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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Hager, Georg: Zur Geschichte der abendländischen Klosteranlage, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0135

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199

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

200

z. B. Wessobrunn zu erwähnen.62) Auch Isny
im württembergischen Oberschwaben und Kla-
drau in Böhmen, beide zur Hirsauer Reform
zählend, gehören hierher.63)

Blicken wir auf französische Benediktiner-
klöster, so fehlt es auch hier nicht an Bei-
spielen. Ich beschränke mich darauf, die alten
Klosteransichten im Monasticon Gallicanum
(Paris 1877) beizuziehen. Oestlich an den Ka-
pitelsaal stiefs die Marienkapelle in Sainte Li-
vrade.C4) In Rebais
war die gothische Ma-
rienkapelle nahe dem
Chor derKlosterkirche
mit dem östlichen Flü-
gel des südlich an der
Kirche gelegenen Kon-
ventbaues durch einen
kurzen Trakt verbun-
den, der unten an-
scheinend eine Durch-
fahrt, oben aber, wie
ausdrücklich bemerkt
ist, die Bibliothek ent-
hielt. Der Verbin-
dungstrakt zeigt auf
der Abbildung Re-
naissanceformen. Mög-
licherweise besafs also
im Mittelalter die Ma-
rienkapelle keinen Zu-
sammenhang mit dem
Konventbau. Die Ma-
rienkapelle in Rebais
ist deswegen besonders
interessant, weil sie die
unmittelbare Verbin-
dung mit der Cella
Infirmorum, mit dem
Krankenhaus der Brü-

Abb. 7. Kloster Blaubeuren.
Ostansicht. Blick auf Kloster und Marienkapelle.

Aehnliche Lage hat die gothische Marien-
kapelle in St. Denis. Aber sie steht weiter
entfernt vom östlichen Konventbau, war ur-
sprünglich isolirt, und wurde erst in der Re-
naissanceperiode durch einen Trakt mit 14
Fensteraxen mit dem alten Konventbau verr
bunden. Auch hier stöfst die Infirmaria, auf
der Abbildung als gothischer Bau kenntlich
und nur aus einem von Nord nach Süd ge-
richteten Flügel bestehend, an die Südseite der

Marienkapelle, und
zwar in der westlichen
Hälfte der letzteren.
So bieten Rebais und
St. Denis interessante
Belege für den Zusam-
menhang zwischen Ma-
rienkapelle und Kran-
kenhaus.

Die Lage zunächst
dem Chor derKloster-
kirche und die un-
mittelbare Verbindung
mit dem östlichen
Konventtrakt begeg-
nen auch bei den
gothischen Marienka-
pellen in St. Nicolas
auxBois05) und in Le
Mont Saint Quentin.66)
Ob sich westlich an
sie das Kapitel schlofs
oder ob sie vielleicht
wie Blaubeuern Ma-
rienkapelle u. Kapitel
in einem Raum ver-
einthaben, läfst sich aus
den Abbildungen nicht
entnehmen. Genau
die gleiche Disposition

der, erkennen läfst. Das Krankenhaus, aus zwei I zeigt die doppelgeschossige Kapelle im Kloster

im rechten Winkel aneinanderstofsenden Flü-
geln bestehend, liegt südlich an der öst-
lichen Hälfte der Kapelle, mit dieser enge ver-
bunden.

63) G. Hager „Die Bauthätigke'tt und Kunstpflege
im Kloster Wessobrunn und die Wessobrunner Stucca-
toren." .«Oberb. Archiv« Bd. 48 (1894) 207.

68) Vergl. den Grundrifs des Klosters Kladrau in
»Mittheilungen der k. k. Centralkommission«. Neue
Folge, V (1879).

G1) Monasticon Gallicanum. Pi. 13.

St. Pierre in Ferneres, welche ausnahmsweise
(ob schon ursprünglich?) der hl. Elisabeth ge-
weiht ist.67)

Ich habe eine Anzahl von Marienkapellen
nachgewiesen, welche an der Ostseite des Kon-
ventbaues nahe dem Chor der Klosterkirche
stehen, die meisten enge mit dem Konvent-

06) Monasticon Gall.
•68) A. a. O. PI. 89.
67) A. a. O. PI. 134.

PI. 87.
 
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