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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0139

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237

1890.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 8.

238

ligenfiguren, Kreuzigungsgruppe geschmückt, die
Kanten öfter durch gedrehte Silberfäden ge-
hoben. An den Pasten der Nodi sieht man in
der Regel die Buchstaben des Namens Jesu
(Jhesu), oft in Email, dazwischen Rosetten oder
in Silber gefafste Korallen. Die Kuppe ruht
in einem Kranz von Blumen- oder Ranken-
ornament. Bei reicheren Kelchen finden wir
Korallen und Edelsteine viel verwendet. Fol-
gende Beispiele mögen die Verzierung der Kelche
veranschaulichen. Dom Frauenburg (1598):
„ Calix sex gemmis et totidem corallis sub cuppa
in nodo ornaius habens in anteriore parte pedis
crucem de vitro crisiallino cum patena, quae
/labet insculpiam faciem salvatoris. — Calix
ornaius sex gemmis et totidem in circumferenlia
superioris partis habens inscriptionem subtus
in peile etc. —• Calix cum inscriplione in nodo
Jesus et crucifixo in pede ctim patena manum
insculptarn habcnte. — Calix cum inscriptione
in pede S. Michaelis et omnium Angelorum
cum patena manum insculpiam habente. —■ Calix
habens in nodo nomen Jesu in viridibus
campis cum patena crucem insculpiam ha-
bente. — Calix habens nomen Jesu et sex
corallos in nodo cum patena manum insculpiam
habcnte. — Calix argenteus deauratus cum
imagine S. Brigillae in pede et inscriplione
patronorum de Demuth (Braunsberg 1598). —
Eine ermländische Dorfkirche besitzt einen
Kelch von 1379, reich und schön gearbeitet,
der älteste Kelch, der uns im Nordosten be-
gegnet ist. Er ist etwa 17 cm hoch, auf den
sechs Flächen (Dreiecken) des sechseckigen
Fufses unter reichen Baldachinen: Kreuzigungs-
gruppe, Maria, Petrus, die heiligen drei Könige,
aufserdem zwei Wappen (eines mit Lamm, das
andere mit Zinne) und mit Silberbuchstaben
auf schwarzem Emailgrunde die Inschrift: Anno
millesimo trecentesimo sepiuagesimo no?w.

Ein in Braunsberg noch vorhandener, ehe-
mals dem Georgshospital gehörender Kelch aus
dem XV. Jahrh. hat auf dem Nodus zwischen
Rosen die Buchstaben des Namens Georgi; ein
anderer zeigt ein Bild der heiligen Jungfrau
mit der Inschrift auf Spruchband: 5. Maria,
ora pro nobis und das Wappen der Familie
Hosius mit der Umschrift: Amia Hosin 1588;
am Fufse die Inschrift: Salva nos Jesu, pro
quibus virgo mater te oral. Kunstvoll ge-
arbeitet und mit Pflanzenornament und Spruch-
bandverschlingungen, darauf eine Inschrift, ge-

schmückt ist ein anderer Kelch vom Jahre 14.89.
— Die Kirche von Rössel bewahrte zwei kunst-
voll gearbeitete Kelche (affabre facti), davon
einer mit Bildern von Mönchen, der andere mit
Wappen des Bischofs Lukas (f 1512). Unter
den neun Kelchen der Kirche von Wartenburg
(Ermland) war einer mit dem Namen Jesus „in
pomo" geziert, der andere auf dem Fufse mit
dem Bilde der heiligen Jungfrau, der dritte auf
dem kreisrunden Fufse mit dem Bilde des Ge-
kreuzigten und Blumen (cum pede orbiculari
cumque imagine crucifixi et floribus in pede
insculptis), ein vierter „cum imaginibus iti pede
Salvatoris, Crucifixi, S. Joannis Bapt., S.Doro-
theae, S. Catharinae" etc.

Den Höhepunkt der Goldschmiedekunst dürfte
ein Kelch in der Schlofskapelle zu Marienburg
bezeichnen, welcher durch den Reichthum und
die Zierlichkeit seiner Formen mit Recht Be-
wunderung erregt.

Dafs auch die Patenen mit Figuren von Hei-
ligen, dem Bilde des Heilandes, einer Hand
u. dgl. geziert waren, beweisen die angezogenen
Angaben der Inventarien und noch vorhandene
Beispiele (Braunsberg).

Jede Kirche hatte wenigstens ein Paar Am-
pullen von Silber; die meisten aber waren
aus Zinn. Ein schönes Exemplar ist aus einer
Kirche der Marienburger Niederung ins Ge-
werbemuseum nach Berlin gekommen; aber die
ost- und westpreufsischen Kirchen bewahren
noch viele spätmittelalterliche Ampullen von
vortrefflicher Arbeit, z. B. die Katharinenkirche
zu Braunsberg. In dem Inventar des Domes
zu Frauenburg (1598) stehen verzeichnet: Am-
pullae duae altae argenteae et deauratae ven-
triculosae habentes fislulas cum imaginibus
B. Virg. et S. Sebastiani sub fisiulis. — Am-
pullae duae minores venlriculosae deauratae
cum angelis in cooperculis.

Neben den Mefskelchen findet sich regel-
mäfsig erwähnt ein scyphus oder „calix (meistens
slanneus oder aereusj pro ablutione communi-
canlium". Wormditt: „Scyphus arg. in supremi-
tate labri auratus ponderis mr. 11/2 pro ablutione
communicantium." Es wurde nämlich noch bis
ins XVIII. Jahrh. hinein den Kommunizirenden
nach Empfang der heiligen Gestalten eine Ablu-
tion gereicht, aber nicht Wein, sondern Meth.
Daher in den Kirchenrechnungen die stets
wiederkehrende Ausgabe „pro mulso communi-.
caniium".
 
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