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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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159

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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buch in der Vatikana und das berühmte Buch der
Uta folgen. Auch zwei um die Mitte des XI. Jahrh.
ausgemalte Perikopenbücher zu München und Salz-
bürg werden der Regensburger Schule zugewiesen,
welche in dem zu Krakau ruhenden, am Ende des
genannten Jahrhunderts vollendeten Evangeliar Hein-
richs IV. endet. Der Verfasser verdient wegen seiner
eingehenden Kenntnifs der illustrirten Handschriften des
frühen Mittelalters grofses Vertrauen. Er hat das weit
verstreute, auf Regensburg bezügliche handschriftliche
Material mit grofser Mühe vollständig gesammelt, ein-
gehend beschrieben und geordnet, also einen werth-
vollen Beitrag geliefert zur Würdigung der Anfänge
unserer deutschen Kunst. Seine Lichtdrucke bieten
werthvolle Proben zur Bereicherung der Kenntnifs der
Ikonographie und Malerei. Den Glanzpunkt des Buches
bildet die meisterhafte Beschreibung und Würdigung
des herrlichen Buches der Aebtissin Uta von Nieder-
münster, eine der höchsten Leistungen der deutschen
Buchmalerei. Einige Ausstellungen, welche den Werth
der schönen Publikation im Wesentlichen nicht schmä-
lern, wird Rezensent in einer ausführlichen Besprechung
an einem andern Orte darlegen. Steph. Beifsel.

Malerei, Bildnerei und schmückende Kunst.
Von Johann Sörensen S. J. Mit 2 Farben-
drucken und 92 Abbildungen auf 40 Tafeln. Herder,
Freiburg 1U01. (Preis 6 Mk.)
Dieser IV. Theil der ,,K unst lehre" darf als
eine Aesthetik der bildenden Künste, mit Ausnahme
der Baukunst (welcher der V. und letzte Theil ge-
widmet sein wird), vielmehr noch als ihres künstle-
rischen Schaffens bezeichnet werden, insoweit dasselbe
seine leitenden Gesichtspunkte der Vernunft und Er-
fahrung entnimmt. Die Eintheilung in die beiden
Hauptgruppen der Malerei und der Bildnerei
nebst schmückenden Kunst, also des Kunst-
gewerbes, ergab sich von selbst, wenn der Verfasser
aus dem letzteren nicht eine eigene Gruppe bilden
wollte, wovon der von ihm mit Recht betonte künst-
lerische Charakter desselben ihn abgehalten hat. Inner-
halb dieser herkömmlichen Eintheilung entfaltet der
Verfasser aber eine sehr beachtenswerthe Eigenart, die
den trotz seiner Vorliebe für die Tradition selbststän-
digen Forscher zeigt, der den alten wie den neuen
Kunstwerken gegenüber sein eigenes Urtheil zur Gel-
tung bringt und hierbei keinen Schwierigkeiten aus
dem Wege geht, auch denjenigen nicht, die durch die
modernen Prätentionen gestellt werden. Nachdem er
den Begriff der Malerei analysirt hat, behandelt er
sie nach ihren drei Elementen R au m, Farbe, Körper,
und widmet hierbei der Linear- und Luftperspektive,
sowie der Harmonie der Farben eine eingehende Prü-
fung, um bei der Einzelfigur der Gestalt und Aus-
drucksschönheit, beider Gruppe der Anordnung der
Massen und des Ausdrucks die Hauptaufmerksamkeit
zu schenken. Bei den Arten der Malerei: Por-
trät, Historie nm alerei, Genremalerei, Landschafts-
malerei, wird die zweite mit Recht am umfänglichsten
behandelt, weil bei ihr sehr einschneidende Fragen
sich aufdrängen, wie die Auffassung des „Nackten" und
die religiöse Kunst, denen der Verfasser eine sehr
objektive, daher belehrende und überzeugende Unter-
suchung widmet. Die eigentliche Bildnerei wird

kurz abgemacht, indem nur ihr Wesen festgestellt, die
Statue hinsichtlich ihrer äufseren Anordnung und ihres
Ausdruckes vorgenommen wird. Desto ausführlicher
wird die schmückende Kunst erörtert, deren
Wesen dargelegt und deren Gliederung in Schmuck
der Kirche, der Wohnung, der Person begründet
wird. Diese Gliederung ist originell und bietet dem
Verfasser, obwohl er mehrfaches Hinübergreifen der
einen Gruppe in die andere nicht zu verhüten vermag,
jedenfalls den Vortheil, dafs er alles unterzubringen
versteht, was ihm auf dem Herzen liegt. Der erste
Abschnitt, welcher den Schmuck der Kirche prüft, die
Grundsätze für ihre Ausmalung, die Mosaik- und Glas-
malerei, den plastischen Schmuck, enthält viele, auch
praktisch beachtenswerthe Winke, und auch dem fol-
genden, der für das Zimmer, den Hausrath, den Garten
Grundsätze aufstellt und Anweisungen ertheilt, fehlt
es nicht an einschneidenden guten Gedanken. Der
letzte Abschnitt über die persönliche Kunst er-
scheint mehr als ein Anhängsel trotz seines Umfangs,
bietet aber in Bezug auf die Goldschmiedekunst und
das Email, Gemmen, Siegel und Münzen, endlich die
graphischen Künste so viele eigene, aus vielfachen
Beobachtungen, namentlich auch technischer Art ge-
wonnene Anschauungen und Belehrungen, dafs man
ihn auch in dieser Form nicht entbehren möchte, in wel-
cher er unter allen Umständen zu den vorhergehenden
Kapiteln bedeutsame Ergänzungen bringt. Zahlreiche,
dem antiken, mittelalterlichen, namentlich dem neuen
und neuesten Bilderkreise entnommene, auf eigenen
Tafel angebrachte, daher nicht so unmittelbar wir-
kende Illustrationen haben nur den Zweck, die Ideen
und Theorien des Verfassers zu erläutern und zu be-
gründen, und dafs er dafür die nächst gelegenen Bei-
spiele zumeist bevorzugte, mag zuweilen die Beweis-
kraft steigern, wenigstens manchen Lesern erleichtern.
Tiefe Studien, reiche Kentnisse, durch sie gewonnene
eigene Gedanken sind in diesem anregend geschrie,
benen Buche niedergelegt, welches auch mancherlei
Aufklärung bietet über viele die tastende Gegenwart
beschäftigende Fragen und Probleme Schniitgen.

K. E. Graf zu Leiningen-Wester bürg. Deut-
sche und österreichische Bibliothekzeichen Ex-libris.
Stuttgart. Julius Hoffmann 1901. 80. (Pr 12,50 Mk.)
Das Buch entspricht den Erwartungen, die man
an seinen Verfasser, den Besitzer der gröfsten Ex-
libris-Sammlung Deutschlands, stellen durfte. Der
Herr Graf, der seit vielen Jahren unermüdlich auf
diesem Lieblingsgebiete forscht und schon viel in
Zeitschriften veröffentlicht hat, fafst in diesem mit an
300 Abbildungen ausgestatteten Buch seine vielsei-
tigen Kenntnisse zusammen. Urspünglich im Auftrag
eines englischen Verlegers geschrieben, erscheint es
gleichzeitig und ein wenig erweitert in deutscher
Sprache. Die Herstellung, Geschichte und die neueste
Entwickelung des Bibliothekzeichens werden uns ein-
gehend erläutert und eine aufserordentlich weitgehende
Aufzählung von Ex-libris sowie deren Zeichnern ge-
geben. Die Leser unserer Zeitschrift dürften sich be-
sonders für das starke IX. Kapitel (60 Seiten, '28 Ab-
bildungen) »Ex-libris von Klöstern und Geistlichen,
XV.—XIX. Jahrhundert« interessiren. Dr. H. W. S.
 
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