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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Bergner, Heinrich: Befestigte Kirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0142

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213

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

214

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Fig. 3. Kirche zu Rohr.

Lehnsrevers aus über Schlofs und Güter zu
Oberstadt, daz Kirchlehin mit dem kirchhofe
und sitzen daselbiz.^) 1392 verkaufte Heinrich
Vogt an Graf Heinrich von Henneberg tzwey
gut tzü iheymar (Themar) vnd ein bergfrid im
kirchhoff daselbst.9) In einem auf Wiederkauf
errichteten Kaufbriefe über die Dörfer Herpf
und Stepfershausen von 1389, in welchem Graf
Heinrich beide Dörfer an Heinz und Fritz von
der Tanne abtritt, wird bestimmt: Wer es auch,
dass wir ader vnsser erben mit den obgetianten
herrn vnd frauwen oder ihren erben tzufeden
quemen, so sulden wir oder die vnssern vm
tzu den vorgeschriben dörfern oder davon noch
vs denselben kirchhoffen nichts behelffin weder
sie oder die iren darus beschedigen an ge-
verde.I0) Im Kampf des Bischofs Gerhard von
Würzburg mit seinen Städten 1399 trieben die
von Würzburg die Pfaffen aus und nahmen
ihnen ihre Güter. Unde der krigk wart also
argk, das die stete uss zogen unde sckyndelen
die pfarhoufe unde die kirchen unde die dosier.

3) Ebenda III. 104.
9) Ebenda IV. 209.
10) Schultes .Dipl. Geschichte.« II. 2. 180.

Alsso waren sie ussgezogen vor eynen veslen
kirchouf, do besampneten sich zwcne ihum
herren mit yren /runden unde ranten sie an,
unde sie worden fiuchtigk, unde slugen ir woi
zwei tussent tot.11) 1440 empfing Conrad
Trabet von Graf Wilhelm von Henneberg den
Herrenhof Helmershausen mit Zubehör und
mit den Hütten (Gaden) auf dem Kirchhofe.12)
Endlich bestimmt das Weisthum von Mellrich-
stadt von 152318) bei Kriegslasten: Auch ob
die Freund in ein zehntpflichtig Dorf gejagt
wurden und begehrten in Kirchhöfe, alsdann
soll man sie nein lassen, die Feinde aber ?iicht.
Dazu mag ergänzend die Notiz treten, dafs im
30jäbrigen Kriege der Erblandmarschall des
Herzogthums Lauenburg sich auf dem Friedhof
und in der Kirche zu Gudow mit seinen Jägern
und Bauern einmal 2 Tage gegen Tillys Streif-
schaaren wacker hielt, bis die Feinde, die kein
Geschütz hatten und eilten, von dannen zogen.
Aus diesen Nachrichten geht wenigstens deutlich
hervor, dafs feste Kirchen und Kirchhöfe im
ganzen Mittelalter im Gebrauch waren und fast
ebenso hoch wie eigentliche Burgen geschätzt
wurden. Ich zweifle nicht, dafs diese Daten
durch eingehendes Urkundenstudium auch für
andere Landestheile sich reichlich vermehren
lassen.

Dafs im befestigten Kirchhof der alte Ring-
wall fortlebt, scheint
mir durch das gleich-
mäfsige Auftreten der
Gaden gewährleistet.
Denn ebenso waren
beim Ringwall die im

Blockverband oder
Lehmstakung errich-
teten Hütten ange-
ordnet. Indefs läfst
sich auch in einzelnen
Fällen der direkte Zu-
sammenhang nachwei-
sen. BeiMöbisburg
findet sich ein Ring-
wall in unregelmäfsig &jtn

rechteckiger Form, Fig, 4. Kirchc in Vachdorf.

619.

n) Rothe »Thüringische Chronik ed. Wegele.«
3.

12) »Henneberger Urkundenbuch.« VII. 88.

13) In Reinhards verm. Beiträgen »zur Gech.
des Frankenlandes.« III. 158.
 
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