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1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
288
Ordnung nach Künstlernamen, wie nach den Nummern
des von James Weale bearbeiteten offiziellen Aus-
stellungskatalogs. Dafs diese Pigmentdrucke, von
denen uns eine Anzahl von Proben vorliegt, durchweg
den höchsten Anforderungen genügen, versteht sich
bei diesem Verlage eigentlich von selbst, und gerne
werden nach ihnen diejenigen greifen, die den alten,
neuerdings mit Recht in den Vordergrund des Inter-
esses und der Anerkennung, ja der Bewunderung ge-
zogenen flämischen Meistern ihre Studien widmen
wollen. G.
Geschichte der geistlichen Musik von Her-
mann Barth. Gustav Schloessmann, Hamburg
1903. (Preis 2 Mk.)
In „Schloessmanns Bücherei für das christliche
(evangelische) Haus" erscheint diese Geschichte der
geistlichen Musik als II. Band. Sie zerfällt in 9 Ab-
schnitte, von denen der erste die geistliche Musik des
Mittelalters, der zweite die Höhe des katholischen
Kirchenstils (Palestrina usw.) behandelt, der dritte den
Einflufs der Reformation auf die geistliche Musik, der
vierte die Heroen protestantischer Musik (Händel,
Bach usw.), der fünfte die grofsen Wiener Meister
(Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven usw.), der sechste
die Romantiker Schubert, Spohr, Weber), der sie-
bente Mendelssohn, der achte die moderne geistliche
Musik (Schumann, Hiller, Lachner, Liszt usw., usw.),
der Schlufsabschnitt die neuzeitlichen Bestrebungen,
die Orgel im letzten Jahrhundert, das Kirchenlied. —
Obwohl das Interesse fUr die geistliche Musik des
Protestantismus im Vordergrunde steht, ist die Dar-
legung doch objektiv, dazu durchaus würdig und recht
instruktiv. Die eingestreuten Abbildungen, Neumen,
Porträts usw. erscheinen als interessante Beigaben, c.
Hochland. Monatsschrift für alle Gebiete der Lite-
ratur und Kunst, herausgegeben von Karl Muth.
Jos. Kösel'sche Buchhandlung^ München u. Kempten.
(Preis vierteljährlich 4 Mk.)
Diese neue Zeitschrift mit ihrem hochgemuteten
Titel und Programm ist von einem ungewöhnlich zahl-
reichen und bedeutsamen Mitarbeiterstab umgeben
unter der Flagge des als Kritiker (Veremundus) be-
kannten und als Redakteur von .Alte und Neue Welt"
bewährten Führers, der im Vorwort für den christ-
lichen Idealismus eintritt, aber auf realistischer
Grundlage, der modernen, aber wahren Kultur die-
nen, dem Volksleben sich widmen, Dichtung und
schöne Literatur pflegen, die Kunst der Gegenwart
prüfen und fördern will, also den Rahmen sehr weit
spannt. — Das am 1. Oktober erschienene, vornehm
ausgestattete und mit 3 guten Bildern geschmückte
I. Heft von 128 Seiten ist sehr reichhaltig, und hervor-
ragende Schriftsteller treten mit den reifen Früchten
ihrer Talente und Forschungen in die Schranken.
So charakterisiert Finke vortrefflich den vor gerade
«300 Jahren trotz seiner gewaltigen Persönlichkeit elend
hingeschiedenen Papst Bonifaz VIII. — Lienhard
verherrlicht in geistreicher Fiktion Heinrich von Ofter-
dingen als den Nibelungendichter. — Pastor ver-
sieht im Anschlufs an das Prachtwerk von Steinmann
die Wandfresken der sixtinischen Kapelle mit neuen
geschichtlichen Notizen. — v. Schanz verfolgt den
Einflufs von Kant in Frankreich hinsichtlich der Philo-
sophie. — Wieman vertritt die Belletristik durch
eine eigenartige romantische Novelle. — Egg er t
liefert interessante Beiträge zur Würdigung der Frau
Eduard Mörike's. — Loersch legt eine Lanze ein
für die von ihm so eifrig vertretene Denkmalpflege.
— S t o r c k referiert, im Anschlufs an Richard Wagner,
über Musik und Drama. — Leitschuh feiert Ludwig
Richter zu seinem hundertsten Geburtstage als den
sinnigen, volkstümlichen Künstler. — Dann folgen als,
wie es scheint, ständige Gruppen: Leuchtende
Gedanken; Kritik: Ein rheinisches Lebensbild
(Leopold Kaufmann) von Cardauns; Hochlands-
Echo, in welchem, zur Verurteilung der (Kunst-)
Fälschungen, das Sammeln doch etwas einseitig
beurteilt wird, endlich Rundsc hau, in der über neue
Erscheinungen und Veröffentlichungen auf dem Ge-
biete der Philosophie, Naturwissenschaft, Pädagogik,
Literatur, Theater, Kunst, Musik etc. sehr anregend
berichtet wird. — Schon diese kurze Inhaltsangabe zeigt,
wie viel Wichtiges, Neues, Aktuelles auf den ver-
schiedensten Gebieten hier von den kompetentesten
Beurteilern und Referenten geboten wird; und in
dieser Hinsicht darf das I. Heft ohne Zweifel als ty-
pisch betrachtet werden In der Universalität wie in
der Zuverlässigkeit hinsichtlich des Inhaltes und der
Form wird die Gröfse der neuen Zeitschrift erstrebt
und allem Anscheine nach auch erieichl. Hoffentlich
tut sie den bestehenden Fachblättern nicht allzuviel
Eintrag. — Das II. Heft ist dem I. ebenbürtig. In
ihm finden die Aufsätze von Wieman, Pastor, Eggert
Fortsetzung oder Schlufs. Mausbach schildert in
geistvoller Weise das religiöse Leben als ein Hoch-
land der Seele; Stolzle den Professor Ernst von
Lasaulx aus seinen Briefen, Lienhard die Bedenken
gegen Ibsen; Lern er den Kampf um den Südpol,
von Weeck den Papst Leo XIII , und ..Kritik* wie
„Hochlands-Echo* und „Rundschau" sind wiederum
reich an Belehrung. SchnUtgen.
Die Kunst des Jahres. Deutsche Kunst-
ausstellungen 1903. Geschmackvoll kartoniert
5 Mk. Verlagsanstalt F. Bruckmann in München.
Der hier zum zweiten Male, wiederum sehr prompt,
vorgelegte Jahresband bringt von den bedeutendsten
Kunstwerken, die in den hervorragendsten Ausstellun-
gen: zu Berlin, Dresden, München, Venedig, Wien
erschienen sind, 257 vorzügliche Abbildungen mit
kurzer Unterschrift; und ein alphabetisch geordnetes
■ Verzeichnis der Abbildungen" nennt die Künstler,
ihren Wohnort und ihr Alter. Weitere Notizen fehlen,
so dafs die Abbildungen nur durch sich wirken, im
ganzen gut ausgesucht bis auf einige Darstellungen,
die doch nicht auf jedem Familientische angebracht
sind. Diese Orientierung über die Kunstleistungen
dieses Jahres läfst an Vollständigkeit der Auswahl,
Aktualität des Erscheinens, Handlichkeit des For-
mates, Billigkeit des Preises nichts zu wünschen übrig.
R.
1903. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
288
Ordnung nach Künstlernamen, wie nach den Nummern
des von James Weale bearbeiteten offiziellen Aus-
stellungskatalogs. Dafs diese Pigmentdrucke, von
denen uns eine Anzahl von Proben vorliegt, durchweg
den höchsten Anforderungen genügen, versteht sich
bei diesem Verlage eigentlich von selbst, und gerne
werden nach ihnen diejenigen greifen, die den alten,
neuerdings mit Recht in den Vordergrund des Inter-
esses und der Anerkennung, ja der Bewunderung ge-
zogenen flämischen Meistern ihre Studien widmen
wollen. G.
Geschichte der geistlichen Musik von Her-
mann Barth. Gustav Schloessmann, Hamburg
1903. (Preis 2 Mk.)
In „Schloessmanns Bücherei für das christliche
(evangelische) Haus" erscheint diese Geschichte der
geistlichen Musik als II. Band. Sie zerfällt in 9 Ab-
schnitte, von denen der erste die geistliche Musik des
Mittelalters, der zweite die Höhe des katholischen
Kirchenstils (Palestrina usw.) behandelt, der dritte den
Einflufs der Reformation auf die geistliche Musik, der
vierte die Heroen protestantischer Musik (Händel,
Bach usw.), der fünfte die grofsen Wiener Meister
(Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven usw.), der sechste
die Romantiker Schubert, Spohr, Weber), der sie-
bente Mendelssohn, der achte die moderne geistliche
Musik (Schumann, Hiller, Lachner, Liszt usw., usw.),
der Schlufsabschnitt die neuzeitlichen Bestrebungen,
die Orgel im letzten Jahrhundert, das Kirchenlied. —
Obwohl das Interesse fUr die geistliche Musik des
Protestantismus im Vordergrunde steht, ist die Dar-
legung doch objektiv, dazu durchaus würdig und recht
instruktiv. Die eingestreuten Abbildungen, Neumen,
Porträts usw. erscheinen als interessante Beigaben, c.
Hochland. Monatsschrift für alle Gebiete der Lite-
ratur und Kunst, herausgegeben von Karl Muth.
Jos. Kösel'sche Buchhandlung^ München u. Kempten.
(Preis vierteljährlich 4 Mk.)
Diese neue Zeitschrift mit ihrem hochgemuteten
Titel und Programm ist von einem ungewöhnlich zahl-
reichen und bedeutsamen Mitarbeiterstab umgeben
unter der Flagge des als Kritiker (Veremundus) be-
kannten und als Redakteur von .Alte und Neue Welt"
bewährten Führers, der im Vorwort für den christ-
lichen Idealismus eintritt, aber auf realistischer
Grundlage, der modernen, aber wahren Kultur die-
nen, dem Volksleben sich widmen, Dichtung und
schöne Literatur pflegen, die Kunst der Gegenwart
prüfen und fördern will, also den Rahmen sehr weit
spannt. — Das am 1. Oktober erschienene, vornehm
ausgestattete und mit 3 guten Bildern geschmückte
I. Heft von 128 Seiten ist sehr reichhaltig, und hervor-
ragende Schriftsteller treten mit den reifen Früchten
ihrer Talente und Forschungen in die Schranken.
So charakterisiert Finke vortrefflich den vor gerade
«300 Jahren trotz seiner gewaltigen Persönlichkeit elend
hingeschiedenen Papst Bonifaz VIII. — Lienhard
verherrlicht in geistreicher Fiktion Heinrich von Ofter-
dingen als den Nibelungendichter. — Pastor ver-
sieht im Anschlufs an das Prachtwerk von Steinmann
die Wandfresken der sixtinischen Kapelle mit neuen
geschichtlichen Notizen. — v. Schanz verfolgt den
Einflufs von Kant in Frankreich hinsichtlich der Philo-
sophie. — Wieman vertritt die Belletristik durch
eine eigenartige romantische Novelle. — Egg er t
liefert interessante Beiträge zur Würdigung der Frau
Eduard Mörike's. — Loersch legt eine Lanze ein
für die von ihm so eifrig vertretene Denkmalpflege.
— S t o r c k referiert, im Anschlufs an Richard Wagner,
über Musik und Drama. — Leitschuh feiert Ludwig
Richter zu seinem hundertsten Geburtstage als den
sinnigen, volkstümlichen Künstler. — Dann folgen als,
wie es scheint, ständige Gruppen: Leuchtende
Gedanken; Kritik: Ein rheinisches Lebensbild
(Leopold Kaufmann) von Cardauns; Hochlands-
Echo, in welchem, zur Verurteilung der (Kunst-)
Fälschungen, das Sammeln doch etwas einseitig
beurteilt wird, endlich Rundsc hau, in der über neue
Erscheinungen und Veröffentlichungen auf dem Ge-
biete der Philosophie, Naturwissenschaft, Pädagogik,
Literatur, Theater, Kunst, Musik etc. sehr anregend
berichtet wird. — Schon diese kurze Inhaltsangabe zeigt,
wie viel Wichtiges, Neues, Aktuelles auf den ver-
schiedensten Gebieten hier von den kompetentesten
Beurteilern und Referenten geboten wird; und in
dieser Hinsicht darf das I. Heft ohne Zweifel als ty-
pisch betrachtet werden In der Universalität wie in
der Zuverlässigkeit hinsichtlich des Inhaltes und der
Form wird die Gröfse der neuen Zeitschrift erstrebt
und allem Anscheine nach auch erieichl. Hoffentlich
tut sie den bestehenden Fachblättern nicht allzuviel
Eintrag. — Das II. Heft ist dem I. ebenbürtig. In
ihm finden die Aufsätze von Wieman, Pastor, Eggert
Fortsetzung oder Schlufs. Mausbach schildert in
geistvoller Weise das religiöse Leben als ein Hoch-
land der Seele; Stolzle den Professor Ernst von
Lasaulx aus seinen Briefen, Lienhard die Bedenken
gegen Ibsen; Lern er den Kampf um den Südpol,
von Weeck den Papst Leo XIII , und ..Kritik* wie
„Hochlands-Echo* und „Rundschau" sind wiederum
reich an Belehrung. SchnUtgen.
Die Kunst des Jahres. Deutsche Kunst-
ausstellungen 1903. Geschmackvoll kartoniert
5 Mk. Verlagsanstalt F. Bruckmann in München.
Der hier zum zweiten Male, wiederum sehr prompt,
vorgelegte Jahresband bringt von den bedeutendsten
Kunstwerken, die in den hervorragendsten Ausstellun-
gen: zu Berlin, Dresden, München, Venedig, Wien
erschienen sind, 257 vorzügliche Abbildungen mit
kurzer Unterschrift; und ein alphabetisch geordnetes
■ Verzeichnis der Abbildungen" nennt die Künstler,
ihren Wohnort und ihr Alter. Weitere Notizen fehlen,
so dafs die Abbildungen nur durch sich wirken, im
ganzen gut ausgesucht bis auf einige Darstellungen,
die doch nicht auf jedem Familientische angebracht
sind. Diese Orientierung über die Kunstleistungen
dieses Jahres läfst an Vollständigkeit der Auswahl,
Aktualität des Erscheinens, Handlichkeit des For-
mates, Billigkeit des Preises nichts zu wünschen übrig.
R.