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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Honsel, H.: Gothische Architekturformen in der Goldschmiedekunst mit besonderer Berücksichtigung der Monstranz
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Schnütgen, Alexander: Wandschränke in der neuen Pfarrkirche zu Jutfaas
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0084

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119

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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formen, welche das Thürmchen bezw. die
Fialen bekrönen.

Vielleicht für die vorliegende Untersuchung
die merkwürdigsten Monstranzen sind die beiden
von Wojnicz und Wieliczka in Galizien,
welche, obschon unter sich keine Aehnlichkeit
darbietend, jede in ihrer Art einen Typus dar-
stellt, der gewisse Eigenthümlichkeiten der
österreichischen Schule im Gegensatze zu der
deutschen am schärfsten zum Ausdruck bringt
und andererseits die Entwickelungsmöglichkeit
der Architekturformen nach einer gewissen
Seite am klarsten darthut. Beiden Monstranzen
ist das bis zum äufsersten getriebene Prinzip
der Auflösung der Massen gemeinsam, aber in
verschiedener Anwendung:

Die Monstranz von Wojnicz ist ganz in
einer Fläche komponirt und die das Tabernakel
flankirenden Pfeilerchen — 7 auf jeder Seite —
sind einfach nebeneinander gereiht. Der Künstler
der Monstranz von Wieliczka hingegen hat

die vielen, feinen Fialen und Säulchen in poly-
gone Gruppen zusammengefafst und aus diesen
Theilpfeilerchen zwei gröfsere, als ganzes wir-
kende Strebepfeiler gebildet.

Man mufs gestehen, vom Entwurf der Ueber-
linger Monstranz bis zu der von Wieliczka
oder etwa zu der von Tiefenbronn in Deutsch-
land ist kein kleiner Schritt; man kann den
Meistern, die in solchem Maafse die Architektur-
formen für ihre Zwecke weiterzubilden wufsten,
seine Bewunderung nicht versagen, und gewifs
wäre es keine undankbare Aufgabe, an Hand
historischer Studien den Zusammenhängen
zwischen den lokalen Meistern oder Schulen
einerseits, andererseits, ihren Beziehungen zu
gleichzeitigen Baukünstlern oder Schulen nach-
zuforschen.

Metz H. IIonsei, Reg.-Baumeister.

[Der Urheber dieser schönen Studie, die im vo-
rigen Herbst hier einlief, ist leider, wie ich erst soeben
erfahre, am 2tj. Januar in Metz gestorben. R. I. P.]

D. H.

Wandschränke in der neuen Pfarrkirche zu Jutfaas.

(Mit 4 Abbildungen.)

ie bei der Beschreibung der neuen
Pfarrkirche zu Jutfaas von Tepe
(Bd. IV, Sp. 105—117) nur erwähn-
ai ten, nicht abgebildeten Wand-
schränke von Mengelberg erscheinen auf der
nebenstehenden Seite und bedürfen bei der
Klarheit der Zeichnung nur kurzer Erklärungen.

Der auf der linken Chorwand befindliche
Wandschrein (Fig. 1) dient zur Aufbewah-
rung der Reliquiengefäfse, für welche die mittel-
alterlichen Kirchen ähnliche Bewahrungsstätten
hatten, z. B. in St. Severin und St. Kunibert zu
Köln (vergl. Bd. IX, Sp. 1 u. 2). Der Sicher-
heit wegen sind die Thüren aus Eisen ger
schmiedet, und zum Aufklappen eingerichtet,
um geöffnet die Wand möglichst frei zu lassen.
Die Steinumrahmung, wie die Thüren sind
ganz einfach polychromirt, letztere im Innern
durch aufgemalte Halbfiguren, im Aeufseren
durch Vergoldung bezw. Versilberung der
Gitter wie der Beschläge.

Der auf der linken Chorschräge eingemauerte
mit reicher architektonischer Einfassung ver-
sehene Wandschrank (Fig. 2) bewahrt die
hl. Oele, er ist defswegen ebenfalls mit Gitter-
thüre verschlossen, die farbig illuminirt ist, wie

das ganze Rahmenwerk> in dessen Giebelfeld
die Inschrift: Oleum sandum.

Ihm gegenüber ist als Nische, ebenfalls
architektonisch eingefafst, die Piszina (Fig. 3)
angebracht, die unten einen Abflufs hat für das
Lavabo-Wasser, in der Mitte eine für die Am-
pullen bestimmte Marmorplatte, welche den
selten gut geformten und harmonisch sich ein-
gliedernden Kredenztisch überflüssig macht.

Diese drei Schränke, die korrekt ausgeführt
und bemalt, dem Chore zu grofser Zierde ge-
reichen, sind auch aus praktischen Gründen auf
das angelegentlichste zu empfehlen.

Das als Fig 4 abgebildete Wandschränk-
chen der Taufkapelle hat die Bestimmung,
unten dem Taufwasser Abflufs zu gewähren,
oben das Taufgeräth und Taufbuch zu be-
wahren. Die aus Eichenholz geschnitzten, mit
Eisenbändern versehenen Thüren schlagen sich
oben seitlich auf, während die untere als Pult-
deckel heruntergelassen werden kann. Auch
hier ist einfache Bemalung angebracht, wie auf
dem die Kapelle abschliefsenden Gitter, wel-
ches aus Holz und Schmiedeeisen gebildet ist
und demnächst hier ebenfalls in die Erscheinung
treten soll. Schnitt gen.
 
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