Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

DOI Artikel:
Schmarsow, August: Über Konrad Witz und die Biblia Pauperum Weigel-Felix
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0065

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1907.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

92

Felix nicht für Originale, sondern für Kopien
hält, muß ich dahingestellt sein lassen, da ich
weder die Lichtdrucke nach photographischen
Aufnahmen bei Campbell Dodgson noch diese
24 Pergamentblätter mit 48 Bildergruppen dar-
auf in England selber gesehen habe. Ich
würde mich, wie gesagt, gar nicht wundern,
wenn sich der Wert des verschollenen Schatzes
beträchtlich herabminderte. Aber die Kom-
positionen als solche bleiben doch bestehen,
und zu ihrer Beurteilung und Einordnung in
den Schatz deutscher Kunst des XV. Jahrh.
wollten die obigen Bemerkungen vorbereitend
beitragen. Wir lassen den Maßstab absoluter
Originalität besser zunächst ganz aus dem
Spiele und erwarten nicht mehr, als wir er-
warten können: allmählichen Fortschritt auf
Grund einer lange gehandhabten Erbschaft,
vielleicht das Eindringen entschlossenen Fort-
schritts auch in die Buchmalerei, wo sie, wie
hier ganz deutlich, unter den Einfluß der
monumentalen Altarwerke gerät. Je mehr wir
uns berechtigt glauben, an Konrad Witz selber
zu denken, desto weniger werden wir eine
dichterische Neuschöpfung erwarten, die auch
die dargestellten Szenen aufs neue mit sprechen-
der Mimik zu durchdringen vermöchte, sondern

wir werden auch auf Einbuße an dramatischer
Lebendigkeit gefaßt sein, wo es gilt, das ruhige
Nebeneinander der Körper im Raum mit
größerer Annäherung an die sichtbare Wirk-
lichkeit wiederzugeben und in erster Linie
das Malerauge des Künstlers oder den Wahr-
heitssinn des Beschauers zu befriedigen.

Aber vor allen Dingen: die drei neuen
Abbildungen bei Campbell Dodgson scheinen
uns nicht auszureichen, die Streitfrage ganz
zu entscheiden. Wenn J. Springer nicht mehr
darin auszubeuten fand, seine Willensmeinung
zu begründen, so genügten sie nicht, für das
Ganze zu zeugen. Oder sehen andre Augen
vielleicht mehr darin, was ich in jenen altern
drei Beispielen fand? R. Stiassny wird sich wohl
dazu äußern.1) Wir stellen jedenfalls die Forde-
rung, daß der englische Forscher das Ganze,
das in seinen Händen ist, in getreuem Fak-
simile herausgebe, oder wenigstens die deut-
schen Forscher in den Stand setze, das Original
selber in England zu studieren, indem er be-
kannt gibt, wo es zu finden ist.

Leipzig. Schmarsow.

:) Vgl. „Jahrb. der preuß. Kunstsammlung 1906 p.

28«."

Bücherschau.

Photograp hische Kunstblätter für den
Kunst- und Anschauungs - Un terricht in
Original-Aufnahmen der Süddeutschen Licht-
druck-Anstalt Heinrich Kumpf, Frankfurt a. M.
Nach Auswahl des Prof. Luthmer.
Diese Kunstblätter von 47 X 59 cm Bildfläche haben
den Zweck, künstlerisch und geschichtlich hervorragende
Bauwerke und sonstige Denkmäler des Vaterlandes als
Anschauungsmaterial zu bieten für den Unterricht in
den höheren und niederen Schulen. — Ein nach Orten
zusammengestelltes Verzeichnis der bisherigen 134 Auf-
nahmen zeigt die nicht unerhebliche Berücksichtigung
der rheinischen Burgen und Kirchen, von denen
die Pfarrkirche in Andernach (1 u. 2), das Münster
in Bonn (39), der Kölner Dom (42 u. 43), die Castor-
kircbe in Koblenz (55 u. 56), der Dom in Limburg
(59 u. 60), der Dom in Mainz (63, 64, 65), die
Äbteikirche Maria-Laach (66, 67, 68, 69) mir in
Außen- und Innenansichten usw. vorliegen. — Die
Aufnahmen sind über jedes Lob erhaben scharf, tief,
warm getönt, so daß sie eine Vorstellung vermitteln,
wie sie durch Abbildungen besser nicht erreicht werden
kann. Trotzdem ist der Preis bescheiden, indem das
Einzelblatt nur 4—6 Mk., bei Abnahme (für Lehr-
zwecke) von 10 Stück nur 3 Mk., von 50 Stück gar
nur 1,50 Mk. kostet. — Die stärkere Verbreitung
dieser Blätter, besonders deren Einführung in die

Schulen als deren Wandschmuck, darf daher auf das
angelegentlichste empfohlen werden. — In noch größerer
Zahl mögen die für die einzelnen Perioden und ihre
Arten typischen Baudenkmäler, namentlich die Kirchen,
aufgenommen, hierbei aber beachtet werden, daß der zu-
fällige Altar- und sonstige Schmuck, der nur zu leicht
das Innenbild stört, vorher weggeräumt werde. D.

Die römischen Katakomben. Von Dr. Anton
"Weber. Mit 225 Abbildungen. III. vermehrte
und verbesserte Auflage. — Pustet in Regensburg
1906. (Preis 2 Mk.)

Diesem Katakombenbuche hat vornehmlich die Popu-
larität der Darstellung und der Reichtum der Illustra-
tion seinen schnellen Erfolg verschafft. Die letztere,
die nur in Zeichnungen besteht, mag für diese Zwecke
genügen, sogar, weil vielfach leichter verständlich, den
Vorzug verdienen vor der Photographie, die für rein
wissenschaftliche Zwecke unentbehrlich ist. Das äußerst
wohlfeile Buch wird manchem Rompilger ein will-
kommener Begleiter sein. d.

Führer zur Kunst, (ä 1 Mk.) Paul Neffs Ver-
lag (Max Schreiber) in Eßlingen A. N.
5. Von alter und ältester Bauernkunst von
Dr. R. Forrer. Mit 1 Tafel und 32 Textabb.
Der Verfasser, der als erleuchteter Sammler zu
den alten Kunstgegenständen die engsten Beziehungen
 
Annotationen