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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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hat, legt die Sonde an die Bauern- oder Volkskunst,
die er mit Recht als die in das Derbe, Rohe, Naive
übertragene, also verwilderte Stadtkunst erkärt. Die bei-
gegebenen originellen Abbildungen aus der Römerzeit
bis in die letzten Jahrhunderte illustrieren seine ge-
sunden Erklärungen, die den Bauernprodukten manche,
auch kulturgeschichtlich interessante Seiten abgewinnen.

6. Hochzeitsfeste der Renaissance in Italien
von O. v. Gerstfeldt. Mit 2 Mezzotinto-
Gravüren, 3 Einschlagblättern und 6 Textabb.

Über die großartigen Hochzeitsfeste, die nament-
lich im XV. und XVI. Jahrh. in Italien, besonders in
den Hauptstädten gefeiert wurden, berichtet der Ver-
fasser und fügt eine interessante Beschreibung der damit
zusammenhängenden glänzenden Brauttaufen (Cassoni)
bei, auf denen öfters mythologische, biblische, sagen-
geschichtliche etc. Szenen von den hervorragendsten
Malern (und Plastikern) dargestellt sind (gemäß einigen
Abbildungen).

7. Die Ausbildung des Künstlers von Dr.
Hans Schmidkunz.

Dieses dem Verfasser sehr geläufige Thema wird
hier von ihm in dem Sinn behandelt, daß es für den
Werdegang des Künstlers nicht so sehr auf die fremde
Erziehung und den äußeren Unterricht ankomme, als
auf seine persönliche Durchbildung, d. h. auf seine Indi-
vidualität, auf sein eigenes Streben. Manche der hier
nach dieser Richtung entwickelten Gedanken verdienen
ernste Beachtung.

8. Schöne Gartenkunst von Joseph Aug. Lux.
Mit 1 Tafel und 20 Abbildungen im Text.

Von der hochentwickelten Gartenkultur des Alter-
tums (bei den Assyrern, Persern, Griechen, Römern)
ausgehend, schildert der Verfasser deren Wiederaufleben
am Ausgange des Mittelalters, namentlich in Italien,
und noch mehr bei den Mauren. An die römischen
Villengärten knüpfen die Renaissancegärten an, mit
ihren architektonischen, Haus und Garten zusammen-
fassenden Grundsätzen, die zu den terrassenartigen
Anlagen Italiens, später vornehmlich Englands und
Schottlands führten. In der Barockzeit erreichte die
Ausbildung ihren Höhepunkt durch Lenotre, den
Gartenkünstler Ludwig XIV., der die Rückkehr zur
landschaftlichen Behandlung namentlich auch in Deutsch-
land folgte, bis die neueste Zeit allerlei phantastische
Formen mit plastischen und malerischen Elementen
schuf. Manche Abbildungen illustrieren den inter-
essanten Überblick. K.

Aus Natur und Geisteswelt. Teubner; 87.
B. Graul, Ostasiatische Kunst und ihre Ein-
wirkung auf Europa. Leipzig 1906. (Preis geb. 1 Mk.)
Die Anregungen, die der europäischen Kunst, nament-
lich dem Kunstgewerbe von Ostasien, besonders von
Japan, zu teil geworden sind, werden hier in klarer
und anschaulicher Weise besprochen, an der Hand
von 49 geschickt ausgewählten und zusammengestellten
Illustrationen. — Bis ins XV. Jahrh. werden diese
Einflüsse zurückverfolgt, die im XVII und XVIII.
Jahrh. vornehmlich von China ausgeübt wurden, im
vorigen Jahrh. von Japan, das auf den modernen
Impressionismus in malerischer Hinsicht bedeutsam
einwirkte. — In 4 Kapiteln werden diese Beziehungen
erörtert, die in diesem Zusammenhange wohl noch nicht

dargestellt sind; von aktueller Bedeutung ist, was über
den Einfluß Ostasiens auf das moderne Kunstge-
werbe, sowie über den Einfluß neuer europäischer
Kunst auf Japan gesagt wird. In knapper und doch
allgemeinverständlicher Formulierung wird hier ein gutes
Stück nicht so leicht erkennbaren modernen Kunstbe-
triebes derart zur Kenntnis gebracht, daß dafür in
weiten Kreisen die richtige Auffassung geweckt und
gefördert wird. A,

Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben.
10. Band: Correggio. Des Meisters Gemälde in
196 Abbildungen. Herausgegeben von Georg Gronau,
Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. (Preis geb. 7 Mk.)
Dieser Band darf mit besonderer Anerkennung
begrüßt werden, weil er einem Meister gewidmet ist,
dessen Stern in den früheren Jahrhunderten hell auf-
leuchtete, im letzten aber zu erbleichen drohte. Daß
davon sein eigentlicher Wert unberührt bleibt, ist letzt-
hin bereits von mehreren Kunstkritikern angedeutet, in
der 36 Seiten umfassenden Einleitung zu dem vor-
liegenden Bande aber eingehend und überzeugend be-
gründet werden, ausschließlich an der Hand der Tafel-
und Wandgemälde, die hier vollständig zur Abbildung
gelangt sind, mit einer Menge von Einzelaufnahmen. —
Obwohl nämlich Antonio Allegris (zu Correggio 1494
geboren, 1534 gestorben) Gemälde schon 7 Jahre nach
seinem Tode zu Vasaris Kenntnis gelangten, 1550 von
ihm mit vollster Anerkennung beschrieben wurden, so
fehlt es doch an zuverlässigen Mitteilungen über seinen
Lebensgang, namentlich über die Orte, an denen er
sich aufgehalten hat. Wo er die Anregungen zu seinen
mythologischen Darstellungen erhielt, wo er seine Land-
schaften kennen lernte, hüllt sich ins Dunkel. Desto
heller strahlen seine Werke, die sich durch die Plastik
der Figuren, durch den Liebreiz ihres Ausdrucks, durch
die Wärme und Glut des Kolorits in unvergleichlicher
Weise auszeichnen. Er kannte die Grenzen, die seinem
Genie gezogen waren, aber innerhalb derselben hat er
das Höchste erstrebt und erreicht. Wer seine wuchtigen,
hier ganz besonders berücksichtigten Wandgemälde
in Parma, wer namentlich seine weithin zerstreuten
lieblichen Madonnen- und Kinderbilder betrachtet, wird
dem Herausgeber gerne folgen auf den Pfaden fein-
sinniger Analyse und rückhaltloser Bewunderung.

Die Lieferungsausgabe dieser Klassiker ist seit
dem letzten Referat in Nr. XIX Sp. 286 um 18 Hefte
ä 50 Pf., Lief. 53 bis 70) gewachsen, so daß jetzt
in ihr auch Tizian und Dürer ihren Abschluß ge-
funden haben, zugleich die I. Serie des Werkes
abschließend, die 5 Bände umfaßt. — Die gemäß vor-
stehender Besprechung weiter erschienenen 5 Bände
sollen allmählich in den Einzelheften folgen, die
manchem Leser für den Gebrauch handlicher erscheinen
mögen. — Wenn für die folgenden Bände van Dyck,
Jan Steen, Holbein, Donatello, Hals, Rethel, Botticelli
verlockend angekündigt werden, dann möge auch der
Wunsch Beachtung finden, daß die altflandrischen
Meister nicht zu weit hinausgeschoben werden mögen;
sie stehen jetzt, wie die Primitiven überhaupt, im Vorder-
grunde nicht nur des gelehrten Studiums, sondern auch
der allgemeineren Beachtung. S.
 
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