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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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309

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10

310

sein sollte, nebst ihrem nicht gerade reichen Skulp-
turenschmuck. Die nächsten fünf Abschnitte sind
den Papstporträts an den Hochwänden und dem
darunter befindlichen Bilderkreis gewidmet, der letzte
Abschnitt der Weihe des Heiligthums und der Feier
seiner Feste. Der Anhang umfafst die Quellen für
die Geschichte Sixtus IV. und die Dokumente für
die Thätigkeit der Künstler. — Die Illustrationen, die
auf Originalaufnahmen nicht nur in der Kapelle, son-
dern auch nach den alten Handzeichnungen zu den
Fresken beruhen, stehen auf der ganzen Höhe der
heutigen Reproduktionstechnik und ermöglichen so
einem weiten Kreise das Studium der herrlichen Denk-
mäler, die leider auch gegen den allmählichen Verfall
nicht geschützt werden können. H.

Der Sarkophag des Junius Bassus in den
Grotten von St. Peter. Eine archäologische
Studie von Anton de Waal. Mit 13 Tafeln in
Phototypie und 13 Textbildern. Im Selbstverlage
des Verfassers, Rom 1900. (Preis 20 Mk.)
Unter den Sarkophagen des IV. Jahrh. nimmt der
1595 in der Confessio von St. Peter entdeckte hin-
sichtlich des Reichthums, der künstlerischen und ikono-
graphischen Bedeutung die erste Stelle ein. Sehr
schwer zugänglich, erst in der neuesten Zeit würdig
abgebildet, bedurfte er dringend einer neuen Ver-
öffentlichung, die in grofsen guten Aufnahmen und
zuverlässigen Beschreibungen bestehen mufste. Beide
hat de Waal besorgt und damit wie der Würdigung
der altchristlichen Skulptur, so der archäologischen
Wissenschaft einen grofsen Dienst erwiesen. Nach
mehr allgemeinen Bemerkungen über den 359 als
Präfekt von Rom gestorbenen Christen Junius Bassus
und das Kunstschaffen seiner Zeit, wie es sich
namentlich an der Peterskirche entfaltete, und nach
einer knappen, aber sehr präzisen Charakteristik der
Sarkophag - Skulptur des IV. Jahrh., erfolgt die
Beschreibung des Sarkophags im Allgemeinen. Im
zweiten Kapitel beginnt die besondere Beschreibung,
welche nicht der Reihe folgt, sondern der Zeit, in-
dem zunächst die vier alttestamentlichen Szenen er-
erörtert werden, sodann die fünf neutestamentlichen
mit Einschlufs der Majestas Domini. Ihre Auswahl
gibt dem Sarkophag eine ganz eigenartige Bedeu-
tung , welche noch überboten wird durch die alt-
und neutestamentliche Vorgänge in Lämmergestalten
darstellenden Zwickelreliefs, die eingehend erklärt
werden, auch in ihrem inneren Zusammenhang. Die
sehr beachtenswerthen ikonographischen Ergebnisse,
welche diesem Sarkophage mit seinen zahlreichen
römischen Seitenslücken die Uebereinstimmung, noch
mehr den Unterschied wahren, werden im fünfteu
Kapitel zusammengestellt, und im Schlufskapitel
werden die dekorativen Theile behandelt, die zumeist
dem profanen Leben entnommen sind, in ihrer Mannig-
faltigkeit nur einem so geübten Auge erkennbar, wie
der Verfasser es sich durch die Jahrzehnte geschult
hat. Aufser den 13 Tafeln, welche die ganze Vorder-
seite und jede der 10 Darstellungen ä part zeigen,
dazu eine Seitenfläche mit Profanbildern, bietet der
Text noch manche Details, und da der Verfasser nicht

nur hinsichtlich ihrer Erklärungen den sichern Weg
gewandelt, sondern anch zu dem einheitlichen Ge-
danken vorgedrungen ist, welcher Wahl und Stellung
der einzelnen Bilder und Szenen bestimmt, so darf
seine Monographie als eine sehr verdienstvolle Arbeit
bezeichnet werden. b.

Das Jubeljahr 1500 in der Augsburger
Kunst von Dr. J. E. Weis-Liebersdorf.
Zweiter Theil. Allgemeine Verlags-G. m. b. II.,
München 1901. (Preis 5 Mk.)
Der Schlufsband dieses in Bd. XIII, Sp. 38-1 be-
sprochenen Buches ist schnell erschienen und behandelt
die drei Basilikenbilder Hans Burgkmair's von St. Peter,
vom Lateran und von Santa Croce, sowie das Doppel-
bild des Meisters L. F. von San Lorenzo und San
Sebastiano. Sie werden eingehend geprüft, indem zu-
nächst der Meister charakterisirt wird , sein Lebens-
lauf, sein Schaffen, sein Können, sodann das Bild bis
in seine kleinsten Einzelheiten untersucht und erklärt
wird. Im Anschlüsse an das erste , das werthvollste
aller Jubiläumsbilder, auf welchem der hl. Petrus vor
der Petersbasilika mit der Jubiläumsthür zwischen den
beiden Gruppen der prachtvoll gezeichneten Noth-
helfer-Standfiguren thront, wird deren Legende zu-
nächst im Allgemeinen erörtert, sodann jedem einzel-
nen eine besondere Untersuchung gewidmet, in der
auch die Vision als Kunstmittel, die Entwicklung des
Madonnentypus und die Passion Christi in der christ-
lichen Kunst zur Erörterung gelangen. Das zweite:
Lateranbild, stellt den hl. Johannes im Inneren der
Basilika vor und ringsumher die Hauplbegebnisse
seines langen reichen Lebens, die den Verfasser zu
sorgsamer Darlegung der Johanneslegende veranlassen.
— Das dritte Bastlikabild : Santa Croce, das über deren
äufseren Erscheinung die reiche Kreuzigungsszene,
auf beiden Seiten die noch viel reichere Romwall-
fahrt der hl. Ursula zeigt, beschäftigt sich eingehend
mit der Geschichte der Pilger, namentlich der Rom-
fahrten und mit dabei gebräuchlichen, mannigfaltigen
Pilgerandenken, um dann der Ursulalegende die Auf-
merksamkeit zuzuwenden, ihrer Entstehung, Entwicke-
lung, Darstellungsart, endlich den Kreuzbildern und
deren Haupttypen. — Das Bild von San Lorenzo und
San Sebastiano, das aufser diesen beiden Kirchen-
äufseren den Judaskufs und die Auffindung des hl-
Kreuzes in vier Szenen vorführt, gibt zunächst zur
Charakterisirung des Meisters L. F. Veranlassung, so-
dann zu näheren Mittheilungen über die Titelheiligen
und die hl. Helena, ihre Legende. Geschichte, Kreuz-
auffindung, die bald zur Verehrung des Kreuzholzes
führte. Fünfzig vortreffliche Abbildungen,
die von den kostbaren Gemälden auch manche Details
bieten, erläutern den Text, dessen Schlufs den
Kardinallegaten Raimund Peraudi bespricht, die Art,
wie er den Jubiläumsablafs in Deutschland (1501 bis
1504) einzurichten bemüht war, das Ceremoniell seiner
Feier und Verschiedenes, was damit im Zusammen-
hang steht. — So sind dem Verfasser die höchst
eigenartigen und wichtigen sieben Augsburger Basilika-
bilder zur Folie geworden für die gründliche Erörte-
rung sehr zeitgemäfser Themate, welche die Kunst-
und Kulturgeschichte, die Heiligenlegende und Ikono-
 
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