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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Schnütgen, Alexander: Zwei Monstranz-Entwürfe romanischen Stils
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0026

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1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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herauswächst, ist die architektonische Formen-
strenge wesentlich gemildert durch die orna-
mentalen Verbrämungen, zu denen auch die
beiden Bestien als Unterbrechungen der Säulen-
schafte gehören, dadurch zugleich der Hori-
zontale zu ihrem Rechte verhelfend.

was die so behandelte, vorn wie rück-
wärts plastisch durchzuführende Monstranz
gegen die zu flache Wirkung der Zentrale schützt,
ist außerdem die kräftig vorspringende, tragend
wirkende Statuette des hl. Michael, wie das
eine Art Laubdach bildende Engelpaar, das
den ganzen Mittelteil zur thronenden Majestas
Domini stempelt. Aber auch der diesen Thron
unigebende Medaillonkreis ist, wiederum nach
dem Beispiele der Kölner und Siegburger
Schreinskämme, so stark reliefiert gedacht, daß
auch hier der Flächencharakter überwunden
erscheint. Um diesen Grad der Ausladung zu
erreichen, müßte freilich die Punzen- und Treib-
technik in die Aktion treten für das mannig-
faltig gestaltete Blattwerk, wie für die Büsten.
as Gußverfahren würde auch das Gewicht
der Monstranz zu hoch treiben, das sechs Kilo
nicht erheblich überschreiten sollte.

Im übrigen möge hinsichtlich der Technik
noch bemerkt werden, daß ihr im Sinne der

so vielseitig und großartig entwickelten spät-
romanischen Dekorationskünste ein weiter
Rahmen gespannt ist. Die Medaillons des
Fußes, wie die Inschrift um die Kapsel werden
in Grubenschmelz auszuführen sein, der obere
Mandorlakranz um die Figur des Auferstan-
denen in ä jour-Email. Neben und in dem
Filigran werden bunte Steine zur Belebung
beitragen, Perlen und Bergkristallknäufchen
die Ausläufer der Ranken sehr zu heben ver-
mögen. — Auch auf das so dankbare De-
korationsmittel, welches durch den Wechsel
von Gold und Silber bewirkt wird, würde
nicht verzichtet zu werden brauchen, das
Figürliche besonders im Silber zu belassen
sein mit spärlicher, auf Haare, Attribute, Säume
beschränkter Vergoldung.

Sollte gegen den Reichtum und Glanz
dieser Vorschläge der ausgeworfene Preis Ein-
spruch erheben, so könnte durch Vereinfachung
der ganzen Ornamentation dieSumme erheblich
reduziert werden. Hierfür hätte der berufene
Goldschmied seine Ratschläge zu erteilen,
dessen Sache es überhaupt ist, den Entwurf in
die Sprache des Edelmetalles zu übertragen,
wo sie, wider Erwarten, nicht hinreichend ge-
troffen sein sollte. Schnütgen.

Bücherschau.

lctionnaire d'archeologie chretienne et de
Uturgie publie par le R. P. dorn Fernand
Cabrol. — Letouzey et Ane ä Paris 1903—1907.
(11- Lieferung ä 5 Fr.)
Dieses in unserer Zeitschrift wiederholt (zuerst
?f XVI, Sp. 187, zuletzt XVIII, Sp. 379) besprochene
Werk hat inzwischen die XL Lieferung erreicht, die
den Buchstaben A zum Abschluß bringt, sowie
^en L Band von 3274 Spalten mit 1158 Textbildern
(dfir aber nachträglich auf Teilung eingerichtet ist).
le letzten vier Lieferungen, die mit Anges
(Engel) beginnen, mit Azymes (Ungesäuerte Brote)
schließen, sind überreich an umfänglichen, reich
^lustrierten Abhandlungen: Anges umfaßt 82 Spalten
""' 60 Abbildungen; Anneaux (Ringe) 50 Spalten mit
85 Abbildungen; Antioche (die Stadt, Archäologie)
<0 Spalten mit 24, vornehmlich architektonischen Ab-
bildungen; Apocryphes 24 Spalten mit 22 sehr merk-
würdigen figuralen Abbildungen; Aquilee (die Stadt,
Archäologie) 30 Spalten mit 16 Architektur- und
''guralbildern; Arbres (Bäume) mit 26 symbolischen
Abbildungen; Arche 22 Spalten mit 24 Abbildungen
und der Farbentafel aus der PrisciUa-Katakombe;
Anens (die Arianer), ihre Liturgie, ihre Kirchen;
Anstocratiques (Classes) 42 Spalten mit 25 Abbildungen
v°n Sarkophagen und Epitaphien ; Ascension 18 Spalten

mit 9 Abbildungen und 1 Tafel; Ascia (Spitzhaue)
28 Spalten mit 26 Abbildungen; Astres (Sterne)
28 Spalten mit 40 hochinteressanten Abbildungen;
Athenes (die Stadt) 64 Spalten mit 38 architektonischen
und figuralen Abbildungen; Autel 35 Spalten mit 20
Abbildungen; Autun (die Stadt) 27 Spalten mit 3
Tafeln; Aveugles (Blindenheilungen) mit glänzender
Farbentafel. — Hier sind aus den letzten vier Liefe-
rungen nur wenige Artikel herausgegriffen; wie zahl-
reich dieselben im I. Bande sind, möge ihr Register
andeuten, das in kleinstem Druck volle 12 Spalten füllt.
Soll über das vorliegende Werk auf Grund des
I. Bandes ein Urteil gefällt werden, so wird es als
eine überaus fleißige und gründliche Leistung anzu-
erkennen sein, die nicht nur als adäquate Verbindung
von Archäologie und Liturgik, sondern auch wegen
der Ausdehnung, die hier in inniger Verschmelzung
beiden Gebieten vergönnt ist, nicht nur alle bisherigen
Arbeiten weitaus überholt, sondern auch anderswo
nicht erreichbar ist. In der Ausdehnung des christ-
lichen Altertums bis auf Karl den Großen kommen
hier dessen Einrichtungen, Sitten und Gebräuche im
sozialen und privaten Leben zur Geltung. Die Archi-
tektur in ihrem Verhältnis zur Liturgie und Kunst;
die Bildersprache und Symbolik, die Paleographie und
Numismatik, die Kunst in ihrer vielfachen Betätigung,
 
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