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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Kolberg, Josef: Ein Trinitätsbild an der Pfarrkirche zu Wormditt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0225

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347

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

348

unter der Regierungszeit des Bischofs Her-
mann können daher die Gemälde von einem
handwerksmäfsig arbeitenden böhmischen Maler
gefertigt sein. Die Ausführung ist, wie schon
oben bemerkt, sehr roh und setzt keine be-
sondere Kunstfertigkeit voraus; nur die Dar-
stellungsweise selbst mufste dem Maler ge-
läufig sein.

Indessen auch noch in späterer Zeit läfst
sich die Ausführung der Bilder unter böhmi-
schem Einflüsse gut erklären. Auch später
hören wir in den Urkunden, wenn auch spär-
licher, von böhmischen Zugewanderten. So
nennen Urkunden von 1376—1393 einen erm-
ländischen Domherrn Hermann von Prag. Vor
allem mufs aber darauf hingewiesen werden,
dafs Bischof Heinrich III. Sorbom (1373—1401)
vor seiner Ernennung zum ermländischen
Bischöfe Propst in Wolfratskirchen in der
DiöceSe Olmütz und Notar Kaiser Karls IV.
war.24) Ihm war die Kunstthätigkeit am Hofe

seines kaiserlichen Herrn sicher nicht unbe-
kannt. Der ermländische Domherr Plastwig
weifs aufserdem zu erzählen, Sorbom habe viele
Adlige vom Hofe des Kaisers aus Böhmen mit
ins Ermland gebracht, habe mit ihnen anfangs
ein ziemlich dissolutes Leben geführt und die
Kirchengüter verschwendet, sei aber deswegen
vom Domkapitel zur Rede gestellt worden,
habe sich dann gebessert und die Böhmen
allmählich wieder nach Hause geschickt.25)
Die Beziehungen des Bischofs Sorbom zu
Wormditt sind zwar im Allgemeinen nicht so
innige wie die des Bischofs Hermann, denn
Sorbom residirte zu Heilsberg, doch ist zu
seiner Regierungszeit die Wormditter Pfarr-
kirche 1379 konsekrirt worden.26)

Braunsberg. Jos. Kolberg,

24) »Zeitschrift für die Geschichte und Alterthums-
kunde Ermlands«. I. S. 146. II. S 639.
«1 »Monum.« III. p. 78.
2e) Bötticher »Die Kunstd. Ermlands« S. 271.

Nachricht

Franz Xaver Kraus f. Dem Andenken dieses
so gründlichen wie vielseitigen Gelehrten, dieses so
vornehmen wie fruchtbaren Schriftstellers, dessen
Hauptgebiet ohne Zweifel die christliche Kunst-
forschung von Anfang an war und bis zu seinem
Ende blieb, darf ein Wort dankbarer Verehrung hier
um so weniger fehlen, als er dem Vorstande dieser
Zeilschrift von ihrem Beginne angehörte und ihr ein
hochgeschätzter Mitarbeiter war.

Der altchristlichen Kunstgeschichte waren seine
ältesten und wärmsten Sympathien geweiht, aber auch
dem Mittelalter wie den späteren Jahrhunderten hat
er in hervorragendem Maafse seine Forschungen zu-
gewandt, und alle diese Studien tragen den eigen-
artigen Stempel seines überlegenen kritischen Geistes,
dem die unvergleichliche Beherrschung des literarischen
Rüstzeugs die Selbstständigkeit des Unheils keines-
wegs beeinträchtigte. Nicht so sehr in der Detail-
kenntnifs der Formen und in der aus ihr sich er-
gebenden Stilkritik bestand seine Stärke, auch nicht
in, der besonderen Vertrautheit mit den einzelnen die
Formensprache beeinflussenden Techniken, als viel-
mehr in der erschöpfenden Würdigung der das
Kunstschaffen in den einzelnen Zeitläuften bestimmenden
kirchlichen und politischen, sämmtlicher kulturellen
Verhältnisse, in die sein kirchenhistorischer Lehr-
beruf ihn tiefe Blicke hatte thun lassen. Die christ-
liche Kunstforschung darf ihn zu ihren glänzendsten
und verdientesten Vertretern zählen, obwohl er den
unmittelbaren Einflufs auf das Kunstschaffen selber
nicht als seine eigentliche Aufgabe betrachtete. Der

lcnten.

gewaltige Einflufs, den die Kirche stets auf die Kunst-
thätigkeit ausgeübt hat, ist kaum von irgend einem
anderen Kunstschriftsteller in so umfassender Weise,
in so überzeugender Art, in so eleganter Sprache ge-
schildert worden, als in seinen zahlreichen Werken,
namentlich in seiner „Geschichte der christ-
lichen Kunst", die er bis auf das (hoffentlich für
die nachträgliche Veröffentlichung reife) Schlufsheft
seit 1895 herausgegeben hat (vergl. diese Zeitschr. VIII.
315, IX. 93, X. 318). Möge der Zweck sich ver-
wirklichen, der den unermüdlichen Kämpen bei der
Abfassung dieses lange vorbereiteten „Denkmals seiner
Gesinnung" beseelte: mit neuer Hochachtung für die
Denkmäler der christlichen Kunst, „nicht nur die
Männer der Wissenschaft zu erfüllen, sondern die
grofse Masse des gebildeten Publikums und speziell
die theologischen Kreise", mit Bezug auf welche der
Verfasser im „Vorwort" sagt: „Nichts könnte mir
erfreulicher sein, als wenn meinem Buch einiges dazu
beizutragen bestimmt wäre, Klerus und Kunst wieder
in jenes Wechselverhältnifs zu bringen, das in allen
grofsen Jahrhunderten der kirchlichen Vergangenheit
thatsächlich bestanden hat, ohne das die religiöse
Kunst unmöglich leben und gedeihen, dessen aber
auch die Kirche nicht entrathen kann, soll die Idee
des Christenthums zur vollen und ungeschmälerten
Ausgestaltung gelangen."

Unvergänglich ist die Ehrentafel, die durch dieses
erhabene Streben sich gesetzt hat der am 28. Dezember
1901 zu San Remo im Alter von 61 Jahren heimge-
gangene Forscher. SchnUtgen.
 
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