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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Springer, Jaro: Die Biblia Pauperum Weigel-Felix
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0041

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49

1907.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

50

Die Biblia Pauperum Weigel-Felix.



n einem englischen Privatdruck, der
als „privately printed" im Super-
lativ zu bezeichnen ist, bespricht
SJ Campbell Dodgson eine Handschrift
einer Biblia Pauperum, der er nach den frühe-
ren Besitzern T. O. Weigel und Eugen Felix
in Leipzig den obigen Doppelnamen gibt.')
Von den 48 Zeichnungen der Handschrift
sind drei in sehr guten Lichtdrucken beige-
geben. Wie es scheint, so ist diese Schrift
zur wissenschaftlichen Empfehlung des noch
im Kunsthandel befindlichen Manuskriptes
herausgegeben worden, um mit solcher Empfeh-
lung einen hohen Preis zu erzielen. Dem
Verfasser ist aber leider entgangen, daß der
Kodex ganz vor kurzem erst von einem deut-
schen Gelehrten in einer sehr wichtigen Unter-
suchung behandelt wurde. Die Handschrift
ist seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in
deutschem Privatbesitz nachweisbar. Die Litera-
tur über sie, die sich auf einen Zeitraum
von mehr als fünfzig Jahren erstreckt, stelle
ich hier kurz zusammen:

1. 1852 R. Weigel, Kunstlagerkatalog Nr.
19223. Unbekannter Meister aus der 2. Hälfte
des XV. Jahrh. Die Biblia Pauperum, ein
Bilderzyklus von 48 Zeichnungen auf 24 Perga-
mentblättern. 150 Taler.

Es wird an den Meister 6XS, den man
damals Barthel Schön und einen Bruder
Martin Schongauers nannte, erinnert. Von
R. Weigel kam die Handschrift in die Samm-
lung T. O. Weigel in Leipzig.

2. 1866 T. O. Weigel und Zestermann,
Die Anfänge der Druckerkunst II Nr. 268
pag. 129.

Bilderhandschrift der Biblia Pauperum auf
Pergament von 24 Blättern mit 48 Bildtafeln.
1460—1490. „Sie mag wohl von einem cölner
oder niederländischen Künstler entworfen wor-
den sein."

3. 1872 T. O. Weigel in Leipzig. Katalag
frühester Erzeugnisse der Druckerkunst der
T. O. Weigelschen Sammlung. (Auktions-
katalog.) Seite 129 Nr. 268, Biblia Pauperum.
Bilderhandschrift auf Pergament von 24 Blät-
tern mit 48 Bildtafeln (1460—1490). Die Be-

:) The Weigel-Felix Biblia Pauperum. A Mono-
graph by Campbell Dodgson, M A. Chiswick Press,
London o.J. (1907) fol. mit 3 Lichtdrucken.

Schreibung ist ein Auszug aus dem großen
Werke Weigel und Zestermann, also die
gleiche Datierung und Zuweisung. Auf der
Auktion für 620 Taler erworben von Eugen
Felix, der die Handschrift aber noch bei Leb-
zeiten wieder verkaufte.

4. 1898 Ludwig Rosenthal in München.
Katalog 100, Nr. 176 S. 33.

Biblia Pauperum. Precieux manuscrit du
commencement du XVe siecle contenant 236
dessins ä la plume 24 ff. sur velin. 1800 Mk.
(nach England verkauft).

5. 1903 W. L. Schreiber, Biblia Pauperum.
Straßburg, Heitz führt in einem Verzeichnis
der Armenbibeln unsere Handschrift in der
Abteilung B. Handschriften mit ganzseitigen
Bildern Typus V unter Nr. 20 auf. In der
Datierung 1460—1680 ist Schreiber ersicht-
lich von T. O. Weigel abhängig.

6. 1905 August Schmarsow. Konrad Witz
und die Biblia Pauperum. Repertorium XXVIII
S. 340.

7- 1905 Alexander Schnütgen, Red. der
Zeitschrift für christliche Kunst. XVIII S. 266.

8. 1907 Campbell Dodgson. The Weigel-
Felix, Biblia Pauperum. London o. J. fol.
Um die Mitte des XV. Jahrh.

Die Geschichte der Handschrift bis zu
ihrem Verschwinden aus der Sammlung Felix
war Schreiber und Schmarsow bekannt, ihr
Wiederauftauchen im Katalog von Ludwig
Rosenthal war beiden entgangen. Im er-
gänzenden Aufsatz der Zeitschrift für christ-
liche Kunst wurde dann auch diese Notiz als
Fund Paul Kristellers bekanntgegeben. Camp-
bell Dodgson kennt zwar Schreiber und da-
mit die von diesem zitierten R. Weigel,
Weigel und Zestermann und T. O. Weigel, der
Aufsatz von Schmarsow aber (und ebenso der
von Schnütgen und die Notiz bei L. Rosenthal)
war ihm nicht zu Gesicht gekommen. Schmar-
sows Aufsatz hat bei deutschen Kunsthistori-
kern berechtigtes Aufsehen erregt, ein lebhaftes
Suchen nach der in England verschollenen
Handschrift war die nächste Folge. Nun
werden einige weitere Proben publiziert und
der Herausgeber weiß nicht, daß die Hand-
schrift in den beiden gelesensten deutschen
Zeitschriften für Kunstgeschichte ausführlich
behandelt und einem Künstler zugewiesen
 
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