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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Bergner, Heinrich: Befestigte Kirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0143

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215

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

216

einerseits durch
die Gera, an-
drerseits durch
den Abfall des
Hügels gesichert,
an zwei Seiten
von Wall und
Graben umzo-
gen, auf dessen
schwächster Sei-
te später die
Kirche mit be-
sondrem um-
mauerten Kirch-
hoferrichtetwor-
den ist.14) Fer-

Fig. 5. Kirche zu Einhausen. ner stan(J inner.

halb eines Schlackenwalles von enormer Festig-
keit, der zwischenHetschburg und Buchfahrt
auf einer gegen die Um vorspringenden Kalkstein-
zunge errichtet war, eine Kirche des hl. Martin,
welche 1190 von dem Dome in Erfurt bestätigt
wird. Bis vor kurzem waren noch die Funda-
mente derselben sichtbar, jetzt deutet nur eine
kleine Erhebung ihre Stelle an.1B) Bei Hummels-
hain, S. A., heisst noch heute ein gut erhaltener
Ringwall »die alte Kirche«. Und so wird wohl
vielfach eine alte, feste Anlage die Wahl des
Platzes für die Kirche bestimmt haben, welche
für das Dorf als Fliehburg, gewissermafsen als
Cidatelle diente. Denn auch die Ringwälle
haben keineswegs als ständige Wohnsitze ge-
dient. Gegenstände, welche darauf hinweisen
könnten, wie Handmühlen, Korn quetscher,
Spinnwirbel, Webgewichte, fehlen fast ganz.

Wohl keine Gegend Deutschlands ist so
dicht mit befestigten Kirchhöfen und Kirchen
besetzt wie das Werrathal. Man kann fast
sagen, dafs die alte Heerstrafse, welche vom
Norden nach dem Süden des Reiches zog,
systematisch mit einer Kette von Burgen und

Festungskirchen gesichert
wurde, welche unter höherer
Leitung zum Zwecke der

Landesvertheidigung zu
Stande kam. Auf der kurzen
Strecke von Themar bis Mei-

ningen sind solche erhalten in Leutersdorf,
Vachdorf, Belrieth, Einhausen und Obermafsfeld,
unterhalb Meiningens Walldorf, Herpf, Betten-
hausen, Stepfershausen, dann um Themar und
Hildburghausen zerstreut Nordheim, Queienfeld,
Gleichamberg, Streufdorf und Pfersdorf.

An der Hasel liegt Rohr (Fig. 3), besonders
merkwürdig durch wohlbezeugtes Alter. Hier
stand eine königl. Villa, welche den sächsischen
Kaisern Heinrich I. 926, Otto I. 94=1 und 959,
Heinrich IL 1003 zum Aufenthalt diente. 975
schenkte Otto IL dem Altare St. Peters zu
Aschaffenburg „eine Kirche und einen Hof in
villa Rora". Und aus dieser Zeit ist die Kirche
mit Krypta, fraglos auch die Befestigung er-
halten. Sie liegt etwas erhöht über dem Dorfe
auf einem sanft abfallenden Hügel. Auf drei
Seiten ist ringsum ein trockner Graben ge-
zogen. Dann folgt eine noch jetzt 4—5 m
hohe Ringmauer mit einer Abstufung für den
Wehrgang und zahlreichen Schiefslöchern. Die
Einfahrt ist mit einem rundbogig gewölbten
Thore überbaut, über welchem sich ein erst
vier-, dann achteckiger, später verbreiterter und
noch 1580 renovirter Thurm erhebt. Eine an
die Ringmauer angelehnte steinerne Treppe
führt zu seinem oberen Geschosse empor. Vor
diesem Thorbau ist noch eine Art Zwinger,
von einer halbkreisrunden Mauer mit Schiefs-
scharten umzogen, angelegt, welche ein breiteres
Rundbogenthor aufweist. Jetzt steht nur noch
die Schule innerhalb des Beringes. Die Gaden
sind im Anfang des XIX. Jahrh. abgetragen.

Auch die Kirche in Leutersdorf liegt
burgartig über dem Orte auf einem Hügel. Die
alte Heerstrafse führt dicht an ihren Mauern
vorüber. Sie konnte also zugleich als Thal-
sperre dienen. Auch hier ist der Aufgang
durch einen Thorthurm geführt, der noch im
XVII. Jahrh. erneuert wurde, und die Gaden
sind wohlerhalten und werden noch theilweise

14j F. Regel »Thüringen
II«. 487.

16) Zschiesche in »Mitlh.
des V. für die Gesch. u. A. von
Erfurt*. XVI. 151.

Fig. 6. St. Georg in Naumburg.
 
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