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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Schubring, Paul: Die primitiven Italiener im Louvre
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0240

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371

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 12.

372

Reicher, wenn auch nicht stattlicher ist die
Sienesische Schule vertreten. Ich habe in der
Kunstchronik (30. Oktober 1901) gelegentlich
der Besprechung der Primitiven in der Dres-
dener Galerie die Gründe aufzudecken gesucht,

Abb. 5. Bartolo di Kredi: Darbringung im Tempel. (Louvre.)

weshalb der das Trecento aufsuchende Kunst-
handel so viel mehr Sienesen als Florentiner
exportiren kann. Paris besitzt leider keinen
Duccio, dessen Konfrontation mit Cimabue
hier besonders interessant wäre. Dafür ist es
aber mit einem Simone Martini vertreten, der
schlechthin das Kleinod dieser Abtheilung ge-

nannt werden darf. Es ist eine Kreuztragung
in dem kleinen Format 0,25 X 0,16, zu der
das Museum in Antwerpen vier und das Ber-
liner Museum seit ganz Kurzem (früher Col-
lektion Pacully, Neuiliy) ein fünftes Gegenstück
___r___ besitzt. Wir hät-
ten uns das Ganze
vereinigt als ein
Klappaltärchen zu
denken, dessen
Aufsenseiten die
Verkündigung in
zwei Feldern ent-
hielt (Museum in
Antwerpen). Der
geöffnete Schrein
führte vier Pas-
sionsszenen vor:

1. Kreuztra-
gung (Louvre),

2. Kreuzigung
(Antwerpen),

3. Kreuzab-
nahme mit dem
Stifter (Antwer-
pen),

4. Beweinung
Christi (Berlin).

Da die Ant-
werpener Stücke
1826 in Dijon ge-
kauft wurden, so
läfst sich mit ho-
her Wahrschein-
lichkeit anneh-
men, dafs dieser
Altar von Simone
während seines
Aufenthaltes in

Avignon (seit
1339) gemalt ist,
also gleichzeitig
mit den dortigen
Fresken und dem
Bild in Liverpool

von 1342, das den zwölfjährigen Jesus mit
seinen Eltern darstellt.10) Gegen diese Da-

10) A.Gosche »Simone Martini« (Leipzig 1899g,
p. 85 setzt die Tafeln in Antwerpen und Paris (die
der Sammlung Pacully kennt sie nicht) früher an
vor 1339; der Verfasserin ist die Herkunft aus Dijon
unbekannt geblieben.
 
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