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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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383

19,07. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

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von ihm- durchaus verschieden) vielfach kultiviert ist
vom XI. bis ins XIV. Jahrh. — Aus der Frühzeit
prüft der Verfasser mit Recht sehr eingehend die
Arbeiten des Meisters Rogkerus von Heimarshausen,
an dessen Identität mit Theophilus, dem berühmten
Urheber der Schedula, er wohl mit Recht zweifelt, zu-
mal das von diesem so geschätzte Grubenemail an dem
Paderborner Tragaltar, trotz dessen Reichtums, keinerlei
Verwendung gefunden hat. Der noch etwas frühere
(1178) Kölner Vorsängerstab mitseinen Nielloornamenten
und -Inschriften hätte Erwähnung verdient, wie die
äußerst merkwürdige figurierte Kelchkuppa im Erz-
bischöflichen Museum zu Köln, die ich 1883 in
Füssenich bei Zülpich entdeckte und 1886 in „Kunst
und Gewerbe1' S. 161 — 168 beschrieb. Auch auf die
Nielloarbeiten an der Maas, namentlich auf die bedeut-
samen Leistungen des Frater Hugo aus der Abtei Oignies
im ersten Viertel des XIII. Jahrh. wäre ein Hinweis
wohl am Platze gewesen, wie auf die allerdings nur
dekorative Rolle, die das Niello an den durch ihre
Einfachheit so imposanten liturgischen Gefäßen des
XIV. Jahrh. in Rheinland und Westfalen spielt, wo
weitere Nachforschung noch Ausbeute verspricht. — Was
der Verfasser aus dem glänzenden Niellobetriebe der
Renaissance in Italien, wie in Süddeutschland, end-
lich in der romanischen Periode Rußlands mitteilt, ist
sehr beachtenswert; der glänzenden Publikation daher das
Zeugnis auszustellen, daß sie nach der Erscheinung des
ganzen Werkes die Sehnsucht steigert. Schnütgen.

Beiträge zur Baugeschichte des Stiftes
Klosterneuburg. Im Auftrage des hochwürdig-
sten Herrn Prälaten Friedrich Piffl bearbeitet und
herausgegeben von Dr. Wolf gang Pauker, reg.
Chorherrn des Stiftes Klosterneuburg. I. Donato
Feiice von Allio und seine Tätigkeit im Stifte
Klosterneuburg. — Braumüller in Wien 1907.
(Preis Mk. 8,40.)
Die Klosterneuburger Stiftsherren wissen ihren ge-
waltigen Kunst- und Archivschätzen durch glänzende
Veröffentlichungen Geltung zu verschaffen. — Die vor-
liegenden beiden Hefte (von denen das eine 18 Tafeln
und einige Textabbildungen mit den Berichten und
Beschreibungen, das andere die ,.Akten" enthält) er-
öffnet die Beiträge zur Baugeschichte des Stiftes durch
das mit großer Wärme geschriebene Lebensbild des
Stiftsbaumeisters Donato Feiice von Allio, der (1677 zu
Mailand geboren), 1730 seine Tätigkeit durch die An-
fertigung eines großen Klosterprojektes begann, dieses
aber bald zum Palastbau umgestalten mußte, indem
plötzlich der Plan einer kaiserlichen Residenz auf-
tauchte, der gewaltigen hier nach den Plänen mehr-
fach abgebildeten Barockanlage, die den Künstler, trotz
der ihm nicht vergönnten Vollendung und trotz der
bis in die neueste Zeit ihm widerfahrenen Ver-
kennungen, als einen tüchtigen Architekten erscheinen
lä£t. Was im Zusammenhange mit diesem Bau aus
den Urkunden des Stifisarchivs an Notizen über den
ganzen Betrieb und seine Gepflogenheiten sich ergibt, ist
ungemein lehrreich, so daß die mühsame Studie auf die

Barockkunst und ihre Umstände interessante Lichter
wirft nicht nur bauliche, sondern auch wirtschaftliche.
----------------- T.

Trierisches Jahrbuch für ästhetische Kul-
tur 1908. Herausg. von Johannes Mumbauer.
Mit einer Kunstbeilage, 55 Abbildungen und reichem
Buchschmuck. Lintz in Trier. (Pr. Mk. 5.)
Dieses zum erstenmal erscheinende, (als regel-
mäßiger Neujahrsgruß zu erwartende) Jahrbuch
verdankt seinen Titel eigentlich nur dem Umstände,
daß es in Trier gedruckt ist als dem Milieu seiner
Gründer und der interessantesten von den hier be-
handelten Denkmälern, wie sie namentlich in dem
feinsinnigen Artikel Schilling's über „Trierer Straßen
und Plätze", und in der Zusammenstellung der
glänzenden Domherren- und Kurfürsten-Grabmäler im
Dom zu Trier, unter dem Titel „Alte Schätze" von
Wiegand abgebildet und beschrieben sind. Diesen
Abbildungen, wie den prächtigen spätgotischen Ge-
webemustern gegenüber, an die Frau Stummel ihren
Exkurs „von der Freude an schönen Stoffen" knüpft,
treten die sonstigen, fast ausschließlich modernen
Illustrationen, die, Entwürfe zu Landhäusern und
Kirchen, Brünnlein und Grabdenkmälern, Büsten und
Zimmerausstattungen bieten, an Bedeutung stark in
den Hintergrund, mit Einschluß der Vignetten und
Initialverzierungen. Da diese neuen Illustrationen
(etwa mit Ausnahme des Kruzifixus van der Velde's, der
aber den göttlichen Dulder mehr schlafend als leidend
darstellt) keinerlei Anschluß an die hier vielgerühmten
alten Vorbilder verraten, so erscheinen die Anklagen
gegen die Kulturlosigkeit der letzten Jahrzehnte als
ebenso übertrieben wie die Lobeserhebungen der neue-
sten Errungenschaften. Diese sind in dem an trefflichen
Bemerkungen reichen programmatischen Artikel des
Herausgebers zu stark betont, nicht minder in den
flotten Erörterungen über „Stil und Mode", die für
die Gegenwartsbestrebungen manche, den früheren
Perioden nicht minder eigenen Vorzüge in Anspruch
nehmen. Mehr oder weniger werden von diesen
modernisierenden Grundzügen die meisten Aufsätze
beherrscht, deren frisches Streben wohltuend berührt,
ohne daß aber die Objektivität, mit der Joseph Popp,
trotzseiner modernen Bestrebungen, „von Gegenwart und
Zukunft der kirchlichen Kunst" redet, in hinreichendem
Maße zutage träte. — Dem ganzen „Jahrbuch" merkt
man durchweg den Unternehmermut des Herausgebers
an, der für sich selber mit großem Vertrauen der
neuen Bewegung sich angeschlossen und verwandte
Geister zur Mitarbeit herangezogen hat. Trotz der
Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit der Themate
und der Mitarbeiter wird das Ganze von einem ein-
heitlichen Zuge beherrscht. Was davon noch un-
reif, übertrieben und einseitig ist, dürfte sich all-
mählich verflüchtigen zugunsten ganz solider Auf-
fassungen, zumal auch im Fortschritt der Zeit immer
klarer sich herausstellen wird, was begründet und
lebensfähig ist, nicht nur hinsichtlich der nicht selten
blendenden Grundsätze, als vielmehr bezüglich der
auf ihnen sich aufbauenden Leistungen.

Schnütgen.
 
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