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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Bücherschau
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351

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

352

Bücherschau.

Illustrierte Geschichte des Kunstgewerbes.
Herausgegeben in Verbindung mit W, Behncke,
M. Dreger, O. von Falke, J. Folnesics, O. Kümmel,
E. Pernice und G. Swarzenski von G. Lehnert.
In zwei Bänden. Verlag von Martin Oldenbourg,
Berlin. — Hiervon sind Abteilung I—IV ä M. 4,25,
sowie Bd. I (in prächtigem vergoldeten Pergament-
einband für M. 21) erschienen.
Derselbe umfaßt als Einleitung: Übersicht
über das Kunstgewerbe von Lehnert, sodann das
Kunstgewerbe im Altertum von Pernice und Swar-
zenski, das Kunstgewerbe im Mittelalter von von
Falke und Swarzenski, das Kunstgewerbe in der
Renaissance von Behncke und Swarzenski.

Mit dem bereits vor einem halben Jahrhundert
aufstrebenden Kunstgewerbe, zuerst dem kirchlichen,,
hat das Studium seiner Geschichte nicht von vorn-
herein gleichen Schritt gehalten, obwohl der enge
Anschluß an alte Muster lange Zeit die ständige
Parole war und ihrer Befolgung namentlich die Tech-
niken sehr vieles zu danken haben. — Es stellte sich
daher allmählich ein auf der Höhe der Zeit stehendes
Lehrbuch über die Geschichte der angewandten
Kunst als ein großes Bedürfnis heraus. Aber die
Kenntnis dieser Geschichte stand selbst noch nicht
auf der Höhe, indem gerade die hervorragendsten
ihrer Denkmäler, die der fränkischen, karolingischen,
romanischen Periode angehören, noch sehr der Auf-
klärung bedurften, weniger hinsichtlich ihrer tech-
nischen Verfahren, als bezüglich ihrer Herkunft und
Entwicklung. Über das Altertum und seine Erzeug-
nisse in der ägyptischen, klassischen, selbst byzan-
tinischen Periode waren wir besser unterrichtet, als
über die des früheren Mittelalters, und weniger noch
als das spätmittelalterliche Kunstschaffen war das des
Barock aus dem Dunkel hervorgekommen. Erst seit
dem Anfange unseres Jahrhunderts hat das Dunkel
sich zu lichten begonnen, so daß der Augenblick,
mit einem neuen Handbuch herauszutreten, erst jetzt
gekommen war. — Acht verhältnismäßig junge, aber
längst bewährte Kunstgelehrte haben sich zur Ab-
fassung desselben vor stark Jahresfrist vereinigt, und
schon liegt als VVeihnachtsgabe der I. Band vor,
dem das Zeugnis ausgestellt werden darf, daß er
nicht nur das bis dahin vorhandene Gesamtwissen
in prägnanter Weise aufs geschickteste zusammen-
faßt, sondern auch in mehrere Gebiete neue Licht-
blicke hineinträgt, also nicht nur vorzüglich grup-
pierend, sondern vielmehr noch die so wichtigen
Zusammenhänge der Länder und Meister und Schulen
feststellend. Das gilt von der Kunst des Altertums
und des Byzantinismus, das gilt vor allem vom
Mittelalter, dessen kunstgewerblicher Betrieb
durch von Falke die mannigfaltigsten und schätzens-
wertesten, zum Teil erst hier in die Erscheinung
tretenden Aufklärungen erfahren hat, so daß die
Lektüre des hier 232 Seiten umfassenden knappen,
aber präzisen Überblicks über das frühe Mittelalter,
die Zeit der Karolinger, die Klosterkunst des X. und
XI. Jahrh., des romanischen, frühgotischen und spät-
gotischen Kunstgewerbes überreich ist an Belehrung
und Genuß, wie nur ein Meisterwerk ersten

Ranges sie zu bieten vermag. — Dieses im einzelnen
nachzuweisen, gestattet hier leider nicht der Raum,
aber auf die überzeugende Darlegung der verschie-
denen Quellen, aus denen die oströmische und ger-
manische Richtung auf dem Gebiete der Gold-
schmiedekunst mit der Zellenverglasung nach der
Völkerwanderungsperiode geflossen ist, auf die unge-
mein wichtige Feststellung der Meisterschulen für Gold-
schmiedekunst und Kupferschmelz in Lothringen, an
der Maas, in Köln soll hier wenigstens andeutungsweise
hingezeigt werden.

Zur vornehmen Beweisführung und Sprache im
ganzen Bande paßt vollkommen die Ausstattung, in-
dem die zahlreichen, sehr geschmackvoll einge-
gliederten, durchaus charakteristischen und doch
nichts weniger als landläufigen Illustrationen überaus
geschickt ausgesucht und vortrefflich reproduziert
sind, sowohl die 77 Tafeln (unter denen nur einige
Farbendrucke etwas zu wünschen übrig lassen), als die
531 Textbilder und die passenden alten Vignetten.

Der IL Band, der das asiatische Kunstgewerbe,
das des Islam, des Barocks und Rokokos, des
Empire und der Biedermeierzeit, endlich der neuesten
Zeit umfassen soll, wird für das laufende Jahr ange-
kündigt. Schnütgen.

Altfränkische Bilder mit erläuterndem Text
von Theodor Henner. Jahrg. 1908. Verlag
von H. Stürtz in Würzburg. (Preis 1 M.)
Auch dieser XIV. Jahrgang ist wieder ein vor-
trefflicher kunstgeschichtlicher Führer durch einige
größere und kleinere Orte des fränkischen Landes:
Hessenthal, Mainstockheim, Forchheim, TJnterzell,
Würzburg, Schwabach, Mergentheim, aus denen er
Kirchen, Häuser, Burgen, Straßen- und Hofansichten,
Altäre, Epitaphien usw. der Spätgotik wie der Re-
naissance abbildlich vorführt und in orts- und landes-
geschichtlicher, kunst- wie kulturhistorischer Be-
ziehung erläutert, vielfaches Interesse weckend für
die Orte und ihre Vergangenheit. — Der Umschlag
ist wie immer in mehrfarbigem Druck ausgeführt
durch geschickte Zusammenstellung von Elfenbein-
undGoldfigürchen, die mit Grubenschmelzverzierungen
die Umkleidung von zwei kunsthistorisch wie tech-
nisch hochbedeutsamen Tragaltärchen im Bamberger
Domschatze bilden, nicht aus der ersten Zeit seiner
Dotation durch Heinrich den Heiligen, aber doch noch
aus dem XII. Jahrh. A.

Zwei neue farbige Kommunionandenken
(Nr.64, 64'/2, 65 und 6b*l2) werden von B. Kühlen in
M. Gladbach vorgelegt, von denen das größere 44X^2 cm,
je 30 Pf., das kleinere 37X26 cm, je IS Pf. kostet.
— Das erstere ist eine zeichnerisch wie farblich
vorzügliche Wiedergabe des berühmten Abendmahles
von Leonardo da Vinci in, der Zeit entsprechender, zu-
meist goldiger Fassung mit hohem, aus passenden In-
schriften bestehenden Sockel. — Das andere stellt, in
Höhenformat, ebenfalls das Abendmahl dar, wie es neu-
zeitiger Kunstauffassung entspricht, in guter Gruppierung
und Gewandung, mit erbaulichem, etwas zu weichem
Ausdruck, bei, wie immer, vollendeter Technik. H.
 
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