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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Schnütgen, Alexander: Die projektirte Ausstattung der Priesterseminar-Kapelle in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0102

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147

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

148

usstattung der Priesterseminar - Kapelle

in

Köli

grosser Klappe)

klösterliche In-
stitut, jedes
, Konvikt und
Priester-
c* ! seminar bedarf einer Pri-
^ 1^5" vatkapelle, zumal, wenn es

'''lU^ nicht in unmittelbarer Verbin-
dung steht mit einer öffent-
lichen Kirche. Nicht immer
und überall wird eine derartige Kapelle durch
besondere Bauart, durch architektonische Ge-
staltungen im Aeufseren, oder auch nur im
Inneren sich auszeichnen können, sei es, weil
sie in dem bereits vorhandenen Gebäude nicht
vorgesehen waren, sei es, weil die Verhältnisse
solche nicht gestatten, manchmal vielleicht nicht
empfehlen. Irgend ein Zimmer, welches von
den meisten anderen des Hauses nur durch
gröfseren Umfang, nicht einmal durch gröfsere
Höhe sich unterscheidet, wird dafür in Aus-
sicht zu nehmen bezw. einzurichten sein, und
gerade in diesem häufig vorkommenden Falle
wird es sich darum handeln, den Mangel an
Auszeichnung in der Anlage einigermafsen aus-
zugleichen durch die Korrektheit und Abrun-
dung, ja einen gewissen Reichthum der inneren
Ausstattung.

Ein solches Bedürfnifs hat sich allmählich
im Kölner Priesterseminar herausgestellt, welches
früher fast sämmtliche gemeinsame Andachts-
übungen in der mit ihm direkt verbundenen
Jesuitenkirche abhielt und erst vor etwa fünf-
zehn Jahren in einem gröfseren, strafsenwärts
gelegenen Zimmer der ersten Etage eine Haus-
kapelle einrichtete. Diese wurde bei der Um-
gestaltung des Gebäudes durch einen bis dahin
für Bibliothekzwecke benutzten, schmucklosen
Saal ersetzt, der, im Erdgeschofs des östlichen
Flügels gelegen, unmittelbar neben der Sakristei
einerseits, neben dem grofsen Treppenaufgang
und dem Eingang zum Refektorium anderer-
seits, sich für diesen Zweck ganz besonders
empfahl. Seine Höhe von 5,G0 m, wie sie dem
ganzen Seminar-Parterre eignet, erschien aus-
reichend, seine Länge von 26,60 m bei einer
Breite von 8 m für alle Fälle genügend, und

da sich die ganze Lage und Anordnung in
mehrjährigem Gebrauch bewährt hat, so legte
sich allmählig der Gedanke nahe, die bisherige
provisorische Einrichtung, die in einem Altar
mit spätgothischem Flügelgemälde, zwei Votiv-
altärchen und einigen Bildern der altkölnischen
Schule besteht, durch eine neue zu ersetzen,
die nicht nur auf die Bedürfnisse des Seminars
Rücksicht nimmt, welches einen abgeschlossenen
Raum für die Klosterfrauen, eine Orgel u. s. w.
verlangt, sondern auch hinsichtlich der litur-
gischen Anordnung, der stilistischen Durchbil-
dung, der künstlerischen Ausführung vollauf den
Ansprüchen genügt, welche an eine Pflanzschule
priesterlicher Grundsätze und Kenntnisse gestellt
werden dürfen. Auch auf „das herrliche Haus
Gottes", auf seinen Schmuck haben sie sich zu
beziehen, und wenn von ihm die Seminarkapelle
ein Musterbild im Kleinen bietet, dann mögen die
dort gewonnenen Eindrücke und Anregungen
von der gröfsten Tragweite sein für die spätere
Mitwirkung auf dem Gebiete der kirchlichen
Kunst, zu der ja jeder Priester mehr oder
weniger berufen ist.

Im vorliegenden Falle erschien es daher
rathsam, dem Inhalte wie den Formen nach
einen besonderen Glanz zu entfalten. Nicht
als ob jedes Seminar, oder gar manches Kloster
sich dadurch angeregt fühlen sollte, einen ähn-
lichen Reichthum für den eigenen Kapellen-
raum in Aussicht zu nehmen, selbst wo ihm
ähnliche Dimensionen eignen, was öfters der
Fall sein dürfte, sondern weil an diesem Bei-
spiele zugleich gezeigt werden kann, dafs auch
ein einfacher Raum mannigfaltigen Schmuckes
fähig ist, der ihn glänzend ausstattet, ohne ihn
zu überladen, der ihn zur Höhe vollendeter
Innenwirkung emporhebt. Diese kann nur die
Frucht der Einheitlichkeit sein, und gerade,
weil sie so wichtig ist und so oft, fast immer,
vermifst wird bei solchen in der Regel will-
kürlich ausstaffirten Kapellen, deshalb wird dem
vorliegenden Plane der Werth beigemessen, der
hier seine Veröffentlichung veranlafst. Auch
mit erheblich geringeren Mitteln ist diese Har-
monie erreichbar, also aus diesem Entwürfe
Verschiedenes auszuscheiden, Manches zu ver-
einfachen. Auf die Gesammtanordnung kommt
es vornehmlich an, weniger auf die Einzel-
 
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