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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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125

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

126

seele er sich hineinzuphilosophiren versteht, überall
objektiv urtheilend, aber geistreich deutend, so dafs
es ein hoher Genufs ist ihm zu folgen auf die Höhe
der Betrachtungen und Erklärungen. — Man merkt
es dem mit dem ganzen Aufgebot der Persönlichkeit
ceschriebenen Buche nicht an, dafs es aus Einzel-
aufsätzen und Vorträgen herausgeflossen ist, denn
es ist eine einheitliche Schöpfung, die ganz beherrscht
ist von dem Geiste des Universalkünstlers, dem es
gewidmet ist. r.

Cranachstudien v ..Eduard Flechsig. I. Theil.

Mit 20 Abbildungen. Karl Hiersemann. Leipzig

1900. (Preis 16 Mk.)
Zu drei Abschnitten setzen sich diese Studien zu-
sammen, denen ein Exkurs über die Cranach-Aus-
stellung in Dresden sich angliedert, sowie eine Serie
von recht schätzenswerthen Verzeichnissen, die der
Verfasser zu lieben scheint, vielleicht, weil sie seinen
systematisirenden Neigungen entsprechen. Der I. Ab-
schnitt behandelt die zahlreichen Holzschnitte und
spärlichen Kupferstiche von Lukas Cranach bis zu
dessen 50. Lebensjahre 1522, im Anschlüsse an Lipp-
mann's Publikation, sehr sorgfältig und unter genauer
Feststellung der hier besonders wichtigen Datirungen.
— Im II. Abschnitt werden die ebenfalls bis 1522
entstandenen Tafelbilder desselben aufgeführt, unter
besonderer Berücksichtigung der frühesten Arbeiten,
die bisher weniger Beachtung gefunden hatten. —
Der III. Abschnitt, fast die Hälfte des ganzen
Buches umfassend, erörtert die bereits seit 1873
schwebende, in den letzten Jahren stark ventilirte
Pseudo-Grünewald-Frage, deren Lösung dem Verfasser
gegeben scheint durch die Behauptung, dafs dieser
Meister identisch sei mit dem Sohne Hans Cranach,
der 1537 gestorben ist. Sehr umständlich und ver-
wickelt ist der hierfür aufgebotene Beweisapparat,
der mit der Signatur der Cranach'schen Werkstatt
und sonstigen Anhaltspunkten operirt und zu dem
Ergebnisse gelangt, dafs die von 1520 bis 1537 aus
dem Cranach'schen Atelier gemäfs dessen Abzeichen
hervorgegangenen Bilder durchweg dem Hans zuzu-
schreiben seien. Durch diese Behauptung ist wiederum
grofse Verwirrung in die Cranach-Forschung getragen,
welche durch die Verständigung auf der Cranach-
Ausstellung einem Abschluis entgegenzureifen schien.
Jedenfalls sind mit Benutzung des grofsen, aus Tafel-
gemälden und Holzschnitten (namentlich im Halle-
schen Heilthumsbuche) bestehenden Bilderschatzes,
mögen sie signirt sein oder nicht, neue Untersuchungen
nöthig, da die mit dem Aufgebote grofser Betrieb-
samkeit und Dialektik gewonnenen Anschauungen des
Verfassers nähere Prüfung heischen, der aber ein
ruhigeres Tempo und eine behaglichere Stimmung
zu wünschen ist, als sie hier stellenweise zur Geltung
kommen. G.

Itineraire d'un Chevalier de Saint-Jean de
Jerusalem dans l'ile de Rhodes. Par le
Bailli F. Guy Sommi Picenardi. Societe de
Saint Augustin ä Lille 1900.
Der Verfasser hat zweimal die Insel Rhodus be-
sucht, wo der Malteserorden vom XIV. bis in den

Beginn des XVI. Jahrh. seine Hauptthätigkeit ent-
faltet hat, um dort als begeistertes Mitglied die Er-
innerungen an ihn zu sammeln, namentlich alle Denk-
mäler zu studiren und zu beschreiben, die aus dieser
Periode erhalten geblieben sind. Mit den Kenntnissen,
welche die Werke von Hammer, Bottiers, Guerin,
Biliotti und Torr ihm an die Hand gaben, ausgerüstet
ging er an's Werk und kam zu mancherlei Beobach-
tungen und Entdeckungen, die sich aber leider nicht
auf das Innere des noch erhaltenen Palastes der Grofs-
meister beziehen, weil dieser als muselmännischer Be-
sitz ihm unzugänglich blieb. Was er sonst erfahren,
gesehen, aufgenommen hat, ist in den 20 Kapiteln
niedergelegt, in welche sein mit Wärme geschriebenes
Werk zerfällt. Der Anblick der Insel mit ihren
Thürmen und Mühlen, die Stadt mit ihren Mauern,
Thoren, Befestigungen wird beschrieben. Eingehende
Beachtung findet das „Collachium", der von den
Rittern bewohnte Bezirk, der völlig abgegrenzt war
von der Burg, dem von den Griechen und Juden be-
wohnten Stadttheil. Was der Ritterbezirk an Slrafsen,
Gasthäusern, Kirchen u. s. w. bietet, wird dargelegt,
sodann der bürgerliche Bezirk untersucht, hinsichtlich
seiner Kirchen, Handelshäuser, Lazarethe etc. und
diese Kapitel sind reich an interessanten Beiträgen
zur Geschichte des Lebens und Treibens auf der Insel
während der Zeit der Ordensritter, auf welche der
Verfasser sich beschränkt. Auch den andern Orten
der Insel, ihren Dörfern, Stationen, Landungsplätzen
u. s. w. macht der Verfasser seinen Besuch und er-
läutert auch hierbei durch Abbildungen, insoweit die-
selben ihm zugänglich waren. Eine der letzteren be-
zieht sich auf das merkwürdige Gnadenbild der Ma-
donna von Philerme. Umfängliche Register erleich-
tern den Gebrauch des anregenden und lehrreichen
Buches. A.

Die Schatzverzeichnisse der drei Mainzei
Klöster Karthause, Reichen Klaren und
Altenmünster bei ihrer Aufhebung im
Jahre 1781. Von Dr. Friedrich Schneider.
L. Wilckens. Mainz 1901. (Preis 3,50 Mk.)
Als es sich nach der Aufhebung des Jesuiten-
ordens (1773), dessen Mainzer Besitz den unteren
und mittleren Schulen zugewendet wurde, darum han-
delte, durch Auflösung anderer vermögender Mainzer
Klöster der Universität Mittel zuzuführen, erfolgte i781,
im Einvernehmen mit dem Papste und Kaiser, durch
den Kurfürsten von Erthal die Einziehung der Kart-
hause, der Klöster der Cisterzienserinnen und Kla-
rissen. Was diese an Werthen in Edelmetall und
Pretiosen besafsen, wurde von Sachverständigen fest-
gestellt und diese amtlichen Schätzungsverzeichnisse
sind 1897 nach mannigfachen Schicksalen in den
Besitz eines Mainzer Pfarrarchivs und so zur Kennt-
nifs des Prälaten Schneider gelangt, der sie hier in
zuverlässiger Wiedeigabe vorlegt, weil sie nicht nur
als Taxationsakten, sondern auch wegen ihrer kultur-
geschichtlichen und kunstarchäologischen Bedeutung
besonderes Interesse verdienen. Die liturgischen Ge-
räthe, die mancherlei Zierstücke zur Hebung gottes-
dienstlicher Feierlichkeiten, die altertümlichen Werth-
objekte die den Klöstern zugebracht waren, verdienen
 
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