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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Kolberg, Josef: Ein Trinitätsbild an der Pfarrkirche zu Wormditt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0224

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345

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — ~Sr. 11.

346

Herren Konservatoren des Museums kommt
diese Darstellungsweise in den Alpenländern
auch jetzt noch häufig vor. — Das Berliner
Kunstgewerbemuseum besitzt ein Glasgemälde
mit der Darstellung der Trinität, welches aus
der Kapelle des Landauerklosters in Nürn-
berg (1507 und 1508 erbaut) stammt. Wahr-
scheinlich rührt dies Glasgemälde oder wenig-
stens der Entwurf desselben von Dürer her,
welcher bekanntlich für diese Kapelle sein
berühmtes Allerheiligenbild schuf. Der Kopf
des Weltrichters hat vier Augen, drei Nasen
und drei Münder, die zu einem Gesichte ver-
einigt sind.18)

Dafs im XVI. Jahrh. auch in Italien diese
Darstellung nicht ganz ungewöhnlich war, lehrt
Fra Bartolommeo's thronende Madonna in den
Ufficien zu Florenz. Ueber dem Throne er-
scheint hier in einem Lichtkreise die Trinität
als ein Kopf mit drei Gesichtern.18)

Vielleicht ist nun auch die Darstellung zu
Wormditt unter böhmischem Einflüsse ent-
standen. 1337 wurde der Domcustos Her-
mann von Prag durch Benedikt XII. zum
Bischöfe von Ermland (1338—49) ernannt.19)
Ehe der neue Bischof in den Besitz seiner
Diöcese treten konnte, ernannte er sieben ihm
nahestehende Böhmen geistlichen und welt-
lichen Standes zu Verwesern der Diöcese; die
meisten von ihnen werden später in ihre
Heimat zurückgekehrt sein, doch läfst sich
wenigstens der eine von ihnen, ein Scholasti-
kus von Bohuslawitsch später noch als erm-
ländischer Domherr nachweisen.20) Auch

18) Nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Ge-
heimen Regierungsraths Professor Dr. Lessing in
Berlin.

]8) Abbildung bei Kuhn >AHgemeine Kunst-
geschichte, Malerei«. S. 509. Nr. 572. Was auf
Schaumünzen des Lionello von Este (1407—1450,
Fürst seit 1441\ Werken des Vittore Pisano, der
Kopf mit drei jugendlichen Gesichtern, eines en face,
zwei im Profil, mit nur zwei Augen bedeuten soll
(vergl. J. Fiedländer „Die italienischen Schau-
münzen", »Jahrbuch der Kgl. Preufsischen Kunstsamm-
lungen«. Erster Band. 1888. S. 103 und Druckfehler-
beigabe zum zweiten Bande), ist nicht ganz klar.
Zunächst wird man geneigt sein, darin ein Bild der
Trinität zu sehen. Aehnliche Darstellungen auf den
Münzen der Trivulzi spielen unzweifelhaft auf deren
Namen an.

19) »Monumenta Historiae Varmiensis«. IL p. 585.
n. 554.

2°) »Monum.« II. p. 588. n. 556. II. p. 28.
n. 30.

aufserdem lag es nahe, dafs der Bischof in
die fremde Diöcese einige Männer, die ihm
vertraut waren, mit sich brachte oder auch
andere aus der Heimat nach sich zog, welche
von ihm Unterstützung und Beförderung er-
warteten. Es wird uns in den Urkunden aus
der Zeit des Bischofs eine ganze Reihe Böhmen
genannt, von denen einige sicher seiner Familie
angehörten.21)

Bischof Hermann steht aber zu Wormditt
in ganz besonders nahen Beziehungen. Fast
seine ganze Regierungszeit scheint er auf der
Burg daselbst zugebracht zu haben. Etwa
50 Urkunden sind hier ausgestellt, neben wel-
chen nur 16 in Braunsberg und einige wenige in
in andern Orten der Diöcese ausgestellte
bekannt sind. Eine Urkunde nennt ausdrück-
lich sein pallacium estivale, seinen Sommer-
palast, in Wormditt.22) Hier wurde auch das
Judicium provinciale, das Lantding, abgehalten.
Unfraglich hat dieser fortdauernde Aufenthalt
des Bischofs in Wormditt zum Aufschwünge der
Stadt selbst bedeutend beigetragen und hat
auch den äufseren Anlafs gegeben, dafs die Pfarr-
kirche daselbst in verhältnifsmäfsig früher Zeit
massiv ausgebaut wurde. Die ältesten Theile
des jetzigen Baues, auch der Thurm, in dessen
unterstem Stockwerke die drei anfangs be-
schriebenen Gemälde sich befinden, gehören
nach dem Urtheile von Quast's, welchem Böt-
ticher folgt, dem XIV. Jahrh. an.28) Schon

21) »Monum.« II. p. 14: Petrus de Bohemia dic-
tus Ponswangen. II, 21: Paulus Wenceslaus de praga.
II, 111: Frater Nicolaus de Bohemia als Advokat des
bischöflichen Provinzialrichters. II, 144: Johannes me-
linkeri nepos noster. II, 140, 147, 212: Wenceslaus
Stockel consanguineus noster und sein Bruder Friczko.
I, 185 und 505: Franciscus lodwici scharmonis als
Hofmarschalk. II, 77, 112: Tilo de Bemen (Bemyn).
Von einer solchen aus Böhmen eingewanderten Fa-
milie führt allem Anschein nach auch das bei Brauns-
berg gelegene Gut Böhmenhöfen seinen Namen. (Vgl.
Röhrich „Die Kolonisation des Ermlands", »Zeit-
schrift für die Gesch.- u. Alterthumskunde Ermlands«,
Bd. XII, S. 703.) Ein Magister Johannes wird vom
Bischöfe mit einer Präbende im Stifte versehen und
ist wahrscheinlich identisch mit dem Notar Johannes,
welcher in Urkunden des Jahres 1840 und 1342 vor-
kommt (»Monum.« II, n. 15. I. n. 482. p. 591.) und
mit dem 1,^43 als Pfarrer von Wormditt und 1345
als Canonicus genannten Johannes. (»Monum.« II.
20, 57.)

") »Monum.«. II. p. 111. n. 105.

'•") »Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz
Ostpreufsen«. HeftIV. „DasErmland." S. 271, 272


 
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