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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Braun, Joseph: Eine Monstranz Kölner Herkunft in der ehemaligen Jesuitenkirche zu Hildesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0139

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215

1907.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

216

Eine Monstranz Kölner Herkunft in der ehemaligen Jesuitenkirche

zu Hildesheim.

(Mit Abbildung.)
ls ich vor etwa zwei Jahren die in

der Bibliothek des Josephinischen
Gymnasiums zu Hildesheim befind-
i liehe »Historia Collegii Hildes-
heimensis« behufs Nachforschungen über die
Baugeschichte der St. Antoniuskapelle, der ehe-
maligen Jesuitenkirche, durchging, stieß ich
ad annum 1652 auf eine für die Geschichte
der Kölner Goldschmiedekunst nicht uninter-
essante Notiz. Templo,
so hieß es dort, accessit
hierotheca (Monstranz)
nova octo librarum,
adumbrataanostrofratre
Theodoro Syllingh, ela-
borata a M. Leeker Colo-
niae. Für die Monstranz
werden schon ad 1650
Geschenke erwähnt, an-
dere sind zu dem eben
erwähnten Jahre ver-
zeichnet.

Über Bruder Theo-
dor Silling habe ich
ausführlicher im Band
69 der »Stimmen aus
Maria-Laach« S. 526 ge-
sprochen. Er war der
erste Goldschmied im
Kölner Jesuitenkolleg;
mit ihm beginnt in dem-
selben eine rege Gold-
schmiedetätigkeit, die

nicht nur das ganze XVII. Jahrh. hindurch
anhalten, sondern bis fast zur Mitte des folgen-
den fortdauern und manches prächtige und
kunstreiche Stück zur Ehre Gottes hervorbringen
sollte. Sie nahm zwischen 1632 und 1635 ihren
Anfang; nur einmal erlitt sie eine Unterbrechung,
als Bruder Petrus Roprecht, ein Kölner, 1663
infolge einer Quecksilbervergiftung, die er sich
beim Vergolden zugezogen hatte, schwer er-
krankt war und seinem Berufe nicht ferner ob-
liegen konnte, sein Gehülfe, Bruder Johannes
Paulin, aber 1664 das Zeitliche gesegnet hatte.
Indessen dauerte es nur bis 1668, daß sich in der
Person des Bruders Georg Post, ebenfalls eines
Kölners, ein Ersatz gefunden hatte und die
Arbeiten wieder aufgenommen werden konnten.

Ihren Platz hatte die Werkstätte bis zum vor-
letzten Dezennium des XVII. Jahrh. in einem
Anbau, der als Fortsetzung des Nordflügels des
Kollegs von dem jetzigen mittleren Querbau sich
bis nahe bis zur Marzellenstraße hin erstreckte.
Sie befand sich also an der Stelle desjenigen
Teiles des heutigen Nordflügels, welcher jenen
Mittelbau mit dem die Straße entlang laufenden
Vorderbau verbindet.

. BruderSillingwarein
tüchtiger Goldschmied
und ein wirklicher
Künstler. Die Arbeiten,
die sich von ihm erhal-
ten haben, die Büsten
der hll. Franziskus Xave-
rius und Adrian in
St. Maria Himmelfahrt
zu Köln, die Büste des
hl. Aloysius in St. Peter
daselbst und der Schrein,
welcher das Kleid des
hl. Ignatius birgt, in St.
Maria Himmelfahrt, las-
sen keinen Zweifel da-
ran. Vierzehn Jahre
lang, d. i. bis 1649, war
er zu Köln in seinem
Beruf tätig; von da an
erscheint er — er war
damals 72 Jahre alt —
in den Katalogen als
emeritus. Indessen muß
Bruder Silling auch noch in dieser Zeit nicht ganz
auf die Ausübung seiner Kunst verzichtet haben.
Denn aus dieser Ruhezeit stammt der Entwurf
zur Monstranz, welche die Historia des Kollegs
zu Hildesheim ad annum 1652 verzeichnet.
Bruder Silling starb am 6. März 1657.

Ausgeführt wurde die Monstranz, wie wir
durch die oben mitgeteilte Notiz der Geschichte
des Hildesheimer Kolleg vernahmen, durch
den Kölner Goldschmied Leeker. Wer Leeker
war, weiß ich nicht. Merlo kennt diesen Gold-
schmied nicht, ich selbst aber war nicht in
der Lage, im Kölner Stadtarchiv Forschungen
über ihn anzustellen. Ich muß es Kölner
Lokalforschern überlassen, über seine Person
näheres zu erforschen und mich begnügen, seinen
 
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