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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Derix, Heinrich: Spätgotisches Glasgemälde in der alten Sakristei des Domes zu Xanten
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Effmann, Wilhelm: Kruzifixus, Christus- und Engelsdarstellungen am Werdener Reliquienkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0195

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293

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

294

Borstenpinsel, nicht mit spitzem Holz- oder
Federkiel, herausgeholt. Die Köpfe sowie be-
sonders der Körper des Heilandes sind tech-
nisch ein Meisterwerk; sie sind grofs und
breit modellirt und die Lichter ganz weich
herausradirt, während die Haare durch ihre
scharfen Lichter und im Schatten verstärkten
Konturen den rechten Gegensatz dazu bilden.
Die Aufsenseile des Glases war nur ganz
wenig oxydirt. Einige weifse Stücke zeigten zwar
einen leichten Anflug, doch war dies verhält-
nifsmäfsig sehr gering. Wohl zeigte das Roth
einige Stellen, an denen durch chemische
Zersetzung Grübchen im Ueberfang entstan-
den waren. Der blaue Hintergrund hat wohl
noch am meisten vom Oxyd gelitten, oder
besser gesagt profitirt, denn gerade dadurch
stimmte derselbe, trotzdem er ohne Bemalung
war, so harmonisch zum Ganzen. Da durch
Rostflecke und Staub entstandener Schmutz
nur wenig dem Glase anhaftete, so konnte
von einer Reinigung, aufser mit Wasser, ganz
abgesehen werden. Es hat dies auch meist
seine Bedenken, da sehr häufig an einzel-
nen Stellen die Konturen nicht so ganz fest
mehr anhaften und dann beim Reinigen her-
untergehen, obschon sie ungereinigt noch lange
hätten halten können. Bei diesem Fenster je-

doch waren alle Konturen noch so fest, dafs
sie gewifs noch einmal ein weiteres halbes
Jahrtausend überdauern werden.

Bei der Wiederherstellung sind alle alten
Stücke, soweit nur eben möglich, wieder be-
nutzt worden, auch wenn manchmal störende
Nothbleie, wie bei dem Korpus und den Köpfen
nöthig waren. Das verwandte Glas war ausser-
ordentlich dünn, und zwar sowohl das Weifs
wie die farbigen Gläser.

Unzweifelhaft kann das oben beschriebene
Fenster den allerbesten Glasmalereien des
XVI. Jahrh., zu welchen wohl in erster Linie
die alten Fenster im nördlichen Seitenschiff
des Domes zu Köln gehören, würdig an die
Seite gestellt werden. Deshalb verdient dies
Kunstwerk auch einem weiteren Kreise von
Freunden mittelalterlicher Kunst bekannt zu
werden. Vielleicht feiern auch die vielen ande-
ren Glasmalereischätze des Xantener Domes
gleicher Art, die der besseren Konservirung
wegen vor einigen Jahren herausgenommen
werden mufsten, durch Wiederherstellung ihre
Auferstehung. Ein weiteres Fenster der Sa-
kristei mit der Darstellung des Salvator und
zwei Heiligen neben dem obenbeschriebenen
stehend, wird ebenfalls in Kürze ergänzt werden.

Kevelaer. Heinrich Derix.

Kruzifixus, Christus- und Engelsdarstellung am Werdener Reliquienkasten

(Mit 5 Abbildungen.)

[ei der Darstellung, welche die Bild-

werke des in der ehemaligen Abtei-,
jetzigen Pfarrkirche zu Werden be-
findlichen Reliquienkastens in der
Beschreibung der Kunstdenkmäler des Kreises
Essen gefunden haben,1) sind einige Punkte
aufser Acht geblieben, die bedeutsam genug
erscheinen, um dieselben einer besonderen
Erörterung zu unterziehen.

Der in seinem Kern aus Eichenholz her-
gestellte Kasten hat eine äufsere Länge von
0,40, eine Breite von 0,22 und eine Höhe von
0,20 m. Er ist auf seinen Aufsenseiten mit
einer Umkleidung versehen, die aus verschieden-
artig geschmückten Beinplatten besteht. Von der
Vorderseite gibt die Fig. 1 eine Ansicht; die
(für den Beschauer) linke Schmalseite ist unter

i) Düsseldorf 1893, S. 98 f.

Fig. 2 dargestellt. Auf der rechten Seite sind
die vier Füllungen sämmtlich mit Kreismustern
ausgesetzt, wie die linke Seite ein solches nur
in einem Beispiele zeigt. Der Deckel ist in
den Kunstdenkmälern des Kreises Essen ver-
öffentlicht.2) Mit Ausnahme eines Feldes, das
seine Füllung verloren hat, sind hier überall
fuchsartige Thiergebilde dargestellt, die, über-
einstimmend mit der auf der linken Schmalseite
(Fig. 2) angebrachten gleichartigen Darstellung,
zusammengekrümmt sich in den Schwanz beifsen.
Die Rückseite des Kastens zeigt eine andere
Ausstattung insofern, als hier die vier Felder,
welche durch die beiden sich kreuzenden Mittel-
streifen gebildet werden, keine Füllung aus
Beintafeln erhalten haben, sondern mit einem
Seidenstoff belegt sind, der in Muschelgold

s) a. a. O. S. 100. Fig. 45.
 
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