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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Oidtmann, Heinrich: Die Schweizer Glasmalerei vom Ausgange des XV. bis zum Beginn des XVIII. Jahrh., [3]: Nach ihren Denkmälern und den neuesten Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0162

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247

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

248

Vincent durch Vermittelung der Gebr. Bour-
geois-Köln für den Freiherrn Heil von Herns-
heim zu Worms erworben. Nach 1729 stifteten
mehrere Pfarrer nebst ihren Kirchengemeinden
ihre Scheiben in die Kirche zu Herzogen-
buchsee.

Die Opferwilligkeit der Ordenskomthure,
Oberstmeister und Ritter der Johanniter
wird durch manch kunstvolle Scheibe bis zur
Stunde bezeugt. Johanniterscheiben aus den
Kirchen Küssnach und Wald im Landesrnuseum;
Teutschordensritter-Wappen zu Neueneck aus

dem Jahre
1517, andere
im Münster
zu Bern; ein
Wappenschild
des Komthurs
von München-
buchsee aus
1510 im Mu-
seum zu Bern.
Die wunder-
vollen Kom-
thurtafeln in
der Kirche zu
Sumiswald, Ar-
beiten des Jah-
res 1512 sind
treffliche Mei-
sterwerke.
Eine Teutsch-
ordensritter-
Scheibe von
1606 [gelangte
ins Gewerbe-
museum nach Köln.

Domherrn, Kanoniker, Dekane,
Dompröpste, insbesondere des hohen Stifts
Konstanz, reihen sich der stattlichen Schaar
der Stifter würdig an, seltener begegnen uns
die Pfarrherrn und Kapläne kleinerer Ge-
meinden.

Brückner erwähnt in der Fortführung der
Basel-Chronik (S. 55) zum Jahre 1594, dafs
der Pfarrer Heinrich Strübin zu Bubendorf nach
dem Gebrauch damaliger Zeiten in
seinem Rebhäuslein auf der Guggers Halde
die Unterredung des Hans Sigrist mit dem
Hauptmann Ryf, Vorgänge aus dem Bauern-
aufstände in zween Fenster-Flügel habe ein-
mahlen lassen. In den Jahren^l606 bis 1627

Fig. 3. Scheibe des Lnndraths von Baden im Kreuzgang zu Wetting

verausgabte Propst Erhard Köchlin an St. Leo-
degar zu Luzern über 300 Gulden für Schen-
kungen an Glasgemälden10). Tm Kaplaneihaus
zu Blatten stehen 20 kleine Scheibchen von
1656 und 57 mit Bildern aus der Legende
des h. Jost, laut Wappen und Inschriften Wid-
mungen von Geistlichen der Umgegend und
von edlen Familien der Stadt. Aus dem
Pfrundhaus des Kaplans im Herrgottswald am
Fufse des Pilatus stammen 9 kleine alte Scheiben
aus den Jahren 1690 und 91 im Rathhaus von
Luzern. 1716 stiftete ein Rheinauer Abt Schild

und Fenster in
die Kaplaney
gen Zug. Kurz,
um es noch-
mals zu wieder-
holen, ein
Blick auf. die

Denkmäler
von der frühe-
sten Zeit an
bis zum gänz-
lichen Verfall
beweist unwi-
derleglich,
dafs die klö-
sterliche und

weltliche
Geistlichkeit
allzeit eine der
festesten Stüt-
zen jenes
schweizeri-
schenBrauches
gewesen. |

Zünfte und Schützengesellschaften
trugen gleichfalls ihr Theil zur Förderung der
Sitte bei. Sie tauschten ihre Schilde mit den
Schwesterzünften und anderen Körperschaften
derselben Stadt oder mit den gleichartigen
auswärtigen Gilden; aufserdem stifteten sie
ihre gläseren Wappen in die Behau-
sung ihrer Vorsteher, hochverdienter Mit-
glieder oder Gönner. Erhaltene Zunftscheiben
im Museum zu Basel, zu Chur, in der Kunst-
halle zu Winterthur, in der Sammlung des
Herrn Prof. R. Rahn, im Landesmuseum zu

10) Glasgem. im Rathhause zu Luzern. Vergl.
auchj. Zemp »A.f.schw. A.« (1897) S. 76, hier weitere
Angaben über Schenkungen unter Propst Gabriel Leu
1592 bis 1600.
 
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