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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Effmann, Wilhelm: Frühmittelalterliche Inschriftensteine zu Dottendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0213

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323

1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 11.

324

auf dem Querbalken, der Name auf dem senk-
rechten Balken angegeben ist, die Inschrift:7)

// K(A)L(ENDAS) MAI(I)
OBIIT WALTRVfDISJ?)

Ob die Inschrift noch eine nähere Be-
zeichnung der Verstorbenen enthalten hat, mufs
dahingestellt bleiben. Unwahrscheinlich ist es
aber nicht.9)

Anläfslich des erwähnten Abbruchs der
Kirche sind nun noch drei weitere i Inschrift-
steine zu Tage gekommen. Auf einem selten
betretenen Dachboden untergebracht, sind die-
selben der weiteren Oeffentlichkeit bislang ent-
gangen.10)

Auch von diesen Steinen ist keiner voll-
ständig erhalten. Die Beschädigungen, die sie
erlitten haben, sind jedoch nicht derart, um
besondere Unklarheiten aufkommen zu lassen.
Der besterhaltene ist in Fig. 2 dargestellt. Bei
demselben ist das Fufsstück abgetrennt, die
Inschrift ist dadurch aber kaum beeinträch-
tigt. Da das obere Stück 6472 cm> das
untere 1472 cm lang lsi> die Setzfuge sich auf
ungefähr 4 cm berechnet, so ergibt sich für
den Stein in seiner jetzigen Erscheinung eine
Gesammtlänge von 83 cm. An seinen oberen
Ecken mifst der Stein 2972 cm in der Breite,
während dieselbe unten nur 26 cm beträgt. Die
Platte zeigt also eine, allerdings nur schwache,
Verjüngung. Ursprünglich war der Stein aber
gröfser; die vorhandenen Spuren lassen kei-
nen Zweifel darüber, dafs er mit einem
Rande versehen war, dessen Breite nach

7) Die runden Klammern enthalten die Ergänzung
der Abkürzungen, die eckigen die der fehlenden
Theile.

8) Kraus liest Waltburgis. Dafs aber in dem
entscheidenden Buchstaben nicht ein B sondern ein
R zu erblicken ist, kann wenigstens jetzt, wo der

Stein gereinigt und in helles Licht gebracht ist, nicht

mehr zweifelhaft sein.

9) Auf dem von aus'm Weerth »Bonner Jahr-
bücher« unter Fig. 2, Festschrift a. a. O. S. 5 ab-
gebildeten Inschriftstein ist die Verstorbene als vidua
laica bezeichnet.

10) Ebendort werden auch drei römische, wohl
beim gleichen Anlasse aufgefundene römische Ziegel-
steine aufbewahrt. Dieselben tragen alle den in Bonn
in zahlreichen Varietäten vorkommenden Stempel der
Legio I Minervia. Auch hier sind die Stempelab-
drücke alle drei verschieden. Es sei bemerkt, dafs
der eine die Buchstaben erhaben vortretend zeigt, dafs
sie beim zweiten vertieft, beim dritten endlich eben-
falls vertieft aber im Spiegelbilde erscheinen.

einem am Fufsstück noch vorhandenen Reste
5 cm betrug. Unter Zurechnung dieses Mafses
ergibt sich die Gröfse des Steines auf 93 cm
Länge und 3972 bezw. 36 cm Breite. Abge-
sehen von dem durch eingetiefte Linien ge-
bildeten Kreuze und der in zwei Linien be-
stehenden Umrahmung fehlt ihm jede weitere
Verzierung. Dem Anfangsbuchstaben M der
in dem senkrechten Kreuzbalken angeordneten
Inschriftzeile ist ein Kreuz eingezeichnet. Die
Inschrift lautet:

III. K(A)L(ENDAS) D(E)CE(M)B(RIS)
MIGRAVIT ARN PVERfVJLVS.

Von ganz erheblich kleineren Abmessungen
ist ein weiterer, in Fig. 3 abgebildeter Stein.
Derselbe hat in seinem jetzigen verstümmelten
Zustande eine gröfste Länge von 35 cm und
eine gröfste Breite von 24 cm. Nach Mafsgabe,
der ganz erhalten gebliebenen unteren linken
Hälfte ergibt sich aber die ursprüngliche Breite
auf 30 cm. Bei der Annahme, dafs das Kreuz in
der sog. lateinischen Form, also mit kürzerem
oberen Kreuzarm gebildet war, ergibt sich
eine Gesammtlänge von etwa 40—45 cm. So-
weit die Ecken des Steines erhalten sind,
sind sie mit einer Verzierung versehen, bei
der ein in der Mitte angeordnetes Dreiblatt
von gezackten Halbblättern umrahmt ist. An
der Durchschneidungsstelle der Kreuzbalken
sind fünftheilige Blätter angebracht, deren
Mitteltheil oben umgeschlagen ist. Während
bei den vorher besprochenen Steinen die In-
schrift des Querarmes durchläuft, geht hier die
des aufrechten Balkens durch. Die Platte hat
durch den Abbruch des oberen Kreuzarmes
eine Verstümmelung erfahren; welche die Le-
sung der Inschrift aber nicht wesentlich er-
schwert. Dieselbe lautet:

VI. K{A)L(ENDAS) MAfHJ
[OBIIT AJTHALBERO . LAIC(VS).

Es läge ja nahe,< den Namen des Verstor-
benen als Albero zu lesen. Dem steht aber das
vorangehende Zeichen entgegen, das nur als
ein H gedeutet werden kann, das aufserdem
noch mit einem anderen Buchstaben, und zwar,
wie der oben rechts noch in einem kleinen
Reste erhaltene Querbalken zeigt, mit einem
T ligirt ist. Dafs die beiden Buchstaben noch
zur Namensbezeichnung gehört haben, ist näm-
lich deshalb anzunehmen, weil in dieser In-
schrift die einzelnen Worte durch Punkte von
 
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