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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Springer, Jaro: Die Biblia Pauperum Weigel-Felix
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0045

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1907.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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der beiden alttestamentlichen Darstellungen
unter die Hauptszene allerdings besonders
stark betont; ähnlich, nur ist die Hauptszene
mit den Propheten zur Seite in der unteren
Reihe, die Nebenszenen in der oberen, findet
sich diese Anordnung schon in Handschriften
in München und Gotha (Schreiber 16, 17, 18),
die sicher alle früher entstanden sind, als
unser Manuskript. Die Umkehrung, also
Hauptszene und Propheten oben, die Neben-
szenen unten, hat ganz übereinstimmend mit
der Weigel-Felix eine Müncherier Handschrift,
die aus Salzburg stammt (Schreiber 19). Weigel-
Felix und diese Münchener sind etwa gleich-
zeitig, welche früher ist, vermag ich nicht zu
entscheiden. Es soll aber gern zugegeben
werden, daß in der Anordnung der Szenen
die Weigel-Felix einen Fortschritt und einen
künstlerischen Höhepunkt bezeichnet. Nichts
aber berechtigt dazu, diesen Schritt Konrad

Witz zuzuschreiben. Die Betrachtung der
Armenbibeln von den ältesten Handschriften
an zeigt eine stetige gleichmäßige Entwicklung
in der äußeren Anordnung der Szenen, der
Weg vom letzten Vorläufer zur Weigel-Felix
war nicht besonders weit und kühn, daß ihn
nur ein großer Künstler finden konnte. Auch
einem kleinen konnte das wohl glücken.
Sicher aber besitzen wir in der Weigel-Felix
das edelste und beste Beispiel der Biblia
Pauperum, wenn auch leider nur in einer
Kopie. Wer für die Handschrift eine Heimat
sucht, wird sie da allein finden, wo der nieder-
ländische Einfluß sich nicht unmittelbar geltend
macht, östlich des Rheins. Die Gegend, in
der das Original entstanden sein könnte, ver-
mag ich wenigstens nicht genauer als östliches
Süddeutschland zu bezeichnen.

Berlin.

Jaro Springer.

Bücherschau.

Die liturgische Gewandung im Occident und
Orient nach Ursprung und Entwicklung,
Verwendung und Symbolik von Joseph
Braun S. J. Mit 316 Abbildungen. Herder, Frei-
burg 1907. (Preis 30.— Mk.)
Seit dem Jahre 1859, in dem von der »Geschichte
der liturgischen Gewänder« Bocks der I. Band erschien,
hat es an vereinzelten Veröffentlichungen auf diesem
mancherlei Kenntnisse erfordernden Gebiete nicht ge-
fehlt, wohl aber an einer zusammenfassenden Be-
arbeitung des der Ergänzung trotz allen Zuwachses
immer noch sehr bedürftigen Materials. Längst hatte
P. Braun sie vorbereitet, dessen „Geschichte der
priesterlichen Gewänder des Abendlandes" bereits in
Bd. X Sp. 351, dessen „Geschichte der pontifikalen
Gewänder" im folgenden Bande Sp. 348 dieser Zeit-
schrift besprochen wurde, der bevorzugten Sammel-
stätte mancher seiner bezüglichen Beiträge. — Als die
reife Frucht dieser unermüdlich auf langen Reisen in
den Bibliotheken, Archiven, Paramentenkammern unter
Zuhülfenahme des Zeichenstiftes und des Apparates
gepflegten Studien, wie sie fast nur ein Ordensmann
anzustellen vermag, erscheint das vorliegende, 800 Seiten
umfassende Buch. Es behandelt sämtliche kirchlichen
Gewänder nach allen für sie in Frage kommenden Ge-
sichtspunkten, also nach ihrer Entstehung und Umge-
staltung, hinsichtlich ihrer Stoffe, ihrer Formen, ihrer
Verzierungen, hinsichtlich der Art, wie sie getragen,
der sinnbildlichen Deutungen, die an sie geknüpft
wurden. — Nicht auf die Gewänder des Abendlandes
beschränkt sich die Untersuchung, so sehr diese natür-
lich im Vordergrunde stehen; auch die morgenländischen
Riten kommen mit ihren Kultkleidem zur Geltung,
die von der Forschung bislang arg vernachlässigt

wurden. Hierbei sind die schon von Bock heran-
gezogenen alten Schatzverzeichnisse in solchem Umfange
ausgebeutet, daß deren örtliche Zusammenstellung fünf
volle Seiten beansprucht. Noch mehr sind die erhaltenen
Gewänder selbst berücksichtigt, von denen kaum ein
Exemplar hervorragender Charakteristik dem Verfasser
entgangen sein mag. Viele derselben hat er erst ent-
deckt, durch eigene Aufnahmen in den Bilderschatz
eingeführt, und vorzüglich hat er an ihnen den ganzen
"Werdegang illustriert, immer auch die praktischen Ge-
sichtspunkte betonend und damit die Lehren, die für die
Paramentik als überaus wichtige liturgische Kunst-
leistung sich ergeben. — Das an Reichtum und Lehr-
haftigkeit des Inhalts kaum zu übertreffende, durchaus
objektiv und maßvoll gehaltene, daher überaus lehr-
reiche Buch zerfällt in 5 Abschnitte, in denen die (6)
„liturgischen Untergewänder", die (3) „Obergewänder",
die „liturgischen Bekleidungsstücke der Hände, der
Füße und des Kopfes", die (4) „Insignien", endlich
„Symbolik, Farbe und Segnung" der liturgischen Ge-
wänder behandelt werden. „Die liturgische Gewandung
in ihrer Gesamtentwicklung" faßt als Schlußabschnitt
den gesamten Prozeß bis in die Neuzeit zu großartigem
Überblick zusammen. — Die umfänglichen Register
erhöhen wesentlich die Brauchbarkeit des ohnehin schon
durch seine stoffliche Anordnung und Typenverwendung
ungemein übersichtlich sich darstellenden Buches, welches
als eine wahre Fundgrube für liturgische, kunstgeschicht-
liche, archäologische Studien von großem Einflüsse sein
kann und hoffentlich wird auf den ferneren Ausbau
dieses wichtigen Gebietes, in das auch noch weitere
Bekleidungsmittel, wie Antependien und sonstige Texti-
lien, z. B. Fahnen, Baldachine, Behänge, Teppiche etc.
hineingezogen werden können, abgesehen von den
 
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