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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Hager, Georg: Zur Geschichte der abendländischen Klosteranlage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0098

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141

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

142

Die Klosterkirche von Fontanella wurde
von St. Wandregisil in der zweiten Hälfte des
VII. Jahrh. als kreuzförmige dreischiffige Ba-
silika mit einem Vierungsthurme erbaut."20) Von
den späteren Umbauten und Restaurationen
der Kirche und des Klosters interessirt uns
hier nur der Umbau des Klosters durch Anse-
gis. Das Claustrum befand sich an der Nord-
seite der Kirche. Die Nachrichten des Chro-
nisten lauten mit Weglassung der für unsern
Zweck unwesentlichen Punkte folgendermafsen:

Ansegis bestimmte dasselbe zur Camera, Ca-
minata und anderen Zwecken. Das Dormi-
torium ist mit der einen Front nach Norden,
mit der andern nach Süden gerichtet und stöfst
mit letzterer an die Klosterkirche; das Refek-
torium ist ebenso gerichtet und berührt sich
auf der Südseite fast mit der Abside der
Klosterkirche." Nach einer Beschreibung der
Klosterkirche und ihrer Restauration durch
Ansegis fährt der Chronist fort: „Aufserdem
erbaute der Abt neben der Abside der Kloster-



c











11



A. Kirche. li. Vorhalle.

Fig. 1. Rekonstruktion des Planschemas von Fontanella.

C. Dormitorium, unterhalb Kapitel. D. Domus maior mit Camera, Caminata etc. E. Eefektorium.
F. Keller. G. Archiv. H. Bibliothek.

„Ansegis liefs vor allem das Dormitorium
bauen, 208 Fufs lang, 27 Fufs breit, 64 Fufs
hoch. Sodann baute er ein anderes Haus von
ähnlichen Dimensionen, das man Refektorium
nennt; er schied dasselbe in zwei Theile, von
denen der eine das eigentliche Refektorium,
der andere den. Keller enthielt. Ein drittes
Haus, das wir das gröfsere nennen, liefs er bei
seinem Tode unvollendet. Es war nach Osten
gerichtet und berührte auf der einen Seite das
Dormitorium, auf der andern das Refektorium.

20) Vergl. den Nachweis bei H. Graf a. a. O.
XV, J53 ff.

kirche gegen Norden ein Haus, welches den
Namen Konvent oder Kurie, griechisch Bouleu-
terion, erhielt, weil hier die Brüder zur Be-
rathung zusammen kommen sollen. Dort wird
auf einem Pulte täglich die geistliche Lesung
abgehalten, dort wird erwogen, was die geist-
liche Disziplin vorschreibt, und dort liefs sich
der Abt bei Lebzeiten auch sein Grabmal er-
richten, damit er einst im Tode in demselben
beigesetzt werde. Vor dem Dormitorium, dem
Refektorium und dem Hause, das wir das
gröfsere genannt haben, liefs er Wandelgänge
{portiais, Kreuzgang) erbauen. In der Mitte
des Wandelganges vor dem Dormitorium ord-
 
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