröfse.

folgenden Stück auf dem Breslauer Rathhause
aufbewahrt. Es haben sich jedoch keine An-
gaben auffinden lassen, wann und von woher
es dorthin gekommen ist.

6. Konischer Becher aus dickem, blasigem
Glase von heller, bräunlicher Färbung im Mu-
seum schlesischer Alterthümer zu Breslau
(Katalog Nr. 5613). Der Boden zeigt deutlich
die Stelle, wo das Glas auf dem Hefteisen auf-
safs, sowie starke Abnützungsspuren, ist mit

23) In Aerario (d. i. der Schatzkammer des Rath-
hauses) vitreum urceolum et vitruni antiquissimi
operis elegant issimi quae usibus S. Hciwigis quotidie
inserviisse dicuntur.

24) Bey dieser Rent-Cammer wird verwahrlich
aufgehoben der hl. Fürstin Hedwigis Mund Kriege!,
so von Gold und ihr kostbahr es Mundglas.

sich von beiden Seiten einer Art von Becken
nähern, über welchem ein Halbmond mit Stern
schwebt. Die Hinterseiten der Thierfiguren
werden getrennt durch eine baumartige Dar-
stellung mit palmettenförmigen Zweigen. Ueber
den Thiergestalten je ein dreieckförmiger Schill 1,
welcher durch Linien nach der Mitte der Gegen-
seiten (Uebereckstellung) nochmals getheilt ist.
(Vergl. die Abwickelung Figur 2.)

Das Gefäfs ist von Alters her zugleich mit
dem unter Nr. 5 genannten auf dem Breslauer
Rathhause aufbewahrt worden und zugleich mit
diesem in das Museum schlesischer Alterthümer
gelangt. Die frühesten Nachrichten über das-
selbe sind bei den unter der vorigen Nummer
angeführten Schriftstellern zu finden; beide Ge-
fäfse werden stets zusammen erwähnt.
 
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