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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Schmid, Andreas: Nachtrag zu den mittelalterlichen Elfenbeinkämmen
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0104

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157

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

158

Nachtrag zu den mittelalterlichen Elfenbeinkämmen.

1

ilS

n dem II, Hefte dieser Zeitschrift
Sp. 44 ist die Frage erörtert, ob
auch Priester vor der Zelebration
mit einem Kamme in der Sakri-
stei ihre Haare zu ordnen hatten. Zur besseren
Lösung der Frage sei auf eine Handschrift
hingewiesen, welche das Rationale des Durandus
noch um wenigstens 100 Jahre an Alter über-
trifft, in der Staatsbibliothek in München sich
befindet und zurzeit der Säkularisation am
Anfang des XIX. Jahrh. aus dem Kloster
Benediktbeuren in der Diözese Augsburg nach
München kam. Die Handschrift enthält deut-
sche Predigten und eine deutsche Meßerklärung

in 524 Versen. Ganz im Geiste des in Dunkel
gehüllten Honorius von Autun beschreibt der
Dichter das Anziehen der priesterlichen Ge-
wänder und bemerkt zu unserer Frage:

So nimet er denne in sine hant
zalverst einen champ
Er richtet daz sin har.
Es sol ime ligen. Daz ist war.
v. 220—224.
Die Handschrift ist von Johann Kelle ver-
öffentlicht unter dem Titel Speculum ecclesiae
altdeutsch. München 1858 und wird vor das
Jahr 1150 datiert.

München.

Andreas Schmid.

Bücherschau.

La Cathedrale deCologne. Historique et descrip-
tion par Gustave Ruhl. Liege. D. Cormaux 1907.
Der mit den Kölner Kunstverhältnissen seit seiner
Jugend wohlvertraute Verfasser (Advokat) pflegt diese
Anhänglichkeit in mannigfacher hochherziger Weise, den
alten Zusammenhang seiner Lütticher Heimatdiözese
mit dem Kölner Erzsprengel gern betonend. Von der
Kathedrale des hl. Lambert findet er daher leicht den
Weg zum Kölner Dom, dem er in der Publikation
der „Societe d'art et d'histoire du diocese de Liege"
vom Februar d. J. eine kleine Studie gewidmet hat.
In deren geschichtlichen Angaben, die mit
dem ältesten Dom beginnen und bis zur Vollen-
dung des jetzigen fortschreiten, zeigt er sich mit der
Literatur ebenso vertraut, wie er seine Kenntnisse ver-
rät in der Beschreibung des Bauwerkes, namentlich
des Inneren, dessen enger Anschluß an den Chor von
Amiens, und selbständige Weiterbildung hervorgehoben
zu werden verdiente. Den Kunstschätzen ist eine ganz
besondere Aufmerksamkeit zugewendet. ■— Das mit
Begeisterung geschriebene Heltchen wird gewiß in den
Kreisen der belgischen Landsleute vielfache Beachtung
finden, ihnen zugleich als Führer gute Dienste leisten.
__________ Schnütgen.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler
von Georg Dehio. Bd. II, Nordostdeutschland.
Wasmuth, A.-G. in Berlin 1907. (Preis 4 Mk.)
Von diesem Handbuch, über dessen Programm
und Einrichtung hier (Bd. XVIII. Sp. 278) beim Er-
scheinen des I. Bandes näher berichtet wurde, ist in
schneller Folge der II. (etwas stärkere) Band vorgelegt,
der vom Königreich Preußen die Provinzen Branden-
burg, Schlesien, Posen, Ost- und Westpreußen, Pom-
mern, Schleswig-Holstein, dann die beiden mecklen-
burgischen Großherzogtümer, vom Großherzogtum Olden-
burg das Fürstentum Lübeck, endlich die Freien
und Hansastädte Lübeck und Hamburg nebst ihren
Landgebieten umfaßt. — Was von Denkmälern dieses
Bereiches noch nicht amtlich inventarisiert war, wurde
durch berufene Kräfte, wie Schmid, Lemcke, Burge-
meister, Haupt, Matthaei, Kohte, Dammann, Hach er-
gänzt, so daß Zuverlässigkeit und Vollständigkeit als

erreicht gelten dürfen, natürlich nur relative. Nicht
jedem Denkmal konnte die Beachtung gesichert, nicht
jedem der Raum gegönnt sein, so daß wohl mehrere
Kenner für die Lieferung von Nachträgen eine gewisse
Mitpflicht empfinden werden, Auch bedürfen einzelne
Gruppen, namentlich die den ganzen Norden beherr-
schende des Backsteinbaues für die richtige Einschätzung
ihrer Denkmäler noch gründliche Prüfungen. Jeder
Interessent wird die beiden Bände als unentbehrliche
Reisebegleiter schnell liebgewinnen und ihre Fortsetzung
ersehnen. __________ Schnütgen.

Herders Konversations-Lexikon ist um den
VII. (vorletzten) band vermehrt, der 400 Bilder im
Text enthält und 500 auf den 61, teilweise farbigen
Beilagen, also ein enormes, durchweg gut ausgewähltes
und ausgeführtes Illustrationsmaterial, das ganz vor-
nehmlich der auch ohnehin wohlversorgten Kunst zu
gute kommt. Recht ausgiebige Behandlung finden
die Römische, Romanische, Renaissance - Kunst, be-
sonders letztere, die in mehr als 12 Spalten mit 5
Doppeltafeln, Dank der bewunderungswürdigen Knapp-
heit des Ausdrucks, ein vollständiges Entwicklungsbild
erhält. Die Künstlerheroen Raffael, Rembrandt, Rubens
kommen an der Hind charakteristischer Abbildungen
voll zur Geltung. Auch über Porzellan, Reliquiarium,
Rüstung, Säule informieren die vortrefflich illustrierten
Artikel, während „Siegel" etwas kurz wegkommt. —
Daß dem in jeder Hinsicht anerkennenswerten Werke
(welches in 8 Original - Halbfranzbänden 100 Mk.
kosten wird) schon für den Herbst der Abschluß bevor-
steht, kann keinem Zweifel mehr unterliegen. s.

Das S p ruc h w ö r te rbu ch von Franz Freiherrn von
Lipperheide hat mit der Lieferung XXII (Gesamt-
preis Mk. 13,50, geb. Mk. 16) bereits seinen Abschluß
gefunden, also in der überaus kurzen Frist von 18 Mo-
naten (vergl. diese Zeitschr. Bd. XVIII Sp. 285). —
Dasselbe bietet reichlich, was es versprach, und so
vollständig erscheint die nach Begriffen, weil nach dem
jeweiligen Hauptleitworte alphabetisch geordnete Zu-
sammenstellung, daß die mehr als 30000 Stellen nur
um ein starkes Hundert vermehrt worden sind in der
 
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